Schluderns - Die Churburger Wirtschaftsgespräche 2.0 im Vintschger Museum VUSEUM in Schluderns thematisierten nach Wachstum, Demokratie und Ungleichheit erstmals den Begegnungsraum Dreiländereck. Hierfür arbeitete das Center for Advanced Studies mit dem Gründer- und Innovationszentrum BASIS Vinschgau Venosta und der Bürger*Genossenschaft Obervinschgau zusammen. Begrüßungsworte sprachen Roland Psenner, Präsident von Eurac Research, Heiko Hauser, Bürgermeister von Schluderns und Anton Patscheider, Präsident des Vintschger Museums. Für die Organisation der Tagung zeichneten Giulia Isetti und Michael de Rachewiltz von Center for Advanced Studies von Eurac Research verantwortlich.
Zwei Beispiele: Mit Migration und Tourismus beschäftigt sich der Historiker Kurt Gritsch in einem Arge Alp-Projekt im Begegnungsraum Dreiländereck Graubünden, Tirol, Südtirol. „Vor allem in Grenzregionen ist der Wunsch, sich abzugrenzen utopisch. Begegnungen sind unvermeidbar, um aber Wirkung zu entfalten, brauchen sie Freiräume“, unterstrich Gritsch. Gritsch präsentierte verschiedene Stufen der Begegnung und hob vor allem die sogenannte reklamierende Stufe hervor. „Es geht nicht darum, ein Kreuzchen zu machen, damit andere für mich entscheiden. Ziel ist eine Zivilgesellschaft, die initiiert und einfordert.“ Dafür brauche es jedoch eine Demokratisierung von Institutionen und Betrieben. Michael Hofer, Geschäftsführer und Vizevorsitzender der Bürger*Genossenschaft Obervinschgau, unterstrich allerdings, dass die Politik nicht nur auf Lösungsansätze von unten herauf warten dürfe, sondern auch selbst daran arbeiten müsse, starre Strukturen zu durchbrechen.
Dass Begegnung über sprachliche, kulturelle und geographische Grenzen hinweg möglich ist, zeigte insbesondere das praktische Beispiel von Johannes Abart aus Schleis. Vier Jahre lang war der gelernte Fliesenleger auf der Walz und verständigte sich zwischen Polen, Marokko oder Portugal auch mit Händen und Füßen. „Die Begegnungen und Beziehungen auf der Wanderschaft verändern den eigenen Horizont und es bleibt viel Zeit, über sich selbst nachzudenken. Das Materielle verliert an Bedeutung und man erlangt auch dadurch eine ganz neue Freiheit“, schilderte Abart. Regelmäßig treffen sich die Gesellinnen und Gesellen der Schächte, um auf sogenannten sozialen Baustellen zu arbeiten und damit auch der Allgemeinheit etwas zurückzugeben.