Laatsch - Das einjährige Kalb „Wenova“ im Stall des „Pramasserhof“ in Laatsch ist zwar noch etwas scheu und hat nach seiner Hubschrauberbergung noch Angst vor Geräuschen, entwickelt sich aber ansonsten prächtig. „Das Kalb hat nach dem Absturz bei Minusgraden großen Überlebenswillen gezeigt und wird auch die Angst bald überwinden“, sagt der Besitzer des Tieres Karl Sachsalber.
Was ist geschehen? Am 31. August 2018 stürzen im Arundatal auf 2.300 Metern Meereshöhe bei einem plötzlichen Schlechtwettereinbruch zwei Kälber über steiles Gelände ab. Eines ist sofort tot. Das andere hat Glück, bleibt im Geröll stecken und überlebt. Es ist „Wenova“ vom „Pramasserhof“. Auf seinem Rundgang findet der Hirte das Tier kurze Zeit später. Abschürfungen und blutende Wunden zeigen, dass es Prellungen erlitten hat, doch es steht auf den Beinen. Es steckt aber in einer Steinhalde fest und ist gefangen. Kurz darauf sinkt es entkräftet zusammen. Der Hirte schafft es nicht, das Kalb zu befreien. Er informiert den Almmeister Albert Hutter und die Besitzer des Kalbes, Karl und Jannik Sachsalber in Laatsch. Zu dritt machen sich die drei dann sofort auf den Weg ins Arundatal. Alle Versuche das Kalb zu bergen scheitern ebenfalls. Es ist nebelig, es regnet, schneit und wird schließlich dunkel. Sie müssen aufgeben. Behutsam decken sie das Kalb mit ihren Jacken zu und steigen dann mit Stirnlampen ins Tal ab. Im Morgengrauen des 1. September machen sich Albert und Karl im Nebel erneut auf den Weg zum Kalb und nehmen auch den Schussapparat mit. Unterwegs treffen sie zwei Förster, die sie begleiten. „Sollte die Bergung scheitern, wollten wir das Kalb erlöst“, erklärt Karl. Das Kalb ist mit Schnee bedeckt, liegt aber noch so da, wie sie es verlassen haben. Trotz alle Bemühungen gelingt auch der zweite Befreiungsversuch nicht. Eine Notschlachtung wird überlegt. Doch diese kommt für Albert Hutter nicht in Frage. Man könne ein gesundes Kalb doch nicht töten, argumentierte er. „Da das Kalb beim Auffinden gestanden ist, haben wir gewusst, dass es nur Prellungen und keine Brüche erlitten hat“, erklärt Karl. Hutter setzt telefonisch alle Hebel in Bewegung- vehement und mit Nachdruck- bis schließlich ein Rettungshubschrauber startet. Dieser nutzt dann eine Nebellücke und fliegt an.
In einem Netz schwebt Wenova kurz darauf über den Bergkamm nach Laatsch zum Hof, wo Jannik bereits wartet. „Der Flug hat nur wenige Minuten gedauert“, sagt er. Behutsam wird das Kalb auf die Wiese herab gelassen und von den Netzen befreit. Im Schock steht es sofort auf und wird in den Laufstall gebracht, wo es dann erschöpft zusammensackt. Es muss anschließend tagelang aufgepäppelt und mit Schmerzmittel behandelt werden. „Es hat traumatische Stunden zu verdauen gehabt“, sagt Jannik. „Doch langsam verliert es die Scheu und wird wieder zutraulich.“ (mds)
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