Die „umgekehrte“ Pietà

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Die „umgekehrte“ Pietà am Eingang zu Anvidalfareis Wohnhaus in Ciaminades, Abtei;  rechts: in der Ruprechtskirche in Wien, November 2021. Die „umgekehrte“ Pietà am Eingang zu Anvidalfareis Wohnhaus in Ciaminades, Abtei; rechts: in der Ruprechtskirche in Wien, November 2021.

Vinschgau/Gadertal - Die Pietà ist in der bildenden Kunst die Darstellung Marias als Schmerzensmutter mit dem Leichnam des vom Kreuz abgenommenen Jesus Christus. Im Fall der “umgekehrten“ Pietà des Gadertaler Bildhauers Lois Anvidalfarei, ist es nicht Maria, die um ihren Sohn trauert, es ist ein gebeugter Mann, vor einer liegenden Frau.

Der Bildhauer Lois Anvidalfarei:
Lois Anvidalfarei wurde 1962 in Abtei, Gadertal geboren. Als er noch Schüler an der Kunstschule in Gröden war, ist er unter anderem auch den Werken von Karl Grasser, Friedrich Gurschler und Martin Rainer begegnet. Diese Begegnungen mit den drei Vinschger Bildhauern waren für den weiteren Werdegang nicht unwichtig. Anvidalfarei ist wie Grasser, Gurschler und Rainer ein Bildhauer im klassischen Sinn. Ihm geht es vor allem um die Form, seine Sprache ist das bildhauerische Formen. Durch die klare Formensprache kann er sich mitteilen. „Das ist meine Zugangssprache“ sagt er. Lois Anvidalfarei wuchs in einer religiösen Familie auf. Zuhause wurde jeden Tag, in der Stube um den gekreuzigten Christus, knieend, der Rosenkranz gebetet. Als Lois zu Weihnachten einmal ein paar Schnitzeisen bekam, fing er gleich an zu schnitzen. So war es naheliegend, dass er die Kunstschule in St. Ulrich besuchte. Anschließend ging er nach Wien, um an der Akademie der Bildenden Künste zu studieren. In Professor Joannis Avramidis fand er seinen Lehrer und Meister. Die Ausseinandersetzung mit ihm und seiner Arbeit war für Anvidalfarei wichtig.
Der Gekreuzigte in der Stube des elterlichen Bauernhofes hatte Lois Anvidalfarei als Kind derart fasziniert, dass er nicht mehr von ihm los kam. Der nackte, geschundene Körper hatte seinen bildhauerischen Weg vorbestimmt. Leid und Körper blieben die zentralen Themen seines künstlerischen Schaffens. Er wird diese, trotz Anfeindungen und leidiger Kommentare, im Formalen weiterentwickeln. Tun und Spüren ist für ihn wichtig. Das war es schon von Anfang an.
Die „umgekehrte“ Pietà stammt aus den Jahren 2014/2015. Sie bietet dem Betrachter die Möglickeit, sich mit den Themen Leiden und Sterben auseinanderzusetzen. Lois Anvidalfarei selbst sagt dazu: „Es ist eine einfache, klare Darstellung der Beziehung zweier Positionen und den Rest überlasse ich dann“.
Peter Tscholl

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