Kommentar von Chefredakteur Erwin Bernhart - Eine Covid-Impfpflicht wollen die Staaten Europas nicht einführen. Sie getrauen sich nicht - zu frisch die Impfung, zu wenig Langzeitstudien und wohl auch deshalb zu groß das Risiko eines Volksaufstandes. Die italienische Regierung um den damaligen Ministerpräsidenten Conte hat als erste (und einzige) Regierung in Europa die Impfpflicht für das Sanitätspersonal eingeführt. „Nie wieder Brescia!“. Der jetzige Ministerpräsident Mario Draghi zieht nach und ist schlauer und wendiger als viele seiner europäischen Kollegen. Mit dem Dekret, dass auch bei allen Arbeiter:innen in der Privatwirtschaft und in den öffentlichen Verwaltungen der Green Pass gelten soll, kommt man der Impfpflicht verdammt nahe. Damit ist die Privatwirtschaft ab 15. Oktober den öffentlich Angestellten in den Sozialberufen, der Lehrer:innenschaft etwa, gleichgestellt. Der Südtiroler Landesregierung dürfte diese weiteren Green-Pass-Bestimmung sehr zupass kommen. Der Impfdruck im Lande dürfte mit diesem Druck aus Rom wachsen. Südtirol ist eh italienweit Schlusslicht bei der Impfquote und die Wintersaison ist nicht mehr weit. Auf der einen Seite kann man es sich nicht erlauben, eine weitere Wintersaison zu verlieren, auf der anderen Seite wäre es ein fatales Signal an die Urlauber, wenn die Urlaubsdestination Südtirol als „impffaul“ wahrgenommen würde. Also Draghis Green-Pass-Dekret - als Corona-Wellenbrecher gedacht - ist gleichzeitig auch ein Ruf zum Öffnen der Lifte und Gondeln.