Zwei Kuben, ein Haus. Der Schlanderser Architekt Christian Kapeller hat mit diesem Wohnhaus in Mals einen geometrischen und neuartigen Entwurf gewagt und damit eine geschickte Antwort auf eine schwierige Bauaufgabe gegeben.
Text: Angelika Ploner | Fotos: Renè Riller
Als die Bauherren das Grundstück in Mals erwarben, stand darauf ein alter Stadel, der direkt an sein Nachbarhaus grenzte. Das war auch die Ausgangslage für den Architekten Christian Kapeller. Keine leichte, zweifelsohne, „eine der größten Herausforderungen war der geringe Abstand zu den Nachbarhäusern“, erklärt Kapeller dem Vinschgerwind. Doch der Schlanderser Architekt zeigte planerisches Geschick. An die Stelle des alten Stadels trat ein Wohnhaus, besser gesagt zwei sich gegenüberstehende Kuben, die in Blickbeziehung zueinander ihr Dasein behaupten und von ihrer Nachbarschaft losgelöst wurden. Durch diese Form des Hauses, das an ein U erinnert, entstand ein geschützter Innenhof mit einer Terrasse, die– wenn man so will - den Wohnraum hinaus ins Grüne verlängert. Ein Lieblingsplatz ist hier für die Familie entstanden, von Küche, Wohnzimmer und Essraum gleichzeitig begeh- und genießbar.
Vom alten Bestand blieben einzig die alten Steinmauern übrig und geben die Proportionen vor. Diese Mauern grenzen gleichzeitig das Haus ein, empfangen den Besucher und tragen die Vergangenheit sichtbar nach außen. Das Haus selbst fügt sich unaufdringlich in seine Nachbarschaft ein. Passend zur alten Steinmauer tragen auch die Fenstereinfassungen dunkelbraun, genauso wie die Dacheinfassung. Fast schon poetisch verschmelzen Altes und Neues, Kapeller hat nicht nur den Ton der umliegenden Umgebung getroffen, sondern auch jenen der Bauherren. Großzügigkeit und Licht ins Haus zu bringen, waren dem Architekten und den Bauherren ein Anliegen. Das ist gelungen. Über mehrere Eckfenster gelangt viel Licht ins Innere und durchflutet die Räume. Außerdem, sagt Kapeller, „führen die genau gewählten Fensteröffnungen den Blick vorbei an die Nachbarschaft in die umgebende Landschaft“. Mit anderen Worten: Präzise Fensterausschnitte lenken die Blicke in die Umgebung und holen Tageslicht und Natur ins Innere des Hauses. Das Kommunizieren mit der Umgebung gehört zu Kapellers architektonischem Stil, der neue Kindergarten von Schlanders ist jüngstes Beispiel davon.
Zur Architektur passend wählten Architekt und Bauherren auch innen schlichtes Mobiliar. Die offene Wohnküche samt Essraum im ersten Geschoss ist auf Maß vom Architekten entworfen worden, Backrohr und Dampfgarer wurden in die Schrankwand an der Rückseite integriert, auch kein Griff stört die Ästhetik des Küchenmobiliars. Eine Theke – in Eiche gehalten – schützt vor neugierigen Blicken. Weiß lackierte MDF-Oberflächen wechseln sich mit Eiche ab und treten im Küchenmobiliar – und – im gesamten Haus abwechselnd auf, harmonieren. Auch bei Böden, bei Fenstern und bei Türen gibt Eiche den Ton an. Ausnahmslos alle Räume zeugen von Gespür für Maß und Material. Und: von Lichtplanung. Indirektes Licht und Lichtkuben sorgen für eine besondere, sich wechselnde Lichtstimmung. Höhepunkt daneben ist ein Luftraum im Wohnzimmer, durch den zusätzlich Licht herein geholt wird.
Während das erste Obergeschoss den Bereichen Wohnen, Kochen, Essen und Arbeiten vorbehalten ist, gehört die dritte Ebene des Hauses den privaten Rückzugsräumen, den Zimmern und dem Bad. Und auch hier ist der Materialeinsatz mit Eiche und weiß lackierten MDF-Oberflächen ein konsequenter. Mit dem Ergebnis sind Bauherren und Architekt gleichermaßen zufrieden: Mit den zwei eleganten Kuben ist ein besonders geschickt komponiertes Haus entstanden. Eine architektonische Premiere.
kurz & bündig:
Architekt: Christian Kapeller
Nettowohnfläche: 150 Quadratmeter
Dachform: Satteldach
Bau: Massivbauweise
Bauzeit: ein Jahr
von April 2011
bis April 2012
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