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„Vom Staat haben wir noch keinen Cent gesehen“

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Erich Pfeifer ist der Präsident der  Seilbahnen Sulden und auch Präsident der Ortler-Skiarena. Die Wintersaison 2021/2022, so sagt Pfeifer, wird auch eine entscheidende dafür sein, das Personal für die Skigebieten zurück-gewinnen zu können. Erich Pfeifer ist der Präsident der Seilbahnen Sulden und auch Präsident der Ortler-Skiarena. Die Wintersaison 2021/2022, so sagt Pfeifer, wird auch eine entscheidende dafür sein, das Personal für die Skigebieten zurück-gewinnen zu können.

Schnals und Sulden haben ihren Skibetrieb bereits aufgenommen. Wie ist die Stimmung bei den Skiliftbeteibern und mit welchen Erwartungen startet man in die Wintersaison 2021/2022? Der Präsident der Ortler Skiarena Erich Pfeifer steht dem Vinschgerwind Rede und Antwort.

Vinschgerwind: Die Ortler-Skiarena, in der 15 Skigebiete vereint sind, startet den Vorverkauf des Skipasses. Mit welcher Zuversicht sehen Sie als Präsident der Skiarena die bevorstehende Wintersaison?
Erich Pfeifer: So wie die Nachfrage ist, wie die Telefonate stattfinden und sich der E-Mail-Verkehr entwickelt, ist die Zuversicht sicher groß. Die Leute möchten wieder mit ihren Kindern in die Berge zum Skifahren kommen. Die Leute glauben, dass das Skifahren sicher ist. Gerade in der Ortler-Skiarena haben wir viele kleine Skigebiete, in denen keine großen Menschenmassen zu beobachten sind. Die Skigebiete sind modern ausgestattet und haben gute Förderkapazitäten. Nehmen wir als Beispiel Sulden: Dort steht eine Förderleistung von 15.000 Personen pro Stunde zur Verfügung und 50 Pistenkilometer. Das sind viele Hektar Skipisten, auf denen sich die Gäste verteilen. Sicheres kann es nicht geben. Man ist in der freien Natur, in der frischen Luft, man ist in Bewegung im freien Gelände. Die Wartezeiten an den Liften ist minimal, die Fahrtzeiten relativ kurz.

Vinschgerwind: Wie ist die Stimmung unter den Skiliftbetreibern?
Erich Pfeifer: Alle hoffen, dass es losgeht, weil die Skiliftbetreiber dies unbedingt brauchen. Es gibt in der Wirtschaft wohl wenige Betriebe, die ein Jahr lang ohne Einnahmen waren und dies auch verkraften könnten. Vor allem die Skigebiete im Vinschgau, aufgrund ihrer langen Skisaison stehen beinahe eineinhalb Jahre/Winter ohne Einnahmen da. Da stellt sich auch die Mitarbeiterfrage. Die Seilbahnen Sulden beschäftigen rund 100 Mitarbeiter:innen, in Schnals und bei der Schöneben AG ist es wohl ähnlich. Die Wintereinnahmen ist die Haupteinnahmequelle. Die Einnahmen im Sommer machen etwa 20 Prozent aus. Infolgedessen hoffen alle, dass der Winter richtig losgeht und dass die Leute kommen, damit wir das, was wir verloren haben, wieder einigermaßen gutmachen können. Auf alle Fälle hoffen alle meine Liftkollegen, sollten die Infektionszahlen wieder steigen, dass diesmal ein Weg gefunden wird , dass auch wir arbeiten können , eine weitere Schließung hätte fatale Folgen für die gesamte Branche.

Vinschgerwind: Positiv stimmen also die Anfragen. Auch die Buchungslage?
Erich Pfeifer: Die Buchungslage in den Hotels ist relativ gut.

Vinschgerwind: In Sölden ging kürzlich der Auftakt zum Weltcup über die Bühne. Was Sölden für den Weltcup ist, sind Sulden und Schnals für die Eröffnung der Wintersaison in Südtirol. Kommen die Leute bereits zum Skifahren?
Erich Pfeifer: Der Vergleich mit Sölden ist der frühe Saisonauftakt. Beim Massenbetrieb können wir uns mit Sölden natürlich nicht vergleichen. Sölden steht für den Aufbruch in den Winter, für den Skistart in Österreich, deshalb wird der dortige Weltcupauftakt so gepusht. Wenn Schnals und Sulden im Oktober starten, so ist das der Auftakt zum Skifahren in Südtirol. Wir machen für IDM eigentlich eine gute Werbung mit der Botschaft, dass in Südtirol von Oktober bis Mai schneesicheres Skifahren möglich ist. Wir sind seit 25. Oktober gestartet und Schnals hat bereits seit Ende September offen.

Vinschgerwind: Was sind die Rahmenbedingungen in allen Skigebieten für das heurige Skifahren?
Erich Pfeifer: Wir sind mit dem Vorverkauf für den Skipass der Ortler-Skiarena gestartet. Für den Kauf dieser Saisonkarte bis zum 28. November, also im Vorverkauf mit dem 10-prozentigen Skonto, ist kein Green-Pass notwendig. Erst beim Eintritt in ein Skigebiet gelten die 3-G-Regeln, getestet, geimpft oder genesen, und also der Green-Pass. Wie das alles im Detail funktionieren soll, wissen wir noch nicht genau. Die Richtlinien werden ausgearbeitet. In Sulden kontrollieren wir derzeit an der Kasse den Green-Pass. Alle Skibetreiber hoffen, dass die Privacy-Bestimmung fällt. Das heißt, wenn jemand mit dem Green-Pass kommt, dann könnten wir den Green-Pass direkt auf die Skikarte laden. Technisch ist das problemlos möglich. Das wäre die Forderung der Skiliftbetreiber an die Politik. Sonst wirds schwierig. Wenn diese Datenspeicherung nicht möglich ist und wir die Leute an den Lifteintritten 10 Mal am Tag kontrollieren müssten, dann haben wir ein Riesenproblem. Höchstens sporadische Kontrollen wären noch handhabbar.

Vinschgerwind: Die Ortler-Skirarena ist mit dem Skigebiet in Nauders und dem Skigebiet Minschuns in der Schweiz ein internationaler Zusammenschluss. Gibt es da Unterschiede, was die Corona-Regeln betrifft?
Erich Pfeifer: Jeder Staat hat andere Regelungen. In Österreich schaut es so aus, dass die Privacy fallen könnte, sodass der Green-Pass auf die Skikarte gespeichert werden kann. Die Schweiz hat wieder ein anders System. Für die Ortler Skiarena-Saisonskarte werden wir die Dinge schon auf die Reihe bekommen. Problematischer ist die 2-Länder-Skiarena, also die Verbundkarte zwischen Nauders und den Skigebieten im Obervinschgau. Das müssen wir noch im Detail studieren. Wenn da in Italien und in Österreich unterschiedliche Covid-Bestimmungen kommen, kann das zu einem Problem werden. Man hat da noch etwas Zeit.

Vinschgerwind: Im Sommer waren die Lifte offen und die Sommersaison ist reibungslos verlaufen. Können die Erfahrungen aus dem Sommer für den kommenden Winter genutzt werden?
Erich Pfeifer: Freizeitaktivitäten in der Natur und dann auch mit Liftanlagen sind das Beste, was man tun kann, ob das im Sommer ist oder im Winter. Wenn man aus den geschlossenen Räumen rauskommt und zum Skifahren, zum Rodeln, zum Langlaufen, zum Wandern oder was auch immer kommt, Besseres kann man nicht tun. Wir haben im Sommer mit 80-prozentiger Kapazität die Aufstiegsanlagen genutzt. Bei geschlossenen Kabinen bleiben die Fenster offen, die Maske ist für diese 5 Minuten Transport zu tragen. Im Sommer hat das super funktioniert und in manchen Gebieten sind mehr Leute mit den Aufstiegsanlagen gefahren als in einem normalen Winter.

Vinschgerwind: Und in der Gastronomie in den Skigebieten?
Erich Pfeifer: Wenn man den Green-Pass auf die Skikarte laden könnte, bräuchten wir in der Gastronomie am Berg nicht mehr zu kontrollieren. Dann blieben die Wanderer oder die Skitourengeher zur Kontrolle übrig, was machbar wäre. Der Ratschlag an die Leute: Wenn nicht alle um 12 Uhr zum Essen in den Hütten erschienen, sondern das aufteilen könnten, sagen wir mal, zwischen halb zwölf und zwei, dann wäre die Situation von Ansammlungen in den Gastronomiebetrieben entflochten.

Vinschgerwind: Wie gelingt es den Skiliftbetreibern, für heuer genügend Personal zu akquirieren?
Erich Pfeifer: Genau auch aus diesem Grund ist die kommende Saison maßgebend. Unser Personal wurde bereits zweimal nach Hause geschickt. Einmal am 10. März 2020 und das zweite Mal vor Weihnachten 2020. Schnals und Sulden hatten im Herbst 2020 bereits geöffnet und mussten dann wieder schließen. Das war auch für die Angestellten tragisch. Wegen dieser Unsicherheiten sind deshalb viele heuer abgesprungen und haben sich andere Arbeitsstellen gesucht. Viele sind in die Schweiz ausgewichen, wo diese strikten Regeln Italiens nicht gelten. Verständlich sind dies Schritte, weil man vom Arbeitslosengeld mit den hohen Lebenskosten über den Winter nicht leben kann. Es ist höchst an der Zeit, dass der heurige Winter ein normaler wird. Es ist nicht einfach, die Leute wieder zurückzugewinnen. Das betrifft alle Skigebiete.

Vinschgerwind: Die Wintersaison 2020/2021 hat es nicht gegeben. Im Herbst 2020 ist man zwar gestartet, musste dann aber zu Weihnachten schließen. Wie werden jene behandelt, die voriges Jahr einen Ortler Skiarena Skipass gekauft haben?
Erich Pfeifer: Voriges Jahr im Herbst haben, trotz Unsicherheiten, rund 3000 Personen den Skiarena-Skipass gekauft. Wir haben die gefahrenen Liftfahrten abgezogen und den Rest zurückerstattet. Nur die Mitglieder von Skiclubs und Trainingsgruppen konnten die Karten ausnutzen. Für den Ausfall bzw. für die Schließung im März 2020 bekommen die Leute, die ihren Skipass vorweisen können, neben den 10 Prozent Vorverkaufsrabatt zusätzlich 15 Prozent Ermäßigung. Wir haben auch heuer in unserem Reglement, dass es bei Schließungen entsprechende Rückerstattungen geben wird.

Vinschgerwind: Der Umsatzverlust war für die Skigebiete wegen der Schließung enorm. 150 Millionen Euro sind als staatliche Hilfe für die Südtiroler Skigebiete zugesagt. Ist das Geld schon bei den Skigebieten angekommen?
Erich Pfeifer: Da muss man mit Bedauern feststellen, dass vieles versprochen worden ist. Bis dato haben wir noch keinen Cent vom Staat für den Totalausfall in der Wintersaison 20/21 erhalten. Wir hoffen, dass im nächsten Monat diese Fördergelder ausbezahlt werden. Vom Land haben wir Unterstützung erhalten, aber dieser Betrag steht natürlich in keinem Verhältnis zum Umsatzverlust bzw. zu den Geldern, die wir uns vom Staat erwarten.

Vinschgerwind: Die Skigebiete dürften die Unterstützungsgelder gerade vor dem Saisonstart dringend nötig haben.
Erich Pfeifer: Wir hoffen, dass die Gelder vor dem Start ausbezahlt werden. Der Sommer ist vorbei und wir haben da nicht das große Geld verdient. Jetzt starten die kostenintensiven Vorbereitungen, Leute anzustellen, Revisionen durchzuführen, Beschneiungsanlagen in Betrieb zu setzen, die Stromkosten zu bezahlen. Wenn wir die Skigebiete wieder in einen Topzustand versetzten wollen, dann ist diese Vorbereitungszeit im Herbst immer eine schwierige Zeit. Wenn diese Gelder nicht vor Weihnachten eintreffen, werden einige Skigebiete sehr schwierige Situationen erleben.

Interview: Erwin Bernhart

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