Apfelbauern im Obervinschgau setzen das um, was in Positions- und Strategiepapieren oft beschworen wird: Sie nutzen kleine Kreisläufe. Ein Beispiel ist das Nutzen der Biogasgülle im Gemüse- und Obstbau. Theo Niederfriniger aus Eyrs und Andreas Hauser aus Schluderns erklären eine Selbstverständlichkeit.
von Erwin Bernhart
Das, was in den Biogasanlagen von Schlinig, Schluderns und Prad als vergorenes Produkt herauskommt, ist feinster Dünger: die Biogasgülle. Diesen Dünger auch für den Obstbau zu nutzen, ist für Andreas Hauser, Biobauer aus Schluderns und Theo Niederfriniger, IP-Bauer aus Eyrs, eine Selbstverständlichkeit.
Hauser, der von der Viehwirtschaft kommt und einen Teil seines Betriebes in Schluderns als Bioobstbauer betreibt, ist Mitglied der ersten Stunde der Biogasgenossenchaft Schluderns. Mit einem eigens für die Obstanlagen umgebauten Güllefass holt er die Biogasgülle bei der Genossenschaft ab und düngt damit seine Apfelbäume. Zusätzlichen Stickstoffdünger benötigt er nicht. Denn die alle 5 Jahre fälligen Bodenproben bescheinigen dem Boden beste Werte. Ab und an verendet er auch unvergorene Gülle aus der eigenen Viehhaltung, die mit Steinmehl versetzt, einen vorzüglichen Dünger ergibt. Der Weg der Gülle ist kurz, ein kleiner Kreislauf ist geschlossen. Ein Zukauf von Dünger, von woher auch immer, ist nicht notwendig. Teure Herstellungskosten und lange Transportwege für herkömmlichen Dünger, auch für abgepackten Biodünger, werden gespart. Ein Traum nicht nur eines jeden Biobauern.
Theo Niederfriniger macht es ähnlich. Die Biogasgülle entnimmt er aus den Güllelagern des Gemeinschaftsstalles in Eyrs. Der im Gemeinschaftsstall anfallende Mist wird in den Biogasanalgen vergoren und als vergorene Gülle wieder zurück nach Eyrs geführt. Dort steht er den Obst- und Gemüsebauern zur Verfügung, auch weil der Gemeinschaftsstall selbst über kein eigenen Wiesen zur Ausbringung besitzt. „Für mich ist das seit mehr als 10 Jahren eine Selbstverständlichkeit“, sagt Niederfriniger. Gedüngt wird entweder im Herbst oder im Frühjahr. „Wie andere Bauern in Eyrs melde ich meinen Bedarf beim Stallwart an, der dann die Abholzeit und die Mengen koordiniert“, sagt Niederfriniger. Ein unkompliziertes und funktionierendes System, welches weder genossenschaftlich noch sonstwie geregelt ist. Auch Niederfriniger hat sich gemeinsam mit einem Kollegen ein kleines Güllefaß adaptiert, mit seitlichen Gülleauslässen, mit Knick-Deichsel und breiter, bodenschonender Bereifung, damit die Fahrgassen in den Obstanlagen problemlos befahren werden können, mit einem Fassungsvolumen von ca. 2000 l. „Es sind rund 12 Kubikmeter vergorene Gülle pro Hektar und Jahr ausreichend“, sagt Niederfriniger. Auch seine erst kürzlich gemachte fraktionierte Bodenanalsye passt. Es gebe in Eyrs wohl kaum einen Bauern, der nicht ab und zu mit Biogasgülle düngt, sagt Niederfriniger.
Die Tschenglser haben ein anderes System: Dort wird ein großer Container mit Biogasgülle aus der Anlage in Schluderns befüllt und daraus entnehmen die Bauern Gülle ihres Bedarfs.
Es gehe vor allem um den Stickstoff in der Gülle. Beim Gemüseanbau, vor allem beim Karfiol kurz vor dem Setzen hat sich die Gülle als äußerst nützlich erwiesen.
Hauser hat seinen Betrieb bereits 1996 auf Bio umgestellt und zu Beginn zaghaft eigenen Wirtschaftsdünger in seinen Obstanlagen verwendet. Mittlerweile ist er voll auf Gülle umgestiegen.
Niederfriniger ist Bauer, der nach integrierter Produktion wirtschaftet, aber mit einem großen Hang für die Verwendung von Nativ-produkten, was ja in der integrierten Produktion ausdrücklich erlaubt ist. „Ich mache, was mir sinnvoll vorkommt – ganz im Sinne von „save and grow“, sagt Niederfriniger. Er ist von einem reinen Gemüsebetrieb auf Obst umgestiegen und verwendet Gülle ab dem Moment, ab dem diese zur Verfügung stand und die technischen Voraussetzungen da waren.
Für die Biogasanlagen sind die Abnahmen durch die Obstbauern wie ein Ventil, also ist der Nutzen beidseitig. Biogasanlagen sind oft froh, wenn überschüssige Biogasgülle abgenommen wird und die Gemüse- und Obstbauern brauchen die Gülle gerne. Alle Biogasanalgen sind mittlerweile bio-zertifiziert.
Natürlich sind in Bauerskreisen kleine Kreisläufe, Spesenreduktion bei mindestens gleicher Düngequalität, Vermeidung großer Transportwege und Ähnliches Themen. Themen für Nachhaltigkeit, auch zusätzliche Argumente für den Verkauf der Äpfel. Noch ist - gerade beim Düngen mit Biogasgülle - Luft nach oben.