Seit zweieinhalb Jahren ist der Radwegabschnitt Staben-Tschars eröffnet und genauso lange schlägt sich die Gemeindeverwaltung von Naturns mit dem Problem des ehemaligen Postgebäudes in Staben herum. Bereits während der Bauphase des Radweges konnte die Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt, damals Bauträgerin, keine Einigung mit dem Grundeigentümer erzielen. Und so schloss diese die Arbeiten mit der Einspur-Regelung ab und bürdete die Angelegenheit den Naturnser Verwaltern auf.
Die Gemeinde fand dann auch bald ein geeignetes Mittel für eine Lösung, einen Raumordnungsvertrag. Damit wollte man gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: den Radweg verbreitern, das als Schandfleck bezeichnete Postgebäude entfernen und die Kirchplatzgestaltung vorantreiben - und zugleich so wenig wie möglich Geld auf den Tisch legen.
Der Vertrag sah vor, dass der Eigentümer den Abriss des alten Gebäudes sowie die Verbreiterung des Radweges auf eigene Kosten übernimmt. Laut eines Schätzgutachtens dürften dafür ca. 205.000 Euro anfallen. Im Gegenzug erhielt er das Recht 880 m³ Kubatur in Staben zu verbauen.
Doch nun tauchten neue Probleme auf, denn in der folgenden Zeit schaffte man es nicht die zur Verfügung stehende Kubatur in irgendeiner Weise in Staben zu realisieren. Es gab zwar „mehrere Initiativen“, wie es bei der Ratssitzung hieß, zustande kam aber nichts. Und so sah sich die Gemeinde gezwungen, zuzulassen, dass die gesamte Kubatur in eine von vornherein festgelegte Zone nach Naturns verlegt werden kann. Man einigte sich auf die so genannte Zone 5, zwischen der bestehenden Siedlungsgrenze und dem Naturnser Etschdamm - eine Top-Lage im Dorf.
Der Haken an der Sache: Laut dem örtlichen Siedlungsentwicklungskonzept ist dieser Schritt eigentlich gar nicht zulässig. Eine Einschränkung die sich die Gemeinde vor zwei Jahren selbst auferlegt hatte um eben Kubaturverlegungen von den Fraktionen in den Hauptort zu verhindern. Um sich aber dem leidigen Thema Postgebäude zu entledigen, will man nun wegen des „dringenden öffentlichen Interesses“, eine einmalige Ausnahme machen, wie es Bürgermeister Andreas Heidegger formulierte. Während die Mehrheit im Gemeinderat zustimmend von einem transparenten Projekt sprach, aber auch die Ausnahme dieses Vorganges bekräftigte, waren die beiden Oppositionspolitiker Franz Gritsch und Dietmar Rainer nicht glücklich mit dem Vorhaben. Ihrer Meinung nach sei der Schätzpreis zu hoch und sie witterten Bauspekulation. Nach längerer Diskussion mit teils heftigen Wortgefechten wurde der Antrag mit 14 Zustimmungen, bei zwei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen angenommen. (map)