Der regenarme und windreiche Vinschgau hat ideale Voraussetzungen für den Getreideanbau. Im vergangenen Jahrhundert wurde der Getreideanbau von der Milchwirtschaft und vom Obstbau abgelöst. In den letzten Jahren gab es mit der Gründung der Interessensgemeinschaft Kornkammer Vinschgau und dem Projekt „Regiokorn“ eine Rückbesinnung auf diese wertvolle regionale Ressource. Es gibt wieder 30 Bauern im Vinschgau, die auf rund 50 ha Getreide anbauen. Dabei geht es auch um die Wiederbelebung regionaler Kreisläufe, die Sortenvielfalt und die Abkehr von einer industriell geprägten Landwirtschaft. Wenn das Getreide so viel Wert wäre wie ein Liter Wein oder ein Kilo Äpfel, dann gäbe es sicher wieder mehr Getreide im Vinschgau. Dies war die Bandbreite einer Podiumsdiskussion zum Thema „Kornkammer Vinschgau gestern – heute – morgen“. Zu Beginn dieser Veranstaltung wurde die Getreideausstellung „Korn des Lebens“ eröffnet. Edith und Robert Bernhard aus Burgeis haben in Eigeninitiative eine Sammlung von über 100 Getreidesorten zusammengestellt. Einen Teil dieser Sammlung, ergänzt mit verschiedenen Texten von Helene Dietl Laganda, stellen sie dem Vinschger Museum zur Verfügung. Damit bildet diese Getreideausstellung eine sinnvolle Ergänzung zur bereits bestehenden Ausstellung „WasserWosser“, konzipiert von Sebastian Marseiler. In der Podiumsdiskussion erzählte Marseiler vom Bewässern, dem Korn schneiden, der Nachbarschaftshilfe, dem Dreschen, vom Brotgeist und verschiedenen Bräuchen rund um das Korn. Manuel Pramsohler vom Versuchszentrum Laimburg informierte über die Ergebnisse des Projektes zur Charakterisierung der Vinschger Winterroggen-Landsorten. Florin Pichler, Bio-Landwirt in Tarsch und Vorsitzender der Kornkammer berichtete, dass die Kornkammer die Getreidekultur wiederbeleben will. Aber der Konsument muss das Produkt annehmen und einen fairen Preis bezahlen. Rudolf von Berg von der Meraner Mühle meinte, dass Getreide ein Nischenprodukt bleiben wird. Doch es gibt eine steigende Nachfrage, besonders von Biogetreide. Armin Bernhard vom Verein Adam & Epfl meinte, dass die Gesellschaft sich fragen muss: wie wollen wir leben, was für eine Landschaft und was für eine Wirtschaft wollen wir?
{jcomments on}