Graun/Vinschgau - Der Wandel der Gesellschaft mit der steigenden Zahl an alten Menschen wird die Herausforderung für die Zukunft. Um Heime zu entlasten, muss ihnen so lange wie möglich ein Lebensabend in Würde in den eigenen vier Wänden ermöglicht werden. Das Projekt „Sonnenstrahl“ bietet einfache und unbürokratische Assistenzleistungen vor Ort an.
von Magdalena Dietl Sapelza
Diese Assistenzleistungen richten sich nach den Bedürfnissen der Betreuten. Die Hilfskräfte begleiten die Menschen zum Arzt, führen sie spazieren, erledigen mit ihnen Botengängen, helfen beim Kochen oder kommen auch nur zu einem „Ratscherle“. Kurzum, die „Sonnen“ bringen Licht in den Alltag der Menschen. Das erhöht deren Lebensqualität und wirkt gegen die Einsamkeit. Im Mittelpunkt steht die Frage: Was brauchen die Menschen? Durch die Zuwendungen werden sie gestärkt und mit ihnen auch die Angehörigen, die Zeit für sich gewinnen. Die Assistenzleistungen sind auch Brücken zu öffentlichen Diensten.
„Sonnenstrahl“ ist ein Projekt der Sozialdienste der Bezirksgemeinschaft Vinschgau, des Gesundheitszentrums Unterengadin, gefördert von Interreg V (Italien Schweiz). Koordiniert wird es durch die Sozialgenossenschaft Viso Plus/GWR Spondinig. Das Projekt läuft noch bis 2022. Die 15 MitarbeiterInnen arbeiten in Teilzeit, haben flexible Arbeitszeiten, um auf die SeniorenInnen besser eingehen zu können und sind sozialversichert. Die 60 Betreuten in den Gemeinden Stilfs, Prad, Laas, Mals, Schluderns und Graun zahlen 3 Euro pro Stunde.
Das Projekt „Sonnenstrahl“ wurde 2018 gestartet. Vorarbeit hatte das Projekt „Light“ (2015 - 2018) in Stilfs geleistet. Pate stand damals Roland Angerer. Er ließ die Anfänge in einer leidenschaftlichen Rede Revue passieren. „Gestartet sind wir mit Visionären. Einen, den ich nennen muss, ist Friedl Sapelza vom GWR/Viso Plus“, so Angerer. „Der Friedl trägt die Mannschaft durch Dick und Dünn. Und ich hoffe, dass wir nun auch die Politik in die Mannschaft holen können.“ Angerer drückte das aus, was allen Projekt-Fürsprechern ein Anliegen ist. „Der Dienst sollte in die Pflegelandschaft als koordinierte Betreuung integriert werden“, meinte Friedl Sapelza. Der anwesenden LR Waltraud Deeg wurde kompakt ein 360° Rundblick über die Hilfsdienste geöffnet. Es informierten Karin Tschurtschenthaler (Direktorin der Sozialdienste), Walburg Wielander (Sozialdienste, Leiterin Betreuung und Pflege), Sieglinde Angerer (Koordinatorin Sonnenstrahl) und Gerti Egger (Netzwerk-Koordinatorin). Bezirkspräsident Dieter Pinggera sprach von einer Vorzeigeinitiative. Alessandro Fränkel vom EU-Amt Bozen (Interreg Italien) betonte, die Leistungen für schwache Menschen seien ganz im Sinne des Europa Gedankens.
Landesrätin Waltraud Deeg lauschte den Ausführungen aufmerksam und zeigte sich angetan: „Es ist ein wunderbares Projekt, das wir in der Landesregierung studieren werden, denn es braucht die Betreuungsstufe als Prävention, um den demografischen Wandel bewältigen zu können.“ Doch bei den Leistungen sei auch die Qualifikation der Dienste wichtig. Otto Angerer und Josefa Mall sprachen im Namen der Betreuten. Sie wünschen sich weiterhin den Besuch der „Sonnen“. Das wünscht sich auch Freddi Wallnöfer, der im Namen der Angehörigen dankte. Die Projekt-Vorstellung verfolgten auch BM Franz Heinisch (Stilfs) und BM Franz Prieth (Graun).