Latsch - Die Musikkapelle Latsch ist vor 250 Jahren erstmals schriftlich erwähnt worden. Seitdem ist sie eng mit dem Dorfgeschehen verbunden. Aufgrund der Markterhebung von Latsch (1906) darf sie sich Bürgerkapelle nennen.
von Maria Raffeiner
Im Jahr 1772 erlebte der Vinschgau eine Hochwasserkatastrophe. Hans Pegger berichtete in seiner Chronik von der Gefahr für die Latscher Bevölkerung. Das Gnadenbild aus der Brückenkapelle musste gerettet und in die Pfarrkirche überführt werden. Ein Jahr später soll es dann am Weißen Sonntag eine feierliche Prozession zur Kapelle gegeben haben, als Dank für den guten Ausgang. Laut Rechnungen hatten Musikanten zur festlichen Umrahmung beigetragen, die schon am Vorabend „mit einer guten Marende traktiert“ (bedeutet: reichlich bewirtet) worden waren. Demnach ist die Musikkapelle Latsch vor 250 Jahren erstmals schriftlich erwähnt worden. Seitdem ist sie eng mit dem Dorfgeschehen verbunden. Aufgrund der Markterhebung von Latsch (1906) darf sie sich Bürgerkapelle nennen.
Beim Jubiläumskonzert unter dem Motto „250 Jahre für Latsch“ ließen die Musikant:innen am 4. März unter der Leitung ihres Kapellmeisters Wolfgang Schrötter (Algund) die Musik sprechen. Bis auf die Grußworte von Obfrau Anna Maria Pedross gab es keine Jubiläumsreden. Sie zollte ihren Musikant:innen großen Respekt und dankte allen, die seit Kurzem oder schon lange bei der Bürgerkapelle mitspielen oder andere ehrenamtliche Aufgaben ausführen. Vorgestellt wurden die Jungmusikant:innen Johanna Pirhofer (Klarinette), Maximilian Pedross (Altsax) und Inga Weiss (Trompete). Ein besonderer Gruß ging an alle ehemaligen Mitglieder.
Mit einem wuchtig strahlenden Werk stimmte die BK Latsch die vielen Zuhörer:innen im CulturForum auf einen feierlichen Abend ein. Gebannt lauschten diese anschließend dem Stück „Il Convegno“ für Blasorchester und zwei Soloklarinetten. Wie der Latscher Bürgermeister Mauro Dalla Barba als Konzertsprecher erläuterte, hatten die Solisten Melanie Pichler und Gerd Wielander ihre Solopartien bereits 2020 vorbereitet. Das Konzert hatte nicht stattgefunden. Umso mehr beeindruckten sie heuer mit ihrer virtuosen Spielweise. Im Saal hätte man eine Stecknadel fallen hören können, während sich die beiden mit Leicht- und Lebhaftigkeit auf ihren Instrumenten unterhielten. Den bekannten Marsch „Sempre Unita“ hatte Wolfgang Schrötter im Zentrum des Programms platziert, möglicherweise als Sinnbild für die beständige und Einheit demonstrierende Bürgerkapelle. Sie hatte sich, wie Dalla Barba erinnerte, auch in Zeiten des Faschismus widerspenstig gezeigt. Als Zeitreise bezeichnete er das Auftragswerk „Dominica in Albis 1773“, von Tobias Psaier (Villnöss) für die Jubelkapelle geschaffen. Den mehr als 50 Musikant:innen gelang eine erstklassige Uraufführung, in der sie den Weißen Sonntag 1773 und die wechselvolle Geschichte des Traditionsvereins melodisch aufleben ließen.
Die Klangfarbe war von Cello und Kontrabass unterstützt. Bei einem Schlaflied setzte sich Lukas Fleischmann (Latsch) ans Klavier. Bevor lang anhaltender Applaus das harmonische Zusammenspiel der BK Latsch feierte, erklangen russische Volkslieder mit Harfenstimme. Mauro Dalla Barba lenkte die Gedanken weg von der politischen Dimension, die den Umgang mit Russland schwierig mache. Beim Jubiläumskonzert gehe es allein um die Musik.