Ich bin seit mehr als zehn Jahren glücklich verheiratet und habe mit meiner Partnerin zwei Kinder. Es läuft alles super und ich bin sehr froh über unsere Familie. Vor kurzem habe ich nach langer Zeit meine frühere Freundin getroffen, mit der ich nach der Oberschule zwei Jahre zusammen war. Wir haben uns schon damals sehr gut verstanden. Sie hat ein weiteres Treffen vorgeschlagen; nur um gute Freunde zu bleiben. Geht das überhaupt?
Elisabeth Hickmann:
Ihre Zweifel sind berechtigt. So wie Sie von dieser Jugendliebe sprechen, scheint sie für sie beide etwas Besonderes gewesen zu sein. Bei eurer Begegnung wart ihr wohl auch schnell auf einer Wellenlänge. Das verwundert nicht, da gerade die Zeit der Jugend eine sehr intensive und prägende Lebensphase ist. Die Beziehungen zu Gleichaltrigen sind in dieser Zeit das um und auf und formen die eigene Persönlichkeit. Daher sind die Vertrautheit, Gefühle der Verbundenheit und der Verliebtheit selbst nach vielen Jahren gleich wieder präsent. Und hier vermute ich Ihre Sehnsucht und sehe gleichermaßen die Gefahr. Ihre Jugendliebe und die Liebe zu ihrer Ehefrau stehen nebeneinander durch die Tatsache, dass jede Lebensphase für sich steht. Im Alltag mit Frau und zwei Kindern sind Sie in Ihrer Verantwortung gefordert. „Durststrecken“ sind auf diesem Weg vorgezeichnet. Treffen oder nicht? – Ehrlich gesagt plädiere ich für Zweites. Die Entscheidung liegt bei Ihnen, ob der Preis für eine mögliche Affäre gerechtfertigt wäre. Einfacher und für alle Beteiligten mit weniger Schmerz verbunden ist es, ein wenig Leichtigkeit und Unbeschwertheit in Ihrem Ehealltag zu etablieren.
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