Neue EU-Gelder für grenzübergreifende
lokale Zusammenarbeit
Nach dem Ende der Förderperiode 2007-2013 wurde die EU-Strukturpolitik grundlegend verändert. Der INTERREG-Rat „Terra Raetica“ hat sich intensiv mit den Anpassungen und Neuorientierungen für die neue Förderperiode 2014 bis 2020 beschäftigt und konnte nun einen großen Erfolg für die Region Vinschgau, Landeck/Imst und Unterengadin einfahren. Das INTERREG Programmgebiet Italien-Österreich wurde nämlich als einziges Grenzgebiet europaweit ausgewählt, um Fördergelder nach dem neuen „CLLD-Ansatz“ zu erhalten.
von Ludwig Fabi
Zielsetzung dieses neuen „CLLD Ansatzes“ (Community-Led Local Development - Lokale Entwicklung unter der Federführung der Bevölkerung) ist es, den Bedürfnissen von lokalen, maßgeschneiderten Entwicklungsstrategien mit einem integrierten Ansatz gerecht zu werden und dabei die Festlegung der Themenbereiche den lokalen Akteuren zu überlassen. Das bedeutet, dass die Akteure vor Ort durch ein grenzüberschreitend zusammengesetztes Entscheidungsgremium die Projekte selbst auswählen und die Durchführung selbst verantworten. Bisher wurden solche Entscheidungen von zentralen Gremien außerhalb der Projektgebiete getroffen. Für den INTERREG-Rat „Terra Raetica“ bedeutet dies die logische und ambitionierte Weiterentwicklung eines bereits erfolgreich funktionierenden Modells. Für den Vinschgau koordiniert die Bezirksgemeinschaft Vinschgau gemeinsam mit der Genossenschaft für Weiterbildung und Regionalentwicklung in Spondinig und den Partnern in Landeck/Imst (Regionalmanagement Landeck) und in Graubünden (Pro Engiadina Bassa) die notwendigen Vorarbeiten, um die Fördermöglichkeiten des „CLLD-Ansatzes“ auszuschöpfen. Friedl Sapelza, der Geschäftsführer der GWR erläutert die Möglichkeiten dieser neuen EU-Förderungsmöglichkeit für den Vinschgau und die gesamte Grenzregion.
Vinschgerwind: Was genau bedeutet für unsere Grenzregion bzw. die „Terra Raetica“ der „CLLD-Ansatz“?
Friedl Sapelza: Ich erwarte mir lebensnahe, lokalbezogene Projekte und eine bunte Palette von Projektteilnehmern. Der bürokratische Aufwand kann reduziert werden, da die Wege zur Förderstelle kürzer werden. Insgesamt ermöglicht diese neue Förderschiene einen qualitativen und substantiellen Ausbau der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Unter dem Motto „Mitentscheiden und auch Mitverantworten“ wird ein Schritt in die Dezentralisierung der EU-Förderschienen ermöglicht.
Warum wurde gerade unsere Region europaweit ausgewählt?
Die Region „Terra Raetica“ hat bereits seit Längerem positive grenzüberschreitende Tätigkeiten durchgeführt. In unserer Region wird Grenze erfahren und gelebt und das über den rein finanziellen Aspekt hinaus. Die Bezirksgemeinschaft Vinschgau nimmt dabei, gemeinsam mit dem Partner in Landeck und Scuol eine aktive und anerkannte Rolle in der grenzüberschreitenden Regionalentwicklung ein. Der „INTERREG-Rat Terra Raetica“ wurde zudem als „Best-Practice-Modell“ ausgezeichnet. Dadurch konnte auch landesweit eine stärkere Position zur Dezentralisierung von EU-Förderprogrammen (LEADER/INTERREG) erreicht werden.
Welchen Umfang hat das Förderbudget und wie hoch ist das Projektvolumen?
Für die Region „Terra Raetica“ mit Vinschgau/Landeck/Unterengadin/Imst kann von einem Förderbudget von 4 Mio. Euro ausgegangen werden. Der „CLLD-Ansatz“ ist vor allen für Kleinprojekte (bis 50.000 Euro) und Mittelprojekte (bis 200.000 Euro) anwendbar. Wer größere Projekte mit engeren Schwerpunktrahmen ins Auge fasst, kann weiterhin über die bestehende INTERREG-Förderschiene bei den zentralen Förderstellen ansuchen.
An wen können sich die Bevölkerung bzw. mögliche Akteure mit Projektvorhaben wenden?
Projektvorschläge und strategische Maßnahmen, wobei der grenzübergreifende Ansatz substantiell sein muss, können an die GWR am Bahnhof in Spondinig (info@gwr.it) gerichtet werden. Ein formloses, unverbindliches Erstgespräch ist nach Vereinbarung (Tel. 0473 618166) jederzeit möglich.
Homepage: www.terraraetica.eu
Kulturkalender: www.terraraetica.eu/de/cultura-raetica
Bus und Bahn: www.terraraetica.eu/de/fahrplan-online
Barrierefreier Tourismus: www.terraraetica.eu/barrierefrei