neulich, nach allerseelen, hat mich jemand gefragt, wieso es jetzt auf dem friedhof auf einmal „liebe christinnen und christen“ heiße und nicht einfach „christen“. schließlich heiße es ja auch nicht „unsere totinnen und toten“. in meiner erklärungsnot wies ich darauf hin, dass in der bibel z. b. die sünderinnen mindestens so dokumentiert sind wie die sünder. daher sei es angemessen, dass eine christin bzw. ein christ, die/der die gebote, die ihre/seine religion enthält, kennt, vor ihrem/seinem gott gleich dasteht, damit ihr/ihm gleiche strafe bzw. belohnung widerfahre (uff, ist das schwer mit der sprachlichen gleichberechtigung!). ich lese heute „waidfraus heil“ und „waidfraus dank“, seit neuestem wissen wir auch, dass es strohfrauen gibt, die österreicher/innen sollen singen „heimat bist du großer töchter“. aber wenn es in italien auch soldatinnen gibt, gibt es dennoch keine „alpine“, sondern nur alpini und diese singen immer noch „fratelli d`italia“ und nicht „sorelle“. die deutschen feministinnen haben auch nur eine merkel, und die nachlässigen italiener haben auch eine kämpferische marcegaglia. und wir hätten unsere cristina, eva, sabine, ulli in führenden parteipositionen vermutlich auch ohne die frauensprache. die zunehmende und höchst fällige aufwertung der frauen im öffentlichen leben scheint mir aber in keinem angemessenen verhältnis zu stehen zum preis, den die deutsche sprache dafür bezahlen soll. wenn sich diese tendenz fortsetzt, werde ich – ordinärer-, aber konsequenterweise – sagen müssen: das geht mir allmählich auf die eier/stöcke.
yZeitung Vinschgerwind Bezirk Vinschgau