Die Bürger werden immer massiver zur Kasse gebeten. Die Verursacher der Krise zocken, so hat es jedenfalls den Anschein, munter weiter. Kein Ende in Sicht?
Kein Ende in Sicht würde ich nicht sagen. Denn Basl III steht vor der Tür und die Banken werden an die Kandare genommen. Wobei man fairerweise etwas sagen muss: Diese Krise 2008/09 hat ihre Wurzeln nicht in Europa gehabt. Das waren Lehmean Brothers in Amerika. Trotzdem haben Sie recht. Es braucht internationale Normen. Derzeit basteln die Minister am Rettungsschirm für die international tätigen Banken. Da geht es einerseits um die Banken und andererseits um die Verschuldung der Staaten.
Etwas muss bei allen Regelungen zurückkommen: das Wort Vertrauen. Wir müssen wieder zu alten Kaufmanns- und Handschlagsqualitäten zurückfinden. Ich betone dabei: Das haben Banken wie Raiffeisen immer gehalten, immer gehabt. Und gerade diese Bankengruppe kann für sich in Anspruch nehmen, dass sie nicht Verursacher der Krise war und - so glaube ich - und imagemäßig verhältnismäßig gut aus der Krise herausgekommen ist.
Was bedeutet es für uns, wenn Staaten oder Banken pleite gehen? Sind die Spareinlagen dann noch sicher?
Das hängt von der Rechtssituation ab. Ich kann nur für Österreich sprechen. Dort sind von der Republik bis 100.000 Euro pro Sparer garantiert. Das heißt,wenn eine Bank pleite ginge, ist der staatliche Rettungsschirm da. In Italien dürfte es ähnlich sein.
Südtirol hat andere Wirtschaftsstrukturen und kleine gewachsene Regionalbanken. Dass alle regionalen Banken gleichzeitig pleite gehen ist unwahrscheinlich. Nehmen wir das Beispiel Raiffeisen. Das sind ja viele selbständige Primärbanken.
Ein ganz anderes Thema ist die Verschuldung einiger Staaten in Europa. Da sind jetzt die Regierungen gefordert. Jeder Staat müsste die Disziplin aufbringen, die von der EU vorgegebene Quoten der Staatsverschuldung einzuhalten.
Spareinlagen, Kredite. Die Bürger machen sich große Sorgen. Wie sehen Sie die Entwicklung der Zinsen?
Wüsste ich das ganz genau, säße ich nicht hier, denn dann wäre ich Hellseher. Ich glaube, wir werden einen moderaten Anstieg haben. Dabei muss man Folgendes sehen: Kein Land ist mehr völlig autonom bei seiner Zinspolitik. Die Europäische Zentralbank in Frankfurt spielt eine große Rolle. Diese bestimmt die Preispolitik. Sie bestimmt den Zinssatz, den die Banken zahlen müssen und dieser wird an die Kunden weitergegeben.
Italien strampelt im Schuldenstrudel. Wird sich das Land über Wasser halten?
Das hängt von den Entscheidungen der Regierung ab. Und auch hier spielt Vertrauen eine große Rolle. Italien wir nicht drum herum kommen, seine Schulden abzubauen und das trifft die Steuerzahler. Im Übrigen muss man unterscheiden: Südtirol und Italien sind aus meiner Sicht zwei paar Schuhe.
Interview: Magdalena Dietl Sapelza
Zeitung Vinschgerwind Bezirk Vinschgau