Laas
Vinschgerwind: Wie kam es, dass in Laas bereits 1974 einen BA - Bildungsausschuss gründete wurde. Was waren die Beweggründe?
Wilfried Stimpfl: Wir wollten Veranstaltungs- und Fortbildungsmöglichkeiten für die Dorfgemeinschaft schaffen. Das erste Modell eines BA entstand in Martell. Ich übernahm dieses Beispiel für Laas. Vorträge wurden abgehalten, es fand eine Fotoausstellung statt, Lichtbilder und Filme wurden gezeigt. Die verschiedenen Vereine organisierten katholische, politische, historische und soziale Vorträge, auch zu Tabuthemen. Bälle und Konzerte fanden statt. Dafür brauchte es Geld, das die Gemeinde und die Vereine nicht hatten. Erst durch die Autonomie konnte das Land Fördergelder an Vereine vergeben. Hans Pircher und Hauser Oskar taten sich mit mir zusammen und wir gründeten einen solchen. Aus zeitlichen Gründen gab ich 1974 alle Unterlagen Hans Pircher. Er sollte alles weiterführen, war jedoch auch zeitlich damit überfordert. So blieben die Veranstaltungen eine Zeitlang aus.
Das Land wollte mit dem Gesetz von 1983 die örtliche Bildung fördern und jede Gemeinde solte einen BA bilden. Auch in Laas wuchs der Wunsch nach sozialem Wachsen, dem Lernen im Umgang miteinander und fachlicher Weiterbildung. Jedoch wollte niemand den Vorsitz übernehmen. Man trat an mich heran, ich hatte wieder mehr Zeit und meine Stelle als Schuldirektor ergänzte sich gut mit dieser Aufgabe. Die Schule, die Bibliothek, die Kirche, KVW und SVP, die Schützen, Musikkapelle und Kirchenchöre waren von Anfang an dabei. Der BA setzte sich zum Ziel, alle zusammen zu führen
Vinschgerwind: Was waren die größten Erfolge?
Wilfried Stimpfl: Einer von vielen war, als der BA zusammen mit de KVW im Josefshaus einen großen Raum als Sitz bekam. Ein weiterer war der Ankauf eines Beamers. Dieser konnte von jeder Fraktion ausgeliehen werden und dorfspezifische Vorträge im jeweiligen Vereinshaus abhalten. Die eindrucksvolle Fahrt in die Toscana. Bei Florenz wurde mit den Arbeiter:innen der „Lasa Marmo“ der Kriegerfriedhof besucht. Sie erkannten anhand der eingravierten Namen wer welches Kreuz gefertigt hatte. Die Vereine lernten den Ablauf einer Vollversammlung, diese zu moderieren, die Wichtigkeit diese zu verschriften und dass gegenteilige Ideen bereichernd sind. Durch die Präsenz der Vereine bei den Vollversammlungen zeigten sie ihre Wertschätzung dem BA gegenüber. Die vielen nachhaltigen Projekte, wie 700 Jahre Laas, Marmor&Marillen, Litzer Brot, Propstei Eyrs, unsere Optanten in Vorarlberg, Bayern und Sachsen, die Kontinuität des Arbeitsausschusses. Laas hat mehrere deutsch- und italienischsprachige Schriftsteller. Um dies zu fördern entstanden die Vinschger Literaturtage.
Vinschgerwind: Welche Initiativen hat der Ausschuss in die Wege geleitet?
Wilfried Stimpfl: Das Schützenbuch, das Musibuch, Jakob der Notar, Huangart im Gasthaus Krone, Sprachkurse, Maieinsingen in Eyrs. Es gab viele Initiativen und interessante Kulturveranstaltungen
Vinschgerwind: Was waren weniger tolle Erfahrungen?
Wilfried Stimpfl: Die Neiddiskussionen über die öffentliche Bezuschussung, die Haftung bei Veranstaltungen und die zunehmende Bürokratisierung. An einem Vortragsabend mit mehreren namhaften Referenten fehlte das Publikum. Es wurde klar, dass wenn sich der Ausschuss nicht für das Thema interessiert, er die Bevölkerung nicht dafür begeistern konnte.
Vinschgerwind: Wo „hapert“ es immer noch?
Wilfried Stimpfl: Bei der Koordinierung der Veranstaltungstermine. Besucher für Veranstaltungen von schambesetzten Themen zu finden z. B. Drogenkonsum, Sexualkunde, Wegwerfgesellschaft, Klimakrise. Weiters früh genug Fehlentwicklungen in den Dörfern zu erkennen und denen entgegen zu wirken.
Vinschgerwind: War es für Sie schwer 2017 aufzuhören?
Wilfried Stimpfl: Ich war froh, dass eine authentische und offene Nachfolgerin wie Brigitte Schönthaler den BA übernahm. Ihr steht ein engagierter Ausschuss zur Seite, bedenkt man, dass die viele Arbeit ehrenamtlich ist. Ich bin dankbar, für die Zeit, die ich für den BA arbeiten durfte. Ich freue mich über die insgesamt gute Entwicklung und dass Laas und der gesamte Vinschgau als Kulturdorf und als Kulturtal beworben werden.
Interview: Christine Weithaler