Zeno Christanell: Gerade weil der Ruf der Politiker und der Politik im Allgemeinen nicht sehr gut ist, müssen jetzt neue Gesichter und unbescholtene Namen her. Die Leute fordern Aufklärung über diese politischen Entwicklungen und ich glaube, dass die bisherigen Politiker diese Transparenz nicht schaffen können. Viele Leute die ich auf der Straße treffe sagen, sie sind mit der Grundausrichtung der SVP einverstanden, aber gewisse Gesichter können sie nicht mehr sehen und gewisse Dinge nicht mehr mittragen. Die Politik der kleinen Kämmerchen ist nicht mehr zeitgemäß. Ich bin überzeugt, dass der Landtag in der nächsten Legislatur viel mehr Kompetenzen beanspruchen wird und die Dominanz der Landesregierung in dieser Form nicht mehr existieren wird. Zudem braucht die JG einen Vertreter im Landtag, denn bis vor kurzen war der jüngste SVP Mandatar 50 Jahre alt.
Die Wirtschaftskrise wirkt sich auch auf Südtirol aus. Welche Maßnahmen würden Sie setzen, um vor allem den jungen Menschen im Land eine Perspektive zu geben?
Kurzfristige Maßnahmen könnten sein, im Bereich der prekären Arbeitsverhältnisse bessere Situationen zu schaffen. Hier muss man neue Modelle entwickeln, denn ansonsten verzögert sich die Lebensplanung immer weiter nach hinten. Wo das Land wesentliche Möglichkeiten hat, ist z.B. beim Bürokratieabbau. Als langfristige Maßnahme ist die Bildung zu sehen. Es geht aber nicht darum, dass es nur mehr Akademiker gibt, sonder auch qualifizierte Arbeiter. Wer ist ohne Arbeit? Wenn man sich die Statistik genauer ansieht, was die jungen Leute angeht, sind das die Bildungsabbrecher und solche die gewissen gesellschaftliche Hürden nicht geschafft haben. Hier gilt zu überlegen, wie junge Menschen noch besser unterstützt werden können. Wir leben in einer Zeit wo alles ein bisschen schwieriger wird und es muss einem als jungen Menschen bewusst sein, dass ich Kompetenzen mitbringen muss.
Sieht und hört man sich auf der Straße um, scheinen Südtirols volkstumpolitische und konservative Parteien bei vielen Jugendlichen gut anzukommen. Spricht die Politik der SVP die Jugend im Land nicht mehr an?
Ein Privileg der Jugend ist, und das ist auch richtig und wichtig, dass sie die Dinge immer ein wenig radikaler sieht als die Erwachsenenwelt. Man sucht ja auch ein bisschen die Reibung und nimmt so Positionen ein die entweder in bisschen links oder rechts der Mitte sind. Bestimmte Parteien versuchen dann dieses Wasser auf ihre Mühlen zu leiten. Es ist natürlich sehr schneidig wie die Opposition auftritt und sagt, dies und das wäre zu tun, die Umsetzung aber schuldig bleibt. Die SVP muss versuchen junge Menschen direkt anzusprechen in Form von Aufklärung und vermitteln, dass das, was die Volkspartei verfolgt ein gutes Zukunftsmodell ist und das einzig umsetzbare ist. Die Politik der SVP ist für junge Leute vielleicht nicht immer sexy, aber sie liefert dafür, während andere immer nur versprechen.
Nimmt man die Pressearbeit als Maßstab, dann gibt es in der JG sehr aktive Bezirke wie das Burggrafenamt oder das Pustertal. Vom Vinschgau hört man relativ wenig. Hat die JG im Tal keine Themen?
Die junge Generation im Vinschgau arbeitet sehr gut und hat viele Dinge erreicht, als Paradebeispiel die Einführung des Nightliners. Jüngstes Beispiel ist das Thema Energiepolitik – und hier hat die JG ein ganz klares Profil. Es muss Transparenz her, die Spielregeln müssen eingehalten werden und es muss gesagt werden, wer bei der Stromgeschichte profitiert. Natürlich kann ich sagen, das Geld was die SEL einnimmt fließt in den Landeshaushalt und der Landeshaushalt fördert die Gemeinde. Aber dieses Prozedere ist zu lang und nicht nachvollziehbar, diese Wege müssen kürzer und transparenter werden, das würde in der Wahrnehmung viel bringen. Genau dafür haben die Vinschger immer gekämpft. Jetzt ist die Stunde gekommen, in der man diesen Pionieren und Vorreitern sagen muss, ihr habt eigentlich in vielen Punkten Recht gehabt. Auch deshalb braucht es im Landtag einer Erneuerung.
Interview: Martin Platzgummer