Kolping im Vinschgau - Als Adolph Kolping 1847 Präses des in Wuppertal- Elberfeld von Johann Gregor Breuer gegründeten Gesellenverein wird, erkennt er bald das Potential, das in dieser Idee steckt. Er muss allerdings auch zur Kenntnis nehmen, dass seinem Wunsch nach einer raschen Ausbreitung dieser Vereine Grenzen gesetzt sind. Kolping stößt auf Widerstände! In dieser seiner Zeit ist der Katholizismus im Umbruch der nicht nur – wie auch heute – durch die Säkularisierung bedingt ist, sondern auch durch die Auseinandersetzung zwischen radikaler Weltabgewandtheit und Weltzugewandtheit. Kolping steht pragmatisch in der Mitte und braucht Verbündete, um seine Idee umzusetzen.
Also lange bevor der Begriff „Netzwerker“ Eingang in die deutsche Sprache findet, bildet Kolping schon in jungen Jahren sein Netzwerk, findet Freunde und Förderer. Er meint:“ Der Mensch muss sich mit anderen Menschen verbinden, sobald er etwas will, was einfach die Kräfte oder den Wirkungskreis des Einzelnen überschreitet.“ So sucht und fand er Verbündete (Netzwerker) in München beim Studium, bei Professoren, bei Gönnern und Förderern usw.
Da der Bau von Gesellenhäusern Geld kostet, ist sich Kolping nicht zu schade, als Bittsteller um Unterstützung für seine Projekte zu agieren. Er knüpft Kontakte in die vermögende Bürgerschaft, um Spenden zu requirieren. Dabei begreift er Netzwerk nicht nur als nutzbare Ansammlung von Kontakten, sondern auch als strukturelles Element zur Mehrung des Gemeinwohls.
Otto von Dellemann