Die Süd-Tiroler Freiheit sieht sich durch das neue Enthüllungsbuch zum Masken-Skandal vollinhaltlich in ihrer Kritik an der Führung des Sanitätsbetriebes und am völligen Versagen der Landesregierung bestätigt. Bereits 2020 hat die Süd-Tiroler Freiheit umgehend auf die skandalösen Machenschaften im Zusammenhang mit der fehlerhaften Schutzausrüstung reagiert und eine Eingabe bei der Staatsanwaltschaft gemacht, zudem wurde die Einsetzung eines Untersuchungs-Ausschusses im Landtag erwirkt. Dieser Ausschuss wurde von der SVP massiv bekämpft, die Landesregierung weigerte sich im Ausschuss auszusagen und Mitarbeiter des Sanitätsbetriebes wurden eingeschüchtert und bedroht. Kompatscher und Zerzer sind angesichts all dieser Erkenntnisse endgültig rücktrittsreif.
„Wir schicken ihnen jemanden vorbei, wir werden sie fertigmachen“ mit diesen Worten schilderte ein Arzt im Masken-Untersuchungsausschuss, wie er von einem ranghohen Vertretern im Sanitätsbetrieb bedroht wurde, weil er öffentlich Kritik an der nutzlosen „Schutzausrüstung“ getätigt hatte.
Bedrohte Ärzte, infiziertes Gesundheitspersonal, beschlagnahmte Masken, getürkte Prüfberichte… Der Masken-Skandal hat die Bevölkerung zutiefst erschüttert und das Vertrauen in das Gesundheitssystem nachhaltig beschädigt.
Obwohl ein wissenschaftlicher Prüfbericht eindeutig die unzureichende Maskenqualität aufgezeigt hatte, wurden die Mitarbeiter nicht darüber informiert und die Masken weiter verteilt und verwendet.
Seit 5 Jahren wird Süd-Tirol von einem Skandal nach dem anderen erschüttert: 600-Euro-Skandal, Abhör-Skandal, Spenden-Skandal, SAD-Skandal, Masken-Skandal, und nun weitere Enthüllungen über die Abgründe im Gesundheitswesen.
Florian Zerzer ist als Generaldirektor im Sanitätsbetrieb keinen Tag länger mehr haltbar und auch Arno Kompatscher wird als Landeshauptmann Verantwortung für diesen ungeheuerlichen Skandal übernehmen müssen.
L.-Abg. Sven Knoll
Süd-Tiroler Freiheit.
Kann es sich Europa leisten, die Landwirtschaft an den Rand zu drängen und die Produktion von Lebensmittel in Drittländer auszulagern? Ein ebenso entschiedenes wie geschlossenes Nein auf diese Frage war das Ergebnis einer mit höchsten EU-Repräsentanten und mehreren Agrarministern hochkarätig besetzten Tagung heute in Brüssel. „Wir wollten aufzeigen, wie groß der Druck ist, der auf der Landwirtschaft lastet, wie groß aber auch die Bedeutung einer internen Versorgung mit Lebensmitteln ist“, so Herbert Dorfmann, unter dessen Federführung die Europäische Volkspartei (EVP) die Tagung organisiert hatte. „Und es ging uns darum, den Grundstein für eine Vision für Europas Landwirtschaft zu legen“, so Dorfmann.
800 Teilnehmer aus ganz Europa, Redner aus Wissenschaft, Politik und Landwirtschaft, dazu nicht weniger als fünf europäische Landwirtschaftsminister, darunter mit Norbert Totschnig jener aus Österreich, und eine Videobotschaft von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen: Alles, was in Europas Landwirtschaft und Landwirtschaftspolitik Rang und Namen hat, war heute der Einladung der EVP gefolgt, um einen „New Farmers’ Deal“ auf den Weg zu bringen.
Herbert Dorfmann, unter dessen Leitung die Tagung stand, umriss heute den Hintergrund und zugleich die Notwendigkeit eines solchen Deals: „Landwirtschaft und Bauern drohen im Spannungsfeld zwischen ökologischen Anforderungen und ökonomischem Druck aufgerieben zu werden.“ Längst schon stehe, wenn es um die Landwirtschaft gehe, nicht mehr eine sichere Produktion qualitativ hochwertiger Lebensmittel im Fokus als vielmehr eine Vielzahl von immer neuen Anforderungen der Gesellschaft. „Erst im Zuge der Pandemie und vor allem im Gefolge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine ist die strategische Bedeutung der Landwirtschaft wieder vermehrt erkannt worden“, so Dorfmann.
Der Südtiroler Europaparlamentarier unterstrich heute, dass es für die EU von zentraler Bedeutung sei, selbst für die Ernährung ihrer Bürger sorgen zu können, um sich nicht von Zulieferern von außen abhängig zu machen – „Zulieferern übrigens, die weit niedrigere Standards einhalten, als unsere Bauern dies tun müssen“, so Dorfmann. Weil Nachhaltigkeit aber eine globale Herausforderung sei, sei ein Auslagern der Lebensmittelproduktion keine Lösung. „Worum es vielmehr geht, ist, alle Aspekte der Nachhaltigkeit zu berücksichtigen: vom ökologischen über den ökonomischen bis hin zum sozialen“, erklärte der Südtiroler EU-Parlamentarier.
Gerade letzterer Aspekt, der soziale, sei für den ländlichen Raum eine zentrale Säule. „Ohne eine funktionierende Landwirtschaft hat der ländliche Raum keine Überlebenschance“, so Dorfmann. Er verwies heute darauf, dass die EVP in den allermeisten ländlichen Räumen Europas die zentrale politische Kraft sei. „Auch deshalb war es uns wichtig, heute unsere Position klarzustellen und sie einem breiten Publikum einflussreicher Menschen vorzustellen“, erklärte der Europaabgeordnete.
Was heute gleich mehrfach unterstrichen wurde, ist das herausragende landwirtschaftliche Potential Europas. „Dieses ungenutzt zu lassen, wäre verantwortungslos“, so Dorfmann, „weil wir damit eine der wichtigsten Ressourcen aus der Hand geben und unsere Ernährungssicherheit anderen überlassen würden“.
Aus der Sicht der Landwirtschaft sei zudem zentral, den Bauern einen weit größeren Anteil an der Wertschöpfungskette zukommen zu lassen. „Bauern sind in erster Linie Lebensmittelproduzenten“, so der Südtiroler Europaparlamentarier, „deshalb sollen sie für ihre Arbeit und ihre Produkte auch fair bezahlt werden“. Es ginge daher nicht an, dass zwar die Konsumenten einen vergleichsweise hohen Preis bezahlten, dass davon aber der größte Teil an die großen Einzelhandelsketten gehe, während sich die Bauern mit Brosamen zufrieden geben müssten.
Wichtig war heute zudem, ein Signal zu senden, dass die Landwirtschaft in Europa unter den richtigen Voraussetzungen Zukunft habe. „Das ist nicht zuletzt angesichts der zunehmenden Überalterung der Landwirtschaft wichtig“, so Dorfmann. „Deshalb wollen wir mit unserer Vision einer wettbewerbsfähigen, florierenden, in allen Aspekten nachhaltigen Landwirtschaft in Europa junge Menschen für diesen Sektor begeistern.“
Freiheitliche fordern Land und Gemeinden zum Handeln auf
„Nach dem Placet des römischen Ministerrats zur jüngsten Durchführungsbestimmung, wonach bei der Berechnung der Gebäudeabstände bis zu zwei Metern vorspringende Elemente wie Balkone oder Loggien nicht mehr zu berücksichtigen sind, besteht zumindest Rechtssicherheit, die in Südtirol auch die Errichtung von Wintergärten wieder erleichtern kann, aber nur, sofern Land und Gemeinden endlich in die Gänge kommen“, hält F-Fraktionssprecher Andreas Leiter Reber fest.
Leiter Reber fordert die Landesregierung auf, „umgehend die notwendigen Beschlüsse zu fassen, damit die Gemeinden über Durchführungspläne ihre Abstandsregelungen neu definieren und Südtirols Haus- und Wohnungsbesitzer Wintergärten und verglaste Balkone endlich wieder leichter verwirklichen können.“
„Ein Wintergarten oder ein verglaster Balkon ist nicht allein aus Energie- und Umweltgründen zu befürworten, sondern stellt einen zusätzlichen Raumgewinn dar, den viele Südtiroler und besonders Familien angesichts kaum bezahlbarer Wohnungspreise ganz dringend nötig haben“, so Leiter Reber.
„Wie viele Südtiroler die Möglichkeit bekommen ihren Balkon nachträglich zu schließen oder einen Wintergarten zu errichten, liegt am Ende an den einzelnen Gemeinden, die mittels Durchführungsplan die erlaubten Mindestabstände auf bis zu 3 Meter reduzieren können“, hält der Landtagsabgeordnete fest.
„Immer wieder haben wir im Landtag auf die Problematik hingewiesen und nach mehreren Anläufen konnten wir im Mai die Landesregierung mit breiter Mehrheit beauftragen von ihrer bisherige Position abzurücken. Bekanntlich hatte Landeshauptmann Kompatscher in seiner ersten Amtsperiode die vormalige Regelung zu den Wintergärten nicht in das neue Raumordnungsgesetz übernommen. Die nachträgliche Errichtung von Wintergärten ist somit seit über fünf Jahren kaum noch möglich, höchste Zeit, dass dieses Versäumnis umgehend behoben wird“, schließt Leiter Reber.
Schluderns - Am 13. September 2023 drehte sich in einer grenzüberschreitenden Tagung im Kulturhaus alles um die Themen Nachhaltigkeit, Kooperationen, Frauen in der Politik und Gemeindeentwicklung. Eingeladen hatten Josef Bernhart von eurac research und der Schludernser Bürgermeister Heiko Hauser. Der Vinschgerwind beleuchtet einige der Themenkreise.
von Magdalena Dietl Sapelza
Die Teilnehmer:innen waren aus vielen Teilen Südtirols, aus Nordtirol und Graubünden angereist, um sich einen Tag lang zu den Themen Nachhaltigkeit, Kooperationen, Frauen in der Politik und Gemeindeentwicklungsprogramm auszutauschen. Es ging in erster Linie darum, den Ist-Zustand zu analysieren und neue Impulse zu geben. Moderiert wurde die Veranstaltung vom Mitarbeiterteam der Eurac und von BM Heiko Hauser. Bezirkspräsident Dieter Pinggera führte in das Programm ein: „Nachhaltigkeitsmanagement ist das Gebot der Stunde, wir brauchen nur in die Katastrophengebiete nach Nordafrika schauen. Der Klimawandel ist da, und es ist schon fünf nach 12. Wir sind alle in die Pflicht genommen, und ich bin glücklich, dass wir mit Arno Kompatscher einen Landeshauptmann haben, der sich der Nachhaltigkeit verschrieben hat.“ Die Gemeindekooperation werde in mehreren Bereichen im Vinschgau bereits erfolgreich praktiziert, erklärt Pinggera. Die Kooperationen verschlanken die administrativen Prozesse und sparen Geld. Als Bezirksgemeinschaft habe man beispielsweise die administrative Herausforderung angenommen, der Gemeinde Stilfs zu helfen, die allein überfordert wäre, die zugesagten 20 Millionen aus dem EU-Wiederaufbau Programm zu verbauen. Auch bei der Ortspolizei gebe es Kooperationen. Und man habe sogar einen Gemeindesekretär, der sich um mehrere Gemeinden gleichzeitig kümmert. In Sachen grenzüberschreitender Zusammenarbeit schöpfe man aus jahrzehntelanger Erfahrung, so im Rahmen des Grenzpendleraustausches und vieler Leader- und Interreg-Projekte. Zum Thema Frauen in der Politik verwies Pinggera auf seine Gemeinde Schlanders. Dort sitzen derzeit vier Frauen im siebenköpfigen Gemeindeausschuss. Das sei mehr als die Frauenquote vorschreibe, so Pinggera. Die Gemeindeentwicklungspläne, die die Weichen für die kommenden Jahrzehnte stellen, seien von zentraler Bedeutung.
Nachhaltigkeitsmanagement: Es darf nicht den Tod der Schublade sterben
Das Wort Nachhaltigkeit ist seit Jahren überall zu hören. Das Wort gilt schon als abgedroschen und überstrapaziert, und es wird von vielen in die Kategorie der Unwörter eingereiht. Doch man kann es drehen und wenden, wie man will, um das Wort Nachhaltigkeit kommt man nicht mehr herum, ob es einem gefällt oder nicht. Laut Duden bedeutet das Wort Kampfansage, offene Gegnerschaft, sogar Kriegserklärung. Es beinhaltet eine überlebenswichtige Botschaft, und zwar die Aufforderung, die Ressourcen der Welt nicht skrupellos auszubeuten nach dem Motto: „Nach mir die Sintflut“. Es ist eine Aufforderung zum Umdenken, der wir uns nicht mehr entziehen können. Denn die Natur rächt sich bereits. Die regelmäßigen Unwetter mit verheerenden Folgen machen das deutlich. Das Prinzip Nachhaltigkeit wurde zuerst in der Forstwirtschaft angewendet: Es geht darum, nur so viel Holz zu schlagen wie nachwächst. Nachdem erkannt wurde, dass die Rohstoffe und Energievorräte der Welt langsam ausgehen, wurde der Wortgebrauch auch auf andere Bereiche ausgedehnt. Es geht mittlerweile um eine Ausgewogenheit zwischen Ökologie, Wirtschaft und Sozialwesen, um Verantwortung für Mensch und Natur. Es geht um erneuerbare Energien, umweltfreundliche Mobilitätsformen, um schonenden Umgang mit Ressourcen, um Lebensqualität, um zwischenmenschliche Beziehungen und einiges mehr. Allen voran hat in Südtirol Landeshauptmann Arno Kompatscher den Fokus auf Nachhaltigkeit gelegt (siehe https://nachhaltigkeit.provinz.bz.it). Die Gemeinden wurden aufgefordert, Nachhaltigkeitsbeauftragte zu ernennen. Diese sollen die unterschiedlichen Tätigkeiten, die Beschlüsse, Projekte, Veranstaltungen und dergleichen auf die globalen 17 Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 überprüfen und Impulse zur Verbesserung geben. 115 Gemeinden haben mittlerweile Beauftragte ernannt. Eine Kerngruppe von zehn Personen mit der Sprecherin Sonja Anna Plank, Bürgermeisterin von Hafling, ist eingerichtet worden, um für Nachhaltigkeitsimpulse im Rahmen eines Netzwerkes zu sorgen. Plank unterstrich in ihrem Referat, dass im ökologischen Bereich bereits einiges funktioniere, doch grundsätzlich stehe man erst am Anfang. „Man muss die Bevölkerung sensibilisieren, sensibilisieren und nochmals sensibilisieren“, betont sie. Man müsse die Menschen mitnehmen, sie von der Sinnhaftigkeit des nachhaltigen Handels überzeugen. Damit wirke man Spaltungen entgegen. Es müsse sich vieles in den Köpfen ändern. Plank sparte auch nicht mit Kritik. Vieles komme in Sachen Nachhaltigkeit nicht in die Gänge, weil die Rahmenbedingungen nicht stimmen. Es sei zu wenig, nur von oben herab etwas vorzuschreiben, wenn dann in den Gemeinden die personellen Ressourcen fehlen. Viele mit dem Thema betraute Gemeindereferentinnen und Referenten klagen über zu großen Druck. Den Verantwortlichen vor Ort werden laufend neue Aufgabe zugeschanzt, mit denen sie schlichtweg überfordert sind. Es besteht die Gefahr, dass Gemeindeverwalter aufgeben. „Vieles könnte den Tod in der Schublade sterben und das darf nicht passieren, denn es muss dringend gehandelt werden“, so Plank.
Geschlechterverhältnis: Wie bringt man Frauen in die Gemeindepolitik?
Seit über 100 Jahren haben Frauen das Recht, zu wählen und gewählt zu werden. Trotzdem ist noch keine Parität in der Politik erreicht worden. Etwas gebessert hat sich die Lage in Südtirol nach der im Jahre 2004 eingeführten Quotenregelung, die für Frauen Plätze auf Kandidatenlisten und in Gemeindegremien vorschreibt. Doch es ist für Frauen nach wie vor schwer, in der Politik Fuß zu fassen. „Frauen in die Politik zu bringen, würde in Südtirol ohne Quote nicht funktionieren“, ist Ulrike Oberhammer, Präsidentin im Landesbeirat für Chancengleichheit, überzeugt. In den 116 Gemeinden Südtirols regieren derzeit 14 Bürgermeisterinnen, und nur 26 Prozent der Gemeinderäte in Südtirol sind weiblich. Diese Zahlen verdeutlichen die Schieflage im politischen Geschlechterverhältnis. Laut dem Politologen Hermann Atz werde sich vieles erst in langen Zeiträumen ändern. Dabei können Frauen die Politik bereichern. Es geht in diesem Zusammenhang um Lebensrealitäten, um Vielfalt, um neue Blickwinkel. Die weibliche Perspektive bringt einen Mehrwert für die Gesellschaft. Die größten Hindernisse für Frauen sind die Männerdomäne in der Politik, die fehlende Unterstützung in den Parteien, die Unvereinbarkeit von Familie und Beruf, mangelndes Selbstvertrauen, aber auch das fehlende Interesse der Frauen an politischen Ämtern. Dass Frauen weniger zum Zuge kommen als Männer liege auch am Wahlverhalten der Frauen, die häufiger Männer wählen, so Atz. Allerdings sei die Auswahl an Frauen gering. Oberhammer fordert mehr Unterstützung für Frauen. Sie müssten motiviert werden, auch in Kreisen der Vereine und Verbände. Vieles laufe bei der Kandidatensuche falsch. Frauen werden oft nur halbherzig und zu spät um eine Kandidatur gefragt. Für die Gemeindepräsidentin des Val Müstair Gabriella Binkert Bechetti sind die Barrieren für Frauen überall dieselben. Frauen hätten vieles selbst in der Hand. Sie müssten selbst aktiv werden, und sich besser vernetzen. Laut einer Studie wird eine Frauenquote in Kreisen der Politik derzeit mehrheitlich als sinnvoll erachtet. Hoffnungsvoll stimmt, dass dabei Frauen und Männer gleich denken.
Gemeindeentwicklungsprogramm: Gemeinden werden in die Pflicht genommen.
„Nachhaltigkeit ist unsere Zukunft, weil die Ressourcen zu Ende gehen. Das gilt auch für die Landschaft“, betonte Virna Bussadori Bussadori, die Amtsdirektorin für Natur, Landschaft und Raumentwicklung. „Von der Gesamtfläche Südtirol stehen uns nur 5,5 Prozent zur Verfügung, für den Wohnbedarf, für Tourismus, Landwirtschaft, Handwerk und Industrie. Von diesen 5,5 Prozent haben wir bereits die Hälfte verbraucht.“ Mit dieser Feststellung unterstrich sie die Dringlichkeit einer gezielten Raumplanung. Dem ungehemmten Bodenverbrauch müsse dringend Einhalt geboten werden. Das sei man den künftigen Generationen schuldig. „Alle formulierten Ziele der Agenda 2020 müssen auch in diesem Zusammenhang in Betracht gezogen werden“, so Bussadori. Das kürzlich ausgearbeitete Gesetz für Raum und Landschaft ist ein maßgebliches, wenn auch umstrittenes, Planungsinstrument für die Zukunft, dem sich Gemeinden nicht mehr entziehen können. Das Gesetz sieht unter anderem die Ziehung der Siedlungsgrenzen vor, die bauliche Verdichtung der Orte und die Nutzung des Leerstandes. Es geht zudem darum, Siedlungsqualität zu schaffen und insgesamt ein Markenprofil für die Gemeinden zu erstellen. In einem ersten Schritt muss der Leerstand erhoben werden. Um eine solide Basis für neue Formen der Eingrenzung zu schaffen, ist die Beteiligung der Bürger:innen unumgänglich. Bereits 2018 hatten sich Taufers i. M. zusammen mit Kurtatsch, Klausen, Corvara, Ratschings, Welschnofen und Lana als Pilotgemeinden mit dem Thema auseinandergesetzt. „Wir sind in der Luft geschwebt“, erklärte die Bürgermeisterin von Taufers i. M. Roselinde Gunsch Koch. „Ich hätte mich nicht als Pilotgemeinde gemeldet, wenn ich gewusst hätte, was da alles auf uns zukommt.“ Es sei zum Beispiel äußerst schwierig gewesen, ein Planungsbüro zu finden. Auch die Bürgerbeteiligung habe zu wünschen übriggelassen. Das Ganze sei ein riesiger Kraftakt, dem man sich stellen müsse, so Gunsch Koch. Andere Vinschger Gemeinden sind in der Startphase. Die Verabschiedung des Gesetzes für Raum und Landschaft hatte sich im Landtag immer wieder verzögert, weil auf Druck verschiedener Interessengruppen immer wieder Anpassungen vorgenommen wurden. Das Team im Amt um Bussadori bietet den Gemeinden Hilfen an.
Dass sich Verwalter:innen mit der Zukunft ihrer Gemeinden und deren Entwicklung in den kommenden Jahrzehnten auseinandersetzen müssen, ist eine große Herausforderung. Es ist aber auch eine große Chance, etwas zu bewegen. Und dazu braucht es engagierte Politiker:innen, die auch etwas bewegen wollen.
Unterstützt wurde die Tagung von den Raiffeisenkassen des Vinschgaus, vom Raiffeisenverband und von der Gemeinde Schluderns.
Graun/Vinschgau - Der für den Wahlkampfauftakt der Vinschger SVP gewählte Standort am Gauner Kirchturm hat Symbolcharakter. „Dort, wo die Emotionen hochgehen und die Wurzeln tief sind“, sagte der gastgebende BM Franz Prieth. Am 16. September, gut einen Monat vor den Landtagswahlen, hat Wahlkampfleiter Albrecht Plangger Bürgermeister, Ortsobleute und Wirtschaftsfunktionäre zusammengetrommelt, um Mandatare und Funktionäre als Multiplikatoren einzuschwören. Plangger sagte: „Wir haben es selbst in der Hand. Wenn wir verhindern wollen, dass Geld und Macht ins Pustertal abwandern, dann werden wir im Vinschgau bis zu drei Vorzugsstimmen patriotisch geben müssen.“
Von den Bürgermeister:innen im Tal sind 6 gekommen. Mals, Glurns, Prad, Stilfs, Kastelbell, Schnals und Latsch haben gefehlt. Trotzdem hat der Bezirkspräsident Dieter Pinggera gesagt, dass alle 13 Bürgermeister die drei SVP-Kandidaten unterstützen. Pinggera und vor allem Richard Theiner warnten vor der Zersplitterung mit den 16 Listen. „Es gibt nur eine SVP“, sagte Theiner. Die Frage werde sein, wie der Vinschgau in der Regierungspartei vertreten sein werde.
Die Kandidaten selbst stellten ihre Schwerpunkte vor. Verena Tröger forderte eine schnelle Verbindung nach Bozen, den Kreisverkehr auf der Töll und die Umfahrung Rabland. Als Baustelle nannte sie auch Ärzte und Pflegepersonal und sie versprach Sicherheit und Stabilität mit der SVP. Sepp Noggler sprach von seinem bislang schwierigsten Wahlkampf. Es gebe Parteien und Listen mit und ohne Wahlprogramm. Er forderte die Verbände zum Zusammenhalt für den 3.kleinsten Bezirk auf. Noggler sprach die Wolfproblematik an, die Wasserknappheit, die E-Werkskonzessionen. David Frank, der den Wahlkampfauftakt mit Musik begleitete und einen eigenen Podcast betreibt, forderte gerade für das Zurückkehren der Akademiker schnelle Zugverbindungen, leistbares Wohnen, das Erkennen, dass die Kultur sozial und wirtschaftlich von großer Bedeutung ist und mehr Unterstützung für die Landwirtschaft.
„Raus aus den Stauden“, rief Ex-Landesrat Richard Theiner auf, „wir brauchen uns nicht zu verstecken. Die Unentschlossenen und die Zweifler, das ist unsere Klientel.“ (eb)
Schlanders/Vinschgau - Monika Wielander (Bild) ließ bei der Gemeinderatssitzung am 14. September mit einem eindringlichen Aufruf aufhorchen. Wielander sprach das ernsthafte Problem Gewalt gegen Frauen an. Absolut bestürzend seien die täglichen Nachrichten in den Medien von Vergewaltigungen und von anderer Gewalt gegen Frauen. Nach dem Mord in Schlanders an die junge Frau Celine Frei Matzohl hatte man das Gefühl, in Schlanders sei die Welt stehen geblieben.
„Es muss unser aller Auflehnung gegen Gewalt gegen Frauen sein, gegen jegliche Gewalt in der Gesellschaft“, forderte Wielander die Gemeinderäte und die Zuschauer im Live-Stream auf. Die Vorsitzende des Schlanderser Chancenbeirates sagt: „Man muss das Thema Gewalt gegen Frauen auf allen gesellschaftlichen Ebenen zur Sprache bringen.“ Der Chancenbeirat stelle für den am 23. September in Bozen stattfindenden Frauenmarsch in Bozen einen Bus zur Verfügung. Wielander bat um Unterstützung auf allen Ebenen: „Helft uns, gemeinsam laut aufzustehen und stellen wir uns gegen jede Form von Gewalt.“ (eb)
Vom wind gefunden - Gemeint ist die ständige „mentale Last“, die „Gedankenarbeit“. Die Dinge, die ständig im Kopf herumschwirren, entweder weil man sie selbst erledigen oder jemanden daran erinnern muss. Es ist die gesamte Organisationsarbeit rund um den Alltag, den Haushalt und das soziale Leben. Meistens sind es Frauen, die dafür zuständig sind, dass der feiertägliche und auch der alltägliche familiäre Laden läuft. Ohne dass das irgendwann in der Familie so beschlossen worden wäre, sondern schlicht, weil sich Frauen entlang der traditionellen Geschlechterrollen schon immer um alles kümmerten, was die Familie, die Kinder und das ganze drum herum betrifft. War so, und ist noch immer so. Dazu gehört das Wissen, wo alles ist, ebenso wie das Wissen, wann was erledigt werden muss. Vor allem in den Corona-Jahren, als unvorhergesehen die gesamte Organisation im und rund um den Job umgeworfen wurde, die Kinderbetreuung plötzlich auf dem Kopf stand und das Zuhause auch noch Büro und Schule gleichzeitig sein musste, wog diese Last schwer. Auch am Arbeitsplatz ist „Mental Load“ allzu real. Es ist Mental Load, immer an alles denken zu müssen. Es sind unsichtbare Schritte, die dazu beitragen, dass in einem Team alles reibungslos abläuft und nichts vergessen wird. Der Knackpunkt ist, dass in einer Beziehung einer der Partner, meistens die Frau, im Allgemeinen diejenige ist, die diese Mental Load leistet, während der andere Partner nur der Ausführende ist und somit deutlich weniger Belastung hat. (hzg)
Schlanders - Der Schlanderser Gemeinderat hat vor einer Woche, am 14. September, mehrheitlich einer Änderung des Gemeindeplanes Raum und landschaft zugestimmt. Es geht um ein Gebäude, welches mit 18 Metern Höhe hoch hinaus will.
von Erwin Bernhart
Wenn die Pohl Immobilien GmbH in Schlanders Wünsche hat, werden diese vom Schlanderser Ausschuss und Gemeinderat - meist anstandslos, oft mit Bauchweh - auch erfüllt. Immobilien Pohl GmbH hat den Antrag gestellt, anschließend an den Parkplatz am Krankenhaus Schlanders, ein 3000 Kubikmeter großes und 18 Meter hohes Kondominium bauen zu wollen. Im Parterre, so wurde es im Gemeinderat von Schlanders am 14. September erklärt, sollen in einem Drittel der verbaubaren Kubatur Miniwohnungen für Angestellte des Krankenhauses vorgesehen werden.
In der Immobilien Pohl GmbH sitzen schlaue Leute. Denn der Immobilienmogul stellte ursprünglich den Antrag auf 7 Stockwerke mit 21 Metern. Die Gemeindebaukommission hat über diesen Antrag stundenlang gebrütet und dann einen Stock weniger mit 18 Metern Höhe als positiv begutachtet. Ein Gutachten der Raumordnung hat dann auch die Baudichte zurechtstutzen wollen und zwar von der Dichte 3 auf die noch gültige LEROP-Bestimmung von 2,5. Das ist dann nicht ganz gelungen, weil Immobilien Pohl ein Kubaturguthaben von 500 m3 geltend macht, die beim Bau des Avimundus damals nicht verbaut worden sind.
Der Gemeindeausschuss hat daraufhin das Verfahren für die Änderung des Gemeindeplans Raum und Landschaft eingeleitet und der als sinnvoll erachteten Kubaturverschiebung von 500 m3 zugestimmt. Weil das Schätzgutachten vom Land damals noch nicht da war, hat Vizegeneralsekretär Gilbert Platzer eine Abstimmung bei der vorletzten Gemeinderatssitzung nicht zugelassen. Am 14. September hat es für Immobilien Pohl dann geklappt: 11 Rät:innen waren dafür, zwei enthielten sich und drei waren dagegen. Der Abstimmung sind Bedenken vorausgegangen. Franz Winkler schickte voraus, dass die Wohnungen für das Sanitätspersonal wichtig seien. Aber der Betonklotz sei zu hoch. Winkler warf dem BM „bewusste Irreführung“ vor, was dieser vehement mit „Du hast nichts verstanden“ zurückwies. Die Höhe und der freie Wohnbau hätten bei ihnen Bauchweh verursacht, monierten auch Kunigunde von Marsoner und Esther Tappeiner. Tappeiner sprache von „Gemauschele“, was BM Dieter Pinggera vehement und als völlig unangemessen von sich wies. Es gebe kein öffentliches Verfahren, welches dermaßen transparent durchgeführt würde.
Im Zuge der Änderung des Gemeindeplanes wurde ein oberirdisches Bauverbot auf der restlichen Wiese des historischen Trögerhofes verhängt. Das Unterirdische kommt demnächst in den Gemeinderat.
Reschen/Nauders - Die Süd-Tiroler Freiheit und die FPÖ-Tirol haben in den letzten Tagen gemeinsam eine grenzüberschreitende Volksbefragung am Reschen durchgeführt. Das Ergebnis der Umfrage, die der renommierte Politologe Hermann Atz in der NTZ als lächerlich bezeichnet hat, ist eindeutig. Von den rund 1000 Umfrageteilnehmer:innen in den Gemeinden Graun und Nauders haben laut einer Pressemitteilung der Süd-Tiroler Freiheit 83 % für die Reschenbahn gestimmt. Die Wahlbeteiligung lag bei 35 %. „Dies ist ein sehr guter Vergleichswert zu regulären Wahlen und übertrifft sogar die Wahlbeteiligung bei der letzten Landesvolksabstimmung in Südtirol“, schreibt Sven Knoll dazu und: „Die Zustimmung der Bürger zur Reschenbahn ist mit 83 Prozent eindeutig. Das ist ein klarer Auftrag an die Politik, die Reschenbahn endlich auf Schiene zu bringen.“
Die Süd-Tiroler Freiheit und die FPÖ-Tirol werden nun die Gemeindevertreter von Graun und Nauders an einen gemeinsamen Arbeitstisch laden, um die nächsten konkreten Schritte für die Planung der Streckenführung am Reschen anzugehen. Auch hier wird man darauf achten, die Bevölkerung von Anfang an einzubinden. (eb)