Dienstag, 24 Juni 2014 09:06

„Olm mit Humour…“

Artikel bewerten
(0 Stimmen)

s17 2520Luis Veith und Meinhard Wellenzohn sind die zwei treibenden Kräfte in der „Schuhplattler-Gruppe Prad“. Seit über vier Jahrzehnten sorgen sie für die Pflege des traditionellen „bairischen Werbetanzes“ und motivieren junge Männer. Die Gruppe ist die einzige im Vinschgau, die regelmäßig probt und ihr Können zeigt. Die Gruppe eroberte 2012 den Landesmeistertitel und wurde 2013 Vizelandesmeister.

von Magdalena Dietl Sapelza

Ohne Meini gang’s nit“, sagt Luis. Und  Meini sagt dasselbe vom Luis. Die zwei sind ein gutes Gespann, wenn es ums „Schuhplatteln“ geht und auch sonst. Sie haben vieles gemeinsam: Ihr Geburtsjahr ist 1953.

Sie sind gelernte Maurer, die sich beruflich verändert haben. Luis schulte zum Pfleger um und betreute 19 Jahre lang Patienten im Krankenhaus Schlanders. Meini wechselte zum Fliesenleger-Handwerk und arbeitete dann 30 Jahre lang als Ofensetzer. Hermann, der Bruder von Luis, hatte beide als 14-Jährige 1967 zu den Schuhplattlern geholt. Später nahmen Luis und Meini gemeinsam die Zügel der Gruppe in die Hände. Seither sorgen sie dafür, dass junge Burschen das „Schuhplatteln“ erlernen und weitertragen. Fünf Gruppen-Formationen haben sie in den über vier Jahrzehnten betreut. Immer wieder wechselten die Gesichter. Die einen kamen neu dazu, die anderen verließen die Gruppe. „Deis isch a normale Entwicklung“, erklärt Meini. Er und Luis sind auch nach 47 Jahren - und inzwischen in Pension - kein bisschen müde. Wenn es in den Knien oder im Rücken auch oft zwickt und zwackt, die zwei  „Alten“ lassen sich vom „Plattlan“ im Kreise der Jungen nicht abhalten. Das gesellige Miteinander hält sie jung. Ihre beiden Ehefrauen Agnes und Elisabeth stehen hinter dem Hobby ihrer Männer. „Miar sain oft long aus, unt sui waschn norr fleißi di Trochtnhemat“, scherzt Meini. Die Söhne der beiden, Elias und Daniel, sind mittlerweile als Schuhplattler in die Fußstapfen ihrer Väter getreten. Und das freut diese ganz besonders.
„Dr Meini unt i ergänzn inz guat“, betont Luis. Er ist für das Musikalische zuständig, wählt die Stücke aus, studiert die Polkas und Walzer zuerst mit dem Ziehharmonika-Spieler ein und denkt sich dazu die Tanzfiguren aus. Dann sind die „Schuhplattler“ an der Reihe. In vielen Probestunden bringt Luis ihnen die Haltung bei, die hochgewinkelten Arme, die rhythmisch wechselnden Schenkel- und Sohlenschläge, das Klatschen im richtigen Augenblick. Alles muss synchron ablaufen damit eine stimmige Darbietung gelingt. „Di Grundfigur isch dr Fünferschlog mit Hochsprung“, erklärt Luis und verrät: „Pan Innlearnen isch di Uhr a wichtigs Utensil.“ Denn der Takt der schnell hintereinander gesetzten Schläge orientiert sich am Ticken der Uhr. Große Verantwortung hat der „Vorplattler“. „Di Gruppe isch so guat wia dr Vorplattler es isch“, meint Luis.  Das „Schuplatteln“ verlangt  den Burschen viel Konzentration, Rhythmus-Gefühl und vor allem s17 1789Kondition ab.  Die Tänze sind Orten und Berufsständen gewidmet. Viele Stücke tragen inzwischen die Handschrift von Luis. Er feilt immer wieder an neuen Choreographien. Bei den Figuren lässt er seine Fantasie spielen.  Den „Holzhacker“ hat er von ursprünglich fünf auf fünfzehn Minuten ausgebaut. Da kommen seine Männer ganz schön ins Schwitzen. Gerne tanzen sie den von Luis kreierten „Lustigen Geadale“ („Geadale“ ist der Vulgoname seiner Familie).
Der Meini ist für die bürokratischen Angelegenheiten in der Gruppe zuständig. Er unterstützt den Luis wo er kann. „Dr Meini ziacht hint di Fädn“, verrät Luis. Beiden gelingt es hervorragend, die Burschen bei Laune zu halten. „Olm mit Humour, di Gruppe muaß harmoniern, deis isch s Rezept“, sagt Meini. Und dass dieses Rezept das richtige ist, beweisen die erfolgreichen Auftritte im In- und Ausland. Mit einer Tanzkostprobe überraschten die Schuhplattler kürzlich den 80-jährigen Erich Theiner zum Geburtstag. Er war 1952 der Gründer der „Schuhplattlergruppe Prad“. Seiner einstigen Initiative machen Luis und Meini als treibende Kräfte bis heute alle Ehre.


Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /www/htdocs/w00fb819/vinschgerwind.it/templates/purity_iii/html/com_k2/templates/default/item.php on line 248
Gelesen 2485 mal
Mehr in dieser Kategorie: « Der telematische Prozess Vorbildhaft »

Schreibe einen Kommentar

Make sure you enter all the required information, indicated by an asterisk (*). HTML code is not allowed.

Ausgaben zum Blättern

titel 19 24

titel Vinschgerwind 18-24

titel vinschgerwind 17-24

 sommerwind 2024

 

WINDMAGAZINE

  • Jörg Lederer war ein Holzschnitzer aus Füssen und aus Kaufbeuren. Die Lederer-Werkstatt hat viele Aufträge im Vinschgau umgesetzt. Wer will, kann eine Vinschgautour entlang der Lederer-Werke machen. Beginnend in Partschins.…
    weiterlesen...
  • Die Burgruine Obermontani bei Morter am Eingang ins Martelltal wurde für einen Tag aus ihrem "Dornröschenschlaf" wachgeküsst. von Peter Tscholl Die Akademie Meran, die Gemeinde Latsch und die Bildungsausschüsse Latsch…
    weiterlesen...
  • Vinschger Radgeschichten - Im Vinschgau sitzen alle fest im Sattel: Vom ultraleichten Carbon-Rennrad bis hin zum E-Bike mit Fahrradanhänger, Klapprad, Tandem oder Reisefahrrad. Eine Spurensuche am Vinschger Radweg. von Maria…
    weiterlesen...
  • Kürzlich wurde von den Verantwortlichen im Vintschger Museum in Schluderns das Kooperationsprojekt Obervinschger Museen MU.SUI gestartet. Es handelt sich um den gemeinsamen Auftritt der Museen in Schluderns VUSEUM/Ganglegg, Mals, Taufers…
    weiterlesen...
  • Blau, dunkelgrün, schneeweiß schäumend, türkis oder azur - Wasserwege im Vinschgau von Karin Thöni Wasser ist Quell des Lebens und unser kostbarstes Gut. Aber es wird knapper. Der „Wasserfußabdruck“ jedes…
    weiterlesen...
  • Martin Ohrwalders Liebe zu den Pferden muss ihm wohl in die Wiege gelegt worden sein. Bereits im Alter von drei Jahren schlug er seiner Mutter vor, die Garage in einen…
    weiterlesen...
  • Manfred Haringer ist Sammler, Modellbauer und Heimatforscher. Im letzten Jahr konnte er seinen alten Traum verwirklichen. In seinem Elternhaus in Morter, wo bis Ende des Zweiten Weltkrieges die Dorfschule untergebracht…
    weiterlesen...
  • Die historische Bedeutung von Schlossruinen und ihre Geschichte faszinieren die Menschen. Mit mehreren Revitalisierungsmaßnahmen erwacht derzeit die Ruine Lichtenberg in der Gemeinde Prad am Stilfserjoch zu neuem Leben. von Ludwig…
    weiterlesen...
  • Il grano della Val Venosta era conosciuto e apprezzato in tutto l' impero Austroungalico. Testo e Foto: Gianni Bodini Oggi sono i monotoni ed estesi meleti punteggiati da pali in…
    weiterlesen...
  • Questa importante strada romana attraversava tutta la Val Venosta. Testo e Foto: Gianni Bodini Iniziata da Druso nel 15 a.C., venne completata dall’imperatore Claudio Cesare Augusto. Questa importante via transalpina…
    weiterlesen...
  • von Annelise Albertin Das Val Müstair mit seiner intakten Naturlandschaft und den kulturellen Besonderheiten ist das östlichste Tal der Schweiz. Es liegt eingebettet zwischen dem einzigen Schweizerischen Nationalpark, den „Parc…
    weiterlesen...
  • Eine Symbiose zwischen der Geschichte und dem Lebensraum rund um das kunsthistorische Hotel „Chasa Chalavaina“ im benachbarten Val Müstair von Christine Weithaler Das Hotel Chasa Chalavaina wurde am 13. November…
    weiterlesen...

Sommerwind 2024

zum Blättern

Sommer Magazin - Sommerwind 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Wandern, Menschen, Urlaub, Berge, Landschaft, Radfahren, Museen, Wasser, Waale, Unesco, Tourismus

wanderfueher 2024 cover

zum Blättern

Wanderführer 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Traumhafte Touren Bergtouren Wanderungen Höhenwege

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.