Dienstag, 16 Oktober 2018 09:26

Auf die Ziege gekommen

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Ziege 8Am Kastelbeller Sonnenberg leben, arbeiten und tüfteln so einige Bergbauern mit innovativen Ideen. 2008 entschloss sich dort, Bertram Stecher aus Schlanders, sich seinen Lebenstraum zu verwirklichen. Er kaufte den unbewohnten Bergbauernhof Obermoar in Trums und begann Schritt für Schritt die kleine Landwirtschaft nach seinen eigenen Vorstellungen aufzubauen und zu gestalten.

Foto & Text: Barbara Wopfner

Das Team am Hof
Nach dem Studium der Agrarwissenschaften in Wien mit Schwerpunkt Milchverarbeitung, zog es ihn wieder zurück in den Vinschgau.

Der Wunsch nach einem eigenen Hof ließ ihn nicht los und nach längerer Suche ergab sich der Weg nach Kastelbell: Es gelang einen alten Hof, auf kargen, kahlen Böden in teils steiler Lage, auf 1.460 Metern Meereshöhe zu erwerben. Das Bauernhaus wurde mit dem Nötigsten saniert und bewohnbar gemacht. Vor sechs Jahren kam seine Frau Helena dazu und damit zwei Jahre später auch die eigene Hofkäserei. Jene wurde auf die Verarbeitung von Ziegenmilch ausgerichtet, denn aus Sicht von Helena und Bertram war und ist die Ziege das „geeignete Hoftier“ auf diesem Gelände. Für Milchkühe gibt es zu wenig Platz und der Stallumbau wäre weitaus aufwändiger gewesen. Kleine Vierbeiner waren da einfach passender. Vor dem Sennereibau wurde die Ziegenmilch verkauft. Die Freude war groß als die Sennerei in Betrieb ging und das Rohprodukt selbst verarbeitet werden konnte. Als Senn auf mehreren Graubündner Almen hatte Bertram Stecher zu Studienzeiten viel Erfahrung sammeln können. Gerade diese Erfahrung kam ihm am eigenen Hof zu Gute, sein Wissen teilt er mit seiner Frau, die die Sennerei heute leitet. Sie ist für die Milchverarbeitung zuständig und kümmert sich mit viel Zuwendung um die kleinen Käselaibe. Als Berater für handwerkliche Milchverarbeitung beim Sennereiverband Südtirol ist er viel unterwegs, berät die Käseproduzenten auf Almen und Bergbauernhöfen im ganzen Land. Zudem organisiert er gemeinsam mit den Fachschulen für Landwirtschaft Fürstenburg, Salern und Dietenheim Käsekurse für zukünftige Sennen und Senninnen und ist bei Käseverkostungen im In- und Ausland mit dabei. Der Obermoarhof wird im Nebenerwerb geführt und gerade deshalb braucht es am Hof und auf der Alm ein gut eingespieltes Team.

Das Team auf der Alm
In den letzten Jahren haben Helena und Bertram ihre Ziegen während der Sommermonate auf die Kortscher Bio Alm gebracht. Heuer suchte die Alm einen neuen Pächter und so ergab sich für die Familie Stecher eine neue Herausforderung. Gemeinsam mit Schwager, Schwägerin und Gehilfen Ziege 2awurde die Alm übernommen. Mit Kindern, Ziegen, Hennen, einem Pferd, den Schweinen und einem Teil der Sennerei zog das neue Almteam im Juni auf die Kortscher Alm. Dort wurden 35 Ziegen und 37 Milchkühe gemolken und die Milch wurde getrennt verarbeitet. Zusätzlich  wurden 85 Stück Jungvieh betreut.  Im Sommer gibt es keinen freien Tag, da vor allem die Almwirtschaft alle fordert, parallel dazu muss der Hof zu Hause weitergeführt werden, denn die Heuarbeit bleibt trotzdem. Da ist es nicht verwunderlich, dass auch auf über 2000 Meter im 21. Jahrhundert die Technik Einzug hält und die Arbeit etwas erleichtert. Die Leitziege ist mit GPS ausgestattet. Damit wurde die Suche nach den Tieren in den Wiesen und Wäldern rund um die Kortscher Alm eindeutig verkürzt.

Die Bio-Ziegenmilch
Die „Bunte Edelziege“ und die „Toggenburger Ziege“ sind die beiden favorisierten Rassen am Hof, eindeutige Milchrassen die trittsicher und robust sind. Passend für die Hoflage und eine Augenweide für Bauer und Bäuerin. Im Stall stehen um die 35 Tiere die täglich gemolken werden, so kommen über das Jahr um die 10.000 Liter Milch plus 5.000 Liter Almmilch zusammen zusammen, die verarbeitet werden wollen. Die Familie lebt und produziert mit dem Rhythmus der Jahreszeit. Von März bis September wird gemolken und verarbeitet. Das ist die intensivste Zeit im Jahr. Es wird fast täglich „gekast“, Frischkäse, Camembert und Schnittkäse.
Im Herbst werden die Tiere „trocken gestellt“, das heißt sie werden nicht mehr gemolken. Sie dürfen sich ausruhen, bis die ersten Kitzlein im Winter auf die Welt kommen. Diese dürfen ungefähr die ersten beiden Monate bei der Mutter bleiben und da gehört ihnen die Milch. Die Aufzucht an der Ziege 13Mutter ist für Familie Stecher ein wesentliches Merkmal für tiergerechte Haltung, doch „Im Grunde konkurrieren wir mit den Kitz um die Milch und dann muss man einen Kompromiss finden“. Leben mit dem Rhythmus der Natur bedeutet für Familie Stecher nicht in den natürlichen Brunstrhythmus der Tiere einzugreifen. Dadurch ergibt sich im Spätherbst und Winter eine relativ lange „milchlose“ Zeit auf dem Hof. Die Ruhephase der Tiere bedeutet auch eine ruhigere Zeit für die Menschen und ist deshalb sehr wertvoll für die Familie.

Produkte
· Schnittkäse Trums
(mindestens 5 Wochen gelagert)
· Camembert Vermoi
· Ziegenrolle mit Weißschimmel
benannt nach der Leitziege „Lotte“
· Kortscher Alpkäse Bio

Verkaufspunkte
· Bauernladen Juval
· Unterthurner Kastelbell
· Weltladen Latsch
· Bioladen Schlanders
· Eurospar Rungg Prad
· Despar Rungg Schlanders
· Naturalia Bozen und Meran
· Biokistl Lana
· Dorfladen Schluderns
· Valentinhof Meran

Märkte
· Genussmarkt Kastelbell
· Palabirnen Markt Glurns
· Marmor und Marille Laas

Hohe Auszeichnung für den Käse der Kortscher Bio-Alm
Am Samstag, 29. September 2018 wurde bei der Internationalen Almkäseolympiade in Galtür der Alpkäse aus Kuh(roh)milch, der Ziegenschnittkäse und der Ziegencamembert mit drei Mal Gold prämiert. Über 100 Senner und Sennerinnen aus Deutschland, Österreich, Lichtenstein, Schweiz und Südtirol, haben ihre Produkte bei der Käseolympiade pärsentiert. Familie Stecher konnte sich drei der begehrten Sennerhafen nach Hause holen und wurde damit für die viele Arbeit auf der Alm belonht.

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