von Albrecht Plangger - Ex Ministerpräsident Matteo Renzi hat die Regierungskrise tatsächlich heraufgeschworen. Ich war bei seiner Pressekonferenz „live“ dabei. Er hat nicht lange „um den Brei herumgeredet“, sondern schon im zweiten Satz nach der Begrüßung bekanntgegeben, daß er seine zwei Ministerinnen zurückziehen werde und dies schon dem Ministerpräsidenten mitgeteilt habe. Auf die vielen Fragen der anwesenden Journalisten konnte man klar erkennen, daß sich Renzi „todsicher“ ist, daß es zu keinen Neuwahlen kommt (weil sie niemand will) und dass Conte nicht genügend Parlamentarier vor allem aus der „Gemischten Gruppe“ finden werde, die ihm eine neue Mehrheit sichern könnte. Die Strategie Renzis schien in der Pressekonferenz gut kalkuliert, aber hat er wohl doch nicht die „Rechnung ohne den Wirt“ gemacht. Auch Lega Chef Salvini war sich vor ca. 15 Monaten sicher, den „Conte verräumen“ zu können und hat sich schwer getäuscht. Auch dem Renzi könnte es aus meiner Sicht so ergehen und wir könnten ihn schon bald auf der Oppositionsbank sitzen sehen. Die Stimmung unter den Parlamentariern ist schlecht. Misstrauen total. In jeder Ecke stehen kleine Gruppen, die sich Informationen „zuflüstern“. Für Südtirol sind diese Krisen immer schlecht, da die Regierung dann keine Zeit für unsere Anliegen hat und somit Südtiroler Themen zwangsweise unbehandelt bleiben. Daher hoffen wir auf einen raschen „fliegenden Wechsel“, der dem Land eine arbeitsfähige Regierung für die verbleibenden 2 Jahre garantieren kann. Wir werden schon, wie gewohnt, eine Zusammenarbeit im Interesse Südtirols mit dem alten oder neuen Ministerpräsidenten finden. Das ist unsere primäre Aufgabe. Es gilt jetzt die Covid 19 Epidemie durchzustehen, die Wirtschaft und Arbeitnehmer zu stützen, die durch den „Lockdown“ nicht mehr arbeiten dürfen. Es kommt das Gesetzesdekret „ristori 5“ mit Hilfen für den Wintertourismus. Es müssen weitere Schulden aufgenommen werden, der „Recovery Plan“ muß auf den Weg gebracht werden. Je schneller die Krise bewältigt wird, umso besser für Land und Leute. Wir Südtiroler werden uns anpassen.