Vinschgau - Die rund 130 MitarbeiterInnen in den Sozialdiensten der Bezirksgemeinschaft Vinschgau leisten unzählige Dienste bei der Betreuung von SeniorInnen, von Menschen mit Behinderung, von Menschen mit psychischer Erkrankung. Erwachsene und Familien mit Kindern in Notlagen werden versorgt und Migranten betreut. Der Vinschgerwind hat bei der Direktorin Karin Tschurtschenthaler nachgefragt.
Vinschgerwind: Die Sozialdienste in der Bezirksgemeinschaft Vinschgau erbringen verschiedenste Leistungen. Welche sind das?
Karin Tschurtschenthaler: Die Sozialdienste, mit ihren knapp 130 Mitarbeiter*innen erbringen zahlreiche Leistungen für unterschiedliche Personengruppen. Im Seniorenbereich (Hauspflege, Tagespflegeheim, Betreutes und begleitetes Wohnen) werden ca. 800 Senioren und Seniorinnen gepflegt und begleitet. Im Bereich Menschen mit Behinderung/Psychische Erkrankung begleiten wir über 100 Menschen. Weiters werden knapp 300 Familien mit deren Kindern, über 100 erwachsene Personen in schwierigen sozialen Notlagen und über 50 Menschen mit Migrations- und Fluchthintergrund begleitet und unterstützt.
Vinschgerwind: Wie kann man sich das Arbeiten in Zeiten dieser Pandemie vorstellen?
Karin Tschurtschenthaler: Niemand war auf eine solche Situation vorbereitet. Seit nun knapp einem Jahr arbeiten wir im „Krisenmodus“. Unser Auftrag war und ist es nach wie vor: Essentielle Dienste und Leistungen zu erbringen. Allerdings kommen wir von einer Notbetreuung in die nächste. Das Wegbrechen von Struktur und Planbarkeit und das Fehlen von Routineabläufen rufen Unsicherheiten bei allen hervor. Soziale Problematiken bei unterschiedlichen Personengruppen, die in einer solchen globalen Krisenzeit verstärkt an die Oberfläche treten, verschärfen die Situation bei vielen unserer Klienten. Existentielle Sorgen um die Zukunft und Angst machen breit. Aber: In dieser Ausnahmesituation werden auch viele sehr gute Erfahrungen gemacht: Die Zusammenarbeit und die Unterstützung durch die Hauskrankenpflege klappen sehr gut. Verschiedene Netzwerkpartner unterstützen sich jetzt viel mehr. Die sehr hohe Motivation bei den Mitarbeiter*innen ist ungebrochen, auch wenn die Situation eine maximale Flexibilität aller erfordert.
Vinschgerwind: Pflegerinnen und Pfleger der Sozialdienste arbeiten in der Pflege und Betreuung nah an den Menschen. Ist für ausreichend beidseitigem Schutz gesorgt?
Karin Tschurtschenthaler: Ja. Da die Mitarbeiter*innen der verschiedenen Einrichtungen und Dienste auch schon vor Ausbruch der Pandemie mit vorgeschriebener Schutzkleidung gearbeitet haben, verfügten wir bereits über einen Grundstock an Schutzausrüstungen (Handschuhe, Schutzanzüge usw.). Bereits ab Ende März des letzten Jahres mit Inkrafttreten der verschärften Sicherheitsmaßnahmen wurden wir dann vom Zivilschutz des Landes mit entsprechender Schutzausrüstung versorgt. Eine lückenlose Versorgung war und ist gegeben.
Die Betreuung und Pflege mit voller Schutzausrüstung stellen die Mitarbeiter*innen natürlich vor zusätzliche Herausforderung: das sind hygienische und sanitäre Maßnahmen, die Verstärkung der Maßnahmen zur Reinigung und Desinfizierung. Vor allem die Tätigkeiten mit hohem Infektionsrisiko bei positiv getesteten Personen sind heruasfordernd. Zudem sind Sicherheitsprotokolle und Risikoanalysen Covid-19 zu erstellen.
Vinschgerwind: Als Direktorin der Sozialdienste koordinieren Sie die Einsätze. Auf welche Rückmeldungen aus den Reihen Ihrer MitarbeiterInnen müssen Sie rasch reagieren?
Karin Tschurtschenthaler: Natürlich sind es in erster Linie die Sorgen und Ängste der Mitarbeiter*innen, die ernst zu nehmen sind. Eine organisatorische Herausforderung sind die positiv getesteten Mitarbeiter*innen. Es gilt, die Aufrechterhaltung der unterschiedlichen Dienste gewährleisten zu können, trotz Quarantäne-Maßnahmen. Laufend ist die Einhaltung der Sicherheitsprotokolle zu überwachen. Die Schließung von Einrichtungen bei positiv getesteten Klient*innen ist ebenfalls vorgekommen.
Vinschgerwind: Werden angelaufene Projekte, wie etwa das grenzüberschreitende Interreg-Projekt „Sonnenstrahl“, weitergeführt?
Karin Tschurtschenthaler: Ja. Mit Ausnahme der grenzüberschreitenden Fort- und Weiterbildungen wurde das Projekt weitergeführt. Vor allem die „niederschwelligen Assistenzleistungen“ zeigten und zeigen sich in dieser Krisensituation als sehr wichtig und unerlässlich. Einkäufe, Ämtergänge, Begleitung zu Arztterminen werden und wurden durchgeführt. Aber vor allem die regelmäßigen Besuche und Begleitungen der Senioren*innen zu Hause sind von großer Bedeutung, da so der sozialen Isolation entgegengewirkt werden kann. Alte Menschen sind so nicht allein gelassen.
Interview: Erwin Bernhart