Klimawandel und Treibhausgase
Einer der Hauptgründe für den Klimawandel ist die Zunahme der Treibhausgase in der Erdatmosphäre. Die wichtigsten Treibhausgase sind Wasserdampf, Kohlendioxid, Methan und Lachgas. Treib-hausgase strahlen durch die Eintrübung der Atmosphäre die von der Erde in das All abgestrahlte Wärmestrahlung zum Teil auf die Erde zurück. Dadurch tragen sie zur Erwärmung der Erdatmosphäre selbst und der Erdoberfläche bei und machen die Erde überhaupt erst bewohnbar: Ohne den „natürlichen“ Treibhauseffekt läge die Durchschnittstemperatur auf der Erde bei -18° C, zu kalt, um zu überleben. Der natürliche Treibhauseffekt wurde in den letzten 150 Jahren durch die menschlichen Aktivitäten enorm verstärkt. Durch Verbrennungsprozesse werden große Mengen von Kohlendioxid als Treibhausgas freigesetzt. Seit der industriellen Revolution ist der Kohlendioxid-Gehalt der Luft von 280 ppm (pars per million) im Jahr 1750 auf 390 ppm im Jahr 2010 angestiegen. Um unseren Energiebedarf zu decken, verbrauchen wir in wenigen Generationen fossile Brennstoffe, die in Hunderten Millionen von Jahren entstanden sind. So gelangen in kurzer Zeit großen Mengen zusätzlicher Treibhausgase in die Atmosphäre. Allein in den letzten 30 Jahren stiegen die Emissionen von Treibhausgasen um 70% an. Diese Emissionen stammen zu ca. 2/3 aus den Bereichen Verkehr, Energie, Industrie und Haushalt und zu 1/3 aus dem Bereich Land- und Forstwirtschaft. Die Konzentration von Kohlendioxid in der Erdatmosphäre nimmt derzeit um 2 ppm pro Jahr zu. Von den Klimaexperten wird eine Schwelle von 450 ppm Kohlendioxid in der Luft als kritische Gefahrenobergrenze angesehen. In seinem Buch „2052 – Eine globale Prognose für die nächsten 40 Jahre. Der neue Bericht an den Club of Rome“ (Oekom Verlag 2012) schreibt der norwegische Professor für Klimastrategien Jorgen Randers: „Wenn jedoch der Temperaturanstieg auf weniger als 2°C begrenzt werden soll, müssen wir die CO2-Konzentration in der Atmosphäre unter 450 ppm halten. 450 ppm minus 390 ppm geteilt durch 2 ppm pro Jahr ergeben noch 30 Jahre bis wir dort angelangt sind“. Die Erderwärmung seit der industriellen Revolution bis heute beträgt 0,7°C.
Wohin gelangt das Kohlendioxid?
Das Kohlendioxid gelangt als Gas in die Atmosphäre und verteilt sich schnell um den Erdball herum. Es bleibt für eine Weile in der Atmosphäre und wird irgendwann absorbiert. Derzeit fließt grob ein Viertel des Kohlendioxids in die Ozeane, wo es als Kohlensäure im Wasser gebunden wird. Ein weiteres Viertel wird in der Photosynthese der grünen Pflanzen in neue Biomasse verwandelt. Die übrige Hälfte des Kohlendioxids verbleibt in der Atmosphäre.
Vorsatz und Wirklichkeit
Zur Erinnerung: Im Jahr 1992 hatten sich 108 Staats- und Regierungschefs, Delegationen aus 172 Ländern und 2.400 Nichtregierungsorganisationen in Rio de Janeiro zum ersten „Erdgipfel“ getroffen. Sie schufen die Klima-Rahmenkonvention (UNFCCC – UN Framework Convention on Climate Change), einen formellen internationalen Vertrag, der 1994 in Kraft getreten ist. Seither wurden 17 Konferenzen aller Vertragsstaaten abgehalten (Conferences of Parties COP), deren letzte 2012 in Katar (COP 17). Es gelang, mehrere Protokolle zu verabschieden, darunter etwas das Kyoto-Protokoll von 1997.
Das Kyoto-Protokoll
Das Kyoto-Protokoll ist also ein Zusatzprotokoll zur Ausgestaltung der Klima-Rahmenkonvention der Vereinten Nationen. Das 2005 in Kraft getretene Abkommen legt erstmals völkerrechtlich verbindliche Zielwerte für den Ausstoß von Treibhausgasen in den Industrieländern fest. Das Protokoll sah vor, den jährlichen Ausstoß an Treibhausgasen in den Industrieländern innerhalb der sogenannten 1. Verpflichtungsperiode 2008-2012 um durchschnittlich 5,2% gegenüber dem Stand von 1990 zu reduzieren. Für Schwellen- und Entwicklungsländer waren keine Reduktionsziele vorgesehen. Bis Dezember 2011 haben 193 Staaten sowie die Europäische Union das Kyoto-Protokoll ratifiziert. Die USA sind dem Protokoll nie beigetreten und Kanada hat im Dezember 2011 seinen Ausstieg aus dem Protokoll bekanntgegeben. Die Ziele des Kyoto-Protokolls sind verfehlt worden: Bisher konnte das Abkommen nur wenig am weiteren Anstieg der wichtigsten Treibhausgase ändern. Unser Wissen um die Folgen des Klimawandels ist konsolidiert, das Handeln gegen die negativen Auswirkungen noch zu unentschlossen und zu zaghaft. Anspruch und Wirklichkeit klaffen auseinander.
COP 17 Katar 2012
Auf der Klimakonferenz von Katar 2012 (COP 17) einigte man sich auf eine geplante Verlängerung des Kyoto-Protokolls („Kyoto II“) bis 2020. Strittig sind vor allem der Umfang und die verpflichtende Aufteilung der künftigen Reduktionen von Treibhausgasen, weiters die Einbindung der Schwellen- und Entwicklungsländer in die Verpflichtungen zur Verminderung der Treibhausgase und die Finanztransfers.
Wälder in den italienischen Nationalparken
In einer neuen Publikation des italienischen Umweltministeriums vom Februar 2013 („Parchi Nazionali: dal capitale naturale alla contabilità ambientale“) wird im Abschnitt über das Natur-Inventar der Nationalparke die Bedeutung ihrer Wälder auch als Kohlenstoffbinder in Zeiten des Klimawandels besonders unterstrichen. Das nationale Forstinventar trägt in der italienischen Sprache bezeichnender Weise den Titel „Inventario Nazionale Foreste e Carbonio (INFC)“, womit auch die Bedeutung der Wälder als Kohlenstoffspeicher zur Verminderung des Treibhauseffektes zum Ausdruck kommt. Der Waldanteil am italienischen Staatsgebiet macht 36% aus, in den 24 Nationalparken beträgt der Anteil der Wälder insgesamt 62%. Im Nationalpark Stlilfserjoch beträgt der Anteil der Wälder 21,4% der Gesamtfläche.
Es gibt Überlegungen, die ökonomischen Leistungen der Wälder in Schutzgebieten als Klimapuffer durch Kohlenstoffbindung in die Waagschale zu legen. Den Stellenwert und die volkswirtschaftlichen Leistungen von Wäldern im Allgemeinen und Gebirgswäldern in Schutzgebieten im Engeren muss man beim erweiterten Blick auf den Klimaschutz neben den vielen anderen Nutz-, Schutz-, Erholungs- und Wohlfahrtsleistungen deutlich sehen und bei den Szenarien zur Erderwärmung in Zukunft wohl auch stärker gewichten.
Bildnachweis: Wolfgang Platter
Zeitung Vinschgerwind Bezirk Vinschgau