Der heute 82-jährige Pater Max lebt im Bürgerheim Schlanders.
Er ist der letze Vinschger Kapuziner. Er erzählt seine Lebensgeschichte.
von Peter Tscholl
Pater Max gehört zusammen mit seinem Bruder Bruno und den beiden Reschnern Daniel Maas und Robert Prenner zu den letzten vier noch lebenden Vinschger Kapuziner Patres. Seit der Schließung des Kapuzinerklosters in Schlanders wohnt Pater Max im Bürgerheim St. Nikolaus von der Flüe in Schlanders. Sein Bruder, Pater Bruno lebt in Lana, Pater Daniel und Pater Robert sind im Kapuzinerkloster in Meran tätig.
Geboren wurde Pater Max am 20. August 1939 als Siegfried Frank in Mals. Er wuchs als siebtes Kind neben zwei Schwestern und noch vier Brüdern in einem bäuerlichen Milieu auf. „Als ich geboren wurde war meine älteste Schwester Franziska bereits im Kloster Mariengarten bei den Zisterzienserinnen in St. Pauls. Sie konnte schreiben und lesen, lernte schneidern und nähen und hat so ein Leben lang Handarbeiten für die Familie gemacht. Sie war für mich so etwas wie eine Lehrerin“ sagt Pater Max.
Auf die Frage, wieso er ins Kloster zu den Kapuziner gegangen ist, antwortet er: „Mein Bruder Bruno (geb. 1930) war mein Vorgänger und ich wollte so etwas ähnliches machen wie er. In Mals, dort wo sich heute das Altersheim befindet war das Kapuzinerkloster, welches in den 70er Jahren geschlossen wurde. Mein Bruder und ich gingen dort zu den Patres ministrieren und haben sie aus der Nähe kennengelernt. Im Kloster Marienberg bei den Benediktinern lebten die Mönche damals sehr abgeschirmt, man hatte keinen richtigen Kontakt zu ihnen. Deshalb haben Bruno und ich uns für die Kapuziner entschieden. Dass man damals in die Schule gehen konnte fand ich gut“.
Siegfried Frank kam ins Schülerheim der Kapuziner nach Brixen. Nach der Mittelschule besuchte er das Lyzeum in Sterzing und das letzte Oberschuljahr in Bruneck. Nach dem Oberschulabschluss hätte man ihn gerne auch woanders gesehen, z.B. als jungen Kooperator in einer Pfarrei. Aber Siegfried fühlte sich in der Kapuzinergemeinschaft wohl. „Es war 1960, wir waren 8 junge Buben, die sich für das fünfjährige Theologiestudium entschieden“ sagt er. „Ich wurde eingekleidet und bekam den Namen Max“.
Die Kapuziner sind ein katholischer Bettelorden. Der Name wurde von der spitzen Kapuze der braunen Kutte abgeleitet, welche die Patres tragen. „Das Tragen der Kutte war anfangs noch Pflicht“ sagt Pater Max, „erst in den 70er Jahren konnten wir ohne Kutte ausgehen. Auch das Tragen der typischen „Paterschlappen“ war geregelt. Nur von Allerheiligen bis Ostern durften wir Socken tragen, die übrige Zeit war das verboten, egal wie kalt es war.“
Angesprochen auf die Ordensgelübde bei den Kapuzinern antwortet er: „Unsere Ordensgelübte sind Gehorsam, Armut und Keuschheit. Das Schwierigste von diesen drei ist der Gehorsam. In einer Gemeinschaft zu leben, mit anderen zu teilen, sich einem anderen Menschen untergeben ist sehr herausfordernd. Auch die großen Theologen und Geisteswissenschaftler sagen, dass der Gehorsam das Schwierigste ist.
Nach dem Theologiestudium in Brixen wurde Pater Max am 29. Juni 1964 zum Priester geweiht. In den Jahren 1965-1968 studierte er an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, zusammen mit Pater Wilhelm Egger, dem späteren Bischof und Pater Anton Beikircher, dem langjährigen Provinzial der Südtiroler Kapuziner.
Sofort nach dem römischen Studienaufenthalt wurde Pater Max Religionslehrer und unterrichtete mehr als 30 Jahre lang bis zum Jahr 2006. Aufgrund der Konvention zwischen dem Sanitätsbetrieb und dem Provinzial des Kapuzinerordens wurde Pater Max im Jahre 2006 nach Schlanders berufen. Hier übernahm er neben seiner Tätigkeit als Kapuzinerpater auch die Kranken- und Sakramentenseelsorge im Krankenhaus Schlanders.
Seit der Schließung des Kapuzinerkloster in Schlanders im Mai 2018 wohnt Pater Max nun im Bürgerheim St. Nikolaus von der Flüe. Dort macht er was so anfällt und hält Gottesdienste im Krankenhaus Schlanders. Öfters ist er auch noch auswärts in einer Pfarrei tätig. Auf die Frage, ob er wieder Kapuziner werden würde, wenn er nochmals auf die Welt kommen würde, antwortete er: „Ja!“