Prad/Vinschgau - Im 45-minutige Film „Jagdfieber“ im RAI-Sender Bozen mit dem preisgekrönten Naturfotografen Horst Eberhöfer aus Prad waren am vergangenen Freitag einzigartige Momentaufnahmen von scheuen Wildtieren zu sehen, von Gletscherhöhlen und Urgewalten.
von Magdalena Dietl Sapelza
Der Film gab auch Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt des einstigen „Wilderers im Nationalpark“, der - wie er immer wieder betont - sein Gewehr längst gegen die Fotokamera ausgetauscht hat. „Ich habe die eine Leidenschaft gegen die andere ausgetauscht. Die Fotografie ist der volle Ersatz für die Droge Wilderei“, schmunzelt Eberhöfer. Das Besondere am Film: Alle Aufnahmen zeigen authentisch das, was die Natur augenblicklich vorgegeben hat. Eberhöfer spricht selbst und sagt das, was er denkt. Doch der Reihe nach. Im Jahre 2003 sorgte Eberhöfer, der in Prad einen Malerbetrieb führt, erstmals mit dem Buch „Der Wilderer im Nationalpark“ für Furore und für hitzige Diskussionen. Er polarisierte auch mit einem Foto-Kalender zum selben Thema. Dann näherte er sich der Naturfotografie an. Seine Suche nach außergewöhnlichen Motiven, seine Beharrlichkeit und sein Auge für besondere Stimmungen brachten schon bald den Erfolg. Für das Bild „Hirsch am Kreuz“ (eine Anlehnung an die Hubertus Legende) wurde Eberhöfer 2017 mit dem Preis „Europäischer Naturfotograf des Jahres“ in der Kategorie Mensch und Natur ausgezeichnet. Ein Jahr später erhielt er für „Die letzte Gletscherhöhle am Ortler“ den Preis „Asferico“ zugesprochen (ersten Platz und den Gesamtsieg). Die Idee zum Film begann vor fünf Jahren an Ritten zu reifen, wo Eberhöfer den Filmemacher und Fotografen Armin Mayr kennenlernte. Schließlich setzte das Filmteam von PR-Video, (Armin Mayr, Marco Polo, Thomas Vonmetz) im Auftrag von RAI Südtirol die Idee um. Eberhöfer zeigte den Filmleuten dann jene Flecken Wildnis, durch die er regelmäßig streift, wo er die Tiere beobachtet, sich geduldig an sie annähert, ja sogar mit ihnen flirtet, um sie vor seine Linse zu bekommen. Er führte die drei Filmleute in die Nähe der Wildtiere, oft in schwer zugänglichen Orten. Die Aufnahmen gestalteten sich als schwierig. „Denn mehrere Leute samt Ausrüstung wirken sich störender auf die Tiere aus, als wenn ich allein unterwegs bin. So manches Tier flüchtete, und es gab auch Misserfolge“, erzählt Eberhöfer. Doch aufgeben wollte niemand. Alle waren hoch motiviert und bemühten sich um Geräuschlosigkeit. Sie trotzten Wind und Wetter und warteten geduldig und gespannt auf den richtigen Augenblick. Dann starteten sie fasziniert die Kameras. Es entstanden imposante, fesselnde Aufnahmen mit Seltenheitswert. Zu sehen sind zum Beispiel liebestolle Hirsche, kämpfende Steinböcke, imposante Bartgeier. Das Filmprojekt der vier Männer in der Bergwildnis ersteckte sich an 20 Filmtagen von Herbst 2019 bis Jänner 2021. Dann folgte der Schnitt im Studio und die Abrundung mit passender Filmmusik durch Chris Kaufmann. Der Film war ursprünglich in einer Länge von 28 Minuten geplant. Doch schließlich wurde 45 Minuten daraus. „Kürzer ist es mit dem besten Willen nicht gegangen“, meint Eberhöfer.