als ich auf dem berg einmal jemand mit „grüß gott“ grüßte, bekam ich zur antwort: „ja, grüß ihn, wenn du ihn einmal siehst!“ man grüßt heute also anders als früher. am liebsten grüßt man sich heute mit „hallo“, das ist neutral und international. sagte der alte tiroler „griaßti“, so sagt der junge „hoi“; sagte er früher zum abschied „pfiati“ (was mit „behüten“ zu tun hat), so sagt er heute das inzwischen schon etwas abgegriffene „an schianan tog nou!“
aber der althergebrachte wunsch, jemand gott zu empfehlen, ist noch in vielen grußwörtern enthalten. aus dem lateinischen ad + deus (also „zu gott“) leiten sich ab: it. addio, dt. ade, span. adiós. und – man wird’s nicht glauben – aus adiós und adieu hat sich über niederdt. adjüs schließlich auch das modische „tschüs“ entwickelt. neben dem gottesbezug sind, wenn auch veraltet, demutsformeln geläufig: man will sich dem begrüßten unterwerfen, ihm seinen dienst anbieten: „ergebenster diener, zu diensten, womit kann ich dienen? was darfs sein? habe die ehre, mit wem habe ich die ehre?“ besonders im ex-kaiserlichen österreich und bei kellnern sind solche unterwerfungsformeln noch zu hören. aber auch das it. „ciao“ kommt von it. schiavo (sklave), und das im ganzen süddeutschen raum gebräuchliche „servus“ bedeutet lat. ebenfalls sklave, diener. mit diesem wort bezeichne ich nicht den begrüßten als meinen sklaven, sondern im gegenteil, ich sage ihm (bei begrüßung oder abschied): ich bin dein diener, ich stehe zu diensten. und weil ich selber nicht „hallo, hoi, ciao“ und „tschüs“ oder gar das norddeutsche „tach“ sagen mag, bleibe ich bei meinen liebgewonnenen „griaßti“, „pfiati“ und „servus“!
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Zeitung Vinschgerwind Bezirk Vinschgau