Schlanders - Der Titel des Buches „Wir brechen das Schweigen“, erschienen im Raetia-Verlag, ist wörtlich zu nehmen. Denn den beschriebenen Beispielen, den redenden Personen ist eines gemeinsam: sexualisierte Gewalt. Es sind Texte und Aussagen, die verstören, die bewegen, die Respekt davor hervorrufen, Erlittenes eine Sprache geben und erzählen zu wollen. Es bedarf einer einfühlsamen Person, solche Gespräche geführt und Gesagtes in Worte gekleidet zu haben. Dies hat Verena Oberbichler getan. Der Filmemacher Georg Lembergh („Das versunkene Dorf“) hat anonymiseirte Fotos von den Betroffenen gemacht. Mit dem Buch ist erstmals im größeren Stil ein Tabu in Südtirol aufgebrochen worden. Höchst an der Zeit. „Allein schon, wenn man dieses Thema aufgreift, bewirkt dies eine Enttabuisierung“, sagte Charly Brunner, der geistliche Assistent im KVW. Den Tabubruch unterstützt der KVW und gibt damit Hilfestellung. Auf Einladung des KVW Vinschgau wurde das Buch den KVW-Ortsobleuten kürzlich in Schlanders vorgestellt.
Anlass des Buches war der Aufruf von Georg Lembergh, der einen Dokumentarfilm über sexualisierte Gewalt macht (der im Dezember erscheinen wird) und dazu aufrief, Freiwillige mögen sich melden. Nun haben sich dermaßen viele Freiwillige gemeldet, so dass ein Buch daraus entstanden ist. Oberbichler hat sich als Psychologin und Psychotherapeutin dieser Herausforderung gestellt. Oberbichler sagte unter anderem: „Es ist typisch, dass etwa Kinder sexualisierte Gewalt nicht einordnen können und deshalb fehlt auch die Sprache.“ Es sei deshalb wichtig, das Schweigen zu brechen, um auch eine generationenübergreifende Verarbeitung ermöglichen zu können.
Das Thema sexualisierte Gewalt hat die KVW-Bildung gemeinsam mit dem Raetia-Verlag zu einer Wanderausstellung zusammengefügt, die von Vereinen, öffentlichen Einrichtungen und Oberschulen ausgeliehen werden kann. Infos auf bildung.kvw.org (eb)