Auf Einladung des Rhein-Pfalz-Kreises reiste das JuZe Naturns mit einer Gruppe Jugendlicher aus den Gemeinden Schlanders, Martell und Naturns zu einem Schüleraustausch ins französische Elsass.
Seit mittlerweile 50 Jahren haben die drei Südtiroler Gemeinden Partnerstädte im Rhein-Pfalz-Kreis. Häufig werden die Partnerschaften nur bei offiziellen Anlässen „gelebt“. Echte Beziehungen entstehen aber auf anderen Ebenen. Daher initiierte Landrat Clemens Körner vom Rhein-Pfalz-Kreis ein Freundschaftstreffen mit Schüler*innen aus dem Landkreis, aus Südtirol und Polen. 24 Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren konnten so abwechslungsreiche Tage in und um Niederbronn-les-Bains erleben.
Es waren Tage, geprägt von Gemeinschaft, Freizeit, aber auch Geschichte und Politik. Paul Platz, Kulturbeauftragter des Rhein-Pfalz-Kreises, hatte hierfür mit der „Internationalen Jugendbegegnungs- und Bildungsstätte Albert Schweitzer“, die ideale Unterkunft gewählt. Nachdem am ersten Tag das erste Eis durch verschiedene Aktionen gebrochen worden war, wurde am nächsten Tag in gemischten Gruppen die Gegend rund um Burg Fleckenstein erkundet.
Tags darauf wurde die, neben der Unterkunft errichtete, Kriegsgräberstätte mit knapp 16.000 Gefallenen aus 13 Nationen besucht - sowohl SS-Angehörige, verurteilte Kriegsverbrecher, aber auch Zivilisten und Unterstützer der der deutschen Streitkräfte liegen dort begraben. Am Nachmittag beschäftigte sich die Gruppe anhand der gesammelten Zeitdokumente, Briefe und Fotos intensiver mit den Schicksalen dieser Gefallenen. Vor allem die sog. „letzten Briefe“ mit den Schilderungen vom grausamen Kriegsalltag, Ängste vor dem Tod oder auch der unerschütterliche Glaube an den NS-Wahnsinn - hinterließen einen starken Eindruck. Sehr deutlich erfahrbar wurde der Wahnsinn dieses Regimes beim Besuch des Konzentrationslagers Struthof am darauffolgenden Tag. Orte wie dieser sind eminent, um das Grauen dieser Zeit greifbar zu machen. Die anschauliche Führung durch das Gelände mit den noch existierenden Räumen und authentischen Dokumenten und dem gut erhaltenen Krematorium tragen dazu bei, dass dieses dunkle Kapitel der Geschichte nicht vergessen wird. Nachmittags ging es dann weiter nach Straßburg. Bei einem Rundgang durch das Europaparlament beeindruckte vor allem dessen Größe, die Vielfalt der Nationen und Sprachen. Dieser Kontrast zwischen dem KZ Struthof und der Europastadt Straßburg zeigt letztlich, wie wichtig es ist sich offen zu begegnen und aufeinander zuzugehen, um ein friedliches Zusammenleben zu ermöglichen. Die fünf Tage im Elsass haben auch einen Beitrag dazu geleistet.