St. Valentin - Die Wassereintritte in Kellern von St. Valentin bringen die Alperia die Betreibergesellschaft am Reschenstausee, unter Druck. Alperia reagiert, indem sie der Sache auf den Grund gehen will. Derweil gehen die Wogen hoch.
von Erwin Bernhart
Alperia versucht den Ball flach zu halten und schickt eine Aussendung an die Medien: „Hinsichtlich der aufgetretenen Ereignisse in St. Valentin Ende Juli 2021, ist Alperia Vipower unverzüglich mit eigenen Fachleuten, lokalen Unternehmen und ausgewiesenen technischen Beratern aktiv geworden, um erste Notwendigkeiten zu managen und die Schäden der direkt Betroffenen zu mindern. Dies geschah auch dank der wertvollen Mithilfe der Gemeinde Graun und der lokalen freiwilligen Feuerwehr. Alle Maßnahmen wurden stets im Einklang mit den zuständigen Behörden durchgeführt. Die Gründe für den Wasseraustritt können zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht mit Sicherheit bestimmt werden und entsprechend können auch keine Lösungen definiert werden. Dazu bedarf es zusätzlicher Untersuchungen, Kontrollen und Analysen seitens Experten und Behörden. Alperia Vipower hat dennoch entschieden, den Staupegel des Reschenstausees vorzeitig zu senken, um die Ursachenerforschung und die entsprechende Lösungsfindung zu fördern. Damit sollte sechs Monate vor Planung ein Niedrigstwasserstand erreicht werden, der normalerweise erst für Ende April vorgesehen wäre. Dies alles muss zwingend auch angesichts der baulichen Gegebenheiten der Staumauer von St. Valentin in gradueller Art und Weise erfolgen. Diese Absenkung hat nichts mit einer Gefahrensituation für Bevölkerung und Gemeinde zu tun, sondern ist ausschließlich Ausdruck des Willens der Betreibergesellschaft, die aufgetretenen Probleme so schnell als möglich zu erkennen und einer Lösung zuzuführen.“
Die Alperia-Anlagen, der Reschenstausee, der Staudamm und der Kanal unter dem Dorf St. Valentin verursachen möglihcerweise in Summe unterirdische Wasserstöme. Teile des Dorfes St. Valentin könnten somit tief unter der Erde unterspült sein. Dieser Umstand ist problemlos, bis es zu Störungen kommt - wie der leck gelaufene Kanal, was zu Wassereintritten in den Kellern der Raikafiliale in St. Valentin geführt hat. Oder aus noch zu klärenden Gründen jüngst der Wassereintritt in mehreren Kellern, die bislang trocken waren.
Alperia wird die unterirdischen Wasserströme unter dem Dorf St. Valentin wohl genauestens eruieren und kartieren müssen, um eine angstnehmende und damit befriedigende „Lösung“ anbieten zu können.
Der Landtagsabgeordnete Sepp Noggler hat das Thema auf die politische Agenda in Bozen gehoben. In einer Landtagsanfrage schickt Noggler voraus: „Die betroffene Bevölkerung wird durch den Wasseraustritt stark belastet und durch die noch nicht gefundene Ursache bzw. Quelle dieses Unglücks gibt es Raum für Spekulationen, weswegen sich die Beunruhigung auf die Dörfer am Reschenstausee ausbreitet.“ Noggler will von der Landesregierung drei Fragen beantwortet wissen: „Ist das Wasserrechtsverfahren betreffend die Ableitung von Wasser zur Erzeugung von elektrischer Energie am Reschensee sowie am Haidersee abgeschlossen oder wird unter Probelauf Energie produziert? (Antwort für beide Seen). Gibt es für den Reschensee eine funktionierende Rohrbruchklappe, welche bei Wasseraustritt automatisch schließt, und dies auch bei vollem Speicherbecken? Weshalb muss für Untersuchungen am Zulaufstollen der Reschensee teilweise geleert werden?“
Alperia und deren Ingenieure stehen damit mehrfach unter Druck: Wasserdruck, Druck von der Bevölkerung und Druck von der lokalen Politik. Bis Ende Oktober soll der Pegel des Stausees gesenkt sein.