Vom wind gefunden - In den deutschen Vorständen börsennotierter Unternehmen sitzen mehr Personen, die Thomas und Michael heißen, als Frauen insgesamt. Deshalb spricht man vom „Thomas-Kreislauf“. Damit wird nach der AllBright Stiftung auch der Umstand bezeichnet, dass Vorstandsvorsitzende von deutschen Börsenunternehmen bevorzugt Vorstandsvorsitzende einstellen, die sich selbst sehr ähnlich sind, da sie sich mit diesen besser identifizieren können. Also: gleiches Geschlecht, Herkunft aus einem westdeutschen Bundesland, ähnliches Alter, ähnliche Ausbildung. Das trägt zu einer großen Homogenität und Kontinuität im deutschen Top-Management bei und verzögert dringend notwendige Erneuerungen. Die USA und Schweden sind Deutschland weit voraus, der Frauenanteil in den Vorständen ist in diesen Ländern doppelt so hoch. Gute gesellschaftliche Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind wichtig für einen hohen Frauenanteil im Management. Der Ländervergleich zeigt jedoch: Wirklich entscheidend ist die Einstellung der Unternehmen. Wenn Frauen und Vielfalt im Top-Management strategisch gewollt sind, steigt der Anteil signifikant, unabhängig von den Rahmenbedingungen. Im Machtzentrum Deutschlands herrscht virile (männliche) Monokultur, obwohl man weiß, dass ein gutes Team möglichst vielfältig aufgestellt ist, um Selbstkritik, Innovationsfähigkeit und Profitabilität zu gewährleisten. Die Digitalisierung bietet nicht nur mehr Chancen für Frauen, sondern hilft in erster Linie Unternehmen, von mehr Vielfalt zu profitieren. (hzg)