Psychologie
Alle meine Gefühle
Gefühle geben uns Orientierung für uns selbst und beeinflussen so die Beziehungen, die wir zu unseren Mitmenschen pflegen. Je deutlicher und differenzierter es gelingt, Gefühlen nachzuspüren, sie zu benennen und mitzuteilen, umso lebendiger fühlen wir uns.
Scham
„Das ist mir volle peinlich. Wie konnte ich das nur tun?“ Scham ist ein oft überraschendes und sehr schmerzhaftes Gefühl, dass uns in Situationen einholt, in denen wir uns fehlerhaft erleben und am liebsten im Erdboden versinken möchten. Ich bedauere, wie ich mich verhalten habe, fühle mich bedrückt, entsetzt, frustriert oder bin einfach verunsichert darüber, wie es weitergehen soll. Vielleicht bin ich den eigenen oder an mich gestellten Erwartungen nicht gerecht geworden und habe in meinen Augen versagt. Vielleicht habe ich mich unangemessen verhalten. Vielleicht hat mich jemand anderer bloßgestellt. Verstärkend setzt sich in solchen Momenten ein Gedankenkarussell in Gang. Das hätte mir doch nicht passieren dürfen. Selbstbewertungen, wie ich bin schlecht und ungenügend, kommen dazu. Aus Scham vermeiden wir nicht selten Blickkontakt, fühlen uns wie gelähmt und ziehen uns zurück, um das Beschämende zu verbergen. Diesem Verhalten liegt das Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Anerkennung zugrunde, welches durch ein nicht regelkonformes Verhalten vermeintlich verwirkt wurde. Die Lösung: Den Mut finden und sich jemandem anvertrauen und von der eigenen Scham erzählen. Reagiert das Gegenüber mitfühlend im Sinne von du gehörst dazu und bist ein wertvoller Mensch, so löst sich das Gefühl der Scham auf. Im Mitteilen finden wir Trost, akzeptieren uns mit unseren Fehlern und Unzulänglichkeiten und neue Handlungsoptionen tun sich auf.
Elisabeth Hickmann
Einzel-, Paar- und Familienberatung
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