Das versunkene Dorf

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Buchtipp

Georg Lembergh und Brigitte M. Pircher:
Das versunkene Dorf
(Edition Raetia, Bozen 2019, 256 S.)

Früher gab es einzelne Bücher, die waren in den Regalen der meisten Tiroler Stuben vertreten. Das kürzlich erschienene Sachbuch hat das Zeug dazu, wieder so ein Buch zu werden. Nachdem der gleichnamige Dokumentarfilm von Georg Lembergh und dem Historiker Hansjörg Stecher seit 2018 ein großer Erfolg ist, gibt es jetzt zusätzlich ein Buch. Damit lässt sich in Ruhe und nach individuellem Tempo die tragische Geschichte der Seestauung erfahren, begleitet von erklärenden Texten aus der Feder von Historikerin Brigitte M. Pircher. Sie ordnen die Geschehnisse verständlich ein und zeichnen in Kombination mit vielen beeindruckenden Originalaufnahmen den brutalen Prozess der Sprengung und Flutung der Dörfer Graun und Reschen nach.
Untergegangen sind florierende Dörfer mit geschichtsträchtigen Gebäuden, fruchtbaren Feldern und intakten Dorfgemeinschaften. Darauf besinnen sich die Zeitzeugen, sie ergänzen die Fakten und halten durch Anekdoten und Kommentare die Erinnerung wach. Viele sind bereits verstorben, in Auszügen aus dem Interviewmaterial besprechen sie die Probestauung von 1949, den wirkungslosen Widerstand unter Pfarrer Rieper, die letzte Prozession und dann im Juli 1950 – vor 70 Jahren! – das endgültige „Aussiwassern“. An die 120 Familien waren betroffen und standen vor einem leidvollen Neubeginn. Einige blieben in den neu errichteten Häusern von Neu-Graun und Neu-Reschen, ein Großteil kam mit der Plünderfuhre in die Fremde.
Die Autoren fächern das Thema breit auf und beachten auch die jüngeren Entwicklungen rund um den See. Sie erklären, wie dem Staubproblem Einhalt geboten und wie die von Albrecht Plangger erstrittene Beteiligung an der Wassernutzung erreicht wurde. Heute ist das Seeareal ein Touristenmagnet, 1 Million Menschen tummelt sich jährlich dort. Ein neu konzipiertes Museum könnte in Zukunft mithelfen, den Turm im See samt Vorgeschichten besser zu begreifen. Inzwischen tun es der Dokumentarfilm und dieses weit über den Vinschgau hinaus wertvolle Buch.
Maria Raffeiner

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