von Albrecht Plangger - Wir werden wohl bald eine neue Regierung unter dem Vorsitz vom früheren Präsidenten der europäischen Zentralbank (EZB) Mario Draghi haben. Ich war bei der zweiten Konsultationsrunde mit dem designierten Ministerpräsidenten persönlich mit dabei und habe mir eine persönliche Meinung gemacht. Seine oberste Priorität ist eine pro-europäische Politik und eine Rückkehr der „atlantischen Beziehung“ auf den Vor-Trump-Zeitraum. „Chi vuol fare parte del Governo, deve rispettare pienamente i principi cardini dell´Europa”. Dies war - aus meiner Sicht - die Grundaussage und der Rahmen innerhalb welchem sich die neue Regierung bewegen will. Die Lega und die 5 Sterne-Bewegung müssen sich wohl danach richten, wenn sie in der neuen Regierung mitmischen wollen. Ein zentraler Punkt werde auch die Umwelt („ambiente“) sein. Diese sei in Italien in der Vergangenheit viel zu kurz gekommen. Dies lässt mich berechtigerweise hoffen, dass „neue“ Leute – und nicht mehr der „General“ Costa – dieses Ministerium leiten werden und wir somit bei den großen Beutegreifern Bär und Wolf und beim Stilfserjoch Nationalpark mehr Verständnis für unsere territorialen Anliegen finden werden. Das Treffen hat „nur“ 15 Minuten gedauert. Unser Verhandlungsführer Kollege Schullian konnte nur anbringen, dass wir uns selbstverständlich als Südtiroler Volkspartei nicht immer das persönliche Engagement des Ministerpräsidenten erwarten könnten, der sich ja um die ganz großen Probleme des Landes kümmern müsse und nicht um unser „Provinz Wehwehchen“. Aber wir wünschen einen Ansprechpartner seines Vertrauens, der sich z.B. um unsere spezielle Urbanistik, um unseren „geschlossenen Hof“, um unseren speziellen Finanzpakt (Mailänder Abkommen) usw. kümmern könne. „Vediamo“, war die Antwort und „grazie“ für die sachliche Stellungnahme und den eventuellen Vertrauensvorschuss. Dieser wird – aus meiner Sicht – größer sein als bei allen seinen Vorgängern (Letta, Renzi, Gentiloni und Conte) und wir sollten daher bei der Erwartungshaltung zurückhaltend sein. Wir müssen an der Seite des Ministerpräsidenten hoffen, dass uns dieser Neubeginn etwas mehr bringt, als die Conte-Regierung.