Eishockey - Ganz verabschieden als Eishockeyspieler konnte sich Stefan Kobler doch nicht. Bei seinem Heimatverein, dem ASV Prad, ist Kobler weiterhin als Spieler aktiv. Dort steht er mit vielen alten Eishockeykameraden auf dem Eis und nimmt mit ihnen an der Freizeitliga Dolomites Hockey League teil. „Es ist ein Hobby und meine große Leidenschaft und ein guter Ausgleich!“, erklärt der Prader. (sam)
Wolfgang Platter, am Tag der Hlg. Albuin und Ingenuin, Patrone der Diözese Brixen (und Bozen), 5. Februar 2022
Das Benediktiner-Kloster Marienberg war und ist seit seiner Gründung ein Ort des Gebetes und der Arbeit. Aber ebenso war es über Jahrhunderte ein Ort des Lesens und Schreibens, der Pflege des Gottesdienstes und der Kirchenmusik. Die alte und die neue Bibliothek bergen Schätze des geschriebenen und gedruckten Wortes. Mit dem Buch über die Natur von Plinius dem Älteren darf ich auf den heutigen Seiten ein besonderes Kleinod aus der Marienberger Bibliothek vorstellen.
Plinius war ein römischer Gelehrter, Offizier und Verwaltungsbeamter. Er wurde im Jahr 23 oder 24 n. Chr. in Novum Comum, dem heutigen Como geboren und starb am 25. August 79 bei Stabiae im Golf von Neapel während des großen Vulkanausbruches am Vesuv, bei dem auch Pompei verschüttet wurde.
Abt Markus und die Klostergemeinschaft haben es meinem Schwager Massimiliano Marini und mir erlaubt und ermöglicht, im heurigen Januar aus dem Marienberger Exemplar des Buches von Plinius zu fotografieren, das weltweit als die erste naturwissenschaftliche Enzyklopädie gilt. Und den Leserinnen und Lesern dieser Seiten kann ich nicht ohne Freude einen Blick in das bibliographische Kleinod Marienbergs ermöglichen.
In seinem insgesamt 37 Bücher umfassenden Werk hat Plinius die Kenntnisse und den Wissenstand zu vielen Fachgebieten zum Jahr 50 n. Chr. in lateinischer Sprache niedergeschrieben. Plinius hat seine Aufschreibungen dem nachmaligen Kaiser Titus gewidmet. Die Naturalis historia behandelt unterschiedlichste Themen, die man der Botanik, Zoologie, Medizin, Geographie, Klimatologie, Anthropologie, Astronomie, Mineralogie, Geologie, aber auch der Metallurgie, dem Kunsthandwerk und der Kunst und weiteren Fachgebieten zuordnen kann. Plinius selbst hat die von ihm beschriebenen Wissenschaften nicht benannt, sondern sein Werk in dessen struktureller Gliederung in die bereits genannten 37 Bücher mit insgesamt 2.493 Kapiteln unterteilt. Zu den ungefähr 40.000 darin behandelten Argumenten und Schlagworten hat Plinius etwa 500 Autoren der Antike eingearbeitet wie z.B. die Griechen Aristoteles, Theophrast und Hippokrates oder die Römer Cato, Varro und Agrippa.
Die Plinius-Ausgabe von Marienberg trägt als Eintragung das Jahr 1472. Das Buch ist im Kloster also schon 30 Jahre nach der Erfindung des Buchdruckes mit beweglichen Lettern durch Johannes Gutenberg 1440 in Mainz angekauft und eingestellt worden. Ein Beweis, wie zeitgemäß und aktuell Bildung in Marienberg erworben, gelehrt und vermittelt wurde. Die Initialen jeden Buches sind in Blattvergoldung ausgeführt und nachfolgend abgebildet. Besonders interessant sind auch die Randnotizen im Buch, welche vertieft Studierende in Tinte und Latein angebracht haben.
Die Naturalis historia von Plinius ist heute im Internet in verschiedenen Sprachen von Latein über Englisch bis Deutsch als Digitalisat Seite für Seite verfüg- und konsultierbar.
Weil heute wieder die Angst vor dem Wolf umgeht, habe ich nachgelesen, was Plinius im Achten Buch, Kapitel 22 zu eben diesem Tier in der Übersetzung von Johann Daniel Denso (1764, Anton Ferdinand Rösens Buchhandlung Rostock und Greifswald) schreibt: „Man glaubt aber auch in Italien, daß der Anblick der Wölfe schädlich sey, und daß sie dem Menschen, welchen sie zuerst ansehen, die Sprache auf gegenwärtig benehmen.“ Wer jetzt Lust verspürt, seine Kenntnisse des Oberschullateins aus der kürzeren oder längeren Distanz zu den eigenen Schuljahren zu überprüfen, bitteschön, Plinius im O-Ton: „Sed in Italia quoque creditur luporum visus esse noxius vocemque homini, quem priores contemplentur, adimere ad praesens.“
von Magdalena Dietl Sapelza
Handwerk hat goldenen Boden. Dieses Sprichwort hat seine Gültigkeit heute mehr denn je. Denn in den Bereichen Handwerk und Industrie können sich gut ausgebildete Fachkräfte eine goldene Nase verdienen. Viele Türen stehen ihnen offen. Und sie können sich in ihrem Berufen entfalten, vieles ausprobieren, denn den innovativen Entwicklungsmöglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt.
Wichtige Bausteine auf dem Ausbildungsweg sind einerseits die Bereitschaft der Unternehmen Lehrlinge auszubilden und andererseits eine flankierende schulische Ausbildung durch die Berufsschulen, die ein umfassendes Wissen vermitteln, auch was die großen Herausforderungen der digitalisierten Welt betrifft. Denn ohne Computer und Roboter läuft fast gar nichts mehr.
Beim „Tag der offenen Tür“ Ende Jänner 2022 konnten die Lehrpersonen und Schüler:innen der Landesberufsschule Schlanders und der Fachschule für Steinbearbeitung Laas zahlreiche Gäste begrüßen. Darunter befanden sich Mittelschüler:innen, die im Hinblick auf ihre künftige Berufslaufbahn ihre Interessen ausloteten und sich ein Bild vom Bildungsangebot machen konnten. Zu Besuch waren auch Ex-Schüler:innen. Diese informierten sich über Neuerungen, und sie staunten über die neuen technischen Geräte.
Während die Fachschule für Steinbearbeitung die künstlerischen Fähigkeiten anspricht, ist die Landesberufsschule auf Berufe im Handwerk, in der Industrie und im Dienstleistungssektor ausgerichtet. Neben handwerklichen Fähigkeiten wird den Fertigkeiten an Computern und mit Robotern große Aufmerksamkeit geschenkt. Durch eine gezielte Ausbildungsoffensive versuchen die Schulveranstwortlichen um Direktorin Virginia Tanzer den steigenden Ansprüchen der Wirtschaft Rechnung zu tragen. Ein wichtiges Kriterium des Unterrichts: Schüler:innen sollen motiviert werden eigene Ideen zu entwickeln.
von Angelika Ploner
Posada Ayana ist ein idyllisches 17-Zimmer-Hotel in der pulsierenden uruguayischen Stadt José Ignacio und gleichzeitig das erste freistehende Skyspace in Südamerika. Das Hotel befindet sich in unmittelbarer Nähe des berühmten Mansa-Strandes und will auserwählten Gästen einen entspannten Aufenthalt mit dem Hauch des Glamours der Côte d‘Azur der 50er und 60er Jahre und dem Komfort von „adult only“ bieten. Lokale Produktion und Nachhaltigkeit sind ebenfalls wichtige Kriterien des Hauses.
Robert und Edda Kofler, Besitzer und zugleich kreative Gestaltungsleiter der Posada Ayana, arbeiteten mit dem bekannten US-amerikanischen Land-Art-Künstler James Turrell und seinem Team über zwei Jahre an der Errichtung des ersten freistehenden Skyspaces in Südamerika, unter dem Namen Ta Khut. Ta Khut heißt auf Altägyptisch „das Licht“ und lehnt sich an James Turrells auf der ganzen Welt verstreuten “Lichtwerke” an.
Mit 9.44 m Durchschnitt und 7.62 m Höhe besteht die Struktur aus 42 Tonnen weißem Laaser Marmor. Dieser steht für die Verbindung von Robert Kofler zu Laas, waren doch beide Eltern gebürtige Südtiroler und hatte er selbst als Kind viele Sommer in Laas verbracht. „Als James Turrell über die Materialien für dieses Projekt sprach, dachte er an weißen Stein oder Marmor für die Stupa“, erinnert Robert Kofler sich an die Vorgeschichte des Baus. Damit war klar, dass die Wahl auf Laaser Marmor fiel. Patrick Pritzi von Lasa Marmo begleitet das Projekt auf der technischen Seite: „Wir konnten bei diesem Projekt aufgrund der kleinen Marmorriemen den Verschnitt sehr klein halten und das Material bestmöglich nutzen, was dem Nachhaltigkeitsgedanken des Bauherren sehr entgegen kam.“
Bei Turrells immersiver Lichtinstallation kann man durch einen knapp 5 m großen Himmelsausschnitt wie auf einem unendlich tiefen Bildschirm das Sternenzelt beobachten. Der Bau ruht auf einer 26 m langen, rechteckigen, tempelähnlichen mit Erde und Gras verkleideten Struktur mit Eingängen auf beiden Seiten der Kuppel. Die Türen sind in Lapacho-Holz gehalten, die Pflasterung mit erdigem, merlotfarbenem Granit soll an Turrells Heimat Arizona erinnern.
James Turrell resümiert nicht ohne Stolz: „Dieses Werk stellt die Verschmelzung zweier großer Traditionen dar. Man trifft die Pyramidenstruktur in der Gobi in China und in der westlichen Hemisphäre in der Maya-Kultur aber auch in Ägypten. Durch diese Verschmelzung kann man den eigentlich aus Tibet stammenden Stupa sehen, der über Sri Lanka, Thailand, China bis nach Japan führt. Ich liebe die Idee, das Vergängliche und das Physische durch das Medium Licht zu vereinen; das Licht von außen und das Licht nach innen zu kombinieren.“
Auch Edda und Robert Kofler sind begeistert vom Resultat: „Wir können es kaum erwarten, dieses Kunstwerk mit unseren Gästen und der ganzen Welt zu teilen.“ Wem Uruguay zu weit ist um so ein Skyspace zu erleben, hat die Möglichkeit auch in Lech am Arlberg. Allerdings ohne Laaser Marmor.
„Initiative Drususkaserne“ hinterfragt den aktuellen Bebauungsplan des Kasernenareals in Schlanders
von „Initiative Drususkaserne“
Spätestens seit das Areal der ehemaligen Kaserne „Drusus“ in Schlanders 2013 von der Gemeinde erworben wurde (Kaufpreis etwa 2Mio. € für 3 ha), beschäftigt sich die Schlanderser Gemeindeverwaltung intensiv mit der Frage: Was tun mit diesem nun verfügbaren Areal, das in bester Lage zwischen der Fraktion Kortsch und dem Dorfkern, und in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs liegt? Um diese Frage zu beantworten, wurde 2011 zunächst ein Bürgerbeteiligungsprozess eingeläutet, d.h. Bürgerinnen und Bürger konnten aktiv Ideen in den Workshops vorbringen und diese in Gruppen ausarbeiten, auch Fragebögen an die Bevölkerung kamen zum Einsatz. 2017 beauftragte die Gemeindeverwaltung die DeA GmbH aus Rom, welche die internationale Ausschreibung der Gemeinde gewonnen hatte, mit der Ausarbeitung einer Machbarkeitsstudie. Die Studie wurde im Herbst 2018 dem damals amtierenden Gemeinderat vorgestellt: Sie sieht allem voran den Abriss von drei der vier Gebäudekomplexe, welche das Exerzierfeld umrahmen, sowie die Terrassierung des Geländes vor.
Das derzeit im Gemeindebesitz befindliche Gelände soll in drei Phasen von je fünf Jahren Schritt für Schritt an private Investoren veräußert werden, um Wohnraum und Gewerbegebiet zu schaffen. Ein verschwindend kleiner Teil der Fläche soll in öffentlicher Hand bleiben und in einen Park bzw. „Boulevard“ umgestaltet werden. Im Rahmen der Gemeinderatssitzung vom 18. November 2021 wurde der Plan (einsehbar auf der Website der Gemeinde) für diese öffentlichen Flächen vorgestellt. Nun, am 18. Januar, hat der Gemeindeausschuss den Beschluss gefasst, die erste der drei Phasen zur Veräußerung des Areals an Investoren einzuleiten. Doch gibt es eine Gruppe von Bürgerinnen und Bürgern, welche sich intensiv mit dem Projekt beschäftigt hat, und einige kritische Fragen stellt.
Leistbares Wohnen
Leistbares Wohnen und Nachhaltigkeit? Was steckt hinter diesen Schlagworten des Durchführungsplanes?
Das Thema, welches den Südtirolerinnen und Südtirolern mehr denn je unter den Nägeln brennt, ist sicher das Leistbare Wohnen. Als Lösungsansatz werden derzeit meist nur der soziale und der geförderte Wohnbau, bzw. Wohnbau für Ansässige und mit Preisdeckelung, vom Land vorgesehen. Diese werden zum Teil so kostengünstig und komfortabel als möglich, aber oft nicht unter ökologischen Aspekten realisiert. Die Gemeindeverwaltung sieht vor, dass neben dem geförderten und dem sozialen Wohnbau ein neues Konzept, das Leistbare Wohnen, im Kasernenareal umgesetzt wird. Für dieses propagierte Leistbare Wohnen gibt es derzeit noch kein klares Konzept oder definierte Richtlinien. Die Landesregierung arbeitet zwar an einem entsprechenden Gesetzesentwurf, jedoch ist eine Veräußerung des Areals an private Investoren unter diesen Umständen sehr problematisch. Sollten die Wohnungen mit Preisdeckelung nur zum Verkauf stehen, und nicht dem Mietmarkt zugeführt werden, entgeht sehr vielen Menschen wieder die Hoffnung auf bezahlbaren Wohnraum.
Nachhaltigkeit
Ein weiterer Punkt ist der Nachhaltigkeitsaspekt des Plans. So soll ein „autofreies“ Quartier entstehen. Doch ist ein Quartier tatsächlich autofrei, wenn Autos nur in die vorgesehenen Tiefgaragen verschoben werden, sich also ebenso im Quartier befinden, aber eben unterirdisch?
Wie nachhaltig ist ein Plan, der den Abriss von Gebäuden vorsieht, die aus hiesigen Materialien gebaut wurden? So bestehen die Kasernengebäude aus bis zu 60 cm dicken Mauern, gebaut aus Steinen des Schlanderser Sonnenbergs, die mühsam von Ansässigen transportiert wurden. Eine der Fassaden der Gebäude (jenem Richtung Bahnhofsallee) wurde mit kostbarem hiesigen Marmor geziert. Diese Materialien verleihen dem Ort eine besondere Qualität und eine einmalige Authentizität, die nun aber leider vom Abriss bedroht wird.
„Nachhaltigkeit“ in modernen Bauprozessen
Wenn es ums Thema nachhaltiges und energieeffizientes Bauen geht, dann ist in Südtirol die KlimaHaus Agentur das anerkannte Kompetenzzentrum, welches seit 2002 eine Reihe von Standards und verschiedene Gebäudezertifizierungen entwickelt hat. Doch wie bei allen hoch komplexen Themen, ist es schwierig diese auf ein reines Zertifikat zu reduzieren.
Um wirklich von nachhaltigem Bauen sprechen zu können, müssen wir den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes betrachten. So ist es nicht zielführend, nur die Energie während der Lebensdauer einzusparen, auch die sogenannte graue Energie gilt es zu reduzieren, d.h. jene Energie, welche benötigt wird, um Materialien zu gewinnen – bis hin zum Transport und Einbau der verschiedenen Gebäudeteile und schlussendlich bis zur Entsorgung. Nicht umsonst wird Zement, welcher für die Betonherstellung benötigt wird, als leiser Klimakiller bezeichnet. Die weltweite Zementproduktion verursacht geschätzt 8 % der globalen CO2-Emissionen. Dies ist nur ein Beispiel von vielen.
Auch bei der Entsorgung können viele Materialien signifikante ökologische Probleme bereiten. Steinwolle kann z.B. weder sinnvoll recycelt noch verbrannt werden und landet am Ende seines Lebenszyklus als Sondermüll in entsprechenden Endlagern.
Die Entwicklung einer dynamischen Baukultur, die die sich häufig verändernden Familiensituationen und Bedürfnisse von wechselnden Generationen berücksichtigt, muss Ziel jeder Bauentwicklung in den Gemeinden sein, ebenso wie die Umwandlung von Leerstand in Nutzraum mit Erhalt von bestehenden Freiflächen.
Fazit
Wie nachhaltig kann es unter oben erklärten heutigen Baubedingungen sein, alte, mit lokalen Materialien errichtete Gebäude, mit solchen zu ersetzen, welche mit sehr schwer entsorgbaren Materialien aus allen Erdteilen erbaut werden?
Das Areal der Drususkaserne bietet sicherlich eine große Chance, viele Lösungsansätze auf die Herausforderungen unserer Zeit zu liefern, aber genauso viele Möglichkeiten Wege zu gehen, welche für einige Wenige wirtschaftliche Vorteile bringen, aber nicht zu Ende gedacht wurden. Die „Initiative Drususkaserne“ möchte daher alle Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Schlanders dazu motivieren, sich zu informieren, Bedarf und Bedürfnisse aufzuzeigen, Anregungen und Kritiken mitzuteilen, gerne an die Mailadresse der Initiative:
idrukas@gmail.com
Rund ein Viertel aller CO2-Emissionen weltweit sind der Baubranche zuzurechnen. Dem will der neu entstandene Innovationscluster VIVIUS mit Information, Beratung und Baubegleitung entgegentreten. Nachhaltiges Bauen im alpinen Raum steht im Mittelpunkt von VIVIUS: Sieben renommierte Südtiroler Unternehmen bilden das Konsortium, das es sich seit 2020 zur Aufgabe macht, den ökologischen Fußabdruck neuer Gebäude drastisch zu verringern. Dafür kooperiert VIVIUS mit Forschungseinrichtungen, erarbeitet Grundlagen, macht Planern, Handwerksbetrieben, Bauherren und Baufrauen neue Ideen zugänglich. Sensibilisierungsarbeit steht im Mittelpunkt des Innovationsclusters. Interessierte können sich bei VIVIUS melden.
Es gibt gute Gründe, die Art und Weise, wie gebaut wird, auf den Prüfstand zu stellen. Architektin Christine Pfeifer aus Eppan ist die Präsidentin des Innovationsclusters VIVIUS:
„Wir müssen einen Bau ganzheitlich denken und den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes betrachten, von seiner Entstehung über die Nutzung bis hin zum Rückbau.“
Wird ein Wohnbedürfnis durch Neubau erfüllt, entstehen die meisten Treibhausgase schon vor dem Einzug.
Die Zeit für eine Bauwende sei längst da, sagt Christine Pfeifer. Die spürbaren Klimaveränderungen machen sie sichtbar notwendig. Im Innovationscluster können die Ressourcen einzelner Betriebe gebündelt und kann eine Brücke hin zur Forschung geschlagen werden. Als Innovationscluster sei es möglich, Personen, die einen Bau in Auftrag geben, für klimagerechtes Bauen zu sensibilisieren. Klein- und Kleinstbetriebe, die Südtirols Bauwirtschaft prägen, können so auch mit den notwendigen Zukunftsthemen befasst werden.
Zusammenarbeit sei notwendig, erklärt Geschäftsführer Stefan Pircher:
„Wir wollen von anderen lernen, unser Wissen teilen und dadurch einen technologischen Fortschritt zum Wohl der Umwelt erreichen.“
Nachhaltig zu denken bedeute, nicht unmittelbar und kurzfristig das Optimum herauszuholen, sondern unter Einhaltung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen langfristig und in Einklang mit der Natur zu handeln. Nur im Austausch entwickle sich ein Betrieb weiter.
„Wer nichts preisgibt, wird auch nichts erfahren“,
sagt der VIVIUS-Geschäftsführer.
VIVIUS wird von sieben Südtiroler Unternehmen getragen, die in der Baubranche seit Jahren gemeinsam erfolgreich Projekte umsetzen: Elektro a. haller, Energytech Ingenieure, Heidi Felderer Bau, Havoklima, holzius, Katmetal und Pfeifer Partners.
Zukunftsinteresse vor Einzelinteressen
VIVIUS baut an einem Netzwerk von interessierten Betrieben, Einrichtungen und Personen, die sich mit dem Thema nachhaltiges Bauen im alpinen Raum beschäftigen, arbeitet an Einzelprojekten und konkretisiert sie. So will sich der Innovationscluster als wissensstarker Ansprechpartner rund um nachhaltiges Bauen etablieren.
„Wir sind ein Kompetenz- und Beratungszentrum, an welches sich interessierte Bauherren und Baufrauen aus dem privaten und öffentlichen Bereich wenden können“,
erklärt Christine Pfeifer.
Sie verweist auf ein Wohnhaus aus Vollholz im „Klimahaus A Nature Standard“, das die Diözese in Brixen verwirklicht hat und an dem mehrere Partnerbetriebe von VIVIUS beteiligt waren:
„Um den ökologischen Fußabdruck zu verringern, haben wir den gesamten Lebenszyklus dieses Gebäudes betrachtet und das Verbesserungspotential für alle Lebensphasen berechnet“,
erklärte die Architektin. Das sei von der Entstehung über die Nutzung bis hin zur notwendigen Instandhaltung und den Abbau des Gebäudes gegangen. Mitarbeiter des Innovationsclusters haben die Umsetzung begleitet und Instrumente zur Messung und Verbesserung von Nachhaltigkeit entwickelt und eingesetzt. BIM ist die Abkürzung von „Building Information Modeling“: Es ermöglicht die vernetzte Planung, den Bau und die Bewirtschaftung von Gebäuden mittels Software. Alle relevanten Bauwerksdaten werden digital modelliert, kombiniert, erfasst und sind als virtuelles Modell verfügbar. Dieses dient als Grundlage für die Ausführung und Überwachung des Baus und wird ständig aktualisiert. Dabei entsteht zum Gebäude ein dreidimensionaler digitaler Zwilling. Innovative Unternehmen nutzen diese Daten und lassen daraus neue Anwendungen entstehen.
Das ist auch Ziel der Betriebe von VIVIUS. Als Innovationscluster für nachhaltiges Bauen im alpinen Raum hat das Konsortium die Aufgabe, neue Lösungsansätze und Methoden zu entwickeln. Die Projekte werden in Zusammenarbeit mit Betrieben, Universitäten und Forschungseinrichtungen erarbeitet. Genauso wichtig ist der Wissenstransfer zwischen Bauenden, Betrieben im Bausektor und Schulen.
Nachhaltiges Bauen bedeute, konkurrenzfähig zu bleiben, sagt Martin Haller. Er ist Teil des Innovationsclusters: „Als Handwerksbetriebe von VIVIUS ziehen wir am selben Strang, sind uns unserer Verantwortung am Bau und gegenüber der Natur bewusst und bringen technologische und baustoffliche Neuerungen voran“, betont er. Die Zusammenarbeit im Netzwerk ermögliche außerdem eine kosteneffiziente Umsetzung.
Interessierte können sich von Montag bis
Mittwoch zu Bürozeiten unter
Tel. +39 342 989 7547 melden und sich
jederzeit per Mail an team@vivius.it wenden.
Weitere Infos auf www.vivius.it.
Valchava - Planung und Bauleitung:
Architekturbüro Modunita architects Müstair
Das Haus Bättig steht zwischen dem Siedlungsrand und der angrenzenden Weideflächen auf einem Hanggrundstück in Valchava im Val Müstair (Schweiz).
Angepasst an die Bauparzelle und deren Topografie wurde das Wohnhaus in einer lang gestreckten Form in das Gelände eingebettet. Das zweigeschossige Haus macht sich den Geländeverlauf geschickt zunutze.
Der leicht abfallende Hang ermöglicht es, ebenerdig und barrierefrei in die jeweiligen Etagen zu gelangen. Die Form des Baukörpers und die gezielt gesetzten Öffnungen ermöglichen weite Blicke in die schöne Landschaft des Val Müstair.Der Entwurfsgedanke lag darin, das Gebäude mit natürlichen und zurückhaltenden Materialien in die Landschaft einzufügen. Die Holzbauweise - lediglich die erdberührten Bauteile wurden in Beton ausgeführt - lässt das Gebäude eine einfache Formsprache sprechen. Auch einfache Gebäudegeometrien, sowie das fehlende Vordach verleihen dem Haus Klarheit und eine gewisse Eleganz. Die angebaute Garage bzw. der Eingangsbereich in schwarzem Holz, hebt sich optisch bewusst vom Hauptgebäude ab, um jenem seiner Einfachheit nicht zu berauben.
Die Organisation des Grundrisses ermöglicht eine flexible Nutzung des Gebäudes. Im Erdgeschoss befindet sich der großzügige Wohnraum, ein Badezimmer, ein Schlafzimmer, sowie ein Galleriegeschoss, das als Bibliothek funktionieren kann. Das Untergeschoss bietet mit zwei weiteren Schlafzimmern und einem Badezimmer Platz für Besucher*innen. Im hinteren Bereich, der im Hang liegt, befinden sich die technischen Räume.
Innen besticht das Gebäude durch ein offenes Raumkontinuum und linear organisiertem Grundriss. Hohe Räume, sowie eine reduzierte Farbgebung und Materialwahl verleihen dem Wohnraum optische Großzügigkeit, Leichtigkeit und Helligkeit.
Linard Andri führt das Architekturbüro Modunita architects in Müstair zusammen mit Martin Pinggera und Ivan Zangerle. Der Name Modunitá leitet sich aus den rätoromanischen Wortteilen modul und unitá her. Modul steht für Element, unitá für Einheit. Architektur versteht sich gewissermaßen als eine Zusammenfügung von verschiedenen Elementen.
Vinschgerwind: Wie haben Sie als Schweizer Architekt mit dem Vinschger ArchitektenMartin Pinggera zusammengefunden?
Linard Andri: Martin hat sich nach seinem Architekturstudium in Innsbruck bei uns im Büro von „La Chasa Andri und Zangerle GmbH“ beworben. Nach drei erfolgreichen Jahren haben wir 2019 das Architekturbüro Modunita architects gegründet, da unsere Ansichten, Visionen und architektonischen Vorstellungen ähnlich waren.
Vinschgerwind: Haben sie Ihre Aufgabenfelder abgesteckt?
Linard Andri: Bei uns sind diese klar aufgeteilt. Die Entwurfs- und Planungsphase wird hauptsächlich von Martin und mir geleitet. Unser Partner Ivan Zangerle ist für die Ausschreibung und die Bauleitung zuständig. Wir beschäftigen noch drei Mitarbeiter*innen, die auch ihre Aufgabengebiete haben. Erst durch ein gut eingespieltes Team und durchFreude an der Arbeit können gute Projekte entstehen.
Vinschgerwind: Modunita ist grenzüberschreitend tätig.
Linard Andri: Ja, unser Auftragsgebiet geht weit über das Val Müstair hinaus. Wir sind von Oberitalien bis in den Raum Chur tätig. Dort haben wir eine Filiale.
Vinschgerwind: Wie schaut Ihre Auftragslage derzeit aus?
Linard Andri: Momentan sieht die Auftragslage sehr gut aus. Einige Kunden haben durch die Coronapandemie Zeit gefunden, sich mit dem Bauen auseinanderzusetzen. Andere wiederum mussten ihr Bauvorhaben wegen finanzieller Schwierigkeiten zwischenzeitlich auf Eis legen.
Vinschgerwind: An welchen Projekten arbeiten Sie derzeit?
Linard Andri: Wir arbeiten an verschiedenen Umbauprojekten sowie an Neubauten. Kürzlich durften wir auch eine größere Ferienanlage entwerfen. Sehr erfreut sind wir immer wieder, Projekte für die Firma LICO in Müstair planen und durchführen zu dürfen. Zur Zeit planen wir für LICO das neue Bürogebäude. Es handelt sich um ein Gemeinschaftsgebäude mit mehreren Büros. Dort werden auch wir von Modunita architects einziehen. Wir freuen uns schon auf die neuen, hellen Arbeitsräume. Dadurch wird es uns möglich, unser Team zu erweitern.
Vinschgerwind: Öffentliche und private Bauten - in welchem Verhältnis stehen sie?
Linard Andri: Derzeit sind wir vermehrt mit privaten Bauten beschäftigt. Gerne stellen wir uns aber auch der Herausforderung von öffentlichen Arbeiten und Projekten. Unter anderem haben wir kürzlich gemeinsam mit einem Südtiroler Architekten an einem Wettbewerb teilgenommen und den zweiten Platz erreicht.
Vinschgerwind: Gibt es Unterschiede zwischen den Ansprüchen der Bauherren in der Schweiz und in Südtirol?
Linard Andri: Während der Architekt in der Schweiz den Kunden vom Ankauf des Grundstücks über den Entwurf bis hin zum Einzug ins neue Haus berät und begleitet, ist es in Südtirol etwas anders. Hier ist es häufig üblich, dass wir den Bauherren nur bis zum genehmigten Projekt begleiten. Ab da übernimmt er selbst viele Arbeiten.
Vinschgerwind: Unterschiede im Baustil?
Linard Andri: Die Baustile sind an jedem Ort recht unterschiedlich. Unser Ziel ist es immer, die Entwürfe und Projekte dem jeweiligen Ort anzupassen; dadurch wird jedes Bauwerk individuell und erhält seinen eigenen Charakter.
Vinschgerwind: Als Planer stehen Sie im Spannungsfeld mit Bauherr:in und Handwerker:in. Wie gehen Sie damit um?
Linard Andri: Mit der Zeit und mit den Erfahrungen kennen wir die Handwerker, und die Handwerker kennen uns. Das heißt, sie wissen, wie wir es gerne hätten und wie es aussehen soll. Wichtig ist, dass die Bauherren uns vertrauen und wir gemeinsam mit viel Herzblut am Projekt arbeiten können.
Vinschgerwind: Was sind die häufigsten Schwierigkeiten, und wie finden Sie Lösungen?
Linard Andri: Meistens liegt die Schwierigkeit in der Kommunikation, Wichtig ist dabei immer, dass wir offen reden. Meistens lässt sich dann eine gemeinsame Lösung finden. Das gegenseitige Vertrauen ist - wie gesagt- die Grundlage für eine gute Zusammenarbeit und somit für ein gutes Projekt.
Vinschgerwind: Können sich die Südtiroler einen Schweizer Architekten überhaupt leisten?
Linard Andri: Unser Honorar wird immer an die lokalen Honorarbedingungen angepasst. Das heißt, wir arbeiten nach den Honorarbestimmungen der Kammer der Architekten, die in Italien und der Schweiz verschieden sind.
Vinschgerwind: Welche grundsätzliche Aufgabe hat die Architektur?
Linard Andri: Das ist eine schwierige Frage. Allgemein kann gesagt werden, dass Architektur Menschen begeistern soll. Gute Architektur soll auf das Vorhandene reagieren und soll zu Diskussionen anregen.
Vinschgerwind: Was sind die häufigsten Fehler beim Bauen?
Linard Andri: Die häufigsten Fehler liegen im Zeitmanagement. Viele Kunden kommen erst im letzten Moment zu uns. Sie wollen dann innerhalb kürzester Zeit eine Baubewilligung, und es fehlt des Öfteren die ausreichende Zeit, um ein Projekt reifen zu lassen.
Vinschgerwind: Bauen in der Zukunft – welche Entwicklung sehen Sie?
Linard Andri: Das Bauen wird sich in mehrerlei Hinsicht verändern. Zum einen zeigt sich bereits in der Gegenwart ein höheres Bewusstsein für Klima- und Umweltschutz und damit der Wunsch zu mehr Nachhaltigkeit und ökologischer Bauweise. Zum Beispiel hat sich das Bauen bis heute bereits so weit entwickelt, dass es möglich ist, Hochhäuser in Holzbauweise zu errichten. Außerdem spielt die Erarbeitung innovativer Energiekonzepte, sprich – der Einsatz von regenerativen bzw. alternativen Energien, eine zunehmende Rolle. Auch wird es in Zukunft zu einem vermehrten Einsatz von digitalen Gebäudetechnologien („smart home“) kommen. Dies kann auch wieder zu einer Energieeinsparung beitragen, z.B. werden Temperaturen im Haus von Sensoren gemessen und automatisch reguliert werden.
Vinschgerwind: Neue Wohnkonzepte?
Linard Andri: Ich glaube, dass durch das Streben nach Individualisierung und Flexibilität neue Wohnkonzepte erdacht werden müssen. Das Wohnen muss sich in Zukunft viel flexibler gestalten lassen und sich den unterschiedlichen Lebensstilen der Bewohner*innen anpassen. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt auf die Entwicklung und freue mich auf die Herausforderungen, die die Zukunft bringen mag.
Vinschgerwind: Materialknappheit und Preis - derzeit große Hindernisse?
Linard Andri: Für uns als Planer sind die Preise durch die aktuelle Materialknappheit und die Marktlage schwer zu kalkulieren. Durch die zurzeit hohen Förderungen wird sehr viel gebaut und Techniker, sowie Handwerker sind stark ausgelastet. Durch diese Umstände werden die Preise nach oben getrieben.
Vinschgerwind: Einfluss der Coronapandemie?
Linard Andri: Die Coronapandemie hat durch die Ressourcenknappheit Lieferengpässe vor allem bei Holz, Stahl und Dämmstoffen herbeigeführt. Das führt dazu, dass man kurzfristig Alternativen für bereits definierte Materialien finden muss. Dabei braucht es wieder vermehrt Flexibilität. Wenn man aus der Pandemie auch positive Lehren ziehen kann, dann ist es sicher, dass lokale Materialien durch die geringen Transportwege wieder vermehrt in den Vordergrund rücken.
Vinschgerwind: Welche Handschrift tragen Ihre Bauten - beschreiben Sie Ihren Baustil?
Linard Andri: Unsere Bauten zeichnen sich durch eine einfache Formsprache, Natürlichkeit und Funktionalität aus. Der Entwurf greift stets örtliche Tradition auf und wird im Projekt neu interpretiert.
Vinschgerwind: Welche Materialien bevorzugen Sie?
Linard Andri: Ich bevorzuge natürliche und echte Materialien. Gerne arbeiten wir mit Holz, Eisen, Stein und Glas. Dabei achten wir möglichst auf Regionalität und heimischen Bezug. Dies bedeutet dann wiederum kurze Transportwege und Stärkung der lokalen Wirtschaft.
Vinschgerwind: Was sind einige Kriterien, die ein Material für Sie erfüllen muss?
Linard Andri: Ich bin ein Mensch, der immer alles angreifen und befühlen muss. Manchmal verbrenne ich mir dabei auch die Finger (lacht). Wir belassen die von uns verbauten Baustoffe so weit als möglich in ihrer Natürlichkeit. Betonwände werden meist unverputzt sichtbar gelassen; Stahl bleibt ungefärbt, Holz geölt oder geseift.
Vinschgerwind: Ensembleschutz und Wiedergewinnung historischer Bausubstanz – ein großes Thema?
Linard Andri: Ja sicher. Viele Bauten müssen wir zusammen mit der Kantonalen Denkmalpflege ausarbeiten. Wir sehen es durchaus positiv, wenn historische Substanz erhalten bleibt.
Was alt ist, soll alt bleiben. Es ist kein Widerspruch, das Alte mit Neuem zu ergänzen. Wichtig dabei ist, dass die ausgewählten Materialien miteinander harmonieren. Mit anderen Worten: Wenn das Alte noch brauchbar ist, sollte es auf jeden Fall belassen werden. Das neue und ergänzende Element darf ruhig als solches sichtbar gezeigt werden. Altes zu imitieren ist für uns keine Option.
Vinschgerwind: Auf welches Projekt in Ihrem Portfolio sind Sie besonders stolz?
Linard Andri: Auf viele Projekte kann ich mit Freude zurückblicken. Ich denke, dass jedes einzelne seinen eigenen Charakter hat. Allen gemeinsam aber ist, dass jedes die Handschrift von Modunita architects trägt.
Vinschgerwind: Wie schaut Ihr Traumhaus aus?
Linard Andri: Das Planen und die Verwirklichung des eigenen Traumhauses ist eine große Herausforderung. Sicher sind schon viele Ideen und Vorstellungen da, die in diesem Entwurf vereint und untergebracht werden wollen. Ein Vorteil dabei kann sein, dass Planer und Bauherr derselbe ist; Wünsche, Vorstellungen, Ziele decken sich hundertprozentig.
Interview: Magdalena Dietl Sapelza
Zur Person: Andri Linard Müstair, geb. 1971, ist Hochbauzeichner in den Bereichen Entwurf und Planung. Er arbeitete im Büro La Chasa in Müstair. 2000 übernahm er das Büro mit Ivan Zangerle. 2019 gründete er das Architekturbüro Modunita architects mit Martin Pinggera.
von Angelika Ploner
Es ist eine komplexe Materie, jene der Steuerboni auf die verschiedensten Arbeiten an Gebäuden. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind vielfältig, und dazu kommt seit relativ kurzer Zeit auch die Möglichkeit, den Steuerbonus zu „verkaufen“, sprich diesen nicht (wie bisher üblich) in der Steuererklärung zu veranlagen und über einen gewissen Zeitraum (meist 10 Jahre) abzusetzen, sondern diesen entweder an das bauausführende Unternehmen abzutreten oder an einen Dritten (zumeist, aber nicht zwingend, eine Bank) zu verkaufen.
Grundsätzlich sind die steuerlichen Förderungen für Bau- und energetsische Maßnahmen bis am 31. Dezember 2024 aufgeschoben. Davon ausgenommen sind der Superbonus von 110 Prozent, der Fassadenbonus und der Steuerbonus für Elektrostationen für E-Fahrzeuge.
Auch sollte vorab genau geprüft werden, ob die Voraussetzungen für den Steuerabzug gegeben sind.
Steuerabzug 110% für bestimmte energetische Baumaßnahmen (Absatz 28 und 43)
Dieser im Sommer 2020 eingeführte Bonus gilt nur für spezifische Maßnahmen, sprich für die thermische Isolierung der Außenmauern und des Daches und für den Austausch der Heizungsanlage in Wohngebäuden (sogenannte primäre Arbeiten – interventi trainanti).
Mit dem Haushaltsgesetz 2022 wurden die Termine wie folgt verlängert:
Die primären Arbeiten (interventi trainanti), durchgeführt von
• Kondominien
• physischen Personen, allerdings beschränkt auf Immobilien mit 2 bis 4 (Kataster)Einheiten auch wenn diese einer einzigen Person gehören bzw. im Miteigentum von mehreren physischen Personen sind (die Förderung für Arbeiten an Gemeinschaftsanteilen sind auf das ganze Haus anwendbar, für die einzelnen Wohnungen hingegen beschränkt auf 2 Einheiten) geben Anrecht auf den Steuerbonus in folgendem Ausmaß:
110 % für getragenen Spesen (Zahlung!) innert 31.12.2023
70 % für getragenen Spesen (Zahlung!) im Jahr 2024
65 % für getragenen Spesen (Zahlung!) im Jahr 2025
Die primären Arbeiten (interventi trainanti), durchgeführt von physischen Personen auf Einfamilienhäusern (singola unitá immobiliare, sogenannte „villette“) können im Ausmaß von 110 % der innert 31.12.2022 getragenen Spesen (Zahlung) geltend gemacht werden, sofern innerhalb 30. Juni 2022 zumindest 30 % der Arbeiten durchgeführt wurden.
Obige Termine und Voraussetzungen gelten auch für die sekundären Maßnahmen, wie z.B. Fenster, Photovoltaikanlage, Ladestationen Fahrzeuge.
Der Steuerbonus für im Jahr 2022 erfolgte Zahlungen ist in 4 gleichbleibenden Jahresraten in der Steuererklärung verwendbar, kann aber auch an die ausführende(n) Baufirma oder an einen Dritten, z. B. eine Bank, abgetreten werden.
Alle Arbeiten müssen weiterhin für die Beanspruchung des Bonus von einem qualifizierten Techniker bestätigt werden, welcher hierbei auch die Angemessenheit der Ausgaben prüfen muss. Dies gilt sowohl für die Verwendung des Bonus in der Steuererklärung, als auch für die Abtretung des Bonus. Zusätzlich ist immer auch der Prüfvermerk (visto di conformitá) eines Wirtschaftsberaters erforderlich.
Verlängerung Steuerbonus energetische Sanierung (Absatz 37, a)
Diese nach wie vor sehr interessante Steuerabsetzmöglichkeit wird bis zum 31.12.2024 verlängert. Grundsätzlich beträgt der Steuerbonus 65 % (z. B. Ummantelung, Dach), während für Brennwertkessel, Biomasse-Heizanlagen, Austausch von Fenstern und Sonnenschutz die eingeführte Reduzierung auf 50 % bestätigt wird. Für Kondominien kann der Ökobonus auf 80 – 85 % und für Gemeinschaftsteile auf 70 – 75 Prozent erhöht werden.
Verlängerung Steuerbonus Wiedergewinnungsarbeiten (Absatz 37, b)
Der Steuerbonus von 50% für außerordentliche Instandhaltungs- und Wiedergewinnungsarbeiten bis zu einem Höchstbetrag von 96.000 € pro Wohnung ist bis zum 31.12.2024 verlängert worden.
Verlängerung Steuerbonus auf Möbel und Elektrogeräte (Absatz 37, b)
Auch dieser Bonus wird bis zum 31.12.2024 verlängert, wobei als Zugangsvoraussetzung die Durchführung von Wiedergewinnungsarbeiten mit Beginn ab dem 1.1. des jeweiligen Vorjahres vorgesehen ist. Der Bonus wird in Höhe von 50 % der Ausgaben, absetzbar in 10 gleichen Jahresraten, gewährt, und zwar für 2022 bis zu einem Höchstbetrag (der Spesen) von 10.000 €, für 2023 und 2024 bis zu einem Höchstbetrag (der Spesen) von 5.000 €. Es ändern sich auch die Energieeffizienzklassen: Die Backöfen müssen zumindest der Klasse A, die Wasch- und Spülmaschinen sowie die Wäschetrockner der Klasse E und die Kühlschränke und Tiefkühltruhen der Klasse F entsprechen.
Verlängerung Steuerbonus Garten und Grünanlagen (Absatz 38)
Auch der Steuerbonus für die Errichtung und Pflege von Gärten und Grünanlagen (36 % auf Spesen bis höchstens 5.000 €) wird bis zum 31.12.2024 verlängert.
Verlängerung Steuerbonus Instandhaltung Fassaden (Absatz 39)
Der mit dem Haushaltsgesetz 2020 eingeführte Steuerbonus (bisher in Höhe von 90 %) für Instandhaltungsarbeiten an Häuserfassaden wird bis zum 31.12.2022 verlängert, der Bonus allerdings auf 60 % der getragenen Spesen (weiterhin ohne Obergrenze) reduziert. Nach wie vor gilt, dass sich das Haus in einer urbanistischen Zone A oder B (Bestätigung durch Gemeinde) befinden und die Fassade von öffentlichem Grund aus einsehbar sein muss.
Neu: Neuer Steuerbonus für Eliminierung architektonischer Barrieren (Absatz 42)
Für den Abbau von architektonischen Barrieren in bestehenden Gebäuden (also nicht nur Wohnungen) wird für 2022 ein Steuerbonus in Höhe von 75 % gewährt. Der Bonus kann in 5 gleichbleibenden Jahresraten in der Steuererklärung beansprucht oder an die ausführende Firma oder einen Dritten (z. B. Bank) abgetreten werden, wobei folgende Obergrenzen für die Spesen zu berücksichtigen sind:
50.000 € für Einfamilienhäuser bzw. autonome Wohneinheiten (funktionell unabhängig voneinander) in Mehrfamilienhäusern (z. B. Reihenhaus mit separatem Eingang und Heizanlage)
40.000 € pro Einheit in Häusern (typisch: Kondominien)
mit 2 – 8 Einheiten
30.000 € pro Einheit in Häusern mit mehr als 8 Einheiten.
Abtretung Steuerbonus:
Der Steuerbonus für energetische Sanierung, jener für die Wiedergewinnungsarbeiten sowie jener für die Fassade kann an die ausführende (Bau)Firma oder einen Dritten (z.B. Bank) abgetreten werden, wobei es des Bestätigungsvermerks (inkl. Angemessenheit der Ausgaben) eines Technikers und des Prüfvermerks eines Wirtschaftsberaters bedarf. Lediglich für Spesen unter 10.000 € sind obige Bestätigungen nicht erforderlich (bei Fassadenbonus hingegen immer, unabhängig von Höhe der Spesen). Neu ist in diesem Zusammenhang, dass nunmehr auch die Spesen für die Erstellung von Autoabstellplätzen (Garage) abgetreten werden können.
ZUSAMMENFASSUNG – auf einen Blick
Das staatliche Haushaltsgesetz 2022 bestätigt die Verlängerung des Steuerabzuges für Sanierungsarbeiten 50 %, den Bonus für Ankauf von Möbeln (ab 01.01.2022 von 16.000 auf 10.000 Euro reduziert), für Energieeinsparung 50-65-70-75 % und für die Instandsetzung der Grünanlagen 36 % bis einschließlich 31.12.2024.
Der Fassadenbonus wird bis 31.12.2022 verlängert und die Abschreibung von 90 % auf 60 % reduziert.
Der Superbonus 110 % ist für Kondominien bis 31.12.2025 und für Einfamilienhäusern bis 31.12.2022 möglich, vorausgesetzt es wurden 30 % der Arbeiten innerhalb 30.06.2022 abgeschlossen.
Neu hinzugekommen ist der Steuerbonus für den Abbau der architektonischen Barrieren im Ausmaß von 75 % für den Zeitraum 01.01 – 31.12.2022.
Quellen: Kanzlei Contracta, Verbrauchterzentrale Südtirol, Südtiroler Wirtschaftszeitung
Der Malser Karl Plattner ist der Meister unter den Künstlern aus der Grafschaft Vinschgau. Vor vielen Jahren ist er mit mir über Tanas und den Sonnenberg nach Laas gewandert. Dabei erklärte er Arbeitstechniken, die verwirrenden Grenzmauern, die Gründe warum immer wieder geteilt wurde. Durch diese erbschaftsbedingte Realteilung entstand im Talgrund und auf den „Multen“ bei Burgeis der „Vinschger Flecklteppich“, ein wichtiges Formelement in Plattners Malerei.
Es ergaben sich Gespräche über das Selbstverständnis der sonnenseitigen und der schattseitigen Vinschgauer und der „Berger“. Die damit verbundene „Weltanschauung“ wurde Thema vieler Überlegungen, die sich wie Ackerfurchen verzweigten.
Der weitgereiste und weltgewandte Künstler aus Mals sprach über diese Räume, als wären sie Bereiche seiner Herrschaft.
Aus dieser „Grafschaft Vinschgau“ stammen wichtige Künstler, Zeichner, Geistliche, Politker, Unternehmer, Architekten und ganz allgemein kreative Geister. Sie sind die Adeligen des Tales. Der Karl zeigte mir das Schwingen der Ackerfurchen, die sich als hörbare Wellen von einer Trockenmauer zur nächsten entwickeln.
„Das ist der Vinschgau“, meint er so nebenbei: Fleiß und Rechthaberei.
Vor etwa 30 Jahren gab es sie noch, die obstbaumlosen Ackerfelder mit den erdigen Ackerfurchen, in denen schon bald die Saat aufgehen wird.
Hans Wielander