Dienstag, 02 Oktober 2012 00:00

Blickbeziehungen

Artikel bewerten
(0 Stimmen)

Zwei Kuben, ein Haus. Der Schlanderser Architekt Christian Kapeller hat mit diesem Wohnhaus in Mals einen geometrischen  und neuartigen Entwurf gewagt und damit eine geschickte Antwort auf eine schwierige Bauaufgabe gegeben.

Text: Angelika Ploner  |  Fotos: Renè Riller

s37_rinner8Als die Bauherren das Grundstück in Mals erwarben, stand darauf ein alter Stadel, der direkt an sein Nachbarhaus grenzte. Das war auch die Ausgangslage für den Architekten Christian Kapeller. Keine leichte, zweifelsohne, „eine der größten Herausforderungen war der geringe Abstand zu den Nachbarhäusern“, erklärt Kapeller dem Vinschgerwind. Doch der Schlanderser Architekt zeigte planerisches Geschick. An die Stelle des alten Stadels trat ein Wohnhaus, besser gesagt zwei sich gegenüberstehende Kuben, die in Blickbeziehung zueinander ihr Dasein behaupten und von ihrer Nachbarschaft losgelöst wurden. Durch diese Form des Hauses, das an ein U erinnert, entstand ein geschützter Innenhof mit einer Terrasse, die– wenn man so will - den Wohnraum hinaus ins Grüne verlängert. Ein Lieblingsplatz ist hier für die Familie entstanden, von Küche, Wohnzimmer und Essraum gleichzeitig begeh- und genießbar.
s37_rinner16s37_rinner5Vom alten Bestand blieben einzig die alten Steinmauern übrig und geben die Proportionen vor. Diese Mauern grenzen gleichzeitig das Haus ein, empfangen den Besucher und tragen die Vergangenheit sichtbar nach außen. Das Haus selbst fügt sich unaufdringlich in seine Nachbarschaft ein. Passend zur alten Steinmauer tragen auch die Fenstereinfassungen dunkelbraun, genauso wie die Dacheinfassung. Fast schon poetisch verschmelzen Altes und Neues, Kapeller hat nicht nur den Ton der umliegenden Umgebung getroffen, sondern auch jenen der Bauherren. Großzügigkeit und Licht ins Haus zu bringen, waren dem Architekten und den Bauherren ein Anliegen. Das ist gelungen. Über mehrere Eckfenster gelangt viel Licht ins Innere und durchflutet die Räume.  Außerdem, sagt Kapeller, „führen die genau gewählten Fensteröffnungen den Blick vorbei an die Nachbarschaft in die umgebende Landschaft“. Mit anderen Worten: Präzise Fensterausschnitte lenken die Blicke in die Umgebung und holen Tageslicht und Natur ins Innere des Hauses. Das Kommunizieren mit der Umgebung gehört zu Kapellers architektonischem Stil, der neue Kindergarten von Schlanders ist jüngstes Beispiel davon.
Zur Architektur passend wählten Architekt und Bauherren auch innen schlichtes Mobiliar. Die offene Wohnküche samt Essraum im ersten Geschoss ist auf Maß vom s37_rinner32Architekten entworfen worden, Backrohr und Dampfgarer wurden in die Schrankwand an der Rückseite integriert, auch kein Griff stört die Ästhetik des Küchenmobiliars. Eine Theke – in Eiche gehalten – schützt vor neugierigen Blicken. Weiß lackierte MDF-Oberflächen wechseln sich mit Eiche ab und treten im Küchenmobiliar – und – im gesamten Haus abwechselnd auf, harmonieren. Auch bei Böden, bei Fenstern und bei Türen gibt Eiche den Ton an. Ausnahmslos alle Räume zeugen von Gespür für Maß und Material. Und: von Lichtplanung. Indirektes Licht und Lichtkuben sorgen für eine besondere, sich wechselnde Lichtstimmung. Höhepunkt daneben ist ein Luftraum im Wohnzimmer, durch den zusätzlich Licht herein geholt wird.
Während das erste Obergeschoss den Bereichen Wohnen, Kochen, Essen und Arbeiten vorbehalten ist, gehört die dritte Ebene des Hauses den privaten Rückzugsräumen, den Zimmern und dem Bad. Und auch hier ist der Materialeinsatz mit Eiche und weiß lackierten MDF-Oberflächen ein konsequenter. Mit dem Ergebnis sind Bauherren und Architekt gleichermaßen zufrieden: Mit den zwei eleganten Kuben ist ein besonders geschickt komponiertes Haus entstanden. Eine architektonische Premiere.

kurz & bündig:

Architekt:    Christian Kapeller
Nettowohnfläche:     150 Quadratmeter
Dachform:     Satteldach
Bau:     Massivbauweise
Bauzeit:     ein Jahr
von April 2011
bis April 2012


Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /www/htdocs/w00fb819/vinschgerwind.it/templates/purity_iii/html/com_k2/templates/default/item.php on line 248
Gelesen 2645 mal

Schreibe einen Kommentar

Make sure you enter all the required information, indicated by an asterisk (*). HTML code is not allowed.

Ausgaben zum Blättern

titel 23-24

titel Vinschgerwind 22-24

titel vinschgerwind 21-24

 sommerwind 2024

 

WINDMAGAZINE

  • Jörg Lederer war ein Holzschnitzer aus Füssen und aus Kaufbeuren. Die Lederer-Werkstatt hat viele Aufträge im Vinschgau umgesetzt. Wer will, kann eine Vinschgautour entlang der Lederer-Werke machen. Beginnend in Partschins.…
    weiterlesen...
  • Die Burgruine Obermontani bei Morter am Eingang ins Martelltal wurde für einen Tag aus ihrem "Dornröschenschlaf" wachgeküsst. von Peter Tscholl Die Akademie Meran, die Gemeinde Latsch und die Bildungsausschüsse Latsch…
    weiterlesen...
  • Vinschger Radgeschichten - Im Vinschgau sitzen alle fest im Sattel: Vom ultraleichten Carbon-Rennrad bis hin zum E-Bike mit Fahrradanhänger, Klapprad, Tandem oder Reisefahrrad. Eine Spurensuche am Vinschger Radweg. von Maria…
    weiterlesen...
  • Kürzlich wurde von den Verantwortlichen im Vintschger Museum in Schluderns das Kooperationsprojekt Obervinschger Museen MU.SUI gestartet. Es handelt sich um den gemeinsamen Auftritt der Museen in Schluderns VUSEUM/Ganglegg, Mals, Taufers…
    weiterlesen...
  • Blau, dunkelgrün, schneeweiß schäumend, türkis oder azur - Wasserwege im Vinschgau von Karin Thöni Wasser ist Quell des Lebens und unser kostbarstes Gut. Aber es wird knapper. Der „Wasserfußabdruck“ jedes…
    weiterlesen...
  • Martin Ohrwalders Liebe zu den Pferden muss ihm wohl in die Wiege gelegt worden sein. Bereits im Alter von drei Jahren schlug er seiner Mutter vor, die Garage in einen…
    weiterlesen...
  • Manfred Haringer ist Sammler, Modellbauer und Heimatforscher. Im letzten Jahr konnte er seinen alten Traum verwirklichen. In seinem Elternhaus in Morter, wo bis Ende des Zweiten Weltkrieges die Dorfschule untergebracht…
    weiterlesen...
  • Die historische Bedeutung von Schlossruinen und ihre Geschichte faszinieren die Menschen. Mit mehreren Revitalisierungsmaßnahmen erwacht derzeit die Ruine Lichtenberg in der Gemeinde Prad am Stilfserjoch zu neuem Leben. von Ludwig…
    weiterlesen...
  • Il grano della Val Venosta era conosciuto e apprezzato in tutto l' impero Austroungalico. Testo e Foto: Gianni Bodini Oggi sono i monotoni ed estesi meleti punteggiati da pali in…
    weiterlesen...
  • Questa importante strada romana attraversava tutta la Val Venosta. Testo e Foto: Gianni Bodini Iniziata da Druso nel 15 a.C., venne completata dall’imperatore Claudio Cesare Augusto. Questa importante via transalpina…
    weiterlesen...
  • von Annelise Albertin Das Val Müstair mit seiner intakten Naturlandschaft und den kulturellen Besonderheiten ist das östlichste Tal der Schweiz. Es liegt eingebettet zwischen dem einzigen Schweizerischen Nationalpark, den „Parc…
    weiterlesen...
  • Eine Symbiose zwischen der Geschichte und dem Lebensraum rund um das kunsthistorische Hotel „Chasa Chalavaina“ im benachbarten Val Müstair von Christine Weithaler Das Hotel Chasa Chalavaina wurde am 13. November…
    weiterlesen...

Sommerwind 2024

zum Blättern

Sommer Magazin - Sommerwind 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Wandern, Menschen, Urlaub, Berge, Landschaft, Radfahren, Museen, Wasser, Waale, Unesco, Tourismus

wanderfueher 2024 cover

zum Blättern

Wanderführer 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Traumhafte Touren Bergtouren Wanderungen Höhenwege

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.