Dienstag, 18 Februar 2014 00:00

Etwas bleibt immer hängen

Artikel bewerten
(0 Stimmen)

Aus dem Gerichtssaal - Diese sprichwörtliche Redensart kannten schon die alten Römer: „Aliquid semper haeret.“ Wenn du verleumdet und in deiner Ehre verletzt wirst, kannst du dich noch so rein waschen, ein Restverdacht bleibt übrig. Der griechische Philosoph Plutarch verglich daher die Verleumdung mit einer Bisswunde, von der immer eine Narbe zurückbleibt.
Anlass für diese Gedanken bildete die Nachricht in der Presse, dass im Dopingverfahren gegen Alex Schwazer nun auch gegen den Meraner Primar Dr. Christian Thuile ermittelt wird. Nun ist allein der Umstand, dass von den eben erst eingeleiteten Erhebungen schon in den Medien berichtet wird, eine Ungeheuerlichkeit, unterliegen doch solche delikaten Verfahrenshandlungen der absoluten Geheimhaltung. Aber es wäre nicht das erste Mal, dass über gezielt ausgestreute Indiskretionen Beschuldigte aus der Zeitung erfahren müssen, dass der Staatsanwalt gegen sie vorgeht. Das Problem dabei ist, dass Pressemitteilungen über strafrechtliche Voruntersuchungen Menschen zugrunde richten können. Denn für den Mann von der Straße spricht der Staatsanwalt mit der Autorität des Staates. Heribert Prantl schreibt in der „Süddeutschen“ im Zusammenhang mit dem Verhalten mancher Staatsanwälte gegenüber Prominenten von „krankhafter Verfolgungssucht“, in seiner schlimmeren Form gar von „Verfolgungsgeilheit“. Für das Gesetz gilt der Beschuldigte zwar bis zur rechtskräftigen Verurteilung als unschuldig, allerdings nur für das Gesetz. Denn für die Öffentlichkeit ist der Verdacht des Staatsanwalts schon Beweis, für sie ist damit das Urteil schon vorweggenommen. Im Mittelalter gab es zwar den Pranger, aber damals kamen die Leute wenigstens erst nach der Verurteilung an den Schandpfahl. Heute brauchen wir kein Urteil mehr, es reicht eine Nachricht in der Presse. Über die verheerende Wirkung von sensationslüsternen Zeitungsberichten zeugt ein Fall aus unserer näheren Umgebung, der vor ungefähr 7 Jahren für großes Aufsehen sorgte. Die am zweitmeisten gelesene deutsche Tageszeitung wusste von einer Kellnerin in einem öffentlichen Lokal zu berichten, in dem es zu regem Verkehr gekommen sein sollte. Im Artikel wurde zwar kein Namen genannt, doch waren die Hinweise so eindeutig, dass die „Lokalisierung“ der Betroffenen für „Ortskundige“ kein Problem darstellte. Diese verklagte die Zeitung, den Herausgeber und den Verfasser des Berichts, welche nun vom Obersten Gerichtshof in Rom wegen Rufschädigung und Verletzung der Persönlichkeitsrechte rechtskräftig zu Schadenersatz in Höhe von 60.000 Euro plus Prozesskosten verurteilt wurden. Davon stand dann allerdings nichts mehr in der Zeitung! Doch auch in diesem Falle kann die ohnehin späte Genugtuung die verletzte Ehre nicht wiedergutmachen, denn „etwas bleibt immer hängen“!

Peter Tappeiner, Rechtsanwalt


Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /www/htdocs/w00fb819/vinschgerwind.it/templates/purity_iii/html/com_k2/templates/default/item.php on line 248
Gelesen 2471 mal
Mehr in dieser Kategorie: « Größte Ortsstelle ... a Traum ... »

Schreibe einen Kommentar

Make sure you enter all the required information, indicated by an asterisk (*). HTML code is not allowed.

Ausgaben zum Blättern

titel 23-24

titel Vinschgerwind 22-24

titel vinschgerwind 21-24

 sommerwind 2024

 

WINDMAGAZINE

  • Jörg Lederer war ein Holzschnitzer aus Füssen und aus Kaufbeuren. Die Lederer-Werkstatt hat viele Aufträge im Vinschgau umgesetzt. Wer will, kann eine Vinschgautour entlang der Lederer-Werke machen. Beginnend in Partschins.…
    weiterlesen...
  • Die Burgruine Obermontani bei Morter am Eingang ins Martelltal wurde für einen Tag aus ihrem "Dornröschenschlaf" wachgeküsst. von Peter Tscholl Die Akademie Meran, die Gemeinde Latsch und die Bildungsausschüsse Latsch…
    weiterlesen...
  • Vinschger Radgeschichten - Im Vinschgau sitzen alle fest im Sattel: Vom ultraleichten Carbon-Rennrad bis hin zum E-Bike mit Fahrradanhänger, Klapprad, Tandem oder Reisefahrrad. Eine Spurensuche am Vinschger Radweg. von Maria…
    weiterlesen...
  • Kürzlich wurde von den Verantwortlichen im Vintschger Museum in Schluderns das Kooperationsprojekt Obervinschger Museen MU.SUI gestartet. Es handelt sich um den gemeinsamen Auftritt der Museen in Schluderns VUSEUM/Ganglegg, Mals, Taufers…
    weiterlesen...
  • Blau, dunkelgrün, schneeweiß schäumend, türkis oder azur - Wasserwege im Vinschgau von Karin Thöni Wasser ist Quell des Lebens und unser kostbarstes Gut. Aber es wird knapper. Der „Wasserfußabdruck“ jedes…
    weiterlesen...
  • Martin Ohrwalders Liebe zu den Pferden muss ihm wohl in die Wiege gelegt worden sein. Bereits im Alter von drei Jahren schlug er seiner Mutter vor, die Garage in einen…
    weiterlesen...
  • Manfred Haringer ist Sammler, Modellbauer und Heimatforscher. Im letzten Jahr konnte er seinen alten Traum verwirklichen. In seinem Elternhaus in Morter, wo bis Ende des Zweiten Weltkrieges die Dorfschule untergebracht…
    weiterlesen...
  • Die historische Bedeutung von Schlossruinen und ihre Geschichte faszinieren die Menschen. Mit mehreren Revitalisierungsmaßnahmen erwacht derzeit die Ruine Lichtenberg in der Gemeinde Prad am Stilfserjoch zu neuem Leben. von Ludwig…
    weiterlesen...
  • Il grano della Val Venosta era conosciuto e apprezzato in tutto l' impero Austroungalico. Testo e Foto: Gianni Bodini Oggi sono i monotoni ed estesi meleti punteggiati da pali in…
    weiterlesen...
  • Questa importante strada romana attraversava tutta la Val Venosta. Testo e Foto: Gianni Bodini Iniziata da Druso nel 15 a.C., venne completata dall’imperatore Claudio Cesare Augusto. Questa importante via transalpina…
    weiterlesen...
  • von Annelise Albertin Das Val Müstair mit seiner intakten Naturlandschaft und den kulturellen Besonderheiten ist das östlichste Tal der Schweiz. Es liegt eingebettet zwischen dem einzigen Schweizerischen Nationalpark, den „Parc…
    weiterlesen...
  • Eine Symbiose zwischen der Geschichte und dem Lebensraum rund um das kunsthistorische Hotel „Chasa Chalavaina“ im benachbarten Val Müstair von Christine Weithaler Das Hotel Chasa Chalavaina wurde am 13. November…
    weiterlesen...

Sommerwind 2024

zum Blättern

Sommer Magazin - Sommerwind 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Wandern, Menschen, Urlaub, Berge, Landschaft, Radfahren, Museen, Wasser, Waale, Unesco, Tourismus

wanderfueher 2024 cover

zum Blättern

Wanderführer 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Traumhafte Touren Bergtouren Wanderungen Höhenwege

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.