Leserbriefe Ausgabe 8-22

geschrieben von

Stellungnahme Ärztepraxis Latsch

Mut machen oder Mies machen. Was ist los?

Liebe Patienten!
Die Ergebnisse der Bürgerbefragung in Latsch mit der Kritik und der Unzufriedenheit der Bevölkerung über die Leistungen der Ärztepraxis, haben uns keine große Freude gebracht. Die Verantwortlichen dieser nicht gerade brillanten Initiative hätten sich wohl im Vorfeld bei uns erkundigen können, um sich selbst ein Bild zu machen über die Stimmung und die Probleme am Ende einer Pandemie.
Wir Ärzte und unsere tapferen Helferinnen, denen wir dankbar sind, haben 2 schwere Jahre hinter uns. Es war für uns ein Kampf, in dem wir um jeden Preis versucht haben, trotz des Chaos, die medizinische Betreuung im Dorf zu gewährleisten. Irgendwie ist es gelungen.
Das Schlimmste ist vorbei, auch wenn wir bis heute noch immer die Notrufzentrale für die Ängste der Bevölkerung sind. Wir kennen den Ton am Telefon, die verlangte Dringlichkeit, die Gefühle, die Angst und die wenige Geduld der Patienten. Wir versuchen unser Bestes, auch wenn wir immer mehr überfordert sind.
Wir sind 4 Ärzte und 5 Helferinnen, betreuen 8 Stunden in der Praxis und 24 Stunden im Notdienst mehr als 7000 Patienten. Der freie Gang zum Arzt verbunden mit einem wachsenden Angebot an Therapiemöglichkeiten und an medizinischem Wissen, steigert die Lebenserwartung aber auch den Andrang an unserer Tür. Wir sehen täglich im Durchschnitt 80 Patienten und bekommen gleichzeitig über 100 Anrufe, aufgeteilt auf drei Telefonlinien. Wir versuchen seit jeher neue Wege der Praxisorganisation, des Vormerksystems, der Notfälle, des Stundenplans, der Erreichbarkeit der Ärzte, der Zeit für Hausbesuche, der Altersheim-Betreuung, des Wochenenddienstes, der Amtsarzttätigkeit, des externen Ambulanzdienstes in Martell, Eyrs und Tschengels usw. zu finden. Zu diesen Leistungen summiert sich der tägliche Parteienverkehr für Verschreibungen, Einweisungen, Heilbehelfe und ärztlichen Zeugnissen. Die Patienten kennen das Warten, die Zettelwirtschaft und den Papierkrieg, denen sie ausgesetzt sind, wenn sie krank sind. Das Gleiche gilt für die Bürokratie, die uns Ärzte immer mehr belastet. Schon vor 5 Jahren hatten wir wegen all dieser Probleme bei der Verwaltung Alarm geschlagen. Es wurde nie besser.
Dann kam die Pandemie! Es war für die Bevölkerung der Krieg mit dem Ungewissen, der Einsamkeit und letztlich der Aggressivität. Es explodierte die Kommunikation und die gute und schlechte Information über digitale Medien, und es implodierte der Südtiroler Hygienedienst mit den alten und neuen chaotischen Regeln. Es kamen die Masken, der PCR-Test, der Antigentest, der Nasenflügeltest, der Antikörper Test, der Positive oder der Negative, die Ansteckungsgefahr, die Quarantäne, 7 , 10, 14 Tage, und dann kam die Impfung mit dem „No Vax“ Krieg, das Chaos an den Infostellen und Rufzentralen, die immer besetzten Telefonummern mit der gleichen Antwort: „Wenden Sie sich an Ihren Hausarzt!“ Das war das Ende unserer gelernten Art, Medizin zu machen. Die Praxistür musste geschlossen, der Wartesaal leer bleiben. Es kam das ständige Läuten der Telefone, die Verdoppelung der Telefonlinien und der Sekretärinnen, die Antworten, die wir nicht geben konnten, die Patienten, die - wenn krank - nicht mehr in die Praxis kommen konnten oder sollten. Am Telefon, Fragen und Diskussionen ohne Ende, die uns stark zu schaffen machten.
Empathie, Respekt und Vertrauen zum Arzt, sind in diesen 2 Jahren bei vielen Patienten verloren gegangen. Jetzt nach zwei Jahren Barrikadenkampf stehen wir Ärzte wieder vor unseren Patienten. Bei einer improvisierten Befragung sagen sie, wir sind unauffindbar, unfreundlich und man bekommt bei uns nicht sofort einen Termin. Das passt zur Klagezeit, in der wir nun sind und in der es so schwer ist, die Übersicht zu behalten. Wir sollten aber doch gut die Augen öffnen und die reelle Lage im Vinschgau betrachten. Die Situation ist alarmierend: wir haben keine Ärzte mehr.
Ärztemangel im Territorium ist ein Riesenproblem. Es gibt zur Zeit allein im Mittelvinschgau 6 freie Stellen für Hausärzte. In den letzten 3 Jahren sind 11 Ärzte davon 6 in Frühpension gegangen. Die noch offenen Praxen - wie unsere - sind belagerte Burgen. Die Belastbarkeit des Personals ist am Limit des „Burn out“. Man sucht vergebens Jungärzte im Rest von Italien. Da leidet natürlich die Qualität der Leistungen. Von einem Arzt mit Zweisprachigkeit und Facharzttitel ist schon gar nicht mehr die Rede. Man muss froh sein, wenn kurzfristig eine Vertretung kommt. Die noch verbliebenen Ärzte im Territorium bekommen seit Jahren Patienten von anderen Sprengeln zugeschoben, auch wenn wir die gesetzliche Maximalquote unserer Eingeschriebenen weit überschritten haben. Das ist die Situation, die wir Ärzte zusammen mit der Bevölkerung zur Zeit erleben.
Da hilft kein Meckern und Klagen, wenn auch im sanitären Bereich nicht alles so geht, wie es einmal war und eine kopflose Befragung nur noch mehr Frust und Leiden bei den Lesern verursacht. Wir brauchen keine Miesmachung und noch weniger brauchen wir die ständige Sich-Behauptung und Konflikte-Schaffung. Es braucht Verständnis und vielleicht auch ein „Danke“ nach 35 Jahren Ärztepraxis, mit Liebe und Herz gemacht. Es ist eine Zeit der Unsicherheit und des Nicht-Wissens, in der jeder von uns sein Gleichgewicht wieder finden muss. Unsere Eltern und Großeltern hatten zwei Kriege erlebt. Wir haben Terrorismus, eine Pandemie, die Klimaerwärmung und jetzt einen Krieg in Europa entgegen zu steuern. Da heißt es eine gute Dosis Optimismus, Geduld und Toleranz in den Alltag zu bringen. Wir Ärzte und unser Team versuchen es und freuen uns wenn die Patienten uns dabei helfen .
Die Ärzte und Praxishelferinnen
der Ärztepraxis Latsch
i. V. Dr. Toni Pizzecco

 

Man sollte nicht mit Steinen werfen….
Man sollte nicht mit Steinen werfen, wenn man im Glashaus sitzt oder direkter ausgedrückt: «Kehrt zuerst vor der eigenen Türe!»
Das anonyme Inserat auf Seite 23 im Vinschger Wind vom 7. April 2022 ist ein Affront höchsten Grades. Da wird ein unfundierter, nicht recherchierter, bösartiger Vorwurf gegen den Schweizer Nachbarn und Arbeitsstätte vieler Südtiroler Grenzgänger erhoben, den man so nicht stehen lassen kann.
In den Schweizer Medien wurde das Gerücht laut, Angehörige des russischen Präsidenten befänden sich in der Schweiz. Das Bundesamt ist diesem Gemunkel umgehend nachgegangen und es wurde in den Nachrichten mitgeteilt, dass keine Beweise für einen Aufenthalt der Putin-Familie in der Schweiz nachgewiesen werden kann. Punkt. Dieser Aussage ist Glaube zu schenken oder das Gegenteil zu beweisen.
Hingegen wurde in den Mittagsnachrichten von Radio Südtirol mitgeteilt, dass russische Staatsbürger Wohneigentum und Hotelbeteiligungen in Meran und Umgebung hätten. Ob es sich dabei um Oligarchen handelt, wurde nicht mitgeteilt. Klar ist jedoch, dass ein normaler russischer Bürger sich ein solches Objekt nicht leisten könnte.
Der Vinschger Wind rühmt sich als neutrales informatives Printmedium, welches auch im Val Müstair verschickt wird. Es ist schade, dass Inserate oder Beiträge nicht kritischer hinterfragt werden und unhaltbare Äusserungen einfach so publiziert werden. In der Hoffnung, dass dies ein einmaliger Ausrutscher war, freue ich mich auf weiterhin gute Nachbarschaft und Zusammenarbeit.
Annelise Albertin, Val Müstair

 

Sie ist nicht die älteste
Georg Horrer, seit 1977 Mitglied der Bürgerkapelle Schlanders und deren langjähriger ambitionierter Kapellmeister und, wenn’s brennt, mancherorts Aushilfskapellmeister, hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass die Bürgerkapelle Latsch 1773 die älteste Musikkapelle im Tal ist, dann folgt die Bürgerkapelle Schlanders mit Gründung 1804. Es stimmt also nicht, dass die Musikkapelle Burgeis die älteste Musikkapelle im Tal ist, wie wir in der Hommage auf das bezaubernde Frühlingskonzert der Burgeiser im letzten Vinschgerwind frei heraus behauptet haben. Die Musikkapelle Burgeis wurde 1818 gegründet und hat vor vier Jahren ihren 200. Geburtstag gebührend zu feiern gewusst.
Red.

 

Der Haidersee und die Frostberegnung:
klein gegen groß, Ökologie gegen Ökonomie
Nach dem Artikel über die Frostberegnung aus dem Haidersee muss ich dem Autor Dr. Wolfgang Platter für seine Nationalpark-Beiträge im Vinschgerwind danken, in welchen er jeweils am Tage eines Heiligen die LeserInnen über die Vielfalt und Schönheit der Natur im Nationalpark, über Wildentnahmen, Bartgeier und Biodiversität aufklärt und auch mahnend den Finger über die Zukunft der Artenvielfalt und des Klimawandels erhebt.
Im Beitrag über die Frostberegnung deckt er neben einer fundierten Abhandlung über den „Tolm“ und einer Zitatsammlung aus der Veranstaltung des Landeshauptmannes über Nachhaltigkeit in aller Klarheit die Diskrepanz zwischen Marketing und Realität, zwischen Reden und Tun auf. Die drei Krisen - Klimakrise, Biodiversitätskrise und Ressourcenkrise - lassen sich mit Marketing und Reden nicht bewältigen. Es braucht ein entschlossenes TUN und klare Pläne!
Beim Nachhaltigkeits-Abend in Schlanders hörten die TeilnehmerInnen mehrfach das Wort Partizipation und die Aufforderung „wir müssen die Menschen mitnehmen“. Doch auch dort habe ich diskrepante Entwicklungen im Kopf: So ist das Gesetz für Raum und Landschaft mit partizipativer Beteiligung entstanden, dann aber mit Lobby-Einfluss (SBB, HGV) angepasst und beschlossen worden.
Das Gesetz für direkte Demokratie ist parteiübergreifend mit Beteiligung der Bevölkerung entstanden und auch vom Landtag beschlossen worden; dann aber hat die Mehrheitspartei mit ihrem Koalitionspartner dem Gesetz einen seiner Kerne, das bestätigende Referendum über Landesgesetze, beraubt. Der Umgang mit den Ergebnissen des Autonomiekonvent mit großer Beteiligung von Bürgern ist nur Partizipationsbluff zu beschreiben.
Somit muss ich die wiederholte Ankündigung von Partizipation auch dem Marketing zuschreiben.
Gerhard Kapeller, Taufers i.M.

 

Terra Raetica: LH Kompatscher im Austausch mit den Gemeinden
Am 5. April hat LH Arno Kompatscher die Bürgermeister:innen des Vinschgaus bei einer Videokonferenz über die Ergebnisse des politischen Treffens Scuol in Graubünden informiert. Beim Treffen in Scuol am 2. März 2022 war es auf höchster politischer Ebene um die weitere strategische Entwicklung der Bahnverbindungen im Rätischen Dreieck gegangen. Dabei war vereinbart worden, entlang möglicher Trassenverläufe in der Terra Raetica geologische und hydrogeologische Untersuchungen mit vertieften Studien zur Machbarkeit durchzuführen.
Bei der Videokonferenz war auch Professor Konrad Bergmeister mit dabei. Bergmeister ist im Rahmen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit beauftragt, die verschiedenen Trassenvarianten unter vergleichbaren technischen Parametern aufzubereiten und zu analysieren. So hatten die Gemeindevertreter die Möglichkeit, alle Einzelheiten in Bezug auf die möglichen Varianten zu diskutieren. Die Sitzungsteilnehmer begrüßten die in Scuol beschlossenen weiteren Schritte, um durch vertiefende Machbarkeitsstudien mit geologischen und hydrogeologischen Untersuchungen die möglichen Trassierungen in den Bereichen Scuol-Mals, Landeck-Scuol, Landeck-Mals, für die Fernpasstrasse von Garmisch-Partenkirchen nach Silz (Inntal) und für die Strecke Tirano-Bormio mit Weiterführung nach Mals zu untersuchen.
Kompatscher hob die Überzeugung aller vier beteiligten Regionen hervor, „dass diese grenzüberschreitende Zusammenarbeit die Grundlage für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung dieses alpinen Grenzraumes bildet und vorantreiben wird“. Deshalb werde man konsequent die gemeinsam beschlossenen nächsten Schritte weitergehen, damit die Vinschgerbahn in Zukunft auch über Mals hinaus fahren könne. „Es ist unsere gemeinsame Vision, dass die Schiene als Rückgrat des öffentlichen Nahverkehrs für die grenzüberschreitende Mobilität im Dreiländereck in Zukunft eine wichtige Rolle spielen sollte“, betonte der LH. Der Präsident der Bezirksgemeinschaft Vinschgau, Dieter Pinggera, bedankte sich beim LH für den konstruktiven Austausch: „Für die Gemeinden im Vinschgau ist die Verbesserung der grenzüberschreitenden Mobilität im Rätischen Dreieck von besonderer Bedeutung. Deshalb sind wir froh, dass unter der Federführung von Professor Bergmeister eine technische Basis geschaffen wurde, welche nun weiterführende Schritte ermöglicht.“ Gleichzeitig seien sich die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Vinschgau im Klaren, dass die Realisierung eines Eisenbahnkreuzes in der Terra Raetica viele Jahre in Anspruch nehmen werde.
Abschließend war man sich einig, dass in der Zwischenzeit der öffentliche Nahverkehr im Dreiländereck mit Bussen ausgebaut werden solle. (LPA)

 

Bitte keine Ausreden

Bin erstaunt, dass in letzter Zeit soviel in den verschiedenen Medien für eine Zug -Verbindung über Mals hinaus berichtet wird. Sogar der LH hat sich (könnte sich öfters um uns Vinschger kümmern) ins Zeug gelegt. Die sogenannte TERRA - RAETICA soll ja für grenzüberschreitende Projekte ins Leben gerufen worden sein. Das finde ich toll, sogar super. Nur schade ist, dass, wenn man ein sogenanntes Großprojekt (wenn es zustande kommt sogar ein JAHR HUNDERT PROJEKT) anpackt, dann soll man allererst die jetzigen Hausaufgaben machen. Es kann nicht sein (es werden viele bestätigen), dass man vor dem BAHN-ÜBERGANG in SPONDINIG bis zu 6 Minuten wartet, um weiterfahren zu können. Und bitte keine Ausreden. „Es wird alles aus Verona gesteuert.“ Warum müssen die Bahnschranken so früh abgesenkt werden - und wenn der Zug vorbei ist, dauert’s noch eine Ewigkeit bis sie hoch gehen und das Rotlicht erlischt. Bevor das alles nicht richtig funktioniert, wie es in unseren Nachbarländern geschieht, brauchen wir über eine BAHN-VERBINDUNG gar nicht zu diskutieren.

Herbert Marseiler, Prad/Zürich

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