Wolfgang Platter, an Allerheiligen 2011
Das Kulturressort der Stadt Sondrio und die Organisation Assomidop veranstalten seit nunmehr schon 25 Jahren einen internationalen Wettbewerb mit Prämierung und Preisgeld für die besten Dokumentarfilme zu den Naturschutzgebieten. Diese Veranstaltung in Sondrio ist für die naturkundlichen Dokumentarfilme das, was das Filmfestival von Trient für den Bergfilm darstellt: Beide Filmfestivals haben eine langjährige Tradition in ihrer Veranstaltung und ein hohes Qualitätsniveau in ihren Einsendungen. Dem Filmfestival von Sondrio ist mein heutiger Beitrag gewidmet. Die Prämierung der Siegerfilme 2011 ist am Sonntag, 16. Oktober erfolgt.
Vorauswahl und Finalisten
Im heurigen Jahr waren aus der ganzen Welt insgesamt 78 Dokumentarfilme über die Naturschutzgebiete eingereicht worden. Zwischen Frühjahr und Sommer hat der wissenschaftliche Beirat des Festivals insgesamt 14 Filme für das Finale ausgewählt. Die zum Finale zugelassenen Filme werden vorab in italienischer Sprache synchronisiert. Eine international besetzte Jury bewertet schließlich die am Finale teilnehmenden Filme. Die Jury stand 2011 unter dem Vorsitz des Dokumentarfilmers Pino Brambilla. Brambilla ist u.a. auch Vorsitzender der Fachkommission Film im italienischen Alpenverein CAI. Für das Konsortium Nationalpark Stilfserjoch fungierte unsere Mitarbeiterin Frau Dr. Loredana Dresti als Jurorin.
Im Oktober des jeweiligen Jahres findet dann die Filmwoche als Schlussveranstaltung von „Sondriofestival“ statt. Im Rahmen dieser Woche werden u.a. an verschiedenen Abenden die zum Finale zugelassenen Filme in öffentlichen Filmabenden vorgeführt. Die Filmvorführungen genießen in Sondrio großes Interesse und einen hohen gesellschaftlichen Stellenwert. Die drei Vorführabende wurden von ca. 1.600 Personen besucht. Am heurigen Eröffnungsabend, 10. Oktober wurde des unlängst verstorbenen Bergsteigers, -idols und Erstbesteigers Walter Bonatti gedacht.
Das Programm des Filmfestivals runden noch eine Reihe von interessanten Rahmenveranstaltungen ab.
Die Preisstifter
Im Rahmen des Sondrio-Filmfestivals werden jährlich fünf Filme prämiert und mit Geldpreisen bedacht:
• Den Hauptpreis stiftet die Stadt Sondrio. Dieser Preis ist mit 5.000 Euro Preisgeld dotiert.
• Das Konsortium Nationalpark Stilfserjoch stiftet einen weiteren Geldpreis von 3.000 €.
• Der Preis der Region Lombardei ist ebenfalls mit 3.000 € dotiert und immer einem Film aus einem Mitgliedsland der Europäischen Union vorbehalten.
• Das Publikum kann einen weiteren Preis von 1.000 € vergeben.
• Oberschüler des Humanistischen Gymnasiums „Carlo Donegani“ in Sondrio üben sich im Rahmen der Filmwoche in didaktischen Werkstätten und vergeben den Preis der studierenden Jugend.
Die Preisträger 2011
Der Hauptpreis wurde 2011 an den Film „Aus der Asche zu neuem Leben“ der australischen Regisseurin Dione Gilmoure (2010) vergeben. Der Film zeigt die Wiedergeburt verschiedener Pflanzen- und Tierarten auf dem versängtem Boden nach den verheerenden Waldbränden in Australien im Jahre 2009, welche als sogenannter „Schwarzer Samstag“ in die Geschichte eingegangen sind. Die Jury hat besonders beeindruckt, mit welcher Sensibilität im Film wissenschaftliche Zusammenhänge zum Vergehen von Leben durch die Brandkatastrophe und zum Werden von Leben unmittelbar danach in spektakulären Bildern eingefangen, erklärt und verknüpft worden sind.
Der vom Nationalpark Stilfserjoch gestiftete Preis ging an den Film „Die Herausforderung des Garamba“, den der spanische Regisseur Ramon Campoamor 2010 im kongolesischen Schutzgebiet Garamba gedreht hat. Die Jury hat an diesem Film besonders belobigt: Ein Schutzgebiet in einem Armutsgebiet Afrikas inhaltlich auszufüllen, wird als gekonnter Vorzug und meisterhafte Eigenschaft der Verantwortlichen für das Schutzgebiet dargestellt. Diese Verantwortlichen für das Schutzgebiet hätten Sensibilität für die Bedürfnisse der Wohnbevölkerung gepaart mit Courage und Entschiedenheit bei der Umsetzung der Schutzgebietsziele gezeigt.
Der Preis der Region Lombardei wurde der deutsch-ungarischen Koproduktion „Ungarn – ein Land aus Wasser“ zugesprochen. Der Film von Regisseur Zoltan Török (2010) zeigt den ungarischen Teil der Donau-Auen als Mosaik aus Natur- und Kulturlandschaft mit extensiver land- und weidewirtschaftlicher Nutzung. Die Jury hat in ihrer Begründung das hochwertige Drehbuch und den besonders gelungenen Filmschnitt hervorgehoben.
Der Publikumspreis ging an den italienischen Dokumentarfilm „Die Apunaner Alpen – Berge aus dem Wasser“ des ligurischen Filmemachers Valter Torri. Der Film zeigt u.a. die nicht unproblematische und intensive Schürfung der Marmorbrüche in den toskaner Bergen.
Der Preis der studierenden Jugend ging an den Film „Wildes Skandinavien“ des deutschen Regisseurs Uwe Anders. Der Film porträtiert den Nationalpark Grönland. Besonders beeindruckt waren die Oberschüler von den spektakulären Aufnahmen der Pflanzen- und Tierarten, welche sich im Laufe der Evolution an den extremen Lebensraum Schnee und Eis angepasst haben. Auch die fein auf die Bilder abgestimmte Filmmusik hat die Schüler fasziniert.
Die Rahmenveranstaltungen
Im Rahmen des Sondrio-Filmfestivals findet seit Jahren eine Reihe von weiteren Bildungs- und Kulturveranstaltungen statt. So gehören die Filmwerkstätten der Oberschüler von Sondrio mit anwesenden Regisseuren schon zur Tradition. Auch die Infostände der Schutzgebiete Nationalpark Stilfserjoch, Naturpark der Veltlintaler Alpen und des Vogelschutzgebietes Pian di Spagna am Comosee sind schon konsolidierte Bestandteile wie auch eine Ausstellung. Die heurige Ausstellung war im internationalen Jahr der Fledermäuse diesen flugfähigen, artenreichen, aber bedrohten Vertretern der Säugetiere gewidmet. Ausstellung und Infostände wurden gut angenommen und etwa von 2.000 Schülern besucht.
Am Freitag, 14. Oktober schließlich fand eine wissenschaftliche Tagung statt, welche der Frage der Zukunft für die Gebirgsnationalparks gewidmet war. Zwanzig Jahre nach den sogenannten „10 Thesen von Sondrio (1992)“ wurden verschiedene Aspekte und Sachbereiche dreier Schutzgebiete in den Bergen auf drei verschiedenen Kontinenten verglichen und zwar der Nationalpark Yellowstone (USA, Referentin Mea Arego), Sagarmatha (Himalaya, Agostino Da Polenza) und Stilfserjoch (Referent Ferruccio Tomasi).
Übrigens: Alle Filme der vergangenen Ausgaben des Sodriofestivals wurden im Stadtarchiv der Gemeinde Sondrio gesammelt und können unter Einhaltung von Regeln für Projektionen in der Originalsprache des Films ausgeliehen werden.
Bildnachweis: Archiv Sondriofestival
Zeitung Vinschgerwind Bezirk Vinschgau