Mein Areal, dein Areal, unser Areal?

geschrieben von

Initiative Drususkaserne - Le Corbusier war einer der einflussreichsten Architekten und Stadtplaner des 20. Jahrhunderts - ganze 17 seiner Bauten zählen heute zum UNESCO-Welterbe. Ein Experte, wenn es darum geht, das Leben der Menschen in der Zukunft auszumalen.
1925 präsentierte der junge Le Corbusier seinen Masterplan, den Plan Voisin (i.Bild), für das Zentrum von Paris. Fußgänger sollten sich frei im Grünen bewegen können, abseits der stinkenden Straßen, die Gebäude sollten ein Leben voller Luft und Sonne ermöglichen, ein funktionaler Mix die Distanzen des täglichen Lebens reduzieren. Le Corbusier war seiner Zeit weit voraus.
Aber man muss ja nicht immer auf Experten hören, denn an die Stelle der gewachsenen Irregularitäten traditioneller europäischer Städte, setzte Le Corbusier locker und regelmäßig angeordnete sechzigstöckige Hochhäuser. Was so aus Paris wohl geworden wäre?
Auch beim Kasernenareal in Schlanders ist die Meinung einiger Experten einhellig – dieses alte Gemäuer muss weg! Aber ist es sinnvoll, ein derartiges Großprojekt mit wenigen Spezialisten umzusetzen?
Die Gemeinde Schlanders startete das Projekt vor 10 Jahren sehr vorbildlich mit einem partizipativen Prozess. Jedoch ging es dabei um ganz Schlanders und nur etwa 1 % der Bevölkerung nahm am Workshop teil. Vom Abbruch der Kaserne war nicht die Rede. Es ging eher um die Frage, wie man das gesamte Areal aktivieren kann. Mit der BASIS wurden viele dieser Inhalte auch umgesetzt und einer der vier Gebäuderiegel erhalten. Die BASIS in einem neuen Gebäude, wie ursprünglich geplant, wäre sicher nicht das, was sie heute ist.
Welche Vorgehensweise könnte man also wählen, um ein derartiges Großprojekt umzusetzen, welches unser aller Alltag beeinflusst?
Ein fragliches Verfahren ist es, ausgearbeitete Inhalte in fertige Projekte zu gießen. Partizipation ist Knochenarbeit, man muss die Bevölkerung begeistern, immer wieder befragen und in die Planungsfortschritte mit einbeziehen. Stammtische, Workshops mit Kindern, direkte Interviews im Dorf, Planungsgruppen – Formen der Mitbestimmung gibt es viele. Eine Bürgerversammlung, bei der das fertige Projekt vorgestellt wird, ist nicht Partizipation, sondern Information.
Auch Planungswettbewerbe bringen einen wertvollen Mehrwert. Es kommen viele Ideen auf den Tisch, unterschiedliche Lösungsansätze werden verglichen, die aufgezeigten Wege werden mitunter kontrovers diskutiert. Leider wurde bei der Drususkaserne der Weg einer internationalen Ausschreibung gewählt, deren Ergebnis ein einziges Projekt ist. Es wurde somit auf eine Vielzahl von Ideen verzichtet, was schade ist für ein Projekt dieser Größe. Es gibt so viele Viertel, die „von oben“ geplant sind, auch von angesehenen Architekten und Städteplanern, die nicht funktionieren. Lebendige Stadtviertel hingegen wachsen meistens „von unten“, entwickeln sich dynamisch…
Die Gemeinde hat bereits mit BASIS sehr viel Mut bewiesen, und dies wünschen wir uns auch für das restliche Areal. Schreibt uns eure Meinung unter:
idrukas@gmail.com

Gelesen 1266 mal

Schreibe einen Kommentar

Make sure you enter all the required information, indicated by an asterisk (*). HTML code is not allowed.

Ausgaben zum Blättern

titel 23-24

titel Vinschgerwind 22-24

titel vinschgerwind 21-24

 sommerwind 2024

 

WINDMAGAZINE

  • Jörg Lederer war ein Holzschnitzer aus Füssen und aus Kaufbeuren. Die Lederer-Werkstatt hat viele Aufträge im Vinschgau umgesetzt. Wer will, kann eine Vinschgautour entlang der Lederer-Werke machen. Beginnend in Partschins.…
    weiterlesen...
  • Die Burgruine Obermontani bei Morter am Eingang ins Martelltal wurde für einen Tag aus ihrem "Dornröschenschlaf" wachgeküsst. von Peter Tscholl Die Akademie Meran, die Gemeinde Latsch und die Bildungsausschüsse Latsch…
    weiterlesen...
  • Vinschger Radgeschichten - Im Vinschgau sitzen alle fest im Sattel: Vom ultraleichten Carbon-Rennrad bis hin zum E-Bike mit Fahrradanhänger, Klapprad, Tandem oder Reisefahrrad. Eine Spurensuche am Vinschger Radweg. von Maria…
    weiterlesen...
  • Kürzlich wurde von den Verantwortlichen im Vintschger Museum in Schluderns das Kooperationsprojekt Obervinschger Museen MU.SUI gestartet. Es handelt sich um den gemeinsamen Auftritt der Museen in Schluderns VUSEUM/Ganglegg, Mals, Taufers…
    weiterlesen...
  • Blau, dunkelgrün, schneeweiß schäumend, türkis oder azur - Wasserwege im Vinschgau von Karin Thöni Wasser ist Quell des Lebens und unser kostbarstes Gut. Aber es wird knapper. Der „Wasserfußabdruck“ jedes…
    weiterlesen...
  • Martin Ohrwalders Liebe zu den Pferden muss ihm wohl in die Wiege gelegt worden sein. Bereits im Alter von drei Jahren schlug er seiner Mutter vor, die Garage in einen…
    weiterlesen...
  • Manfred Haringer ist Sammler, Modellbauer und Heimatforscher. Im letzten Jahr konnte er seinen alten Traum verwirklichen. In seinem Elternhaus in Morter, wo bis Ende des Zweiten Weltkrieges die Dorfschule untergebracht…
    weiterlesen...
  • Die historische Bedeutung von Schlossruinen und ihre Geschichte faszinieren die Menschen. Mit mehreren Revitalisierungsmaßnahmen erwacht derzeit die Ruine Lichtenberg in der Gemeinde Prad am Stilfserjoch zu neuem Leben. von Ludwig…
    weiterlesen...
  • Il grano della Val Venosta era conosciuto e apprezzato in tutto l' impero Austroungalico. Testo e Foto: Gianni Bodini Oggi sono i monotoni ed estesi meleti punteggiati da pali in…
    weiterlesen...
  • Questa importante strada romana attraversava tutta la Val Venosta. Testo e Foto: Gianni Bodini Iniziata da Druso nel 15 a.C., venne completata dall’imperatore Claudio Cesare Augusto. Questa importante via transalpina…
    weiterlesen...
  • von Annelise Albertin Das Val Müstair mit seiner intakten Naturlandschaft und den kulturellen Besonderheiten ist das östlichste Tal der Schweiz. Es liegt eingebettet zwischen dem einzigen Schweizerischen Nationalpark, den „Parc…
    weiterlesen...
  • Eine Symbiose zwischen der Geschichte und dem Lebensraum rund um das kunsthistorische Hotel „Chasa Chalavaina“ im benachbarten Val Müstair von Christine Weithaler Das Hotel Chasa Chalavaina wurde am 13. November…
    weiterlesen...

Sommerwind 2024

zum Blättern

Sommer Magazin - Sommerwind 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Wandern, Menschen, Urlaub, Berge, Landschaft, Radfahren, Museen, Wasser, Waale, Unesco, Tourismus

wanderfueher 2024 cover

zum Blättern

Wanderführer 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Traumhafte Touren Bergtouren Wanderungen Höhenwege

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.