In den kommenden zwei Wochen sammeln Schüler wieder "KlimaSchritte" und machen sich umweltfreundlich auf den Weg in die Schule.
Gemeinsam so viele KlimaSchritte wie möglich zu sammeln: Das ist das Ziel der Aktion "KlimaSchritte" im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche. Zwei Wochen lang, bis zum 27. September, legen die teilnehmenden Grundschüler den Schulweg auf umweltfreundliche Art und Weise zurück: zu Fuß, mit dem Roller, dem Fahrrad oder einem öffentlichen Verkehrsmittel. Für jede zurückgelegte Strecke sammeln sie Punkte in einem Klimapass. Auch Eltern und Lehrpersonen sind eingeladen, die Initiative zu unterstützen und ohne Auto zur Arbeit zu fahren. "Damit leisten schon die Kleinsten und ihre Familien einen wichtigen Beitrag zu weniger Luftverschmutzung", unterstreicht Umweltlandesrat Giuliano Vettorato.
Aktionen in Bozen, Leifers und Laag
Um ein Zeichen zu setzen, besuchte der Landesrat diese Woche die Schüler an drei Schulen. Diesen Montag machte er sich auf den Weg zur italienischen Grundschule "Don Milani" in Laag, am heutigen (18. September) Mittwoch zur Mittelschule "Astrid Lindgren" in Leifers und am Freitag wird er bei den Schülern der Grundschule "Don Bosco" in Bozen vorbeischauen. "Das KlimaSchritte-Projekt fordert die Kinder, aber auch uns Erwachsene dazu auf, nachhaltig mit unserer Umwelt umzugehen", erklärt Vettorato. "Weniger Verkehr vor den Schulen bedeutet nicht nur saubere Luft, sondern auch weniger Lärm und mehr Sicherheit für Radfahrer und Fußgänger."
Die Aktion "KlimaSchritte" ist Teil des Projektpakets "Umwelt.Schule" der Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz. Am Ende der Initiative werden alle gesammelten KlimaSchritte zusammengezählt und der Landesumweltagentur übermittelt. Alle Klassen nehmen an der Verlosung von fünf "Abenteuer, Spiel & Bewegung"-Workshops teil. Die Gesamtzahl der KlimaSchritte aller EU-Länder wird bei der nächsten Weltklimakonferenz in Chile präsentiert.
Umfassendes Umweltbildungspaket
Neben der Aktion KlimaSchritte, stellt die Landesagentur für Umwelt- und Klimaschutz den Schulen Südtirols noch eine Reihe weiterer Umweltbildungsinitiativen zur Verfügung. Das Umweltbildungspaket Umwelt.Schule umfasst insgesamt 15 Projekte zu den Themenbereichen Wasser, Klima, Lärm, Luft, Abfall und Konsum. Es ist ein Mix aus einer Erlebnisausstellung, Workshops und selbstständig durchzuführenden Aktionen für sämtliche Schulstufen. Ein Video zum Umwelt.Schule-Paket ist auf YouTube und Facebook veröffentlicht.
Heuer neu ist das das Online-Quiz zum Internationalen Tag der Fischwanderung "Fische wandern". Das gesamte Programm ist auf den Web-Seiten der Landesagentur abrufbar. Anmeldungen sind noch bis 15. Oktober möglich.
LINKS ZUM DOWNLOADEN
O-Töne MP3 (Vettorato, Berger, Busetti , Lorenz)
mpi
Die Kampagne S.O.S. Zebra für Sicherheit auf der Straße geht weiter. LR Alfreider setzt auf die Zusammenarbeit mit Schulen. Es gibt zehn Projekte für Kinder und Jugendliche.
"Schau links, schau rechts und los!" rechtzeitig in den ersten Schulwochen mahnt die Kampagne S.O.S. Zebra mit diesem Motto wieder, im Straßenverkehr achtsam zu sein - vor allem an den über 3000 Zebrastreifen, aber grundsätzlich auf allen Straßen in Südtirol.
Regeln und Mobilitätsverhalten von morgen lernen
Fachleute der Landesabteilungen Straßendienst und Mobilität, des Safety Parks, der Sanitätseinheit, der Ortspolizei und seit 2014 auch dem Ökoinstitut arbeiten an der kapillaren Sensibilisierungsaktion S.O.S. Zebra mit und setzen diese mit verschiedenen Partnern um. Dieses Jahr wird wieder verstärkt mit den Schulenzusammengearbeitet. Laut Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider ist es besonders wichtig, "bei den Kleinsten zu beginnen, denn sie brauchen am meisten Schutz. Sie erlernen die wichtigsten Regeln im Straßenverkehr und bereits heute das Mobilitätsverhalten für morgen. Außerdem sind sie zu Hause auch Multiplikatoren." Mit S.O.S. Zebra sollen die Schul- und Heimwege der Kinder und Jugendlichen sicherer werden. Zugleich sollen sie für nachhaltige Mobilität sensibilisiert werden, erklärt der Landesrat. "Bei den Projekten wird beispielsweise gezeigt, dass die Mobilität der Zukunft intelligent, vernetzt und klimaneutral und sogar gesundheitsfördernd ist, wie etwa beim Radfahren und zudem Spaß macht", sagt Alfreider.
In zehn Themen-Projekten selbst aktiv werden
Heuer werden zehn Projekte über die Schulen angeboten. Neu ist das Projekt "Augen auf Smombies im Straßenverkehr". Dabei erfahren die Schüler, wie stark sie durch Smartphones im Straßenverkehr abgelenkt werden können. Beim Projekt "Mein Fahrrad und ich" lernen die Schüler, einfache Reparaturen am Rad selbst zu machen ebenso wie die wichtigsten Verkehrsschilder, Regeln und Vorschriften. Bei der Aktion "S.O.S. Zebra" machen die Schüler Erkundungsrundgänge im näheren Umfeld der Schule und üben das richtige Verhalten am Zebrastreifen, Gehsteig, usw. Ähnlich ist das Projekt "Mobilitätscheck Schule": Die Schüler lernen, Gefahrenstellen am Schulweg zu erkennen, gefährliche Situationen zu besprechen und selbst Maßnahmen zu ergreifen, wie etwa Hinweisschilder basteln. Dass Autos nicht nur Straßen, sondern auch sonst viel Platz brauchen, erfahren Schüler beim Projekt "Das Stehzeug", bei dem es um den Flächenverbrauch von Verkehrsinfrastrukturen geht. Die Schüler messen selbst den Platzverbrauch, machen eine Autoumfrage und basteln ein Stehzeug um die Ortsbewohner zu sensibilisieren. Bei "Sei clever, sei safe" wird den Kindern gezeigt, wie Bremswege, Gefahren und Wahrnehmung jeweils aus der Sicht von Autolenkern und Radfahrern ist. Als "Verkehrsdetektive" erforschen die Schüler nach einer theoretischen Einführung zur nachhaltigen Mobilität die Auswirkungen auf die Umwelt und den Menschen, und zwar auf einer vielbefahrenen Straße in der Nähe und zählen und analysieren den Verkehr. Zudem messen sie Lärm und Abgase. Die Wanderausstellung zur Mobilität veranschaulicht verschiedene Aspekte von Mobilität anhand von Schautafeln und interaktiven Arbeitsaufträgen. Zudem gibt es einen Tag der Mobilität für die Mittelschüler und einen für die Oberschüler, jeweils im Safety Park in Pfatten, bei denen sie unter anderem auch Elektro- und Wasserstoffautos testen können, Bremswege selbst erleben und Wissenswertes über Verkehrsregelung erfahren.
SAN
Mit Beginn des neuen Schuljahres hat sich die Evaluationsstelle für das deutsche Bildungssystem personell neu aufgestellt und die Arbeitsinhalte definiert.
Das Team der Evaluationsstelle für das deutsche Bildungssystem in Südtirol hat mit einer Klausurtagung seine Tätigkeit im Bildungsjahr 2019/20 aufgenommen. Nachdem die bisherige Leiterin der Evaluationsstelle, Ursula Pulyer, wieder als Führungskraft an die Schule zurückgekehrt ist, hat Martin Holzner die Leitung übernommen. Gemeinsam mit seinem Team hat er Ziele und Vorgangsweise für das heurige Schuljahr definiert.
Externe Evaluation
Schwerpunkte sind die externe Evaluation der Schulen in Form von Schulbesuchen und die Durchführung verschiedener Lernstandserhebungen, Kompetenztests und Schulleistungserhebungen. Besuche an elf Schulen sind geplant. "Das Konzept der Evaluationsstelle sieht vor, dass Schulen im Abstand von sechs Jahren von unserem Expertenteam besucht und evaluiert werden", informiert der neue Evaluationsstellenleiter Holzner. Ausgehend von den intern durchgeführten Evaluationen richte sich der Blick dabei von außen auf die verschiedenen Dimensionen und Bereiche des "Qualitätsrahmens für gute Schule in Südtirol". Analysiert werde, ob und inwieweit Schulen die Zielsetzungen erreichen, die sie sich selbst stellen und jene, die vom Gesetzgeber vorgegeben sind. Nach der Hälfte des Sechsjahreszeitraums, also drei Jahre nach jedem Schulbesuch, erhalten Schulen von der Evaluationsstelle eine Rückmeldung zu ihrem Qualitätsmanagement. Diese Zwischenbilanz gibt Schulgemeinschaften weitere Hinweise für ihren Qualitätsentwicklungsprozess.
Kompetenztests und Lernstandserhebung
Der zweite große Arbeitsbereich der Stelle nach der externen Evaluation der Schulen sind die Kompetenztests und Lernstandserhebungen. "Derzeit wird mit verschiedenen Partnern in der Bildungsdirektion darüber nachgedacht, wie die Ergebnisse aus gesamtstaatlichen und internationalen Erhebungen nachhaltiger für die Verbesserung der Bildungsangebote genutzt werden können", sberichtet Holzner. Damit solle gewährleistet werden, dass sich sowohl das Bildungssystem als auch die Schulgemeinschaften intensiver mit den Ergebnissen auseinandersetzen und diese nutzen, um günstige Rahmenbedingungen für Schule und Unterricht zu schaffen und die Didaktik weiterzuentwickeln.
Neu zusammengesetztes Team
Kontinuität in der Zusammensetzung des Teams gewährleisten Rosanna Ferdigg, Eva Oberhuber, Klaus Niederstätter und Ivan Stuppner als Evaluatorinnen und Evaluatoren. Manuela Fritz ist weiterhin als Sekretariatsassistentin in der Stelle tätig. Als neues Mitglied nimmt Christine Ladurner, Lehrerin an der Berufsschule, die Tätigkeit im Bereich der Qualitätssicherung auf. Weiter verstärkt wird das Team durch Udo Ortler, der nach einigen Jahren als Schulführungskraft wieder an die Evaluationsstelle zurückgekehrt ist. Der neue Leiter Martin Holzner war bisher Direktor an den Gymnasien in Meran.
LPA
Grünes Licht der Landesregierung für die neue Durchführungsverordnung "Gefahrenzonenpläne". LRin Kuenzer: "Oberstes Gebot ist der Schutz der besiedelten Gebiete vor Naturgewalten."
Die Landesregierung hat heute (17. September) die Durchführungsverordnung "Gefahrenzonenpläne" zum neuen Landesgesetz "Raum und Landschaft" genehmigt. Sie ist an die neuen gesetzlichen Grundlagen angepasst worden.
Auf die Wichtigkeit der Gefahrenzonenplanung ging Raumordnungslandesrätin Maria Hochgruber Kuenzer in der anschließenden Pressekonferenz ein: "Naturgefahren sind in Südtirol allgegenwärtig und müssen daher in der strategischen Entwicklung unserer Gemeinden berücksichtigt werden." Die Gefahrenzonenpläne seien ein wesentlicher Faktor in der Raumplanung. Sie führten dazu, dass sich die Gemeinden und die Bevölkerung mit ihrem Lebensraum und den dortigen Gefahren auseinandersetzen.
Bereits das noch gültige "alte" Raumordnungsgesetz hatte festgelegt, dass alle Gemeinden ihrem Bauleitplan einen Gefahrenzonenplan als gesonderten Plan beilegen müssen. Durchführende Bestimmungen zu Gefahrenzonenplänen gab es erstmals seit August 2008, der diesbezügliche Artikel (Art. 22/bis) war im Juli 2007 ins Gesetz eingefügt worden.
Schutz der besiedelten Gebiete vor Naturgefahren
"Die Erstellung eines Gefahrenzonenplans dient in erster Linie dem Schutz der besiedelten Gebiete vor Naturgefahren", unterstreicht Landesrätin Hochgruber Kuenzer. "Es ist ein Instrument, das der Bevölkerung Sicherheit und den Gemeindeverwaltungen Orientierung in der Planung gibt." Ziel sei es, die sicheren Flächen in Südtirols Siedlungsgebieten zu definieren.
Im neuen Landesgesetz "Raum und Landschaft" regeln die Art. 55 und 56 den Bereich der Gefahrenzonenpläne. Das Anliegen, betont die Landesrätin, bleibe dasselbe. Geändert habe sich jedoch die Einstellung zur Gefahrenzonenplanung: Während diese in der Vergangenheit als bürokratische Belastung empfunden wurde, sei sie heute nachvollziehbarer denn je: "Besonders infolge der Schäden, die Naturereignisse auch in Südtirol angerichtet haben, ist sich eine breite Öffentlichkeit der Bedeutung der Gefahrenzonenplanung durchaus bewusst", berichtete Hochgruber Kuenzer.
Fast die Hälfte der Gemeinden hat gültigen Plan
Über einen gültigen Gefahrenzonenplan verfügen in Südtirol derzeit 49 Gemeinden. Der Gefahrenplan weiterer 32 Gemeinden ist in der Endphase des Genehmigungsverfahrens. Alle weiteren Gemeinden haben mit der Erstellung des Planes begonnen. "Die Gefahrenzonenpläne der Gemeinden mit den größten Gefahren sind bereits genehmigt", betont die Landesrätin.
Der Gefahrenzonenplan sieht vier Zonen vor: Grau gekennzeichnete Flächen gelten als sicher, gelbe haben geringe Risiken, blaue Flächen brauchen Schutzmaßnahmen wie Damm-, Steinschlag-, oder Lawinenschutzbauten und in den roten Zonen dürfen keinerlei Vorhaben umgesetzt werden, die an Personen adressiert sind, denn rote Zonen liegen unmittelbar an einem Gefahrengebiet.
In der heute genehmigten Durchführungsverordnung werden die zulässigen Eingriffe und Maßnahmen in den einzelnen Zonen je nach Gefährdungsgrad angeführt. Es wird zwischen Gefahren unterschieden, die von Massenbewegungen, Wasserbewegungen und Lawinen ausgehen, und es werden drei Stufen der Gefährdung unterschieden: Die Skala reicht von H2 (mittlere Gefahr) über H3 (hohe Gefahr) bis zu H4 (sehr hohe Gefahr).
mpi
Kommentar von Chefredakteur Erwin Bernhart - Der Reinhold Messner ist am vergangenen Dienstag, den 17. September 2019, 75 geworden. In den Reigen der Gratulanten reihen wir uns ein. Messner ist der weltweit bekannteste Südtiroler und von daher ein Aushängeschild unserer Provinz. Weit gereist ist Messner, ein Sammler von Erfahrungen, ein Spurenleger, ein Stürmer, ein Dränger. Er hat Südtirol mit seinen Museen bereichert - alle touristisch von großer Bedeutung. Er erhebt seine Stimme, wenn er gefragt wird, zu allen möglichen Themen. Er polarisiert, poltert, mahnt, rüttelt, lobt auch. Eine mutige und eigenständige Stimme auf jeden Fall. Das gefällt uns, wenn wir auch nicht mit allem, was Messner sagt, einverstanden sind. Aber Reinhold Messner tut vielen Diskussionen in Südtirol gut. Auch dann, wenn er zum öffentlichen Buhmann wird. Das hält er aus. Wir wünschen dem Reinhold Messner, dass er gesund, wach und scharfkantig bleibt.
Nun werden sich einige fragen, was denn der Messner mit dem Vinschgerwind zu tun hat. Reinhold Messner hat sich seit der Gründung des Vinschgerwind immer wieder erkundigt, wie es dem „Wind“ denn gehe. Ob wir eine Chance hätten, gegen die Ebner-Großmacht zu bestehen. Ob die Wirtschaft im Vinschgau die Eigenständigkeit einer Lokalzeitung erkennen würde. Ob die Leute zu uns stehen....
Er hat uns ermuntert und ermutigt. Er hat mit Lob und mit Kritik uns gegenüber nicht gespart - beides hat uns gut getan. Deshalb wünschen wir dem Reinhold Messner zu seinem 75. Geburtstag „ad multos annos“.
Im Vinschgau gibt es landesweit die höchste Anzahl von Milchviehalmen. Zwischen Idylle und Aufbruchstimmung sind sie komplexen Herausforderungen wie gesunde Tierhaltung, Rekrutierung von qualifiziertem Almpersonal, Produktion von naturnahen Lebensmitteln, touristischer Nutzung, Rückkehr der Großraubtiere und Erhaltung der Natur- und Kulturlandschaft unterworfen.
von Ludwig Fabi
Der zum achten Mal durchgeführte Erfahrungsaustausch der Almwirtschaft in den Regionen Unterengadin/Val Müstair, Vinschgau und der Bezirke Landeck/Imst ist Zeugnis davon, wie lebendig und bedeutend die Almwirtschaft im Dreiländereck ist. Gefördert wird diese „Almbegegnung“ über den Kleinprojektefond im INTERREG V-A Italien-Österreich Programm. Nach einer Besichtigung der neuen Sennerei „Chascharia“ in Müstair wurde auf der Alp Prasüras über die Alm- und Landwirtschaft im Münstertal informiert, ehe am Nachmittag die Tessanda Handweberei, die Mühle „Muglin Mall“ und das Museum 14/18 in Müstair besichtigt wurden. Das Val Müstair versucht derzeit intensiv das Tal als hochalpines UNESCO-Biosphärenreservat gemeinsam mit dem Schweizerischen Nationalpark zu positionieren, indem das Ziel verfolgt wird, ein sinnvolles Zusammenwirken der Bereiche Gesellschaft, Kultur, Natur, Ökologie und Ökonomie zu gestalten.
Auch die Vinschger Milchviehalmen rüsten sich für die Zukunft und einige Almen investieren dementsprechend. (Siehe Info-Kasten). Wir haben mit Bertram Stecher, zuständig für die Beratung Almen und Direktvermarkter im Südtiroler Sennereiverband über die aktuelle Situation der Almwirtschaft im Vinschgau gesprochen.
Vinschgerwind: Auf wie vielen Almen haben Sie heuer persönlich den Käse verkostet?
Bertram Stecher: Diese Ehre hatte ich auf vielen Almen, es werden wohl zwischen 70 und 80 sein. Es ist ein Glück, dass Käse und vor allem Almkäse zu meinen Lieblingsspeisen gehört.
Vinschgerwind: Was kostet eine Alpung im Durchschnitt?
Bertram Stecher: Die Bewirtschaftung einer Alm, insbesondere einer Almsennerei ist kostenintensiv. Allein die Personalkosten erreichen bei mittleren Kuhalmen schnell die 30.000 € Marke. Dazu kommen Aufwände für Futter, Energie, Betriebsmittel, Produktuntersuchungen und vieles mehr. Auch die Instandhaltung von Geräten, Maschinen und Zufahrtswegen, Zäunen usw., sowie Düngung und Weidepflege verursachen Arbeitsaufwand und Kosten. Ohne öffentliche Förderung wäre Almwirtschaft in der Form, wie wir sie haben, nicht möglich.
Vinschgerwind: Was für Probleme bringt die Rückkehr von Wolf und Bär?
Bertram Stecher: Der Brennpunkt Almwirtschaft und Großraubwild ist bekannt. In der Milchkuhalpung befürchtet man im Moment keine unmittelbaren Auswirkungen, Ziegen- und Schafalmen, aber auch Jungviehalmen stehen vor einem großen Problem, für das man im Moment keine zufriedenstellende Lösung hat.
Vinschgerwind: Warum sind immer mehr „Gastarbeiter“ auf den Vinschger Almen anzutreffen?
Bertram Stecher: Älpler von außerhalb Südtirol gibt es nun schon seit mehr oder weniger 20 Jahren, ich würde aber nicht sagen, dass es „immer mehr“ werden. Vielmehr stellen wir fest, dass es allgemein schwieriger wird, gutes Almpersonal zu finden. Heuer hatten zum Beispiel zwei Milchviehalmen bis kurz vor dem Auftrieb ihr Personal nicht komplett. Die Almen müssen sich zunehmend anstrengen gutes Personal zu bekommen, das heißt sie sind stärker gefordert attraktive Bedingungen zu bieten und auf die Bedürfnisse der Älpler einzugehen.
Vinschgerwind: Wie viele Almen werden dem Kortscher Beispiel der Bio-Alm-Wirtschaft folgen?
Bertram Stecher: An diesem Beispiel kann man die Spiegelung der Entwicklung im Tal für die Almen gut erkennen. Wenn es im Tal mehr biologisch wirtschaftende Milchviehbetriebe gibt, ist zu erwarten, dass auch noch andere Almen zum Bio-Betrieb werden. Das passierte heuer auf der Gonda-Alm in Matsch, die erstmals als Bio-Alm bewirtschaftet wurde und mit über 80 Milchkühen aus Biobetrieben des oberen Vinschgaus bestossen wurde. Die Umstellung der Kortscher Alm auf einen Biobetrieb vor 4 Jahren hingegen hat nicht stattgefunden, weil auf einmal in Kortsch biologisch wirtschaftende Viehbetriebe entstanden sind, sondern weil man gesehen hat, dass es für den Bewirtschafter leichter ist, Bio-Milchkühe für die Alpung zu finden, als Kühe von konventionellen Betrieben.
Vinschgerwind: Also spiegelt die Almwirtschaft die Situation im Tal?
Bertram Stecher: Die Almwirtschaft war schon immer von der Entwicklung im Tal abhängig, sie ist ja in den allermeisten Fällen keine eigenständige Wertschöpfungseinheit wie ein Bauernhof, sondern sozusagen nur ein Außenposten der Berglandwirtschaft. Wenn sich die Landwirtschaft im Tal verändert, ist das zwangsläufig auch auf der Alm spürbar. Wenn es der Viehwirtschaft im Tal nicht gut geht, leidet auch die Almwirtschaft. Die Almwirtschaft ist nicht nur ein Spiegel für die Landwirtschaft, sondern ganz allgemein ein Zeiger für die gesamte Entwicklung und Veränderung im ländlichen Raum.
Vinschgerwind: Der Bauernbund ist bestrebt, dass der Urlauber bei Urlaub auf dem Bauernhof auch Bauernhof bekommt. Erlebt er im Vinschgau noch traditionelle Almwirtschaft mit authentischen Produkten?
Bertram Stecher: Ja, absolut. Ich denke, dass gerade der Vinschgau auf eine sehr lebendige und authentische Almwirtschaft verweisen kann. Man sieht das sehr deutlich durch die konstante Anzahl der aufgetriebenen Tiere. Abgesehen von einigen Ausnahmen im Unter- und Mittelvinschgau steht die landwirtschaftliche Nutzung auf den Vinschgauer Almen nach wie vor im Vordergrund. Dort, wo sich eine touristische Nutzung anbietet, hat sie sich ergänzend und nicht verdrängend dazugefügt. Wenn Alm draufsteht, ist im Vinschgau auch Alm drin. Das ist längst nicht überall so. Nicht zuletzt wird diese Authentizität durch den Vinschgauer Alpkäse und die Alpbutter auch über den Gaumen erfahrbar.
Vinschgerwind: Ein angeschlossenen Ausschankbetrieb bedeutet aber doch Mehrarbeit?
Bertram Stecher: Es gibt viele Beispiele dafür, dass das sehr gut funktioniert und es gibt mehrere Modelle auf der Ebene der Organisation von Aufschank und Almwirtschaft. Ich glaube hier liegt die Hauptverantwortung beim Eigentümer, bzw. dem Bewirtschafter. Wenn wir zum Beispiel eine Gemeinschaftsalm, die ihren Aufschankbereich verpachtet hernehmen, können und müssen die Bedingungen für den pachtenden Aufschankbetreiber von der Almführung festgelegt werden. Die Verpflichtung, Almprodukte als wichtiges Element im Aufschank zu positionieren, ist nur ein Punkt von vielen, der in so einen Rahmen gehört.
Vinschgerwind: Werden die Viehbauern oder Alminteressentschaften in Zukunft nur mehr als Verpächter auftreten oder weiterhin das eigene Vieh auf die Almen treiben?
Bertram Stecher: Entwicklungen sind schwer vorherzusehen. Es wird, wie es im Moment ausschaut, weiter in Richtung einer bestimmten Individualisierung gehen. Das heißt, es werden vermehrt die individuelle Situationen und die Gegebenheiten vor Ort auf die Bewirtschaftung Einfluss nehmen. Die klassische Vinschgauer Milchviehalm als gemeinschaftlich genutzte Almsennerei mit Produktrücknahmesystem wird als Grundmodell wohl bestehen bleiben. Es gibt sie seit mehr als 600 Jahren, ich denke, dass sich dieses Modell bewährt und noch lange nicht ausgedient hat.
Vinschgerwind: Welches Potential könnte noch ausgeschöpft werden?
Bertram Stecher: Die Almprodukte sind von höchster Qualität und entsprechen absolut dem Trend nach naturnahen, handwerklich hergestellten, regionalen und traditionellen Lebensmitteln. Wir Vinschger haben es aber noch nicht geschafft, dieses Potential gebührend ins Rampenlicht zu stellen. Almkäse ist zwar bei Einheimischen und Gästen sehr bekannt, aber manchmal habe ich das Gefühl so richtig auffallen würde er erst, wenn es ihn nicht mehr gäbe. Erlauben Sie mir bitte dazu die freche Hypothese, dass unsere im Tourismus- und Regionalmarketing sehr erfolgreichen Pusterer Freunde schon längst ein ganzes Tal nach ihm benannt hätten!
Vinschgerwind: Inzwischen sind die Almkühe wieder im Tal. Am Samstag, 05. Oktober findet in Burgeis die Südtiroler Almköseverkostung statt. Wie werden die Vinschger Almen abschneiden?
Bertram Stecher: Die Qualität ist, insofern man sie von den geprüften jungen Käsen im Sommer ableiten kann, wiederum sehr gut. Natürlich hoffen wir alle, bei den anstehenden Käseverkostungen in Galtür am 28. September und in Burgeis am 05. Oktober die Jury und Besucher begeistern zu können. Übrigens, wer sich selbst durch die Südtiroler Alpkäsewelt kosten will und seine Beurteilung abgeben möchte, ist dazu herzlich in die Fachschule Fürstenburg in Burgeis am 5 Oktober ab 14.00 Uhr eingeladen.
Mals - In Mals wechselt ein Grundstück seinen Besitzer. Das Besondere daran: Der Käufer ist kein geringerer als SAD-Chef Ingomar Gatterer und das Grundstück ist von außerordentlicher strategischer, politischer und finanzieller Bedeutung. Geht das alles?
von Erwin Bernhart
Der Gemeindeausschuss von Mals hat am 26. August 2019 einen in vielerlei Hinsicht bedeutenden und bemerkenswerten Beschluss gefasst: Es sei OK, so der zusammengefasste Inhalt des Beschlusses, dass die Firma Klas GmbH die Grundparzelle 810/2 in einer Gewerbezone an die SAD AG verkaufe. Für die Gemeinde Mals schaue bei dem Verkaufspreis von 950.000 Euro nichts heraus. Das hat eine im Beschluss nicht näher erläuterte Berechnung ergeben.
Ingomar Gatterer freut sich. Der Kauf sei bereits notariell über die Bühne gegangen. Das mehr als einen halben Hektar große Grundstück liegt direkt neben dem Bahnhofsgelände. Gatterer möchte dort einen Standort für Garagen und Busabstellplätze errichten. „Strategisch liegt der Grund optimal“, sagt Gatterer dem Vinschgerwind. Am Bahnhof Mals kommen viele SAD-Buslinien zusammen. Leerfahrten könnten auf ein Minimun reduziert werden. Gatterer kauft derzeit im ganzen Land für den Nahverkehr strategisch günstige Grundstücke, um sich für die Ausschreibungen im Nahverkehr zu wappnen. Freuen dürfte sich auch Markus Moriggl von der Baufirma Klas GmbH, der seit 2015 seine Tätigkeit auf dem immer noch als Grundparzelle geführten Grundstück eingestellt und dieses nun gewinnbringend verkauft hat. Der Baufirma wurde das Grundstück im Ausmaß von 6.320 m2 im Jahr 2004 zu einem Preis von 641.480 Euro zugewiesen - mit allen dafür vorgesehenen Bindungen für Gewerbezonen. Brisant wird die Sache nicht nur für die Gemeinde Mals, sondern auch für die STA, für die Südtiroler Transportstrukturen AG. Denn auch die STA hatte große Pläne mit dem Grundstück, hat für die Planung einiges Geld in die Hand genommen und bereits Park- und Abstellplätze auf dem Grundstück geplant und zwar gemeinsam mit der Gemeinde Mals. Das gibt auch STA-Direktor Joachim Dejaco unumwunden zu. Nicht nur das: Wenn eine Bahnverbindung in die Schweiz konkret würde, wäre jedes am Bahnhof angrenzende Grundstück von größter Bedeutung, so auch die Grundparzelle 810/2. Allerdings sagt Dejaco, dass man für einen Grunderwerb kein Budget habe.
Der schlaue Gatterer ist der STA beim Kauf des Grundstückes zuvorgekommen, auch mit Hilfe vom Immobilienmakler Bernhard Wellenzohn, der, so sagt es Gatterer, „die Gesamtsituation eingefädelt hat“. So hat nicht nur die STA Steuergeld in den Sand gesetzt, sondern es geht möglicherweise auch der Gemeinde Mals einiges Geld durch die Lappen. Die Gemeinde Mals hätte nämlich auch die Option gehabt, das Grundstück rückzuenteignen.
Glurns - BM Luis Frank hätte sich das kürzlich abgebrannte mediale Spektakel sparen können, in dem davon die Rede war, dass die Causa Apfelwiese vor der Stadtmauer nun doch vor dem Verwaltungsgericht verhandelt werden soll. Es geht um die Wiese neben dem Malser Tor, die vor allem dadurch für Furor gesorgt hat, weil eine Apfelanlage mit Holzpfählen als Stützgerüst errichtet worden war. Im Beschluss der Landesregierung, welcher in einer Bannzone von 100 Metern Betonsäulen verboten hatte, war kein explizites Verbot von Holzsäulen. Trotzdem: Der Aufstand war groß, die Heimatpfleger waren auf den Barrikaden und damit die Stadtväter sensibilisiert. Die Gemeinde Glurns ging gegen die Landesregierung vor das Verwaltungsgericht, der Besitzer als Nebenkläger. Das Gericht solle klären, so das Ansinnen, ob Holzsäulen erlaubt oder nicht erlaubt seien. Mittlerweile hat die Landesrgierung ihren Beschluss präzisiert: Holzsäulen sind ab sofort in der Bannzone verboten. Der Rekurs liegt allerdings noch in der Luft, auch in der Luft ist eine außergerichtliche Einigung mit von BM Frank versprochenen 70.000 Euro und im Gegenzug Abzug der Anlage samt Holzgerüst.
Der Glurnser Gemeindeausschuss hat nun am 4. September beschlossen, den Eigentümer mit 70.000 Euro zu entschädigen, wenn dieser die Apfelanlage samt Holzgerüst verräumt. Genauer: Der Gemeindeausschuss hat die Vereinbarung mit den Eigentümern genehmigt. Diese Vereinbarung liegt nun vor und sie soll bis spätestens zum 30. September von beiden Seiten, also von BM Luis Frank und den Eigentümern, unterschrieben sein. Denn der Termin beim Verwaltungsgericht ist in der zweiten Oktoberwoche anberaumt. Einiges müsse noch in der Vereinbarung präzisiert werden, dann werde unterschrieben, sagt der Eigentümer. Dann fließen 35.000 Euro sofort und die anderen 35.000 Euro im Langes, nachdem die Bäume, die bereits einen Käufer gefunden haben, entfernt sein werden. Hernach soll es auf der besagten Wiese keine Stützgerüste mehr geben. (eb)
Vom wind gefunden - In diesem Jahr wird an drei Ereignisse erinnert, die für Südtirol von historischer Bedeutung sind. Vor 100 Jahren kam Südtirol nach dem Ende des Ersten Weltkriegs durch den Vertrag von Saint-Germain von Österreich zu Italien. Vor 80 Jahren mussten sich die Südtiroler im Zuge der Option fürs Dableiben oder Gehen, d.h. für Deutschland oder Italien entscheiden. Vor 50 Jahren wurde durch die Paketabstimmung der Weg geebnet, der 1972 zum Inkrafttreten des Zweiten Autonomiestatuts führte. Diese Ereignisse in den Jahre 1919, 1939 und 1969 waren Meilensteine für Südtirol. Mit dem Vertrag von Saint-Germain hat sich die Hoffnung auf Selbstbestimmung zerschlagen und es kam zur Teilung Tirols. Südtirol ging einer unsicheren Zukunft im Staat Italien entgegen. Die Option zwang die Südtiroler zu einer folgenschweren Entscheidung. 86% der deutschsprachigen Bevölkerung entschied sich für die Auswanderung in das nationalsozialistische Deutschland. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg und mit dem Pariser Vertrag vom 5. September 1946 und dem Paket wurde der Weg für eine Südtiroler Autonomie geebnet. Das Paket wurde am 23. November 1969 von der Landesversammlung der Südtiroler Volkspartei mit knapper Mehrheit angenommen. Es beinhaltet insgesamt 137 Maßnahmen zum besseren Schutz der Südtiroler. Beim Tag der Autonomie am 5. September wurde in mehreren Veranstaltungen an diese drei Ereignisse erinnert. (hzg)
Burgeis - Die Neugestaltung der Bruggergasse in Burgeis, von Mals kommend bei der St. Michlskirche rechts hinauf bis zur Feuerwehrhalle, ist fast fertig. Optisch ansprechend geworden ist die einspurig geteerte und mit Pflasterrändern versehene Gasse. Durch diese Optik ist die Fahrbahn eingeengt und soll einem schnellen Fahren Einhalt gebieten. Es bedürfe halt auch dann der entsprechenden Pflege, sagt Gemeinderat Johann Ziernheld (Freie Gemeindeliste) und verweist auf die hohen Grashalme bei den Pflasterbegrenzungen im Oberdorf. Allerdings sorgt nun das Aufstellen von Waschbetontrögen in der Bruggergasse bei den Anrainern für Kopfschütteln und für Ärger. Denn einige der 6-Kanttröge sind auf den Pflastergehsteig so aufgestellt, dass Fußgänger auf die Fahrbahn ausweichen müssen (Bild) und sie behindern ebenso ein Ausweichen bei Gegenverkehr. Ein Schildbürgerstreich. Ziernheld sagt, dass in der Baukommission von einer „Gestaltung der Bruggergasse“ die Rede war, ohne diese Gestaltung zu spezifizieren. (eb)
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