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Buchbesprechung

Daniela Strigl:
Gedankenspiele über die Faulheit.
Literaturverlag Droschl, Graz-Wien, 2021. 56 S.

Die „Gedankenspiele über die Faulheit“ umtanzen den abstrakten und doch wohlbekannten Begriff der Faulheit. Vorsätzlich inaktiv zu sein hat zu Unrecht was Verruchtes. Die Wiener Literaturwissenschaftlerin Daniela Strigl zerteilt das Ausmaß des Begriffs (Trägheit, faulenzen, Müßiggang) in dermaßen sympathische Häppchen, dass man sie sogleich ausprobieren möchte. Wie es sich für ein geistreiches Essay schickt, reicht Strigl Faulheitsperlen aus Philosophie, Religion, Volksmund und Literatur. Oblomow, der Romanheld von Iwan Gontscharow, singt im Hausrock sein lethargisches Lied, vom Nichtstun schreibt überdies der umstrittene Autor Michel Houellebecq. Gelegentlich lässt Strigl in ihre persönliche Methode blicken, wie sie trotz „entschiedenem Nichtstun“ dann doch „manche Tracht Honig“ einbringen kann. Zum Honig gehört dieses (kleine) Buchprojekt, das das Faulsein adelt. Es ist gelungen, obwohl die Autorin sich zur Prokrastination bekennt (cras: lateinisch für morgen, etwas auf morgen schieben) und sich manchmal lieber „in Wald und Heide flüchtet“ als an den Schreibtisch setzt. Dabei ist sie in bester Gesellschaft, warum gäbe es denn sonst am 22. März und am 10. August („National Lazy Day“) programmierte Tage der Faulheit? Möglicherweise wollen sie unseren Turbogang etwas drosseln, damit wir im Überdrüber nicht aufs Auftanken vergessen. Chillen, rasten, flacken, den inneren Schweinehund warten lassen. Daniela Strigl, im Vinschgau seit 2009 als Tumler-Jurorin bekannt, zitiert in ihrem flotten Text aus dem Tagebuch von Jules Renard: „Wir sollten nicht glauben, die Faulheit sei unfruchtbar. Man lebt darin sehr intensiv wie ein Hase, der lauscht.“

Maria Raffeiner

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