kal und weltweit. Nach den Reaktorexplosionen von Fukushima infolge Erdbeben und Tsunami hat Japan entschieden, auf die Erzeugung von Atomstrom zu verzichten und wird auch den letzten seiner 54 Atommeiler abschalten. Japan hatte bisher ¼ seiner Elektroenergie aus Atomkraftwerken bezogen.
Nutzung erneuerbarer Energieformen
Auf der Suche nach Alternativen für fossile und atomare Energieträger wird Windstrom in den Konzeptionen vieler Länder zu einer tragenden Säule der grünen Energiezukunft. Das stärkste Argument der Befürworter, Hersteller und Betreiber von Windanalagen ist der Klimaschutz: Windanlagen stoßen kein Kohlendioxid aus und stehen somit nicht im Verdacht, durch Verstärkung des Treibhauseffektes zur Erderwärmung beizutragen.
Windkraftnutzung weltweit
Im Jahre 1996 waren weltweit 6.100 MegaWatt Windenergie installiert. Keine Form der Energiegewinnung hat in den letzten 15 Jahren eine solche Steigerung der Nutzung erfahren wie die Windkraft. 2010 hat sich die Kapazität auf 196.000 MW erhöht und damit gegenüber 1996 mehr als verdreißigfacht. Spitzenreiter beim Ausbau ist China (42.287 MW) vor den USA (40.180 MW) und Deutschland (27.214 MW). In Deutschland stehen zum Stand April 2012 bundesweit 20.000 Windkraftanlagen. Und die Anlagen werden immer höher und immer leistungsfähiger gebaut. Man spricht neudeutsch schon von einem „Repowering“ alter Windanlagen. Damit ist das Nachrüsten und Potenzieren von Windanlagen der 1. Generation gemeint. Auch in Österreich zählt die Windkraft zu den forcierten erneuerbaren Energiequellen. In Österreich waren Anfang 2011 625 Windräder mit einer Leistung von 1.011 MW am Netz. Österreich will seinen Anteil der erneuerbaren Energien von 23.3% im Jahre 2005 auf 34% bis 2020 erhöhen.
Sind Windrotoren Vogelschredder?
Umweltschützer befinden sich bei der Bewertung von Windkraftanlagen in einem Dilemma. Wind ist eine erneuerbare, nicht fossile Energieform. Vogelschützer aber glauben, dass an Windanlagen tausendfach Vögel sterben. Befürworter von Windanlagen halten die Verluste von Vögeln an Windrädern für gering und ein Nebeneinander der Nutzung von Windenergie und Vogelschutz für möglich und vertretbar. Das Thema Vogelschutz und Windenergie ist emotional stark aufgeladen. Ich habe versucht, die wissenschaftliche Literatur durchzusehen und möchte im Rahmen dieses Beitrages einige Erkenntnisse für die interessierten Leser zusammenfassen. Das Bild, das sich aus dem heutigen Kenntnisstand ergibt ist differenziert, nicht rein schwarz-weiß, hat aber noch mehrere Grauzonen aus Wissenslücken.
Zufallsfunde und Dunkelziffer
Seit 1989 dokumentiert die Staatliche Vogelschutzwarte Brandenburg in einer zentralen Datenbank für die Bundesrepublik Deutschland alle Meldungen über tot aufgefundene Vögel im unmittelbaren Umfeld von Windkraftanlagen. Die bisherige Opferbilanz: 681 registrierte Todfunde von Vögeln, davon 99 Rotmilane, 95 Mäusebussarde und 32 Seeadler. Drei Arten von Taggreifvögeln führen also die Liste an.
Die Dunkelziffer der nicht gefundenen, direkt oder indirekt durch Windkraftanlagen getöteten Vögel ist laut Schätzung der Ornithologen aber viel höher. Hermann Hötker vom Forschungsinstitut im Naturschutzbund Deutschland schätzt die Zahl der an Windanlagen in Deutschland getöteten Vögel „irgendwo zwischen 10.000 und 100.000 pro Jahr“. Wie gesagt es geht um Schätzungen, von denen die vorhin zitierte schon 1 zu 10 streut.
Dass unter Windanlagen bei weitem nicht alle toten Vögel aufgefunden werden, hat mehrere Gründe:
• In vielen Fällen werden sie sofort von irgendwelchen Aasfressern verschleppt, welche gelernt haben, dass an diesen Orten leicht Futter zu finden ist;
• bei direktem Aufprall der Vögel oder Fledermäuse auf die Rotorblätter werden die Tiere weit weggeschleudert und vom Wind zusätzlich verfrachtet;
• oft stehen Windkraftanlagen in Getreidefeldern, wo tote Tiere wegen der hohen Halme schwer auffindbar sind;
• bei Windparks auf offener See sind die getöteten Tiere überhaupt nicht auffindbar;
• es gibt auch tote Vögel und Fledermäuse ohne direkte Kollision, weil die heftigen Druckschwankungen im Turbulenzbereich der Rotorblätter innere Verletzungen auslösen. Die Tiere sterben an sogenannten Baro-Traumen ohne Zeichen äußerer Verletzungen unter Umständen weitab der Windanlagen. Die Baro-Traumen betreffen nicht nur die Lungen. Bei Fledermäusen fand man sogar geplatzte Fettzellen. Dies beweist, wie äußerst aggressiv die Druckschwankungen sind.
Die Bewertungsschwierigkeiten
Langzeitstudien zu den Folgen von Windkraftanlagen fehlen uns heute noch. Auch Vergleichsstudien der Gegebenheiten vor und nach der Errichtung von Windparks existieren kaum. Das Umweltministerium der Bundesrepublik Deutschland hat seit 2007 eine Million Euro für ein dreijähriges Forschungsvorhaben zur Verfügung gestellt, welches die Auswirkungen der Windkraftanlagen auf die Vogelwelt erhellen sollte. Der Abschlussbericht ist im Jahr 2011 publiziert worden.
Im Dezember 2004 war zuvor schon ein Endbericht des Naturschutzbundes NABU zu einer zusammenfassenden Studie erschienen. Der etwas langatmige Titel des Berichtes lautet: „Auswirkungen regenerativer Energiegewinnung auf die biologische Vielfalt am Beispiel der Vögel und der Fledermäuse – Fakten, Wissenslücken, Anforderungen an die Forschung, ornithologische Kriterien zum Ausbau von regenerativen Energieformen.“ Der Bericht hat 127 Einzelstudien aus zehn Ländern (Schwerpunkt Deutschland mit 75 Studien) zusammengefasst, wobei der durchschnittliche Untersuchungszeitraum 2,8 Jahre betrug.
Alle bisherigen Studien zum Thema „Vogeltod durch Windräder“ lassen mehrere Fragen unbeantwortet, Wissenslücken bleiben bei der Frage der Quantifizierung der toten Vögel.
Gesicherte Erkenntnisse
Einige Erkenntnisse können aber aus den bisherigen Untersuchungen als gesichert abgeleitet werden:
• Es kommt besonders auch auf den Standort der Windkraftanlagen an, ob diese für bestimmte Vogelarten bestandsbedrohend sind. Die Erkenntnisse an Windparks auf dem offenen Meer sind anders als an Windparks an schmalen Flugkorridoren von Zugvögeln auf Bergrücken. Wie Windkraftanlagen in Gebirgsregionen auf den Vogelzug wirken, muss erst noch hinreichend untersucht werden. Von Windparks in der deutschen Nordsee weiß man hingegen, dass sie durch das sogenannte Wummern als Lärmemission den Schweinswal als die einzige deutsche Wal-Art taub macht und durch den Infraschall in seinem Sonarsystem desorientiert.
• Wegen der oft hohen Umdrehungsgeschwindigkeiten der Rotorblätter, deren Länge und deren bestrichener Oberfläche sowie dem an der Anlage entstehenden Sog schaffen viele Vögel es nicht, den Rotoren auszuweichen.
• Rast- und Zugvögel, darunter Tag- und Nacht-Zieher sind stärker betroffen vom Vogelschlag an Rotoren als Brutvögel im Gebiet.
• Greifvögel sind stärker vom Tod an Windanlagen betroffen als andere Vogelfamilien. Rotmilane fliegen auffällig oft in der Nähe von Windrädern und gelten als unbestechliche Bioindikatoren. Als Aas fressende Greifvögel haben sie ein besonders scharfes Sehvermögen. Und Aas finden sie leicht und häufig unter Windrädern. In der Statistik der Zufallsfunde unter Windrädern stehen die Rotmilane an 1. Stelle. Inzwischen aber beobachten Ornithologen die Rotmilane in der Nähe von Windrädern seltener, denn ihr Bestand ist seit den 90er-Jahren zurückgegangen und sinkt weiter. Der weltweite Bestand an Rotmilanen wird auf ca. 17.000 Brutpaare geschätzt, davon leben 10.000 Paare oder 60% in Deutschland.
• Bei Gänsen oder Watvogel-Arten wie beispielsweise Goldregenpfeifern kann es durch Windkraftanlagen zu Verdrängungseffekten kommen. So haben etwa bestimmte Gänsearten unter den nordischen Zugvögeln die angestammten Rastplätze in den Poldern von Ostfriesland nach der Errichtung von Windparks aufgegeben.
Vogelzugrouten in Südtirol
Aus den Beobachtungen und den Felderhebungen der Südtiroler Arbeitsgemeinschaft für Vogelkunde und Vogelschutz wissen wir, dass die Zugvögel auf ihrem Herbst- und Frühjahrszug vor allem die drei folgenden Routen bzw. Pässe und Talfurchen durch unser Land benutzen: Brenner – Eisacktal, Jaufen – Passeier und Ahrntal – Grödnerjoch.
Zeitung Vinschgerwind Bezirk Vinschgau