Schlanders erzählt... Märchenherbst

Maerchenherbst24

 
 
Dienstag, 14 Juni 2011 00:00

20 Jahre Amateurfilm Vinschgau

Vinschgau/Latsch

s12sp34_1

Als Mitte der 60er Jahre die ersten Fernsehapparate in den Vinschgau kamen, gab es bereits einige von ihnen: Die Amateurfilmer des Vinschgaus. Heute gibt es sie immer noch, am vergangenen Samstag feierte man 20 Jahre Vereinstätigkeit und lud zur alljährlichen Filmvorstellung. Die Veranstaltung fand heuer im Rahmen der Kulturtage Latsch statt. Pünktlich zum Jubiläum übersiedelte man in das neue Culturforum Latsch, nachdem es in den vergangenen Jahren in der Aula der Mittelschule zu eng geworden war.
Die Aufregung war den Mitgliedern sichtlich anzusehen, man war sich während der Vorbereitungen nicht mehr so sicher, ob die Dimensionen des neuen Lokals nicht doch eine Nummer zu groß seien. Aber die Leute kamen und der Saal füllte sich bis in die letzten Reihen. Nach ein paar kurzen Ansprachen und Ehrungen langjähriger Vereinsmitglieder kam man zur Freude des Publikums bald zum Hauptteil des Abends, der Präsentation der Kurzfilme. Josef Gufler, aktueller Obmann des Vereins, hatte es vorweg selbstbewusst auf den Punkt gebracht: „Die Filmwelt von heute ist hochauflösend und bald sogar dreidimensional, für die Qualität eines Films ist das aber zweitrangig. Was zählt, ist immer noch die Idee und die Intention des Filmemachers.“ Und so bekam das Publikum im Verlauf des Abends Filme verschiedenster Art  zu sehen, vom hochauflösenden HD-Bild der Gegenwart bis zum Schmalspur-Stummfilm vergangener Tage. Und an der Reaktion der Zuseher war dann auch deutlich zu erkennen, dass an den Worten des Obmannes wirklich etwas Wahres dran ist. So war zum Beispiel das Flüstern und Tuscheln im Saal nicht zu überhören, das sich während der Projektion von „Meine schöne Heimat“ breitmachte. Der Film von A. Josef Steinkeller aus dem Jahr 1970 zeigt in langsamen Bildern die Landschaft von Goldrain bis hoch zum Reschensee. Hat man sich an den eigenen Rhythmus gewöhnt, entwickelt der Film einen außergewöhnlichen Tiefgang, nichts bleibt oberflächlich. Und schließlich haben 40 Jahre alte Aufnahmen der Vinschger Kulturlandschaft auch schon einen großen historischen Wert.

Kornhocken auf dem Laaser Talboden, der alte Korblift auf die Haideralm oder auch einfach nur eine Kuh mit ordentlichen Hörnern genügen da, um die Zuseher - vor allem älteren Jahrgangs - zum Schwärmen zu bringen. Steinkeller, der im Übrigen gekonnt den Abend moderierte, bekennt sich ausdrücklich als Filmer der alten Schule und beklagt eine gewisse Schnelllebigkeit und Oberflächlichkeit der heutigen (Fern)Sehgewohnheiten. Zu Themen wie diesen soll es vereinsintern oft angeregte Diskussionen geben, was auch als Beweis für die Lebendigkeit des Vereins gesehen werden kann - trotz mancher inaktiven Mitglieder. Man bemüht sich auch um Weiterbildung oder Austausch mit befreundeten Vereinen.  Einen weiteren Vorteil des nicht professionellen Filmens sieht Josef Gufler in der Unabhängigkeit von Fernsehanstalten und Financiers. Die Filme müssen niemandem gefallen und auch der Lebensunterhalt hängt nicht davon ab. Als Beispiel für diese künstlerische Freiheit könnte hier Dieter Marsoners „8mm“ genannt sein, in welchem der junge Latscher Archivaufnahmen eines Vereinskollegen verwendet und sie unkompliziert und spielerisch in die heutige Zeit bringt. Oder Leo Lanthaler mit seiner Dokumentation „Heiziachn - Eine alte Tradition im Hinterpasseier“, in der der Kommentar nicht, wie sonst üblich, gelesen wird, sondern ein Passeirer Urgestein im Dialekt den Kommentar improvisiert und mit den Heiziachern mitfiebert. Ein Ausblick in die filmische Zukunft in Zeiten von iPhone und Youtube ist sicher nicht leicht, die anwesenden Jugendlichen konnte man in Latsch jedenfalls an einer Hand abzählen.

Weibliche Mitglieder gab und gibt es auch nicht. Aber man zeigt sich gelassen und macht sich keine Illusionen. Zu gut wissen die Amateurfilmer selbst, welcher Aufwand hinter ihrem Hobby steckt. Und so verweist der Obmann nicht zu Unrecht darauf, dass im Verein neben dem Filmen vor allem auch die Kameradschaft und das gesellige Zusammensein zählt. Auch die Verdienste um das Dorfleben der jeweiligen Mitglieder sollen an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. (mf)

Publiziert in Ausgabe 12/2011

Ausgaben zum Blättern

titel 22 24

titel Vinschgerwind 21-24

titel vinschgerwind 20-24

 sommerwind 2024

 

WINDMAGAZINE

  • Jörg Lederer war ein Holzschnitzer aus Füssen und aus Kaufbeuren. Die Lederer-Werkstatt hat viele Aufträge im Vinschgau umgesetzt. Wer will, kann eine Vinschgautour entlang der Lederer-Werke machen. Beginnend in Partschins.…
    weiterlesen...
  • Die Burgruine Obermontani bei Morter am Eingang ins Martelltal wurde für einen Tag aus ihrem "Dornröschenschlaf" wachgeküsst. von Peter Tscholl Die Akademie Meran, die Gemeinde Latsch und die Bildungsausschüsse Latsch…
    weiterlesen...
  • Vinschger Radgeschichten - Im Vinschgau sitzen alle fest im Sattel: Vom ultraleichten Carbon-Rennrad bis hin zum E-Bike mit Fahrradanhänger, Klapprad, Tandem oder Reisefahrrad. Eine Spurensuche am Vinschger Radweg. von Maria…
    weiterlesen...
  • Kürzlich wurde von den Verantwortlichen im Vintschger Museum in Schluderns das Kooperationsprojekt Obervinschger Museen MU.SUI gestartet. Es handelt sich um den gemeinsamen Auftritt der Museen in Schluderns VUSEUM/Ganglegg, Mals, Taufers…
    weiterlesen...
  • Blau, dunkelgrün, schneeweiß schäumend, türkis oder azur - Wasserwege im Vinschgau von Karin Thöni Wasser ist Quell des Lebens und unser kostbarstes Gut. Aber es wird knapper. Der „Wasserfußabdruck“ jedes…
    weiterlesen...
  • Martin Ohrwalders Liebe zu den Pferden muss ihm wohl in die Wiege gelegt worden sein. Bereits im Alter von drei Jahren schlug er seiner Mutter vor, die Garage in einen…
    weiterlesen...
  • Manfred Haringer ist Sammler, Modellbauer und Heimatforscher. Im letzten Jahr konnte er seinen alten Traum verwirklichen. In seinem Elternhaus in Morter, wo bis Ende des Zweiten Weltkrieges die Dorfschule untergebracht…
    weiterlesen...
  • Die historische Bedeutung von Schlossruinen und ihre Geschichte faszinieren die Menschen. Mit mehreren Revitalisierungsmaßnahmen erwacht derzeit die Ruine Lichtenberg in der Gemeinde Prad am Stilfserjoch zu neuem Leben. von Ludwig…
    weiterlesen...
  • Il grano della Val Venosta era conosciuto e apprezzato in tutto l' impero Austroungalico. Testo e Foto: Gianni Bodini Oggi sono i monotoni ed estesi meleti punteggiati da pali in…
    weiterlesen...
  • Questa importante strada romana attraversava tutta la Val Venosta. Testo e Foto: Gianni Bodini Iniziata da Druso nel 15 a.C., venne completata dall’imperatore Claudio Cesare Augusto. Questa importante via transalpina…
    weiterlesen...
  • von Annelise Albertin Das Val Müstair mit seiner intakten Naturlandschaft und den kulturellen Besonderheiten ist das östlichste Tal der Schweiz. Es liegt eingebettet zwischen dem einzigen Schweizerischen Nationalpark, den „Parc…
    weiterlesen...
  • Eine Symbiose zwischen der Geschichte und dem Lebensraum rund um das kunsthistorische Hotel „Chasa Chalavaina“ im benachbarten Val Müstair von Christine Weithaler Das Hotel Chasa Chalavaina wurde am 13. November…
    weiterlesen...

Sommerwind 2024

zum Blättern

Sommer Magazin - Sommerwind 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Wandern, Menschen, Urlaub, Berge, Landschaft, Radfahren, Museen, Wasser, Waale, Unesco, Tourismus

wanderfueher 2024 cover

zum Blättern

Wanderführer 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Traumhafte Touren Bergtouren Wanderungen Höhenwege

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.