Die Errichtung der drei Oberschulen im Vinschgau vor 50 Jahren war nicht einfach, hat jedoch die Ausbildungsmöglichkeiten grundlegend geändert. Mussten Jugendliche früher nach Meran oder Bozen, ins Johanneum nach Dorf Tirol oder ins Vinzentinum nach Brixen, um eine Oberschule zu besuchen, so war es nun möglich im Tal zu studieren, zu Hause zu wohnen und die Matura zu machen. Vor allem Mädchen wurde der Besuch einer Oberschule erleichtert. Die Probleme bei der Einführung aller drei Oberschulen waren sehr groß: die breite Bevölkerung musste erst von der Sinnhaftigkeit einer höheren schulischen Ausbildung überzeugt werden, es gab keine geeigneten Räumlichkeiten und zu wenig ausgebildete Lehrkräfte. Die Ausstattung der Räume ließ zu wünschen übrig. Es musste improvisiert und nach unkonventionellen Lösungen gesucht werden. Außerdem gab es Rivalitäten zwischen der Oberschule in Schlanders und Mals. So konnte die neue Kaufmännische Lehranstalt in Schlanders erst Mitte Oktober mit dem Schulbetrieb beginnen. Die meisten Lehrpersonen unterrichteten in Meran und kamen öfters zu spät zum Unterricht nach Schlanders. Es gab kaum Lehrmittel, keinen Tageslichtprojektor, keine Bibliothek, keine Schulausspeisung. In den Handelsfächern gab es keine Unterlagen in deutscher Sprache. Erst im Februar erhielt die Schule Rechenmaschinen und im Juli kamen die ersten Schreibmaschinen. Die erste Kopiermaschine erhielt die Schule erst 1975. Es gab noch keine Turnhalle, deshalb fand der Turnunterricht in der Obstgenossenschaft GEOS statt. In den ersten Jahren war das Schuljahr noch in Trimester eingeteilt. Das bedeutete viele Tests und viele mündliche Prüfungen. Und für die Schüler bedeutete es: lernen oder schwindeln. Die Handelsschulklasse im Gebäude der Berufsschule war nur geduldet. Die Rivalität zwischen den Schülern des angrenzenden Lyzeums war für alle spürbar. Bis zum Umzug in das neue Schulgebäude am Plawennpark im Jahre 1988 waren die verschiedenen Klasse in der Feuerwehrhalle, im Gamperheim und in der Pension Christine untergebracht. Am Anfang war die „Handelsschule“, wie sie von der Bevölkerung genannt wurde, eine Außenstelle der Kaufmännischen Lehranstalt von Meran und später von Mals mit dem Direktor Max Bliem. Erst 1977 wurde sie unter dem Direktor und späteren Bürgermeister von Schlanders, Heinrich Kofler, zu einer eigenständigen Oberschule. Bis 1983 stand die Schule bereits unter der Führung von fünf verschiedenen Direktoren.
Heidrun Doná 23 Jahre Direktorin von 1983 – 2006
Am 1. September 1983 übernahm eine junge und schwungvolle Frau aus Meran die Führung der Oberschule. Obwohl in den darauffolgenden Jahren mehrere Direktorenstellen in Meran frei wurden, blieb Heidrun Doná insgesamt 23 Jahre in Schlanders und hat damit die Schule weitaus am längsten begleitet und am stärksten geprägt. Sie musste neue Akzente setzen, viele Provisorien beenden und neue Entwicklungen im Schulleben einleiten und umsetzen. Die Herausforderungen waren groß und vielfältig: Raumnot, mangelnde Ausstattung und großer Lehrerwechsel. Es ging darum die dreijährige Oberschule in eine fünfjährige Oberschule mit Maturaabschluss umzuwandeln, den Neubau zusammen mit der Gemeindeverwaltung und gegen den Widerstand der Wirtschaft (diese wollte ein Kaufhaus am Plawennpark) umzusetzen, die Umwandlung der KLA in eine Handelsoberschule politisch und gesellschaftlich durchzusetzen und die Schule durch neue Angebote attraktiv zu machen. Neben dem Bau der Handelsschule musste sich die Direktorin Doná auch mit dem Bau der Großraumturnhalle und dem Bau der Gewerbeoberschule beschäftigen. Die Gewerbeoberschule wurde 1990 der Direktion angegliedert. Neben einem neuen Schulgebäude gab es noch weitere grundlegende Änderungen. Ein neuer Computersaal wurde eingerichtet, 1988 konnte die erste Klasse ihre Matura an der KLA Schlanders ablegen. In dieser Zeit gab es viele Schulversuche, Schulreformen mit neuen Fächern und Schwerpunkten. Aus der KLA wurde die LWT, die Lehranstalt für Wirtschaft und Tourismus und später die HOB, eine fünfjährige Handelsoberschule. 2006 wurde der Schulschwerpunkt Sport eingeführt. Frau Direktorin Doná war sehr darum bemüht ein Klima des Wohlfühlens zu erhalten und die zunehmende Bürokratie einzuschränken. Oft arbeitete sie bis spät am Abend in der Schule. 2006 brach sie, kurz vor ihrem Ruhestand, im Büro zusammen. Nach einem langen Krankenaufenthalt hat sie sich wieder erholt. Allzu früh verstarb sie am 14. Juni 2009 im Alter von 67 Jahren.
Betriebspraktikum – Übungsfirma – Sprachwochen, schulbegleitende Veranstaltungen und Förderangebote
An der Schule wurde Neues eingeführt und erprobt, um die Schüler und Schülerinnen praxisnah auf die konkrete Berufswelt vorzubereiten. Um erste Arbeitserfahrungen und Einblicke in den betrieblichen Alltag zu erhalten, absolvieren die Schüler und Schülerinnen ein 14-tägiges Betriebspraktikum. Die Schüler der 4. Klassen betreiben eine sogenannte „Übungsfirma“ (ÜFA). Jede Klasse führt einen eigenen Betrieb z.B. Handel mit Schokolade, Tee und Kaffee oder Handel mit Handys, Zubehör und Kameras. Diese „Firmen“ haben eigene Abteilungen: Sekretariat, Personalwesen, Einkauf, Verkauf, Buchhaltung und Marketing. Die Firmen arbeiten wie normale Firmen, erstellen Kataloge, kaufen und verkaufen Waren und müssen Rechnungen ausstellen, versenden und verbuchen, ohne dass reale Waren und reales Geld in Umlauf kommt. Die Firmen nehmen auch an internationalen ÜFA-Messen teil. In den letzten Jahren wurden weitere schulbegleitende Veranstaltungen durchgeführt, um das Schulleben abwechslungsreicher und lebensnäher zu gestalten. Einige gibt es immer noch, andere gab es nur für kurze Zeit. Z.B.: Expertenvorträge, Bewerbungstraining, Telefontraining, Leseförderung, literarische Wettbewerbe, Aktionen am europäischen Tag der Sprachen, kulinarische Reisen als Fördertätigkeit in Zusammenarbeit mit der Fachschule für Hauswirtschaft Kortsch, Erwerb des europäischen Computerführerscheins ECDL sowie Abnahme der Zweisprachigkeitsprüfung PLIDA, Schüleraustausch mit der Handelsoberschule von Busto Arsizio in der Nähe von Mailand, Sprachwochen in Italien bzw. im englischsprachigen Raum, Betriebsbesichtigungen, Theaterbesuche und mehrtägige Lehrfahrten, Maturareisen, Teilnahme an nationalen und internationalen Wettbewerben. Einige Jahre wurde eine eigene Schülerzeitung mit dem Titel „hobhob“ herausgegeben. 2010 wurden die drei Oberschulen in Schlanders zum Oberschulzentrum Schlanders (OZS) zusammengeschlossen und nach der Oberschulreform wurde aus der Handelsoberschule die Wirtschaftliche Fachoberschule (WFO). Um die Schule für die Vinschger Mittelschulabgänger attraktiv zu machen und den sinkenden Schülerzahlen entgegenzuwirken, wurden zwei Schwerpunkte eingeführt: Wirtschaft und Tourismus, sowie Wirtschaft und Sport. In jeder Klasse gibt es im Laufe des Schuljahres unter dem Titel „WFO aktiv“ ganz konkrete Förderangebote: z.B. Exkursionen, Sprachwochen, Eventmanagement, Betriebsbesichtigungen mit Bilanzanalysen und Kostenrechnungen, Expertenunterricht, gesunde Lebenshaltung, Trendsportarten, Sicherheit und Prävention, Wanderungen mit allen Sinnen, Fitness und touristische Angebote, Gesundheitsprophylaxe. Die Schule ist heute räumlich gut aufgestellt, modern ausgestattet und hat einen engagierten Lehrkörper. Die Lehrpersonen begleiten die jungen Menschen bis zum Abschluss der Matura und bereiten sie auf den Berufsalltag bzw. ein Studium an einer Hochschule oder Universität vor.
50-Jahr-Feier der WFO-Schlanders
Samstag, 24. November 2018
Ab 10:00 Uhr in der WFO Schlanders
Festprogramm:
Begrüßung und Ansprachen
50 Jahre WFO – So ein Theater
Streifzug durch die Schule
Umtrunk und gemütliches Beisammensein
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