von Andreas Waldner
Heuer jährte sich die erste Maturaprüfung im wissenschaftlichen Lyzeum Schlanders zum 50-ten Mal. Für die „Pionierklasse“ ein ganz besonderer Grund zum Feiern! Alles begann am 1. Oktober 1966, einem Samstag, als das Wissenschaftliche Lyzeum Schlanders als Sektion von Brixen seine Geburtsstunde feierte. Mit diesem Datum begann eine neue Epoche in der Schulgeschichte des Vinschgaus. Die neue Schule war das erste Wissenschaftliche Lyzeum in einer Südtiroler Landgemeinde, die erste zur Matura führende Oberschule des Tales und das zweite Wissenschaftliche Lyzeum in Südtirol. Und für 36 Schüler begann das Schuljahr 66/67 in der ersten Klasse. Um eine Schule von bestem Ruf aufzubauen, wurde ordentlich gesiebt, sodass nur 15 von den 36 die Maturaklasse erreichten. Mit 4 Quereinsteigern traten 1971 neunzehn Schüler zur ersten Reifeprüfung in Schlanders an und siebzehn haben sie bestanden. Ganz klein, wieder auf den Horizont der späten 60er Jahre reduziert, erschien die Welt am Vormittag des 1. Oktober 2021. Auf Initiative von Franz Stimpfl, Claudia Gurschler und Irene Thöni trafen am Hauptplatz in Laas nacheinander 14 Damen und Herren um die Siebzig ein, die vor 55 Jahren das Lyzeum betraten bzw. vor einem halben Jahrhundert die Maturaprüfung ablegten. Gespannte Neugier war auf den Gesichtern zu verzeichnen und dann erleichtertes Wiedererkennen. Bei so manchem Ankömmling aber auch kaum verhohlenes Erstaunen ob der so nicht erwarteten äußerlichen Veränderungen bei den einstigen Schicksalsgefährten. Wer sofort freudig erkannt wurde, waren die drei anwesenden Lehrkräfte aus alten Zeiten: Josef Feichtinger, Alfred Strimmer und Leonardo Pellissetti. Nach einem Willkommenstrunk im Gasthof Sonne führte Franz Waldner durch Laas mit dem Thema: Laaser Marmor, Südtirols edelster Naturstein. Für 13.00 Uhr war im Gasthof Sonneck in Allitz das Mittagessen vorbereitet. Im weiteren Verlauf des Nachmittags wurden Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse einschließlich schulischer Glanz- oder Schandtaten ausgetauscht, erfolgreiche Karrieren nachgezeichnet, sowie glückliche und traurige Momente aus den familiären Umfeldern geschildert. Vor allem aber wurde auch von denen gesprochen, von Lehrern wie auch Schülern, die nicht mehr leben: Margit Platzer, Karl Spitaler, Gustav Veith, Hansjörg Gutweniger, Karl Platter und zuletzt Friedl Pobitzer. Sie haben den Kreis der Mitschüler:innen leider bereits verlassen. Die Tatsache, dass Menschen, die sich auf so unterschiedlichen Berufsfeldern betätigt hatten wie Architektur, Betriebswirtschaft, Biologie, Pharmazie, Jura, Pädagogik, Germanistik, Englisch, Physik und einander dabei lange fern gewesen waren, sich an einem Nachmittag nach 50 Jahren so gut verstanden, Interesse aneinander zeigten und eine gewisse Nähe zueinander verspürten, wurde wohl von allen Teilnehmern als äußerst angenehm, vielleicht auch als bewegend empfunden. Um diese Eindrücke noch öfter zu erleben, will man weitere „Lyzeum 66“-Treffen auf jeden Fall organisieren.