Vergessene Patrioten (Teil 3)

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Kolumne - Von den Aktivisten der Südtiroler Feuernacht vom 12. Juni 1961 sind nur mehr wenige am Leben. Einer von ihnen ist Josef Fontana. Er wurde 1937 in Neumarkt geboren, besuchte dort die Volksschule und erlernte das Malerhandwerk. Politisiert wurde er sozusagen „vor Ort“, auch indem er im November 1957 zusammen mit 35.000 Südtirolern an der Großkundgebung in Sigmundskron teilnahm. Deren Protest richtete sich unter anderem gegen die Nichterfüllung des Pariser Vertrages durch Italien. Hier die Vorgeschichte: 1946 verlangen über 150.000 Südtiroler ihre „Heimkehr“ zu Österreich; im September 1946 sichert Italien im sog. Pariser Abkommen die Gewährung einer Selbstverwaltung für Südtirol zu; durch einen „Etikettenschwindel“ wird diese Autonomie auch auf das Trentino ausgeweitet, auch die staatlich forcierte Zuwanderung geht weiter. Manchem Südtiroler, unter ihnen Josef Fontana, „platzt der Kragen“, sie sind für eine „schärfere“ Vorgangsweise. In der Folge kommt es zu Anschlägen, die in der sog. Feuernacht vom Herz-Jesu-Sonntag 1961 gipfelt, bei der in der Umgebung von Bozen an die 40 Hochspannungsmasten in die Luft fliegen. Josef Fontana war schon vorher „in Aktion getreten“, indem er einen Sprengstoffanschlag auf den Ansitz Ettore Tolomeis, des Trentiner Irredentisten und „Erfinders“ tausender Orts- und Flurnamen in Südtirol, in Glen bei Montan und auf zwei im Rohbau befindlichen Volkswohnhäuser in der Sassaristraße n Bozen verübte. Im Mai 1961 wurde er verhaftet, die Feuernacht erlebte er hinter Gittern im Gefängnis von Bozen. Dort bekam er dann bald Gesellschaft, denn nach und nach wurde ein Großteil der Attentäter und auch deren Anführer Sepp Kerschbaumer in Haft genommen. Im Dezember 1963 wurde den 68 Angeklagten vor dem Schwurgericht in Mailand der Prozess gemacht. Für Fontana endete er mit der Verurteilung zu einer Gefängnisstrafe von 10 Jahren und 4 Monaten.
Ab da beginnt für ihn ein neuer Lebensabschnitt. Nachdem ihm eine Einzelzelle im Gefängnis bewilligt wurde, macht er sich ans Studieren: Er holt die Mittelschule nach und bereitet sich in einem Fernstudium auf die Reifeprüfung vor. In Latein bekommt er Nachhilfeunterricht vom Franziskanerpater Leopold, in Englisch bringt ihn der Mithäftling Prof. Andergassen auf Vordermann. Wegen guter Führung wird er nach acht Jahren vorzeitig aus der Haft entlassen. Er legt 1970 in Salzburg die Matura ab und inskribiert anschließend an der Universität Innsbruck Geschichte, Germanistik und Philosophie. Er schließt sein Studium ab mit einer Dissertation über ein nicht sehr ruhmreiches Kapitel in unserer neueren Geschichte, nämlich über den Kulturkampf in Tirol von 1861 bis 1892 und der damit verbundenen Abschottung und geistigen Isolierung des Landes. Josef Fontana arbeitete nach seiner Promotion von 1977 bis 1999 als Sekretär beim Südtiroler Kulturinstitut. Während dieser Zeit verfasste er viele Arbeiten zur Geschichte Tirols, des Südtiroler Unterlandes und eine Biografie von Sepp Kerschbaumer. Er war mit Leib und Seele Historiker, mit ausgeprägter Liebe zum Detail, Bienenfleiß und eisernem Willen. Am meisten aber beeindruckt mich an Fontana, neben seiner aufrechten patriotischen Gesinnung, was er aus seinem Leben gemacht hat!
Peter Tappeiner, Rechtsanwalt 

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