Seit bald fünf Jahren gilt auch in Südtirol die europaweit einheitliche Notrufnummer 112. Zum morgigen (11.2.) Europäischen Tag des Notrufs einige Daten zur Einheitlichen Notrufzentrale in Bozen.
"Notruf – Emergenza": 21 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in Schichten in der Einheitlichen Notrufzentrale in Bozen. Als Calltaker (Notrufsachbearbeiter) nehmen sie den Notruf entgegen und sehen gleichzeitig dessen Herkunft auf einem ihrer Bildschirme. Ihre Schreibtische im Landeszivilschutzzentrum an der Drususallee 116 in Bozen sind rund um die Uhr besetzt. "Wo befinden Sie sich? Können Sie beschreiben, was passiert ist?" Während des Anrufs füllen sie ein Formular mit den Erstangaben aus und übermitteln es den Disponenten der Landesnotrufzentrale im Nebenraum. Diese fragen nach weiteren Details und schicken die Einsatzfahrzeuge auf den Weg.
Seit der Einführung der Einheitlichen Notrufnummer am 17. Oktober 2017 gehört auch Südtirol zum länderübergreifenden Notrufsystem in allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union und darüber hinaus: Unter der Rufnummer 112 wird eine Leitstelle erreicht, die je nach Art des Notfalls die zuständigen Blaulichtorganisationen alarmiert. Das Europäische Parlament hat 2009 wegen der im Datum enthaltenen Notrufnummer (11.2.) den 11. Februar zum jährlichen Europäischen Tag des Notrufs 112 erklärt, um dessen europaweite Gültigkeit sichtbarer und die Vorteile bekannter zu machen.
Autonomiepolitische Errungenschaft
Die Einführung dieser Einheitlichen Notrufnummer, unterstreicht Bevölkerungsschutzlandesrat Arnold Schuler, sei eine autonomiepolitische Errungenschaft: "Für Südtirol und das Trentino haben wir mit einer Ausnahmeregelung erreicht, dass der Dienst in einem Einzugsgebiet mit nur einer Million Einwohnern aufgebaut werden konnte. Zudem können die beiden Länder Südtirol und Trentino die Organisation des Dienstes selbst regeln." Das Wissen um diese einheitliche Notrufnummer diene der Sicherheit aller Bürgerinnen und Bürger, betont der Direktor der Agentur für Bevölkerungsschutz Klaus Unterweger, "denn im Notfall zählt jede Minute, und das unverzügliche Wählen der Notrufnummer 112 kann lebensrettend sein".
Einheitliche Notrufzentrale 112 : die Zahlen
Im Jahr 2019 hat die Einheitliche Notrufzentrale 235.677 Anrufe beantwortet, 2020 belief sich die Zahl der Anrufe auf 226.907, und 2021 waren es 221.214 Anrufe, berichtet der Koordinator der Notrufzentrale Paolo Berenzi: Durchschnittlich wurden 610 Anrufe täglich beantwortet, davon wurden rund 68 Prozent für einen Einsatz von Rettung oder Feuerwehr weitergeleitet, bei 32 Prozent war ein Einsatz der Behörden (Carabinieri, Polizei) vonnöten. Die Wartezeit auf die Antwort lag unter 3,6 Sekunden. Die durchschnittliche Gesprächsdauer betrug 49 Sekunden: um aufzunehmen, was der Anrufende braucht, die Daten zu erfassen und an die Landesnotrufzentrale, Berufsfeuerwehr oder Behörden weiterzuleiten. Dabei werden rund 30 Prozent der Anrufe herausgefiltert, die keine Notfälle sind. Notrufe, die keine Notrufe sind, werden nicht an die operativen Zentralen - Feuerwehr, Rettung, Polizei und Carabinieri - weitergeleitet. Somit werden diese Zentralen entlastet und können sich auf die Einsätze konzentrieren. Es steht ein Dolmetscherdienst für zwölf Sprachen zur Verfügung.
Notfallnummer nur für echte Notrufe
"Die Notrufnummer 112 soll nur in echten Notfällen gewählt werden, denn unnötige Anrufe blockieren die Leitungen für Notrufe, die wirklich wichtig und dringend sind", weist Notfallmedizin-Primar Marc Kaufmann hin: Die 112 soll bei Unfällen oder Bränden gewählt werden oder wenn sich jemand in einer akuten, potentiell lebensbedrohenden Notlage befindet, zum Beispiel bei schweren Verletzungen oder Verbrennungen, Bewusstlosigkeit, Symptomen, die auf einen Schlaganfall (akute Lähmungen, Seh- oder Sprechstörungen) oder Herzinfarkt (starke Brustenge, kalter Schweiß) hinweisen, bei allergischem Schock oder akuter starker Atemnot. Auch wenn die Situation unklar ist, aber lebensbedrohlich sein könnte, soll die 112 angerufen werden.
Außerdem soll die 112 angerufen werden, wenn die Hilfe der Sicherheitskräfte benötigt wird, wenn sich jemand bedroht fühlt, in Gefahr oder einer Straftat ausgesetzt ist oder beobachtet, dass andere in solche Situationen geraten.
Flächendeckendes Netz an Einsatzorganisationen
In Südtirol steht eine Vielzahl an Einsatzorganisationen für Notfälle bereit: 306 Freiwillige Feuerwehren landesweit und eine Berufsfeuerwehr mit Sitz in Bozen, 55 Bergrettungsgruppen im Alpenverein Südtirol AVS und im nationalen Verband der Berg- und Höhlenrettung Corpo nazionale soccorso alpino e speleologico CNSAS, 38 Rettungswagen des Weißen und des Roten Kreuzes, First Responder, Helferinnen und Helfer vor Ort, Notfallseelsorge, 5 Einsatzgruppen der Südtiroler Wasserrettung, 5 Einsatzgruppen des Landesverbandes für Rettungshundeeinheiten. Die Flugrettung Südtirol mit den beiden Notarzthubschraubern Pelikan 1 mit Basis in Bozen und Pelikan 2 mit Basis in Brixen wird saisonal durch den seit Februar 2020 in Laas stationierten Pelikan 3 sowie durch den Aiut Alpin Dolomites mit Basis in Pontives im Grödnertal unterstützt. Außerdem stehen das Heeresfliegerregiment Altair sowie Staatspolizei, Carabinieri und Finanzpolizei bereit, um schnellstmöglich vor Ort zu sein und in Notfällen helfend einzugreifen.
Die Einheitliche Notrufzentrale wird in Südtirol personalmäßig vom Sanitätsbetrieb geführt und technisch von der Agentur für Bevölkerungsschutzbetrieben. Im Sitz der Agentur für Bevölkerungsschutz ist sie auch untergebracht, und zwar in unmittelbarer Nähe der Landesnotrufzentrale. Die Landesnotrufzentrale mit der Notrufnummer 118 für den Rettungs- und Bergrettungsdienst in Südtirol war ab November 1993 aktiv. Ab dem Jahr 2003 waren die Notrufnummern 118 und 115 in der Landesnotrufzentrale zusammengefasst.
112: kostenlos und ohne Vorwahl
Die 112 ist kostenlos und kann vom Mobiltelefon oder vom Festnetzanschluss ohne Vorwahl gewählt werden. Mit dem Handy kann über die Netze anderer Anbieter ein Notruf abgesetzt werden, auch wenn das eigene Netz nicht zur Verfügung stehen sollte. Die 112 kann immer zurückverfolgt werden, auch bei Rufnummernunterdrückung.
Die App "Where Are U" unterstützt im Notfall: Ein Vorteil dieser Anwendungssoftware ist die automatische Übermittlung der persönlichen Erkennungsdatenund der genauen Standortbestimmung im Moment des Anrufes und damit Zeitersparnis bei der telefonischen Abfrage. Sollte der Anrufende aus irgendeinem Grund nicht sprechen können, so hilft die Funktion "Stummer Anruf", dabei erhält der Mitarbeitende in der Einheitlichen Notrufzentrale 112 zusätzliche Informationen, die helfen können.
Welche Fragen sind bei einem Anruf zu beantworten? Was ist am Ort des Geschehens zu tun? Mehr zur Notrufnummer auf dem Bevölkerungsschutz-Internetportal des Landes Südtirol.
mac
Die Verordnung Nr. 7 des Landeshauptmanns verlängert die 3G-Regel auf dem Schulweg in öffentlichen Verkehrsmitteln. Im Freien gilt die Maskenpflicht nur mehr bei Menschenansammlungen.
Landeshauptmann Arno Kompatscher hat heute (9. Februar) die Verordnung Nr. 7 des Jahres 2022 zur Vorbeugung und Bewältigung des Covid-19-Notstands unterzeichnet. Die darin enthaltenden Regelungen gelten - in Anlehnung an die am gestrigen (8. Februar) Dienstag vom Gesundheitsminister per Verordnung vorgenommenen Änderungen - vom 11. Februar bis 31. März, sprich für die Dauer des derzeit geltenden staatlichen Covid-Notstands.
Keine Maskenpflicht, wenn Sicherheitsabstand garantiert ist
Die erste wesentliche Änderung lockert die Maskenpflicht im Freien: Demnach muss man künftig zwar immer einen Schutz des Atemweges bei sich haben, ihn aber nur im Fall von Menschenansammlungen oder Menschenaufläufen tragen. Auch bei sportlicher Tätigkeit müssen Personen keine Maske mehr tragen. Bisher hatte eine generelle Maskenpflicht im Freien gegolten, es sei denn, man war isoliert unterwegs. Die Verordnung stellt klar, dass unabhängig von den genannten Lockerungen die spezifischen Vorschriften, Protokolle und Richtlinien zum Schutz vor Ansteckung aufrecht bleiben. In geschlossenen Räumen bleibt die Maskenpflicht hingegen aufrecht.
Auf dem Schulweg weiterhin 3G-Regel
Bis zum 31. März verlängert wird die sogenannte 3G-Regel - geimpft, genesen oder getestet - für Schülerinnen und Schüler der Mittel- und Oberschule ab 12 Jahren in öffentlichen Verkehrsmitteln. Sie gilt für Fahrten vom eigenen Wohnort zur Schule oder von dort zurück. In diesem Fall müssen sie die grüne Bescheinigung vorweisen können. Für alle anderen Fahrten unterliegen die Schülerinnen und Schüler den allgemeinen Regeln für den öffentlichen Nahverkehr. Die Möglichkeit, weiterhin unter Anwendung der 3G-Regel zur Schule zu fahren, geht einher mit der von den staatlichen Regeln abweichenden Regelung bezüglich des Präsenzunterrichtes: Demnach dürfen laut Verordnung Nr. 6 vom 4. Februar auch ungeimpfte Schülerinnen und Schüler weiterhin am Präsenzunterricht teilnehmen, wenn sie sich am Coronavirus-Screening-Programm des Südtiroler Sanitätsbetriebes an den Schulen beteiligen. Aufrecht bleibt die Pflicht, in den öffentlichen Verkehrsmitteln FFP2-Masken zu tragen.
Diskotheken und Tanzlokale können wieder öffnen
Am 10. Februar enden zudem die bisherigen Einschränkungen, und somit automatisch auch das Verbot der Tanzaktivitäten. Diskotheken und Tanzlokalen können also ab 11. Februar wieder Tanzmöglichkeiten anbieten, müssen sich dabei aber weiterhin an die in der Anlage A zum Coronavirus-Landesgesetz (Nr. 4) vom 8. März 2020 angegebenen Regeln halten.
Die Verordnung Nr. 7/2022 und weitere Verordnungen, Dokumente und Informationen zum Coronavirus sind im Corona-Portal des Landes Südtirol veröffentlicht.
sf/gst
Die Freiheitlichen zeigen sich mehr als verwundert über die jüngsten Aussagen von Landeshauptmann Kompatscher, wonach der Aufbau eines Südtiroler Energienetzwerkes und ein unabhängigeres lokales Tarifsystem nicht machbar seien. „Noch bevor gemeinsam mit allen Akteuren der Energiewirtschaft sämtliche Spielräume für ein lokales Energie-Netzwerk ausgelotet wurden, bemüht sich der Landeshauptmann bereits um Ausreden, die die bisherigen Versäumnisse in der Strompolitik kaschieren sollen“, so Parteiobmann Andreas Leiter Reber.
„Wir werden morgen im Landtag über unseren Antrag abstimmen, der die Landesregierung auffordert endlich alle autonomen Möglichkeiten auszuschöpfen und ein Südtiroler Energie-Netzwerk aufzubauen, von dem Südtirols Haushalte und Betriebe profitieren können. Dass es hierzu bereits praktische und umsetzbare Lösungen gibt, haben Experten wie Rudi Rienzner vom Südtiroler Energieverband mehrfach aufgezeigt“, so Leiter Reber.
„Jetzt mit der SVP und dem Landeshauptmann darüber zu streiten, was bisher alles falsch gemacht oder versprochen wurde, bringt uns und die Bürger nicht weiter. Wir erwarten uns von Kompatscher aber die Einsicht und den Weitblick unseren Vorschlägen jetzt zuzustimmen und zum Wohle der Südtiroler in Sachen Strompolitik neue, innovative Wege einzuschlagen“, so der F-Obmann Andreas Leiter Reber.
Morgen, am 11. Februar, ist der Internationale Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft. "Die Benachteiligung von Frauen in der Wissenschaft, insbesondere in den MINT-Fächern, hat Folgen für die Weltwirtschaft", erklärt Gleichstellungsrätin Morandini.
Am 11. Februar wird der Internationale Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft zum siebten Mal begangen. Der Tag wurde 2015 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen eingeführt und erinnert daran, den Zugang von Frauen und Mädchen zur technologischen und naturwissenschaftlichen Bildung zu verbessern sowie ein förderndes Umfeld für Wissenschaftlerinnen zu schaffen.
Eines wird auf Anhieb klar: Im Wissenschaftlichen Bereich sind Frauen stark unterrepräsentiert. Laut dem UNESCO-Institut für Statistik liegt der weltweite Frauenanteil in der Forschungs- und Entwicklungsarbeit bei unter 30 Prozent. In Italien liegt der Anteil von Frauen in der Wissenschaft bei 33 - 35 Prozent. Im Informatikbereich erreicht der Männeranteil 97 Prozent.
Dabei entscheiden sich immer mehr Frauen für ein Studium und streben eine wissenschaftliche Laufbahn an. Allerdings zeigt sich, je wichtiger die Position, desto mehr schrumpft der Frauenanteil. Laut italienischen Bildungsministerium sind 50,5 Prozent der Personen, die ein Forschungsdoktorat abschließen, Frauen. 46,8 Prozent der Forscherinnen an italienischen Universitäten sind Frauen, aber nur 23, 7 Prozent der ordentlichen Professorenstellen sind von Frauen besetzt.
Besonders eklatant unterrepräsentiert sind Frauen in naturwissenschaftlichen Fachgebieten - den sogenannten MINT-Fächern. Das zeigt sich bereits bei der Auswahl der Oberschule. Laut Astat besuchten in Südtirol im Schuljahr 2018/2019 nur 18 Schülerinnen die technologische Fachoberschule.
Die Gründe für das große Ungleichgewicht sind vielschichtig, folglich auch die Interventionsfelder. „Der Abbau des Vorurteils, dass Männer besser für technologische und naturwissenschaftliche Bereiche geeignet sind, Investitionen in die Weiterbildung von Pädagog*innen, gendersensible Technologien und Innovationen sind nur einige Interventionsbereiche, um die Unterrepräsentation auszugleichen“, so die Gleichstellungsrätin. „Besonders hartnäckig sind Stereotype und Vorurteile, dass Frauen weniger für den wissenschaftlichen Bereich als ihre männlichen Kollegen geeignet sind“ zeigt sich die Gleichstellungsrätin überzeugt. Dies wird allerdings von Studien widerlegt. Wenn Frauen sich für wissenschaftliche Disziplinen entscheiden, schneiden sie durchschnittlich besser als ihre männlichen Kollegen ab. Gesellschaftlicher Druck, wenig Aussicht auf beruflichen Aufstieg und der daraus resultierende Pay Gap, wenig Entscheidungsspielraum und die hohe Unvereinbarkeit von Familie und Beruf halten viele Frauen von einer wissenschaftlichen Karriere ab. Besonders in den Mint-Fächern kommen diese Unterschiede zum Tragen. „Der Unterschied zu Ungunsten der weiblichen Wissenschaftlerinnen, besonders in den MINT-Bereichen, hat Folgen für die globale Wirtschaft“, so die Gleichstellungsrätin Morandini.
Um die Unterrepräsentation der Frauen in der Wissenschaft auszugleichen, bedarf es Interventionen auf mehreren Ebenen, zeigt sich die Gleichstellungsrätin überzeugt. Dabei muss dieser Veränderungsprozess auch auf politischer Ebene unterstützt werden. „Dies beginnt z. B. bei Richtlinien für gendersensible Lehr- und Bildungspläne, fortlaufender Aus- und Weiterbildung von Pädagog*innen, Sichtbarmachung von Frauen in der Wissenschaft, Förderprogrammen für junge Mädchen und Frauen und gendersensiblen Rekrutierungs- und Personalpolitik“, so die Gleichstellungsrätin.
(GSR)
Das Burgenland hat in Sachen Pflege eine vielversprechende und vielseitige Pflegestrategie aufgesetzt. Für die SVP ArbeitnehmerInnen ein Ansatz, der auch für Südtirol interessant und relevant sein kann, um der Belastung in der Pflege sowie dem Personalmangel entgegenzuwirken. „Die Pflegestrategie im Burgenland ist ein für Südtirol sehr interessantes Pilotprojekt, mit dem Ziel die Familien und Angehörigen in Pflege und Betreuung zu entlasten“, unterstreicht Magdalena Amhof, Vorsitzende der SVP ArbeitnehmerInnen.
„Das burgenländische Pilotprojekt rund um die Betreuung durch Angehörige ist eine Herangehensweise, mittels welcher mehrere Problemfelder angegangen werden sollen“, berichtet Magdalena Amhof und führt aus: „Pflegende bzw. betreuende Angehörige können im Burgenland mit einem Angestelltenverhältnis mit ordentlicher Entlohnung und sozialer Absicherung durch das Land angestellt werden. Dadurch sollen die stationären und teilstationären Dienste entlastet werden und die zu Pflegenden können so lange als möglich Zuhause bei ihrer Familie bleiben. Zudem erhalten sie, wenn gewollt, ‚berufsbegleitend‘ eine Ausbildung zur Pflegekraft damit kann dem Personalengpass im Pflegebereich etwas entgegengesetzt werden. Die Angehörigen erhalten nämlich eine anerkannte Ausbildung, die ihnen den Berufseintritt in den Pflegebereich sichert“.
Auch Landesrätin und stellv. Vorsitzende der ArbeitnehmerInnen, Waltraud Deeg unterstreicht ihr Interesse an der burgenländischen Herangehensweise. „Das Burgenland hat hier einen interessanten Weg gewählt, der breit aufgestellt und zielorientiert ausgerichtet ist. Nach der zweijährigen Pilotphase wird nun am Evaluationsbericht gearbeitet, den wir mit Spannung erwarten. Denn schließlich könnte dieser Bericht als höchst interessantes Referenzdokument auch für uns in Südtirol neue Lösungsstrategien im Bereich der Pflege aufzeigen.“
Als SVP Arbeitnehmerorganisation werde man hier den Austausch suchen, um aus den Burgenländischen Erkenntnissen für Südtirol passende Maßnahmen zu erarbeiten.
Ein Beschlussantrag dazu wird von den ArbeitnehmerInnen auf alle Fälle im Landtag folgen.
Die Landesregierung hat sich in ihrer heutigen (8. Februar) Sitzung mit dem Thema der hohen Energiekosten auseinandergesetzt und dazu die Führung der Landesenergiegesellschaft Alperia eingeladen.
Der Anstieg der Energiepreise macht sowohl Unternehmen als auch privaten Haushalten zu schaffen. Die Südtiroler Landesregierung beschäftigt sich mit möglichen Abfederungsmaßnahmen, um Familien und Betriebe zu entlasten. Zugleich will sich die Landesregierung gegen den Griff des Staates in die Kasse der Landesenergiegesellschaft wehren.
Auf Einladung der Landesregierung führte die Spitze der Landesenergiegesellschaft Alperia, Vorstandsvorsitzende Flora Kröss, Aufsichtsratsvorsitzender Mauro Marchi und Generaldirektor Johann Wohlfarterzu Beginn der heutigen (9. Februar) Regierungssitzung aus, welche Faktoren derzeit die europaweiten und nationalen Energiepreise in die Höhe treiben und welche Maßnahmen Alperia bereits zur Stützung der Südtiroler Haushalte und Wirtschaft umsetzt. Dabei wurde betont, dass Alperia in den Jahren 2021 und 2022 bereits knapp 200 Millionen Euro zur Stützung der Südtiroler Haushalte und Wirtschaft einfließen habe lassen. Die steigenden Energiepreise seien in erster Linie der europaweit gestiegenen Nachfrage sowie Lieferengpässen geschuldet.
LH Kompatscher: "Dekret in Widerspruch zu Nachhaltigkeitsgedanken und Autonomiebestimmungen"
Die Südtiroler Landesregierung bewertet es als befremdlich, dass der Staat über das Gesetzesdekret "Decreto Sostegni ter" festgelegt hat, dass die Zusatzgewinne, die Produzenten von erneuerbaren Energien aufgrund der gestiegenen Strompreise haben, nun an den Staat abgeführt werden müssen. Dies komme laut Landeshauptmann Arno Kompatscher einem doppelten Schaden für Südtirol gleich: zum einen in Form von verminderten Erträgen, die dem Land und den Gemeinden so verloren gehen, zum anderen aber auch in Form von Steuern, die Südtirol entgehen würden.
Grundsätzlich sei es schwer nachvollziehbar, dass der Staat als öffentliche Institution einer anderen öffentlichen Institution (Land und Gemeinden in Südtirol als Eigentümerin von Alperia) Erträge abschöpft. Auch sei es unverständlich, dass dieses Dekret ausschließlich die Produzenten erneuerbarer Energien - und dies betrifft neben Alperia natürlich auch die anderen Energieproduzenten in Südtirol - im Visier hat, während die Produzenten fossiler Brennstoffe von diesem Dekret nicht betroffen sind. "Dies widerspricht jeglichem Bemühen um mehr Nachhaltigkeit", betont Landeshauptmann Kompatscher.
Das vorliegende Gesetzesdekret widerspreche laut Kompatscher auch geltenden Autonomiebestimmungen: "Gemeinsam mit unseren Parlamentariern und in der Regionenkonferenz in Rom werden wir alles daransetzen, dass das Dekret in der vorliegenden Fassung nicht zur Anwendung kommt. Auch werden wir einfordern, dass die angekündigten staatlichen Abfederungsmaßnahmen für Menschen mit geringem Einkommen so rasch wie möglich umgesetzt werden. In der Folge wollen dann wir prüfen, inwieweit es zusätzliche Landesmaßnahmen für Härtefälle geben kann und muss."
red
Landeshauptmann Arno Kompatscher hat gestern im Rahmen einer Pressekonferenz einer Abkoppelung Südtirols vom gesamtstaatlichen Stromnetz eine Absage erteilt. Ein Verlassen des Stromverbunds würde dazu führen, „dass in einigen Monaten das Licht ausgeht“. In einer Pressemitteilung bezeichnet der Generaldirektor des Südtiroler Energieverbands SEV Rudi Rienzner diese Aussagen als „Unsinn“ und „Panikmache“. Offenbar sei energiepolitisches Fachwissen in der aktuellen Landesregierung „kaum oder gar nicht vorhanden“. Der SEV weist darauf hin, dass schon sein Zukunftsentwurf „Der zweite Weg“ vom Frühjahr 2013, auf den sich viele Akteure in ihren öffentlichen Statements beziehen, zwar eine regulatorische Autonomie – aber keineswegs einen Ausstieg aus dem italienischen Verbundnetz vorsieht.
Die Position des SEV: Eine spürbare Absenkung der Strompreise ist in Südtirol – aufgrund der staatlich vorgegebenen Rahmenbedingungen und dazu gehört auch die Tarifordnung – nur in einem genossenschaftlichen System möglich. Entsprechende Konzepte wurden seit 2013 kontinuierlich weiterentwickelt, der Landespolitik vorgelegt – und von dieser ignoriert.
2015 präsentierte der SEV ein Strategiepapier („Südtiroler Haushalte und Betriebe wollen billigen Strom“) mit dem Modell einer Südtiroler Strombörse, um elektrische Energie aus Südtiroler Wasserkraft zu Vorzugspreisen an einheimische Verbraucher weiterzugeben zu können. 2017 folgte ein Positionspapier für die Aufsichtsbehörde AEEGSI (heute ARERA) über die Bildung einer autonomen Regulierungsbehörde in Südtirol. Rudi Rienzner: „Eigentlich sollte es doch die Aufgabe eines Landeshauptmanns sein, sämtliche Spielräume, die uns das Autonomiestatut gibt, auszuloten – und nicht von vornherein die Lichter ausgehen lassen“.
SEV - Südtiroler Energieverband
Giuseppe di Vittoriostr. 16
I-39100 Bozen / Bolzano
Tel. 0471 060800
www.sev.bz.it
Vinschgau/Südtirol - Explodierende Gas- und in der Folge davon Strompreise lassen auch in Südtirol, auch im Vinschgau Verbraucher zur Ader. Warum ist das so? Die Frage ist berechtigt, zumal Südtirol doppelt so viel Strom erzeugt als es verbraucht. Der Vinschgerwind hat bei Michael Wunderer nachgefragt.
von Erwin Bernhart
Es geht drunter und drüber auf dem Strommarkt. Die Verbraucher in Südtirol (in Italien, in Europa) spüren das auf der Stromrechnung. Die Stromkosten sind im Laufe des vergangenen Jahres um rund 129 Prozent gestiegen. Seit dem 1. Jänner 2022 müssen für die Kilowattstunde Strom 46,03 Cent, einschließlich aller Steuern, gezahlt werden. Auch bei uns. Dabei wird in Südtirol doppelt so viel Strom erzeugt, wie im Lande verbraucht wird. Vor einem Jahr lag der Kilowattstundenpreis für den Endverbraucher noch bei 20.06 Cent.
Was ist da los? Der Vinschgerwind hat beim Prader Michael Wunderer nachgefragt. Wunderer, seit 15 Jahren in der Energiewirtschaft tätig, ist Vizeobmann der E-Werk-Prad-Genossenschaft und seit 2015 Abteilungsleiter beim Südtiroler Energieverband (SEV) im Bereich Energiehandel und Geschäftsentwicklung.
Wunderer verweist zunächst auf die Geschichte des Energiemarktes und dort vor allem auf die von der EU angestoßene Liberalisierung. Der ehemalige italienische, staatliche Monopolbetrieb ENEL, in dessen Hand der Löwenanteil sowohl der Erzeugung, als auch der Übertragung und Verteilung und zudem der Verkauf von Strom lag, wurde ab 1999 sukzessive zerlegt und zerschlagen. Ziel war es unter anderem, neuen Marktteilnehmern, vor allem im erneuerbaren Bereich, einen diskriminierungsfreien Zugang zum Strommarkt zu ermöglichen. Im Schatten von ENEL überlebten nämlich nur einige wenige kommunale Unternehmen (etwa die Etschwerke) oder einige historische Genossenschaften (etwa die Energie-Werk-Prad Genossenschaft).
Im Jahr 1999 wurde die Liberalisierung in Italien durch das Bersani-Dekret konkret in Gang gesetzt. Mit dem Bersani-Dekret wurde jener weitsichtige Passus im Autonomiestatut von 1972 wirksam und es begann der Run zuerst auf das Stromverteilernetz und dann auf die Großableitungskonzessionen. Der Vinschger Stromkrieg mit dem Land war eine der Folgen, in dem es um die Frage der Beteiligung der Vinschger Gemeinden an den Konzessionen am Reschensee und später am Marteller Stausee gegangen ist. Auch ging es um die Frage der eigenständigen Verwaltung des Stromnetzes im Vinschgau, welches mittlerweile vom Vinschgauer Energeikonsortium umgesetzt ist.
Das ist die Kurzfassung, wie sich die Liberalisierung des Strommarktes im Vinschgau ausgewirkt hat.
Aus der damaligen SEL ist durch Fusion mit den Etschwerken Alperia entstanden und mit wenigen Ausnahmen sind die Südtiroler Großkraftwerke in der Hand von Alperia und die wiederum gehört der autonomen Provinz Bozen. Daneben sind neue Wasserkraftwerke entstanden, in Rojen, in Langtaufers, das Punikraftwerk in Planeil, Saldur in Matsch, jenes in Schleis, das Kloster Marienberg hat eines bauen lassen, das Kraftwerk am Rambach, in Partschins wurde ausgebaut... Zudem mehrere kleinere Kraftwerke.
Die Power im Land ist soweit gediehen, dass die Produktion von elektrischem Strom vorwiegend aus Wasserkraft von insgesamt rund 6 Terawattstunden doppelt so hoch ist wie der Verbrauch in Südtirol. Gigantisch. Warum zum Teufel steigen dann die Strompreise dermaßen an?
Nahezu alle Kraftwerke, sagt Michael Wunderer, müssen aufgrund des derzeitigen Strommarktmodells, ihren Strom an der Strombörse anbieten und verkaufen. An der Strombörse werden die Preise gebildet. Das funktioniert für Verbraucher im Sinne eines niedrigen Strompreises gut, solange die Energiepreise am Weltmarkt niedrig sind. Also billiges Erdgas, billiger Atomstrom, billiger Kohlestrom. Strom aus erneuerbaren Energiequellen, Strom aus Wasser, aus Wind, aus Sonne sind ohnehin billig. Denn weder Wasser noch Wind noch die Sonne schicken Rechnungen.
Das Gefüge des Billigen ist durcheinandergeraten. Der Gaspreis ist in den letzten Monaten durch die Decke gegangen und hat sich gegenüber dem Vorjahr nahezu verfünffacht. Als Grund dafür nennt Wunderer den enorm gestiegenen Bedarf an Erdgas in Ostasien, also in den brummenden Volkswirtschaften von China und Indien. Der zweite Grund ist der, dass nach dem Winter 2020/2021 die Gasspeicher in Europa ziemlich leer waren und dass das Auffüllen genau mit dem Bedarf in China zusammengefallen ist. Das verhältnismäßig geringe Gasabgebot am Markt hat die Preise explodieren lassen.
Was haben aber die internationalen Gaspreise mit unserer Stromrechnung zu tun? Zur Erinnerung: Der Strom, der in den heimischen Wasserkraftwerken erzeugt wird, wird vorwiegend über die Mailänder Börse (oder anderen europäischen Börsen) gehandelt und ebendort wird der Preis bestimmt.
„Der Preis an der Strombörse“, sagt Michael Wunderer, „ergibt sich im Schnittpunkt von Angebot und Nachfrage. Dieser Gleichgewichtspreis nennt sich „Market-Clearing-Price“. Es ist gerade das letzte Angebot zu jeder Stunde, welches an der Börse noch einen Zuschlag erhält, um gerade noch die Nachfrage zu decken. Das Kraftwerk mit den teuersten Grenzkosten - also das Grenzkraftwerk (welches als letztes Kraftwerk den Zuschlag erhält) - definiert den Börsenpreis für alle anderen eingesetzten Kraftwerke, unabhängig von den jeweiligen Erzeugungskosten.“
Tatsächlich ist die Erzeugung von Strom mit fossilem Erdgas eine der teuersten. Zum einen wegen des besagten Preisanstieges und zum anderen wegen der CO2-Zertifikate, die jährlich festgelegt und künstlich verknappt werden. Der Preis für CO2-Zertifikate ist von 20 auf 80 Euro pro Tonne CO2 gestiegen. Die für den Klimaschutz gut gemeinte Aktion bringt das ganze System in arge Verlegenheit.
Plötzlich ist die Erzeugung von Strom durch Atomkraft und sogar jene durch Kohlekraftwerke im Verhältnis deutlich lukrativer als die Erzeugung von Strom mit Erdgas. Das derzeitige Strommarktmodell ist paradox geworden.
Zuerst kommen die mit den niedrigsten Grenzkosten dran, das sind die Erneuerbaren Energie-Anlage, also Wind- und Sonnenkraftwerke, auch die Wasserkraftwerke. Es ist ein zugesichertes Vorrangprinzip für die Stromeinspeisung in das öffentliche Stromnetz. Als nächste Kraftwerke folgen jene mit den nächstniedrigen Grenzkosten. Europaweit sind das Atomkraftwerke, gefolgt von Kohlekraftwerken, Gasturbinen und Heizölkraftwerke. Der Sinn dahinter: Es sollen jene Kraftwerke vom Markt gedrängt werden, die Strom teuer herstellen.
Weil die flexibleren Gaskraftwerke plötzlich die teuersten sind, werden Dreckschleudern wie Kohlekraftwerke äußerst rentabel. Ein Irrsinn. Ein Irrsinn gerade auch in Südtirol, wenn dort doppelt so viel Strom - aus Wasserkraft - erzeugt wie verbraucht wird. Die EU weiß sich nicht anders zu helfen, als die Atomkraft und die Stromerzeugung mittels Gas als „nachhaltig“, als „green“ einzustufen. Mit dieser Klassifikation würden Förderungen und günstige Kredite fließen können. Als „vorgestrig“ bezeichnet Michael Wunderer dieses Ansinnen.
„Der Strompreis“, sagt Michael Wunderer, „wird wohl hoch bleiben, weil er vom Ankauf von fossilem Erdgas abhängt.“ In Italien wird fast die Hälfte des Stromes durch Erdgas erzeugt (Kohle 6 %, Erneuerbare Quellen 45 %, Atomenergie 3,2 %). „Hätten beispielsweise Italien oder Deutschland den Ausbau der Erneuerbaren Energie Anlagen in den letzten Jahren nicht zu sehr ausgebremst, stünden heute mehr Erneuerbare zur Verfügung und die derzeitige Preisexplosion hätte es zumindest in diesem Ausmaß nicht gegeben“, sagt Wunderer.
Gibt es einen Ausweg aus dieser paradoxen Situation?
„Das aktuelle Strommarktdesign ist nach wie vor auf die fossile Welt ausgerichtet,“ sagt Wunderer: „Es lässt beispielsweise zu, dass konventionelle Kraftwerke aufgrund ihrer Inflexibilität Strommengen produzieren, welche zum Teil nicht benötigt werden. Die so herbeigeführten Leistungsspitzen führen dann teilweise zur Abregelung von Erneuerbaren Energie Anlagen, die günstigen, sauberen und emissionsfreien Strom erzeugen. Das Gegenteil müsste eigentlich der Fall sein.“
Inzwischen gibt es eine Reihe von technischen Lösungen, mit welchen ein kostengünstiges, dezentrales, sauberes und smart vernetztes Stromsystem gelingen könne. Mit dem neuerdings geplanten massiven Ausbau der erneuerbaren Energiesysteme werden die Tage zunehmen, in welchen die Stromproduktion den Bedarf übersteigen wird. Anstatt diese Anlagen abzuregeln, sei es sinnvoll, Strom zu speichern, oder in andere Anwendungen umzuleiten z. B. zum Heizen (Power to Heat) oder mittels Wasserstoff dem Verkehr zur Verfügung zu stellen (Power to Gas).
Die Frage ist, ob diese Abhängigkeiten vom internationalen Gas- und damit Strommarkt so bleiben muss. Wunderer führt als Beispiel die lokalen Energiegenossenschaften an, etwa jene in Prad. Die Genossenschaften können ihren Strom an die Mitglieder über das eigene Verteilernetz weitergeben. Genossenschaften sind nicht gewinnorientiert, sondern können erwirtschaftetes Geld für Investitionen, für günstige Strompreise, für Optimierungen einsetzen. Im Gegensatz zu Kapitalgesellschaften, wo die erwirtschafteten Gewinne an Gesellschafter und Aktionäre ausgeschüttet werden.
Aber: Auch die Genossenschaften sind im nationalen Markt eingebettet, allerdings muss theoretisch nur dann Strom „dazugekauft“ werden, wenn die Eigenproduktion nicht ausreicht. Weil in den Wintermonaten gegenüber dem Verbrauch zu wenig Strom erzeugt wird (wie es aktuell aufgrund eines Kraftwerkumbaus in Prad der Fall ist), sind auch die Genossenschaften mehr oder weniger vom aktuellen Strompreishöhenflug betroffen. „Im Großen und Ganzen“, sagt Wunderer, „genießen die Genossenschaftsmitglieder allerdings einen gesicherten und stabilen Strompreis und sie sind weniger von den Einflüssen von außen betroffen.“
Ob ein solches Genossenschaftsmodell in Südtirol funktionieren könnte? Theoretisch ja, sagt Wunderer. Es bestünde nämlich die Möglichkeit, den lokal erzeugten Strom über bilaterale Geschäfte, also außerhalb der Börse, zwischen Erzeuger und Verkäufer abzuwickeln und Preis und Menge für einen vorgegebenen Zeitpunkt zu definieren. „Die Energiewirtschaft erzeugt in Südtirol unbestritten eine hohe Wertschöpfung. Ein Teil dieses ökonomischen Mehrwertes sollte bei jedem einzelnen Verbraucher ankommen. Vielleicht müssen die Spielregeln geändert werden, indem nicht nur im Interesse einzelner Gesellschafter und Aktionäre gehandelt wird, sondern im Interesse seiner Verbraucher. Ein Ansatz in diese Richtung könnte eine lokale Verbrauchergenossenschaft für alle Südtiroler sein, oder eine Einführung eines nicht gewinnorientierten Landestraders. Zu diesem Thema hat es bereits in Vergangenheit viele Ideen vom Prader Energiepionier und Verfechter des Genossenschaftswesens Georg Wunderer gegeben. Leider fanden diese Ideen bis heute auf Landesebene keine Umsetzung“, sagt Georg Wunderers Neffe Michael Wunderer.
Die Entscheidung, das Areal zu erwerben, auf dem sich die Disco Fix befindet, war keine Entscheidung für Leergut und gegen die Jugend.
Ganz im Gegenteil, es war eine notwendige und unaufschiebbare Entscheidung, die der Gemeinde Laas alle Optionen offenhält.
Die Raika Ritten hatte als Eigentümerin der Immobilie den Verkauf unwiderruflich beschlossen, da der Leasingpartner laut Raika Ritten in Schwierigkeiten kam. So wurde das Areal der Disco Fix sowohl auf dem privaten Markt als auch der Gemeinde Laas zum Kauf angeboten.
Von privater Seite meldeten sich verschiedene Interessenten; diese ließen jedoch keinen Zweifel daran, dass sie die Disco nicht weiterbetreiben, sondern das Areal auf andere Weise nutzen möchten.
Mit dem Ziel, dass das Grundstück in Zukunft im öffentlichen Interesse genutzt werden kann, hat deshalb die Gemeinde Laas mit Beschluss des Gemeinderates vom 28.12.2021 das Areal erworben. Was jedoch die künftige Nutzung betrifft, gibt es im Augenblick zwar verschiedene Überlegungen, aber keine endgültige Entscheidung.
War das Betreiben von Discotheken bereits vor Corona nicht einfach, so hat die Pandemie gerade diesen Sektor häufig in finanzielle Schwierigkeiten gebracht.
Es kann jedoch kein Zweifel darüber bestehen, dass es nicht Aufgabe der öffentlichen Verwaltung ist, eine Disco zu betreiben.
Die Raika Ritten hat für das gesamte Areal 1,5 Mio. Euro gefordert. Auf der Grundlage eines Schätzgutachtens, das der Gemeindeausschuss Laas eingeholt hat, und nach intensiven-Verhandlungen mit der Raika Ritten konnte der Kaufpreis auf 750.000 Euro, also auf die Hälfte, reduziert werden.
Mit dem Kauf der Immobilie hat die Gemeinde dem derzeitigen Pächter der Disco Fix die Möglichkeit eingeräumt, den Discobetrieb unter Einhaltung der Corona-Bestimmungen bis Ende Juni 2023 fortführen zu dürfen.
Welche Zweckbestimmung das Areal schlussendlich erhält, ist noch nicht definitiv.
Die Jugendlichen waren gerade in den vergangenen zwei Jahren während der Pandemie jene Gruppe, welche oftmals vergessen und mit ihren Problemen allein gelassen wurde. Gerade was den Unterhaltungssektor anbelangt, gibt es seit der Corona-Pandemie große Defizite.
Darum:
Bei einem Treffen der Bürgermeister/innen des Vinschgaus mit den Jugendreferenten/innen und den Verantwortlichen der Jugenddienste wurde beschlossen, dass der Bezirksausschuss an diesem Thema dranbleibt und die Wünsche der Jugendlichen und der Eltern erhebt und anschließend in Zusammenarbeit konkrete Maßnahmen bezüglich Freizeitangebote für Jugendliche im Vinschgau erarbeitet.
Der Gemeindeausschuss Laas
Laas - Die obere Laaser Alm ist nicht nur aber vor allem für die Laaser ein beliebtes Ausflugsziel, ein willkommener Treffpunkt im bislang relativ unberührten Laaser Tal. Die Laaser Alm ist im Besitz der Fraktion Laas, sie ist an die Sektion Laas im Alpenverein verpachtet, es werden im Sommer einfache Speisen und Getränke auf der Terrasse verabreicht. Ein Idyll.
Dieses Idylle könnte sich ändern. Denn die Fraktion Laas unter Fraktionspräsident Oswald Angerer ist derzeit gemeinsam mit der Gemeinde Laas mit BMin Verena Tröger an der Spitze dabei, prüfen zu lassen, ob sich die obere Laaser Alm als Schutzhütte eintragen und umfunktionieren lassen könnte. Angerer hat seinen Techniker beauftragt, entsprechende Dokumente zusammenzutragen. Angerer hatte dazu schon Vertreter des Alpinbeirates, des AVS, der Forst und des Nationalparkes und der Gemeinde auf die Alm geladen. Der Alpinbeirat ist Beratungsorgan des Landes unter anderem für das Sachgebiet Alpinistik. Angerer hofft, die Angelegenheit noch vor Beginn der Sommersaison abgeschlossen zu haben.
Hintergrund einer möglichen Umwandlung der oberen Laaser Alm zu einer Schutzhütte ist der neu angelegte Marmorrundweg, der von der Zufallhütte in Martell über den Haslhof, die obere Laaser Alm, über die Obere Tschenglser Alm zur Vellnairalm in Richtung Sulden und dann über das Madritschjoch wieder zur Zufallhütte führt. Jeder Ein- und jeder Ausstieg ist möglich. Bei der Planung des Marmorrundweges, der in 5 bis 7 Tagesetappen im Ganzen begangen werden kann, war von vornherein klar, dass das Laaser Tal ein „missing link“ sein wird, was die Übernachtungsmöglichkeit betrifft. Mit der oberen Laaser Alm als Schutzhütte sollte diese Lücke wohl geschlossen werden. Wenn es soweit sein sollte, sagt Angerer, werde die obere Laaser Alm halt etwas adaptiert werden müssen, die Sanitärräume, die Küche und Schlafmöglichkeiten auch im Winter. Eine Planung sei derzeit nicht vorhanden. Zudem sei für eine Klassifizierung als Schutzhütte Voraussetzung, dass keine Straße vorhanden sei.
Damit tritt Angerer jenem Protest in Laas entgegen, der Änderungen an der oberen Laaser Alm befürchtet. In Laas hat es eine Unterschriftenaktion gegen jegliche Änderungen an der oberen Laaser Alm gegeben. Man befürchtet einen wie auch immer gearteten alpinen Neubau samt Forststraßenzufahrt und damit Halli-Galli im beschaulichen Laaser Tal. Die mehr als 300 Unterschriften aus allen Landesteilen wurden vor Weihnachten an BMin Verena Tröger übergeben. In Laas selbst ist man über Änderungen an der oberen Laaser Alm, ohne Detailwissen zu haben, geteilter Meinung.
Angerer sagt, dass mit einer Schutzhütte auch eine mögliche Verpachtung leichter vonstatten gehen könnte. (eb)