Fürstenburg Burgeis/ Vinschgau - Nach der Käseolympiade in Galtür am 28. September 2024 folgte am 5. Oktober 2024 die 13. Südtiroler Alpkäseverkostung in der Fachschule für Land- und Forstwirtschaft Fürstenburg in Burgeis. Das Interesse war groß. Die Veranstaltung dort war noch nie so gut besucht wie in diesem Jahr.
von Magdalena Dietl Sapelza
Unzählige Alpkäseliebhaberinnen in Liebhaber strömten in den Saal der Fürstenburg. Dort standen die 38 Alpkäsesorten fein portioniert zur Verkostung bereit und konnten bewertet werden. Davon stammten 11 Käsesorten von außerhalb aus anderen Teilen Südtirols und vier aus den Terra-Raetica Nachbarregionen in Nordtirol.
Vor der Publikumsverkostung hatte eine 14-köpfige Jury bestehend aus Fachleuten aus Südtirol, Österreich und der Schweiz den Käse verkostet und mit Punkten bewertet. In der Aula Magna der Schule warteten anschließend vor allem die Senninnen und Senner und Alpmeister auf die Ergebnisse.
Nach der Begrüßung durch die Direktorin der Fachschule für Land- und Forstwirtschaft Monika Aondio gab Markus Joos vom Bezirksamt für Landwirtschaft einen Einblick in die Zahlen rund um die Almwirtschaft im Vinschgau. 1354 Kühe und 180 Ziegen von 600 landwirtschaftlichen Betrieben verbrachten den Sommer 2024 auf den Vinschger Almen (durchschnittlich 50 Stück/zwei Stück pro Betrieb). Dazu kommen noch 380 Schweine. Die Zahlen der Kühe sind bislang stabil geblieben. Auf den Almen wurden 128.500 kg Käse und 15.400 kg Butter produziert, dazu kommen noch 2.300 kg Ziegenkäse. Die Vermarktung organisieren die Bauern selbst. Auf 13 Vinschger Almen findet eine touristische Nutzung statt (das sind 50 Prozent). Entscheidend für gute Qualität der Produkte ist die regelmäßige Aus- und Weiterbildung in der Fachschule Fürstenburg und bei der Genossenschaft für Weiterbildung und Regionalentwicklung GWR, genauso wie die Qualitätssicherung durch den Südtiroler Sennereiverband und den Almberater Bertram Stecher, der sich seit Jahrzehnten um die Qualität der Almprodukte kümmert. Und entscheidend war einst auch die Sanierung der Almen im Rahmen des LEADER-Programmes der EU.
Die Jury erklärte den Käse der Kortscher Alm zum Tagessieger. Der Publikumspreis sorgte für eine Überraschung. Er ging mit 49 Stimmen an die Kreuzwiesalm in Lüsen (Jurybewertung unter 16 Punkten). Es folgten die Vivana Alm/Graun mit 45 Stimmen und die Tauernalm/Ahrntal mit 45 Stimmen (Jurybewertung unter 16 Punkten).
Bei der Geburt eines Kalbes ist in den meisten Fällen keine Geburtshilfe nötig ist. Man muss der Kuh, am besten ineiner Abkalbbox, lediglich Zeit lassen. Wichtig sind die Hygiene und die schnelle Versorgung des Kalbes mit Kolostrum, der so genannten „Biestmilch“. Durch diese Erstmilch baut sich das Immunsystem des Kalbes auf.
von Magdalena Dietl Sapelza
Eine gesunde Kuh bekommt in der Regel ein gesundes Kalb. Entscheidend für eine gesunde Kuh ist die richtige Fütterung, regelmäßige Bewegung, genügend Zeit, um trocken zu stehen (nicht gemolken zu werden) und ausreichend Platz. Wichtig ist auch die Klauenpflege vor dem Trockenstellen. Die Gesundheit des Kalbs und die Qualität des Kolostrums, bekannt als Biestmilch, sind von der Trockenstehphase abhängig - etwas, was oft unterschätzt wird. Ideal ist eine Abkalbbox, in der die Mutterkuh ihre Ruhe findet und keinem Stress ausgesetzt ist. Oberstes Gebot ist die Hygiene. Die Tiere müssen stets Zugang zu frischem Futter und sauberes Trinkwasser haben. Wichtig ist die Überwachen der Geburt. Ein Eingreifen ist im Normalfall jedoch nicht nötig. Es braucht nur etwas Geduld. Ist das Kalb da, muss es sofort mit Kolostrum, der so genannten Biestmilch, versorgt werden.
Die Biestmilch ist entscheidend
Kälber kommen ohne Abwehrkräfte auf die Welt. Mindestens drei Liter Kolostrum (Biestmilch) in den ersten Lebensstunden ist beim Kalb entscheidend für den Aufbau seines Immunsystems. Denn in den ersten vier Stunden im Leben des jungen Kalbes ist die Darmschranke noch vollständig geöffnet. Das bedeutet, dass das Kalb dem Keimdruck der Umgebung zunächst schutzlos ausgesetzt ist. Die Aufnahme der Abwehrstoffe (auch Antikörper oder Immunglobuline genannt), die das Kalb schützen können, kann nur aus der Biestmilch erfolgen. Aber auch die herausragende Rolle der Biestmilch als erste Nahrung für das Kalb darf nicht unterschätzt werden. Biestmilch enthält nicht nur die vierfache Menge an Eiweiß im Vergleich zu normaler Milch, sondern auch die doppelte Menge an Fett. Die Kuh sollte nach der Geburt zügig gemolken werden. Das kann im Melkstand geschehen, aber auch mit einer mobilen Melkmaschine. Bei der Biestmilch ist ebenfalls absolute Hygiene erforderlich. Wird das Kalb von der Mutter getrennt, muss es trocken und warm untergebracht werden. Der Saugreflex ist bei den Kälbern in der Regel unmittelbar nach der Geburt am stärksten. Es nimmt über den Nuckel von Flasche oder Eimer häufig problemlos drei bis vier Liter Kolostrum auf. Das Immunsystem des Kalbes ist erst nach sieben bis zehn Lebenstagen in der Lage, eigene Antikörper zu produzieren. Eine schnelle Versorgung mit Kolostrum ist daher für die neugeborenen Kälber lebensnotwendig. Fachleute betonen, dass die Kälber innerhalb der ersten drei Lebensstunden mit mindestens drei Litern Biestmilch versorgt werden sollten. Das Kolostrum hat außerdem einen hohen Nährstoffgehalt und enthält eine Vielzahl an bioaktiven Wirkstoffen sowie lebende Immunzellen. Diese Kombination an Inhaltstoffen fördert zusätzlich die Darmentwicklung, indem beispielsweise das Zottenwachstum im Dünndarm angeregt wird. Und gut ausgebildete Darmzotten sind ein Baustein für ein leistungsfähiges Verdauungssystem.
Jedes Kalb braucht einen sauberen Sauger
Kälber mit gutem Immunstatus leiden später seltener an Durchfall- und Atemwegserkrankungen und zeigen bessere Wachstumsraten. Auch bei der Aufzucht nach der Biestmilch ist Hygiene das oberste Gebot. Später muss die handwarme Milch (ca 38 Grad Celsius) in der sauber gehaltenen Tränke angesäuert und gegebenenfalls mit altersgerechten Kälbermineralien wie Eisen und Selen ergänzt werden. Milchkannen, Nuckeleimer und Nuckelflaschen müssen sauber und frei von Biofilmen sein, um Durchfälle verursacht durch E.Coli-Keime zu vermeiden. Jedes Kalb sollte einen neuen Sauger bekommen und ab dem ersten Tag sauberes Trinkwasser und ab der zweiten Woche auch Raufutter. Todesursache Nummer eins ist Durchfall. Gut für die Entwicklung des Kalbes ist auch, wenn es die Biestmilch aus den sauberen Zitzen der Kuh saugen kann und so lange wie möglich bei der Mutter bleiben kann. Ideal ist die Mutterkuhhaltung.
Und wünschenswert wäre auch ein tiergerechter Abtransport der Kälber. Denn so manchem Tierhalter, der seine Tiere liebt, blutet das Herz, wenn er beobachten muss, dass viele Kälber zusammengepfercht in Lastwagen durch Europa gekarrt und auf Schiffen nach Nahost wochenlang geschunden werden. Denn auch sein Kalb könnte darunter sein.
Die ersten 15 Minuten: Grundlagen der Kälbergeburt
1. Keine reflexartige Zughilfe:
Solange der Geburtsverlauf normal ist und sich das Kalb in der korrekten Lage befindet und weder Mutter noch Kalb gestresst erscheinen, sollte die Geburt lediglich überwacht werden“ Langsame Zughilfe erst leisten, sobald die Klauen des Kalbes sichtbar sind.
2. Die ersten Atemzüge anregen: Wenn das Kalb nicht sofort atmet, hilft eventuell ein Kaltwasserguss auf den Nacken oder die Stirn.
3. Das Kalb nicht an Hinterbeinen aufheben: Diese Maßnahme führt dazu, dass es schlechter Luft holen kann, denn die Organe im Bauchraum drücken auf das Zwerchfell
5. Im Winter: Als erstes in die Wärmebox: Vor allem bei kaltem Wetter sind beheizbare Kälberboxen notwendig. Dort können die Kälber schnell abtrocknen und verlieren dabei so wenig wie möglich Energie.
6. Sofort für bestmögliche Kolostrumversorgung (Biestmilch) sorgen. Immer auf die Hygiene achten. Desinfizierte Tränkeeimer und Tränkenuckel sind nötig, damit das Kalb nicht sofort mit Krankheitserregern in Berührung kommt.
Dankbarer Rückblick des Vereins freiwillige Arbeitseinsätze, Bergbauernhilfe Südtirol
von Christine Weithaler
Südtirol, Vinschgau, Schlanders
Am Samstag 5. Oktober fand in Sarnthein das alljährliche „Ernte-Dank-Fest“ für die freiwilligen Helfer des Vereins freiwillige Arbeitseinsätze, Bergbauernhilfe Südtirol statt. 1996 starteten die freiwilligen Arbeitseinsätze in Südtirol als Pilotprojekt. 1997 wurde über die Trägerorganisationen Diözesancaritas, Südtiroler Bauernbund (SBB), Lebenshilfe ONLUS und Südtiroler Jugendring der Verein freiwillige Arbeitseinsätze (VFA) gegründet. Das Ziel ist, Südtiroler Bergbauernfamilien durch die Mithilfe von freiwilligen, ehrenamtlichen Menschen, zu unterstützen. Sei es bei der alljährlichen Futterernte, den alltäglichen Arbeiten oder in unerwarteten Notsituationen.
2/3 der Personen, die sich für einen Einsatz interessieren, leisten effektiv einen. Etwa gleich viele Frauen wie Männer. 2024 haben insg. 253 Bergbauern um Hilfe angesucht. 2023 waren es 257. 36,3 % der gesamten Ansuchen stammen aus dem Vinschgau. Das Ansuchen ist recht unbürokratisch wenn die Antragsteller bestimmte Kriterien erfüllen. Die Mitarbeiter:innen des VFA besuchen den Hof und machen sich ein Bild von der Gesamtsituation. Es wird ein Steckbrief erstellt und an die Freiwilligen mit anderen Vorschlägen weitergeleitet. Sie entscheiden frei, wo sie ihren Einsatz leisten möchten. In Rücksprache mit der Bauernfamilie wird dann der Einsatz über das Büro des VFA im SBB koordiniert. Die Freiwilligen sind über den Zeitraum des Einsatzes unfallversichert, nicht rentenversichert.
Familie Weithaler am Patschhof des Schlanderser Innernördersberg sucht seit über zehn Jahre um Hilfe an. Sie lernten viele unterschiedliche Menschen kennen und es entwickelten sich sogar Freundschaften. Auch machten sie unterschiedliche Erfahrungen. Vielen Freiwilligen machen die steilen Wiesen und die viele Handarbeit zu schaffen. Alle oder viele Arbeitsschritte müssen mehrmals erklärt werden, das braucht Zeit und Geduld in stressigen Momenten. Die Jungbäuerin Monika Weithaler sagt: „Die Freiwilligen waren mir eine große Unterstützung. Es war eine Bereicherung, die unterschiedlichsten Charaktere kennen zu lernen und Menschen zu erleben, die mit Freude und Begeisterung etwas dazu beitragen möchten, dass die Südtiroler Berglandwirtschaft weiter bestehen kann.“
Heuer hat das junge Paar Lea Hoffmann und Matthias Simonis aus Mittelmosel, D – Rheinland Pfalz, zehn Tage am Patschhof verbracht.
Über das Internet kamen sie zum VFA der Bergbauernhilfe Südtirol. Zu Hause haben sie öfters bei der Weinernte am Hang mitgeholfen und wissen, wie schwierig es für kleine Betriebe ist, Helfer zu finden.“ Wir wollten einfach unsere Hilfe anbieten.“ Lea brachte durch ihre vielen Urlaube auf Bauernhöfen bereits Erfahrungen in der Heuernte und in der Arbeit mit Tieren mit. „Wir wollten mehr über die Arbeit und die Menschen, die sich den Herausforderungen eines Bergbauernhofs stellen, erfahren. Der Arbeitsalltag war hart, härter als erwartet, genau dadurch sind wir über uns hinauszuwachsen. Die Heuernte muss man einfach mal miterleben. Wir hatten das Gefühl, mit unserem „Tun“ zu unterstützen. Es hat uns viel Freude bereitet und gezeigt, wie wichtig Zusammenhalt und Gemeinschaft sind.
Durch den Einsatz haben wir nochmals einen anderen Blickwickel auf die Herausforderungen und Probleme, mit denen die Bergbauern konfrontiert werden, erhalten. Diese Erfahrungen und das Wissen, das mit uns geteilt wurde, sind für uns definitiv ein Gewinn fürs Leben.“ Sie würden wieder einen Einsatz machen und hoffen, der Verein besteht noch viele Jahre.
Viele Freiwillige reisen mit Bus, Bahn oder Auto von weit her an, verbringen ihren Urlaub bei einem freiwilligen Einsatz. Die Bauernfamilien öffnen sich einer fremden Person, bringen sie in ihren vier Wänden unter. Beide Seiten wissen nicht was sie erwartet. Sie verbringen viel Zeit miteinander, essen gemeinsam und arbeiten zusammen. Nicht jeder Freiwillige ist gleich geschickt, viele unerfahren. Sie haben oft eine idyllische Vorstellung von der Futterernte und kommen an ihre Grenzen. Die Bergbauernfamilien wären nicht in der Lage die freiwillig geleisteten Arbeitsstunden zu entlohnen. Bis zum 15.09.2024 haben 1.608 Freiwillige Helfer:innen insg. 15.936 Einsatztage geleistet. Im Vergleich leisteten im Vorjahr 1.844 Freiwillige 17.076 Einsatztage. 2024 kamen 9,4 % der gesamten Helfer aus Südtirol, davon 7,5 % aus dem Vinschgau. „Abends gehen meistens alle müde, aber zufrieden schlafen.“ so Familie Weithaler.
Paul Kofler vom Keschtnhof in Kastelbell ist der Sieger der ersten Kastanienhain-Meisterschaft. Der wertvollste und prachtvollste Kastanienhain Südtirols befindet sich demnach in Kastelbell.
von Angelika Ploner
Die Überraschung war groß und er habe „a mords Freid“. Paul Kofler ist der Sieger der ersten Kastanienhain-Meisterschaft in Südtirol. Am vergangenen 11. Oktober 2024 fand die Prämierung vor Ort im Kastanienhain oberhalb Kastelbell statt. „Die Wahl des Siegers fiel uns nicht leicht“, sagte Philipp Bodner von der Eurac, „aber dieser Hain repräsentiert alle Werte, denen wir uns als Initiative Baumgart verschrieben haben. Ein traditioneller Vinschger Lattenzaun und Trockensteinmauern wurden bewusst aufgebaut bzw. wieder in Stand gesetzt. Der Hain fügt sich wunderschön in die umliegende Berglandschaft ein und wird sehr gut gepflegt. Die alten Kastanienbäume bieten mit ihren zahlreichen Baumhöhlen und den extensiv bewirtschafteten Wiesen Unterschlupf für viele Tier- und Pflanzenarten.“ 25 Kastanienhain-BewirtschafterInnen von Natz-Schabs bis Schlanders haben teilgenommen und sind dem Aufruf zu Kastanienhain-Meisterschaft der Initiative Baumgart im Frühjahr gefolgt.
Hinter Baumgart stehen neun Institutionen (siehe Infokasten). Das Kernthema der Initiative: Streuobstwiesen und Kastanienhaine in Südtirol in all ihren Facetten aufwerten - kulturell, kulinarisch, ästhetisch, ökonomisch und ökologisch. Mit anderen Worten Landschaftsqualität schaffen. Streuobstwiesen und Kastanienhaine tragen zur Biodiversität bei und bereichern die Natur- und Kulturlandschaft. Die Bedeutung der Kastanienhaine ins Bewusstsein der Bevölkerung rücken, einerseits, und andererseits jene, die diese Kulturlandschaft erhalten, auszuzeichnen, das war das Ziel dieses Wettbewerbs bzw. dieser Meisterschaft.
Eine 12-köpfige Kommission bewertete vor Ort den Zustand der Anlagen, die ökologische Vielfalt, die Ästhetik, die Einbindung ins Landschaftsbild, auch agronomische und ökonomische Kriterien flossen mit ein. Der Kastanienhain von Paul Kofler überzeugte. Sein Kastanienhain besteht aus einer Fläche von rund 3.500 Quadratmeter. „Zwischen 95 und 97 Kastanienbäume stehen hier“, sagt Kofler zum Vinschgerwind, „vom 2 jährigen bis zum 400 Jahre alten Baum.“ Viel Zeit investiert er in die Pflege. Das fängt im Frühjahr mit dem Winterdreck und Kastanienigel verräumen an und geht bis zur Ernte intensiv weiter. Kofler: „Es gilt Baumsanierungen zu machen, Holz zu entfernen und Krankheiten in Schach zu halten.“ Eine der Herausforderung bei der Pflege der Kastanienbäume ist der Kastanienrindenkrebs – eine Pilzkrankheit, die alte und junge Bäume befällt und zum Absterben bringen kann. Und auch der Kastanienwickler und -bohrer bereitet immer wieder Probleme.
Helmuth Scartezzini, eine Koryphäe im Bereich der Kastanien, gab den zahlreich Erschienenen bei der Verleihung einen kurzen Überblick: „Die Kastanien sind bio. Es gibt keinen Betrieb, der irgendwelche chemische Zusatz-Hilfsmittel einsetzt, um eine Produktion zu haben. Die Schädlinge versucht man mit natürlichen Gegenspielern in den Griff zu bekommen. Kastanienbäume sind eine alte Kultur, die am Vinschger Sonnenberg nicht durchgehend verbreitet ist, sondern eben dort, wo Wasser ist: entlang der Waale. Bis auf 1.000 Höhenmeter wachsen im Vinschgau Kastanienbäume. In Schluderns auf der Churburg stehen die höchsten.
Durch das heurige regenreiche Frühjahr, eine schlechte Befruchtung, einem kurzen Sommer und wenigen Sonnenstunden jetzt im Herbst muss man heuer mit weniger - und späterer - Ernte rechnen. Jetzt geht es in Kastelbell etwa erst richtig los.
Kofler ist übrigens der Vizeobmann des Vinschger Kastanienvereins. Obmann Max Gögele lieferte den Anwesenden Zahlen: Rund 60 Hektar nimmt im Vinschgau der Anbau der Edelkastanie ein. Ca. 3.500 Kastanienbäume werden von rund 120 Kastanien- Hobbybauern gehegt und gepflegt. Rund 50 Tonnen beträgt die Ernte durchschnittlich pro Jahr.
Die Initiative Baumgart ist eine offene Plattform und besteht derzeit aus neun Partnerinstitutionen: Eurac Research, Dachverband für Natur- und Umweltschutz, Roter Hahn, Bioland Südtirol, Sortengarten Südtirol, Heimatpflegeverband Südtirol, Amt für Natur, Obstbaumuseum Südtirol und Versuchszentrum Laimburg.
Baumgart möchte auf die einzigartigen Lebensräume, die Streuobstwiesen darstellen, hinweisen und der Bevölkerung ihren Mehrwert ins Bewusstsein rufen. Streuobstwiesen sind landschaftsprägend und identitätsstiftend und dienen dem Erhalt und der Kultivierung der Sortenvielfalt. Als Hotspot der Biodiversität schaffen und erhalten sie Lebensräume für unzählige Tier- und Pflanzenarten. Die Kastanienhain-Meisterschaft fand in Kooperation mit dem HGV statt.
Wann können die Vinschger Äpfel geerntet werden? Diese Frage wird anhand von
Reifetests im Labor von VIP beantwortet. Eine wichtige Helferin dabei ist die Künstliche Intelligenz (KI), die den idealen Erntetermin mitbestimmt.
In den Apfelanlagen im Vinschgau herrscht derzeit Hochbetrieb. Von Ende August bis Anfang November ernten die Bäuerinnen und Bauern ihre Äpfel jeweils zum idealen Reifezeitpunkt, der sich je nach Sorte und Standort der Apfelanlagen unterscheidet.
Der richtige Reifegrad ist entscheidend
Die ideale Reife ist für die Qualität und Haltbarkeit der Äpfel ausschlaggebend: „Sind die Äpfel bei der Ernte nicht ausgereift, ist ihr Geschmack noch nicht voll ausgebildet. Überreife Äpfel sind hingegen weniger haltbar und lassen sich nicht optimal lagern. Wir können unsere Kunden dann nicht das ganze Jahr über mit hochwertigen Äpfeln beliefern“, erläutert Wolfgang Graiss, Leiter der Qualitätsabteilung bei VIP. Die Bauern und Bäuerinnen sowie die Vinschger Genossenschaften müssen also wissen, in welchem Zeitraum die Äpfel die perfekte Reife erlangt haben und die Ernte starten kann.
Vier Reifetests im Labor
Der Erntebeginn wird zirka fünf Wochen früher bestimmt und zwar im Qualitätslabor von VIP. Hunderte Äpfel verschiedener Sorten und aus den unterschiedlichen Anbaulagen im Vinschgau werden angeliefert, in dünne Scheiben geschnitten, etikettiert und in Kisten nebeneinander gelegt. Mit vier Testverfahren ermitteln die Mitarbeiter des Labors dann die inneren Werte der Äpfel: die Festigkeit des Fruchtfleischs, den Zuckergehalt, die Säure und den Stärkegehalt. Die Testergebnisse geben Aufschluss darüber, wann die Äpfel ihren optimalen Reifegrad erreicht haben und geerntet werden können.
KI analysiert mit
Seit vorigem Jahr unterstützt eine neue Kollegin die Mitarbeiter im Labor: die Künstliche Intelligenz, kurz KI. Die Tests zur Bestimmung der Festigkeit sowie des Zucker- und Säuregehalts waren bereits größtenteils standardisiert, doch der Stärkewert der Äpfel wurde noch mit bloßem Auge und per Hand ermittelt. „Um auch diesen Prozess zu standardisieren und zu optimieren, wollten wir ihn mit einer KI-Software digitalisieren“, erläutert Andreas Oberhofer, Leiter der EDV-Abteilung bei VIP. Weltweit suchte VIP nach einem geeigneten Unternehmen, das die Software entwickeln könnte. Die Entscheidung fiel schlussendlich auf Fuxware, ein junges Software-Unternehmen in Naturns. Ende Oktober 2023, nach nur acht Monaten Entwicklungszeit, war die erste Version der neuen KI-Software bereits im Einsatz.
1.100 Apfelscheiben täglich
Die ersten Arbeitsschritte beim Analysieren des Stärkewerts sind nach wie vor dieselben: „Die Äpfel werden in Scheiben geschnitten und mit einer Jod-Kalium-Lösung besprüht. Die Äpfel reagieren auf die Jod-Kalium-Lösung. Je heller die Scheiben sind, desto reifer sind sie“, erklärt André Trafoier, der die Labortests durchführt. Die Werte der einzelnen Apfelscheiben schrieb er bis vor einem Jahr noch auf einen Zettel und berechnete den Durchschnittswert jeder Apfelgruppe mit dem Taschenrechner. Eine Kollegin tippte die Werte ab und ordnete sie zu. Mehr als 1.100 Apfelscheiben täglich werden in den Sommer- und Herbstmonaten im VIP-Labor analysiert, da gab es natürlich mehrere potenzielle Fehlerquellen.
Künstliche Intelligenz statt Taschenrechner
Statt Kugelschreiber, Taschenrechner und Papier wird nun die neue KI-Software aktiv. Sie erkennt dank einer Kamera die besprühten Apfelscheiben. Mit einem QR-Code werden die Äpfel automatisch dem jeweiligen Produzenten und dem Standort der Apfelanlage zugeordnet. In Sekundenschnelle können die Mitarbeitenden in der Qualitätsabteilung nun den Stärkegehalt direkt neben den einzelnen Äpfeln eintippen, die Software ermittelt den Durchschnittswert und leitet ihn weiter.
Nebenbei werden von jeder Kiste Fotos aufgenommen und gespeichert. Außerdem wird jede Kiste fotografiert und die Fotos gespeichert. Damit sind die Ergebnisse nachvollziehbar und der gesamte Prozess wird dokumentiert: „Möchte ein Bauer die Werte der eigenen Äpfel wissen, können wir ihm die Fotos mit den ermittelten Daten zeigen“, so André Trafoier.
Wann beginnt die Ernte, KI?
Mehr als 27.000 Äpfel verschiedener Sorten und Reifegrade hat VIP im vorigen Jahr fotografiert. Schon bald könnte die KI die Berechnung des Stärkegehalts vollständig übernehmen. Dafür muss sie weiterhin mit möglichst vielen Daten gefüttert werden. Denn die Menge und Qualität der gesammelten Daten bestimmt, wie genau die KI die Durchschnittswerte errechnen kann. Die Ergebnisse zu jeder Sorte fallen derzeit noch unterschiedlich aus: Wo bereits viele Daten vorliegen, kann die KI sehr gezielte Werte zum Stärkegehalt errechnen. Bei anderen Sorten müssen noch mehr Daten gesammelt und die KI damit trainiert werden. Läuft alles nach Plan, könnte die Künstliche Intelligenz diese Arbeit eines Tages alleine verrichten: „KI, wann kann die Ernte beginnen?“, wird es dann im VIP-Labor heißen.
von Angelika Ploner
Laas ist die Heimat vom Kobis. Zusammen mit der Marille ist es der kulinarische Schatz hier. „Es gibt viele Kräuter, aber nur ein Kraut, und das ist das Sauerkraut“, so lautet ein bäuerliches Sprichwort. Sauerkraut liefert viel Wertvolles. Es liefert viel Vitamin C, fördert die Bildung positiver Darmbakterien, ist reich am Vitamin B 12, versorgt uns mit Vitamin B 6, mit B 3, mit reichlich Folsäure, mit Zink und Magnesium. In Laas weiß man die kulinarischen Schätze hochleben zu lassen und Flair in das Marmordorf zu zaubern. Während der Krautwochen sind das lustige und vor allem kreative Krautgestalten.
TIPPS: Oktobermarkt am Marktplatz
am Donnerstag, 24. Oktober von 8 - 14 Uhr.
Marmor-Genussführung - eine Verführung für
alle Sinne...mit Schokolade & Pralinenverkostung. Infos unter www.venustis.it
1. Im Gasthaus Sonneck in Allitz gibt die Saison den Ton an. Das Krautmenü beim Hebs: Krautsuppe, Krautschlutzer, Gerstrisotto mit Laaser Sauerkraut und gedämpftem Zanderfilet.
Törggelen gibt es im Gasthaus Sonneck auf Vorbestellung!
2. Im Gasthof Zur Sonne in Laas werden saftige Krautknödel auf Vinschger Bergkäsesauce, Krautrollen in Frühlingsteig gewickelt mit Herbstgemüse und gedünstetem Kraut oder der beliebte Schlemmerteller mit Geräuchertes vom Schwein, Sauerkraut und Knödel serviert - besondere kulinarische Momente, die auf der Zunge zergehen.
3. In der Pizzeria Odler hat - neben den Klassikern und bewährten Pizzas - während der Krautwochen das Laaser Kraut auch in besonderen Pizzakreationen seinen schmackhaften Auftritt. Die leckeren Pizzas sind weitum bekannt und geschätzt.
4. Neue Führung in der Pizzeria St. Sisinius. Seit Juni 2024 verwöhnen Vivian und Josef die Gäste. Alle Pizzakreationen kommen aus dem traditionellen Holzofen. Nicht weniger als 35 Pizzavariationen stehen zur Auswahl, sogar mit Hanfteig. Während der Krautwochen zudem genussvolle Pizzaspezialitäten mit Laaser Sauerkraut. Neu und während der Krautwochen ein kulinarischer Höhepunkt: Die Sinner-Kraut-Pizza.
Info
Der Laaser Familienbetrieb Lechner ist der traditionsreichste Sauerkrauthersteller in ganz Südtirol und das Kraut, das er verarbeitet, stammt aus Laas und seiner Umgebung. Dort gedeiht es - wegen der kalkhaltigen Bodenbeschaffenheit - nämlich besonders gut.
Bauch gut - Intuition gut
Vortrag am 23.10.2024 um 19:30 Uhr in der Bibliothek Laas mit Christian Girardi - Gründer des Global Forum Südtirol
Künstliche Intelligenz ist in aller Munde. Eine andere Form von Intelligenz wird dafür meist vernachlässigt: unsere Bauchintelligenz, die Intuition. Ein Supercomputer, der auf langjähriger Erfahrung beruhtund tagtäglich eine entscheidende Rolle spielt. Wir wissen nämlich mehr, als wir denken, nur eben unbewusst. Aber was ist Intuition?
Eine schöne Frau, eine evangelische Pastorin, mütterlich und ein katholischer Priester mit Begleitung, alles Teilnehmer des ökumenischen Gottesdienstes (im österreichischen Fernsehen, Sonntagsprogramm Juni 2024)
Ein Wunder ist geschehen. Die beiden Seelsorger vermeiden friedlich und liebevoll alle konfessionellen Schwierigkeiten.
Und gleich folgt ein zweites Wunder, es betrifft den Denker Willibald Hopfgartner. Er schreibt ein Buch „Das Heilige im Werk Peter Handkes – eine Annährung.“
Der Nobelpreisträger für Literatur wird zitiert: „Das Poetische ist die Schneise zum Göttlichen.“
Im ökumenischen Gottesdienst wird die verhängnisvolle Spaltung, die Rechthaberei mit Spitzfindigkeiten überwunden.
Das intellektuelle Gerüst schmilzt wie Eis, in Wärme gebadet entstehen neue Formen, die sich über die Schatten der Vergangenheit ausbreiten.
Holz, Wasser, Eis und Wärme. „Das Heilige als das EinfachGültige“ zitiert nach Handke, in Hopfgartners Buch, das am Freitag 21. Juni 2024 um 18:00 Uhr in Bozen im Franziskaner Gymnasium vorgestellt wurde.
Was hat der Schnalser Hirte gedacht, als er sich selbst als Gekreuzigten darstellte? Wie ist es dem Mann später ergangen, dem Jesus den bösen Geist ausgetrieben hat? Wie ist das Schicksal der Frauen, denen Jesus auf dem Weg nach Golgotha begegnet ist? Wie heilen die Wunden der vergewaltigten Jugend? Das Poetische ist die Schneise zum Göttlichen.
Der Künstler Michael Höllrigl, Bildhauer und Graphiker, verwandelt das Thema Kruzifix in das biblische Bild vom brennenden Dornbusch.
Die biblische Erzählung beschreibt die erste Begegnung des Moses mit dem Gott JHWH. Dieser erscheint ihm auf dem Berg Horeb in einem brennenden Dornbusch, ruft ihn beim Namen und beauftragt ihn zur Befreiung der Israeliten aus der Sklaverei in Ägypten. Was ist der Freudenstoff der Welt?
Ein Künstlerfreund bringt dem sterbenden Michael einen Strauss mit duftendem Lavendel. Wohlgeruch und blauer Abschied. Das Heilige im „Freudenstoff der Welt“ heißt es weiter in Hopfgartners Buchbesprechung, wobei der ursprünglich rebellische Handke die katholische Messe als Ursprung der Erfahrung des Heiligen erkennt.
Der ökumenische Gottesdienst als Antwort auf die verwirrende Gegenwart. Das Heilige als das Einfach Gültige: Holz, Wasser und Eis, Verwandlung und Botschaft... Höllrigl war ein Meister im Verkünden des Echten.
Die Männer wollen nicht mehr. Das intellektuelle Gerüst schmilzt wie Eis... während immer noch über das Priesteramt der Frauen gestritten wird. Die Veronika hat dem leidenden Jesus mit dem Schweißtuch das Gesicht gekühlt.
Hans Wielander
Auch diesen Sommer war einiges los bei uns im Jugendtreff. Wir verbrachten einen Tag in der Trampolinhalle, übernachteten auf der "Gufidaun" Hütte, stellten unsere eigenen Cocktails her und noch vieles mehr.
Darüber hinaus öffneten die Vorstandsmitglieder im August die Türen für die Prader Jugendlichen.
Der Jugendtreff ist gut besucht, bei den Öffnungszeiten können wir 40 bis 50 Besucher*innen verzeichnen.
Die Öffnungszeiten für Herbst und Winter sind gleichgeblieben. Siehe Flyer.
Die Jugendarbeiterinnen Juliane und Isabel stellten sich und ihre Arbeit in der 1. Klasse der Mittelschule in Prad vor. Dabei wurden die Erstklässler zu unserem alljährlichen Kennenlerntreffen im Ju!P eingeladen. Das Treffen war ein voller Erfolg, wir backten Pizza und als Dessert kreierten die Jugendlichen etwas ganz Besonderes.
Beim Blumenkranz binden im Treff waren die Jugendlichen voller Motivation dabei.
Am 13. November starten unsere Bildungstage – Körper, Liebe, Sexualität und Verhütung.
Die Bildungstage werden von den Jugendarbeiterinnen Isabel und Juliane abgehalten. Nach unserer Schulung im Bereich sexueller Bildung sind sie befähigt, den Jugendlichen anhand von Anschauungsmaterialien die Themen Körper, Liebe und Sexualität näherzubringen.
Jugendliche im Alter von 11 bis 14 Jahren können sich bei den Jugendarbeiterinnen anmelden.
Die Eltern sind im Vorfeld zu unserem Infoabend herzlich eingeladen. Der Termin findet am 12.11.24 im Jugendtreff Prad statt.
Die Bildungstage sind wie folgt unterteilt:
13. November für Mädchen
20. November für Jungen
27. November Mädchen & Jungen
Das Schuljahr hat begonnen und die Besucher*innen Zahlen im Green Turtle Latsch steigern sich wieder. Im Oktober laden wir interessierte Jugendliche ab 11 Jahren ein, mit uns zusammen nach Neumarkt zu fahren, um die Trampolinhalle zu besuchen. In den Schulferien, am Mittwoch, den 30.Oktober starten wir am frühen Nachmittag. Melde Dich gerne bis am Samstag, den 19. Oktober an. Komm zu uns ins JuZe oder melde dich telefonisch bei Lisa: +39 371 430 5448.
Im November haben wir zwei Aktionen geplant. Am Samstag, den 16. November wollen wir mit Euch zusammen im „JuZe Gortn“ Kastanienbraten. Um ca. 17:00 Uhr beginnen wir mit dem Feuermachen in der Feuerschale. Danach werden die Kastanien gebraten uns gemeinsam gegessen.
Zudem haben wir einen Kinoausflug ins Einkaufszentrum „ALGO“ geplant. Das Datum und den Film suchen wir dann gemeinsam mit interessierten Jugendlichen aus.
Um immer auf dem Laufenden zu bleiben könnt ihr gerne unseren WhatsApp Kanal abonnieren. Öffnungszeiten, Aktuelles und Aktionen werden dort bekannt gegeben.
Die Laatscher Mundartdichterin Genoveva Blaas legte in einem Einakter, der einmal bei der traditionellen „Lootscher Bauernfosnocht“ aufgeführt wurde, dem Lehrer und dem Schüler Folgendes in den Mund: „Kannst du mir die vier Jahreszeiten sagen?“ Daraufhin antwortet der Schüler: „Ja, Herr Lehrer: af Lootsch Weihnachten, Ostern, Fosnocht und Scheibenschlagen!“ Dieser Reim verdeutlicht auf humoristische Weise, dass in Laatsch Traditionen und Bräuche im Jahresverlauf eine wichtige Rolle spielen und so zum sozialen Zusammengehörigkeitsgefühl der Bewohner beitragen. Laatsch, das urkundlich erstmals im Jahr 1160 erwähnt wurde, liegt malerisch am Eingang des Münstertales und abseits des großen Verkehrs auf knapp 1.000 m Seehöhe. Das Dorf, geteilt in die Ortsteile Wall, Oberdorf, Preer, Mitteldorf, Promaseer und Flutsch, ist nicht nur familienfreundlich und traditionsbewusst, sondern auch kulturhistorisch interessant.
Zahlreiche freskoverzierte Häuser, ausgestattet mit eleganten Erkern und Freitreppen, prägen das Ortsbild. Die ehemaligen mittelalterlichen Wohntürme der einstigen adeligen Familien sowie die Türme der Kirchen St. Lucius, St. Leonhard und St. Cäsarius verleihen der Umgebung einen besonderen Charme und zeugen von einer reichen kulturellen Vergangenheit. Nicht von ungefähr gilt Laatsch unter Kunstkennern als „Schatzkammer“ der Gotik.
Ebenso reich vorhanden, wie die historische Bausubstanz und die Kunstschätze in den genannten Kirchen, sind die Traditionen und Bräuche, die in Laatsch fleißig und manchmal auch ausgiebig gepflegt werden und dadurch das Gemeinschaftsleben fördern. Den Anfang im Reigen der Bräuche macht die traditionelle „Lootscher Bauernfosnocht“. Am Faschingssonntag ziehen an die hundert Mitwirkende, angeführt vom Fosnochtlarch, vom Unterdorf Richtung Mitteldorf. Mit dabei sind traditionell die Figuren der Bauersleute mit ihrem Gesinde, Bajazzen und Schemen. Auch die „Fosnochtsmusi“, die nur an diesem Sonntag spielt, darf nicht fehlen. Am Dorfplatz beginnt dann das eigentliche Programm. So mancherlei Missgeschick aus Politik, Dorfleben und Gesellschaft wird der Menge präsentiert, Einakter und Nachrichten, gekonnt in Reimform verpackt, sorgen für Heiterkeit und strapazieren die Lachmuskeln. Alle zwei Jahre wird dann von dieser närrischen Zeit am Aschermittwoch mit großem „Geplärr“ Abschied genommen und die „Fosnocht begrobm“.
Nach nur kurzer Verschnaufpause widmen sich die Laatscher und Laatscherinnen sehr ausgiebig und durchaus über mehrere Tage dem Brauch des Scheibenschlagens. Früher an fünf, heute noch an zwei Scheibenschlagplätzen, nämlich „af Folzaron“ und „in Engadet“, wird die „Larmstong“ am ersten Fastensonntag mit Stroh und Schilf umwunden, aufgestellt und bei Einbruch der Dunkelheit unter lautem Geschrei entzündet. Jung und Alt schleudern glühende Scheiben aus Zirm- oder Birkenholz in die pechschwarze Nacht, begleitet von einem Spruch, in der Hoffnung auf ein gutes und fruchtbares Jahr.
Neben diesen heute doch sehr weltlich geprägten Gepflogenheiten, hält man in Laatsch aber auch kirchliche Bräuche hoch. In der Nacht vom Gründonnerstag auf den Karfreitag findet das nur in Laatsch übliche „Kreuzbeten“ statt. Man begibt sich zu nächtlicher Stunde einzeln oder in kleinen Gruppen zum ehemaligen Quellheiligtum St. Cosmas und Damian in Flutsch, wo ein Hl. Grab aufgerichtet ist. Nach einer kurzen persönlichen Andacht ziehen die Gläubigen anschließend betend von Wegkreuz zu Wegkreuz. Unterwegs wird nicht gesprochen und auch niemand gegrüßt, wohl aus Trauer über den Kreuzestod Christi. Am Vormittag des Karfreitags wird von fleißigen Händen das Ostergrab, welches vom Malser Künstler Martin Adam für die neue Pfarrkirche St. Lucius 1911 geschaffen wurde, aufgestellt und am Ostersonntag führt eine Prozession mit dem Auferstandenen durch das Dorf. Von Bedeutung sind auch die drei Bitttage vor Christi Himmelfahrt und der Martini-Bittgang als Abschluss des bäuerlichen Jahres. Dabei trägt der „Soltner“ das wertvolle mittelalterliche Vortragekreuz der Pfarrkirche voran. In früherer Zeit konnte der „Soltner“ als Lohn für diesen Dienst bei den Bauern Eier und Brot sammeln. Lediglich dieser Brauch harrt in Laatsch einer Wiederbelebung. Der Mai wird, wie in anderen Dörfern auch, von den in der jüngeren Vergangenheit wieder aktiv gewordenen „Goaslschnöllern“ begrüßt, die an verschiedenen Plätzen des Dorfes ihr Können unter Beweis stellen. Seit über 50 Jahren finden viele Laatscher Kinder, Jugendliche und Erwachsene Ausgleich im Amateursportverein mit seinen drei Sektionen Fußball, Wintersport und Leichtathletik. Die Musikkapelle, im Jahr 2000 gegründet, umrahmt mit ihrer Musik zahlreiche weltliche und kirchliche Feste und richtet seit Jahren das kleine, aber feine Bartlmä-Fest am Sonntag vor oder nach dem 24. August als „Lootscher Kirchta“ aus. Aktiv ins kirchliche Leben bringt sich auch der Kirchenchor ein und der junge Theaterverein „Rampenlicht“ knüpft an die lange Tradition des Theaterspielens in Laatsch an. Ca. 40 Männer und mittlerweile auch eine Frau engagieren sich in der Feuerwehr nach dem Grundsatz „Gott zur Ehr dem Nächsten zur Wehr“. Jährlich gefeiert wird auch der Abschluss des Almsommers mit dem Almabtrieb von der Arunda-Alm bei Speis und Trank im Ortsteil „Promaseer“.
Der „Lootscher Morkt“ am 25. Oktober, welcher dem Dorf Laatsch vom österreichischen Kaiser Franz I. im Jahr 1826 verliehen wurde, bietet am Ende des Jahres noch einmal die Gelegenheit, sich zu treffen, zu „marktln“, zu „ratschn“ oder einfach nur um die besondere Kulinarik in den Gasthäusern oder am Markt zu genießen. Am Fest des Kirchenpatrons, des Hl. Lucius, wird traditionell „Wurscht mit Kraut“ aufgetischt und zeitgleich Anfang Dezember treiben die Calva-Tuifl ihr Unwesen, organisieren einen Krampus- und Nikolaus-Umzug durch die Straßen des Ortes und bieten auf Wunsch Hausbesuche an. Danach wird es auch in Laatsch ruhig und besinnlich, denn schließlich hält die Advents- und Weihnachtszeit Einzug. Doch in Laatsch kann es nicht lange beschaulich bleiben, denn im Hintergrund laufen bereits die Vorbereitungen für eine neue Auflage der „Lootscher Fosnocht“. Ein weiteres aufregendes Jahr, geprägt von Tradition und Brauchtum, beginnt erneut.
Andreas Paulmichl
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