Schlanders/Basis Vinschgau - Im Mittelpunkt der KVW Bezirkstagung in Schlanders stand ein Podiumsgespräch über Politik, Frauen und Soziales.
von Heinrich Zoderer
Die Bezirkstagung fand im „Kasino“ in der Ex-Drususkaserne statt und konnte auch über Livestream von Zuhause aus mitverfolgt werden. Vertreter:innen der 42 Ortsgruppen waren anwesend. Im Podiumsgespräch wurde an Waltraud Gebert Deeg erinnert, die viele Jahre als Landesrätin für das Sozial- und Gesundheitswesen zuständig war. Der Untertitel des Buches über Gebert Deeg „Politik, Frauen und Soziales“ war auch der rote Faden des Podiumsgespräches. Josef Sticker, der frühere Arbeiterpriester, Gewerkschafter und geistliche Assistent des KVW, erinnerte an die aufregenden und hoffnungsvollen Zeiten nach 1960. Die Renten-, Psychiatrie- und Sanitätsreform wurde eingeführt. Vorher gab es große Abwanderungen. Durch die Industrialisierung entstanden neue Arbeitsplätze. Die Landesrätin Waltraud Deeg erinnerte an ihre Mutter, die viel unterwegs war und sich für Frauen, Kinder und die Schwachen der Gesellschaft einsetzte. Während der Mittagszeit läutete oft das Telefon. Viele sind auch zu ihnen nach Hause gekommen, um ihre Anliegen vorzubringen. Die politische Tätigkeit ihrer Mutter war ein ständiges Ringen um Kompromisse. Anna Thaler, ehemalige Gemeindereferentin in Schluderns erzählte, dass sie eine Quotenfrau war. Aber die Quote ist ein notwendiges Übel, meinte sie. Sie wurde in ihrer Arbeit ernst genommen und konnte einiges erreichen. Robert Kaserer, ehemaliger Arbeitnehmervertreter in Landtag, erinnerte daran, dass Gebert Deeg beim Aufbau der Lebenshilfe mitgeholfen hat. Er bedauerte, dass sowohl im Gesundheitswesen als auch in der Pflege das notwendige Personal fehlt und meinte, dass das Personal besser entlohnt werden müsste. Karl Tragust, der ehemalige Leiter der Abteilung Sozialwesen, erinnerte daran, dass Gebert Deeg aus innerer Überzeugung handelte, aber immer in einer freundlichen Art und mit einer gewissen Schlauheit ihre Ziele verfolgte. Gesprochen wurde auch über die derzeitigen Herausforderungen: die Stärkung des ländlichen Raumes, die Einführung einer Pflegeversicherung und leistbares Wohnen. Werner Steiner, der Landesvorsitzende betonte, dass der KVW nicht nur nach dem Krieg bei den Aufbauarbeiten wichtig war, sondern dass es auch heute wichtig ist, sich für Solidarität und die Würde des Menschen einzusetzen. Der KVW ist nicht nur ein Servicebetrieb, der die Steuererklärungen macht und Rentengesuche bearbeitet. Es geht um Vorsorge und Fürsorge, um eine solidarische Gemeinschaft, um Weiterbildung und leistbares Wohnen. Die christliche Soziallehre soll der Kompass des Handelns sein. Heinrich Fliri erinnerte an die vielen Aufgabenfelder und das Engagement der Frauen, der Senioren und der Jugend im KVW. Der Erhalt des Krankenhauses, die Nahversorgung, Nachhaltigkeit und Umwelt, die Corona Pandemie, Demenzkranke, Vereinbarkeit von Familie und Beruf waren wichtige Themen der letzten Jahre.